
Strato Incendus
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Erklär mir mal jemand, was an dem schwedischen Song so stark ist ... Der Sänger ist als Typ wohl sehr gut - aber der Song? Also, nee ... Da gibt es weitaus bessere. Aber es gewinnen auch selten die guten Songs.
Typisch ESC!
Nein, es gewinnt der, der die meisten Sympathien ergattern kann. Und dafür zählt weder nur der Song, noch nur das Aussehen des Sängers, noch nur die Bühnenshow, sondern das Gesamtpaket, wie hier schon angeführt wurde. Johannes von Revolverheld hat es nach der Show bezüglich des Schwedens sehr schön zusammengefasst: "Der kann gut singen, kann gut tanzen und sieht gut aus. Finde ich sch*ße!"

Ich war ja erst auch eher "gegen Schweden" und hätte mich über einen italienischen Sieg wirklich gefreut, aber als es dann eine kurze Zeit so aussah, als würde Russland gewinnen, hat das schlagartig gewechselt und ich habe von da an bei jeder neuen Punktevergabe darauf gehofft, dass der Schwede die Russin wieder überholt, was dann ja letztendlich auch geschehen ist. Nicht etwa, weil ich etwas gegen Russland hätte, sondern einfach weil ich den Song zu "ölig" und kitschig für eine solche Message fand; der Ungarin und den Armeniern habe ich ihre Friedensbotschaft einfach eher abgenommen. Es hat ja schon gereicht, dass in der Zwischensequenz mit den nebeneinander gestellten Filmsequenzen aus den ganzen Ländern (der Türke, der einen Parpierflieger nach Armenien schmeißt usw.) im Hintergrund "What if" lief, das ebenfalls aus Russland stammende Friedenslied von 2013, als der ESC das letzte Mal in Schweden war - und zwar in voller Länge! "A Million Voices" war zum Glück nicht mehr ganz so dick aufgetragen, aber mir persönlich immer noch zu viel. Es geht aber ins Ohr, das muss man dem Lied lassen.
Ich warte aber ehrlich gesagt nur darauf, dass der sogenannte ESC-"Experte" Jan Feddersen auf der deutschen Eurovision-Homepage wieder seine haltlosen Verschwörungstheorien von wegen "osteuropäischer Dominanz" ausführt, wie er es nach dem ersten Halbfinale getan hat. Jetzt dürfte es deutlich schwieriger sein, überhaupt eine Grundlage dafür zu finden, wenn just Deutschland Russland 12 Punkte gegeben hat ^^.
Die vielbeschworene Punkteschieberei entsteht mEn vor allem durch eines: ethnische Minderheiten, die im Ausland wohnen, sich aber logischerweise immer noch ihrer Heimat ein Stück weit verbunden fühlen. Deshalb gibt Deutschland normalerweise der Türkei seine 12 Punkte, sofern sie mitmacht. Und Zypern seine an Griechenland, Moldawien seine an Rumänien und umgekehrt (am Ende profitiert logischerweise immer nur der davon, der es ins Finale geschafft hat). Selbiges gilt für Serbien / Montenegro / Bosnien-Herzegovina / Kroatien / Mazedonien, für Armenien / Georgien und Georgien / Aserbaidschan usw. Wo die Grenzen der jeweiligen Länder verlaufen, verläuft einfach nicht immer die Grenze zwischen den Mitgliedern der verschiedenen Gruppen - es leben noch ausreichend Serben in Montenegro und ausreichend Montenegriner in Serbien, um von dort aus für das Land anzurufen, dem sie sich eben immer noch verbunden fühlen.
Das eigentlich Traurige ist, wenn man einen Beitrag schickt, der so banal ist, dass selbst die eigenen ethnischen Minderheiten im Ausland sich nicht durchringen können, dafür anzurufen - das hat Deutschland wunderbar geschafft. Weder die gesangliche Leistung von Ann-Sophie, noch die Performance, noch der Song "Black Smoke" an sich sind im Vakuum betrachtet schlecht. Sie sind aber eben auch nicht wirklich gut, sondern einfach zu unauffällig gewesen. Aus einem ähnlichen Grund dürfte Zypern abgeschmiert sein - ein nettes kleines Liedchen, das keinem wehtut, aber für das man auch keine Telefongebühren investiert.
Ein paar Ecken und Kanten mehr können da durchaus hilfreich sein, einfach um im Gedächtnis zu bleiben. Das ist ja das Erfolgsrezept, auf das die ganzen Gaga-Beiträge setzen - vor dem "Sympathien gewinnen" kommt eben erst einmal "im Gedächtnis bleiben".
