Naja, der Markt ist leider versaut, die Leute haben da immer diese 50erJahre Les Pauls und preCBS-Strats im Hinterkopf
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Das verführt gerne zu falschen Rückschlüssen.
Meiner Einschätzung nach ist es nicht nur das. In den Sechzigern wurde dieser "deutschtümelnde Kram" ganz gern gespielt, weil es ohnehin nichts Anderes gab. Etliche Spieler sahen den größten Vorzug ihres Instruments wohl darin, dass es wenigstens von weitem noch nach Fender oder Gibson aussah. Später warfen die Japaner ihre Fender- und Gibson-Kopien auf den Markt, die zunächst ziemlich schlecht waren, aber nach und nach entstanden immer bessere Instrumente, und in den Achtzigern konnte selbst Korea mit guter Qualität aufwarten. Die deutschen Instrumente passten da nicht mehr so recht rein, waren gewissermaßen veraltet, aber noch nicht alt genug, um einen Kultstatus zu erlangen. Außerdem befanden wir uns damals im Gegensatz zu heute noch in einer Zeit wachsenden Wohlstands, so dass man nicht so leicht dazu neigte, die Vergangenheit durch eine rosarote Brille zu betrachten.
Brauchbare Markeninstrumente, die sich für den Einsatz in einer Schülerband eignen, gab es mittlerweile für 350 bis 600 Mark, und die Leute, die ihre Schülerband-Zeit mit einer alten Höfner, Framus o. ä. erlebt hatten, konnten sich inzwischen eine Fender leisten. Folglich wurden die "alten Plünnen" beim Trödler verramscht, der sie für 200 oder maximal 250 Mark ins Schaufenster stellte, weil er sie sonst unter Garantie nicht los wurde.
1988 oder 1989 kam ich mal an einem mir bis dahin unbekannten Trödelladen vorbei und sah mehrere alte westdeutsche E-Gitarren im Schaufenster, zu den genannten Preisen. Besserer Sperrmüll, so mein damaliger Eindruck.
Inzwischen hat sich viel verändert mit unserer Welt und unserer Gesellschaft, sowohl allgemein als auch den Gitarrenmarkt betreffend. Bei US-Instrumenten werden für schlechte Jahrgänge steigende Preise gezahlt, weil der Markt ansonsten einfach keine bezahlbaren Instrumente mehr hergibt. Was machen also die Nachwuchs-Sammler? Richtig, sie stürzen sich auf die lange Zeit verschmähten Teile wie z. B. die deutschen Instrumente oder auch die weniger klassichen US-Modelle, z. B. Gibson L6S.