Hoi du schmackhaftes Fleischprodukt!
Bevor ich ins Bett gehe...
ob Class A weniger Klirr als A/B hat oder nicht, kann ich nicht beurteilen.
Das kann man so auch überhaupt nicht beurteilen, weil das von der Aussteuerung der Endstufen sowie deren Gegenkopplungen abhängt. Eine EL84 in Klasse A Eintakt macht 5W bei 10% Klirr, zwei EL34 in Gegentakt Klasse B können dagegen über 100W bei unter 0,1% Klirr zur Verfügung stellen. Das hängt extrem von der Schaltung ab.
Auch Klasse A-Endstufen mit extrem schlechten Wirkungsgraden können extrem kacke klingen, wenn sie kacke dimensioniert sind und umgekehrt können auch sehr kalte Klasse B-Endstufen gut klingen (bzw klingen ist das falsche Wort, sie klingen praktisch garnicht, sind also neutral).
Aaaber, Klirrfreiheit ist das letzte was man für eine Gitarre möchte, insofern wäre das kein Argument.
Da gebe ich dir zu 100% Recht. Sonst könnte man sich ja die ganzen schönen Röhren sparen
ja klar, das sind theoretische Werte. In der Praxis ist der Wirkungsgrad sicher kleiner.
Ich sehe den Vorzug von Klasse A immernoch bei Kleinleistungsverstärkern.
Ich hab versucht mit Kleinleistungsröhren in Gegentaktschaltung zu arbeiten, aber selbst da geht A/B kaum (gescheit).
Der Wirkungsgrad ist vor allem eine Frage der Sichtweise. Bei einem Röhrenverstärker schlagen die Verluste durch die Heizung und die Netzteilschaltung (sofern Röhre) auch noch zu Buche, sodass der Wirkungsgrad egal bei welchem Verstärker unter aller Kanone ist. Aber das ist auch kein Kriterium, solange der Klang gefällt
Du hast Recht, dass Klasse A besonders bei kleinen Leistungen seine Vorzüge hat und zwar aus dem einfachen Grund, dass besonders die kleinen Eintaktschaltungen in Klasse A SEHR einfach und günstig aufzubauen und einfach zu warten sind (Autobias). Außerdem verhalten sie sich im Grenzbereich relativ brav, d.h. wenn man sie übersteuert, dann klingt das relativ harmonisch im Gegensatz zu einigen AB-Verstärkern, bei denen sowas zu harschem Klang führt. Und bei kleinen Verstärkern ist die Übersteuerung ja irgendwie Programm, denn man hat ja keine Reserven.
Daher klingen sehr kleine AB- oder B-Endstufen auch meistens kacke, weil man eben einen harschen Übersteuerungsklang bekommt.
Naja, jegliche Frequenzbeeinflussung ist letztlich Klirr. Egal ob das ein Hochpass ist, oder durch unsymmetrische Endstufen entstehende Verzerrungen. Das alles prägt den Sound.
Natürlich zuletzt auch durch den Speaker selbst, der ja Frequenzkirmes pur ist
Da gibt es einen Unterschied zwischen "Verzerrungen" im Allgemeinen und "Klirr".
Verzerrungen sind unterteilt in Klirr (nichtlineare Verzerrungen) und Frequenzgangsverzerrungen (lineare Verzerrungen, also Hochpässe, Tiefpässe). Frequenzgangsverzerrungen sind also kein Klirr.
Klirr bezeichnet eigentlich nur das Obertonspektrum, das durch Nichtlinearitäten erzeugt wird, also Frequenzen, die an Dioden, Röhren, Transistoren usw usw aus einer niedrigeren Frequenz entstehen. Sowas passiert an Hochpässen und Tiefpässen nicht - an Lautsprechern natürlich schon, weil der Lautsprecher irgendwann rumwabert wie die Oberfläche einer Schüssel Wasser bei einem Erdbeben.
Verzerrungen bestehen also aus linearen und nichtlinearen Verzerrungen.
Lineare Verzerrungen => Frequenzgangsverbiegungen
Nichtlineare Verzerrungen => Generierung von Obertönen
Beide Betriebsarten (A und AB) generieren Obertöne, nur ist das Spektrum unterschiedlich und es lässt sich durch Gegenkopplungen usw beeinflussen. Daher ist eine Soundzuordnung nur sehr grob möglich, da die Verstärker teils sehr unterschiedlich aufgebaut sind und man daher bei einigen ziemlich danebengreifen wird. Alleine schon die Sache mit "Klasse A - Eintakt oder Gegentakt" ist ein himmelweiter Unterschied. Und wenn dann noch so Sachen wie der AC30 dazukommen, der überall als "Class A" angepriesen ist, der aber in Wirklichkeit in AB läuft, dann wird es richtig lustig...
So, gute Nacht.
MfG Stephan