Die Albanierin hat auch diesmal wieder herrlich viele Töne versemmelt, trotzdem hat sie mehr Punkte bekommen als Ann-Sophie, sogar mindestens einmal 12 Punkte - mit ein paar Fehlern bleibt man eben mehr im Gedächtnis als wenn man zwar keine Fehler macht, aber eben auch nichts besonderes, das hervorsticht.
Wenn wir mal weiter oben gucken, auch die Esten haben nicht alle Töne getroffen, aber diese "Unsicherheit" passte gerade zu der Situation, die sie darstellten (und die Tränen der Sängerin taten das Übrige ^^). Der serbische Beitrag war ja wohl gerade der Inbegriff von "mit etwas auffallen, das nicht perfekt ist", und das hat funktioniert.
Deutschland hat in den letzten Jahren einfach gerne Gute-Laune-Plätscher-Songs geschickt, die niemandem wehtun. Und da gilt das alte Sprichwort "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt". Ist aber irgendwie ein typisches Syndrom der Big 5. Abgesehen von Italien waren auch diesmal die Big 5 weit abgeschlagen, und ich habe über die Jahre hinweg das Gefühl, dass die "großen" Länder sich einfach weniger Mühe bei der Songauswahl geben, weil sie ja nicht Angst vorm Ausscheiden im Halbfinale haben müssen. Schon qualifiziert zu sein wird auf den ersten Blick als Vorteil empfunden und einige der anderen Länder fühlen sich dadurch auch ungerecht behandelt (z.B. die Türkei, weshalb sie ausgesetzt hat), aber Fakt ist: Eine Teilnahme am Halbfinale ist auch ein Privilleg für einen weiteren Auftritt - eine weitere Möglichkeit, Sympathien zu sammeln.
Selbiges Prinzip hat bei Ann-Sophie und Elaiza gegriffen: Dadurch, dass sie erst diese tolle "Wild Card" gewinnen mussten, standen sie einmal mehr vor dem entscheidenden Publikum als die anderen Kandidaten. Leider sehe ich für die deutsche Vorauswahl genau darin das Problem: Die unbekannten Newcomer können dadurch schon vorab mehr Sympathien sammeln als die alten Hasen, weil sie in diesem Clubkonzert eben näher am Volk sind. Das schickt sie dann aufgrund der Sympathie ins Finale des Vorentscheids, selbst wenn der Song schwach ist. Anders kann ich mir nicht erklären, wie etwa letztes Jahr Elaiza an all den Größen Santiano, Unheilig & Co. vorbeiziehen konnten.
Bei Ann-Sophie war's ja gleich ein doppelter Witz, dadurch, dass sie die Wild Card mit einem ganz anderen Titel gewonnen hat. Dann konnte sie im Finale mit Black Smoke einen zweiten präsentieren und die große Masse fand natürlich das toller, was in dem Moment neuer für sie war.
Über den Rest lohnt es sich nicht 'mal zu diskutieren.
Langweilig.
Och, das würde ich nicht so sehen. Gerade dieses Jahr gingen die Geschmäcker so weit auseinander wie seit 2011 nicht mehr, deshalb ist es umso überraschender, dass neben Schweden nur zwei weitere Länder den Großteil der Punkte kassiert haben (Russland und Italien) und nicht wildes Punkte-durch-die-Gegend-Schießen stattfand. Bei so vielen verschiedenen Songs hebt sich vielleicht im breiten Mittelfeld vieles nicht voneinander ab, aber jeder findet irgendwo darin noch seine heimlichen Favourites. Gerade deshalb sollte man nicht von der Unfehlbarkeit der eigenen Meinung überzeugt sein - andere mögen durchaus an den Beiträgen, die weder aus Lettland, Ungarn oder Belgien stammen, Diskussionsstoff finden
aber dass ausgerechnet die Länder, die angeblich Angst davor haben, dass Putins Freiheitsarmee demnächst bei ihnen einmaschiert, diesem dummdreisten Gewträller 12 Punkte gegeben haben, macht mich fassungslos.
Ich glaube, zu Schwedens Gunsten gekippt ist das in dem Moment, als zweimal Lettland die Punkte bekam, die zuvor immer an Russland gegangen sind: Italien und Schweden waren schon bedient und man dachte sich, "Ach ja, und 12 nach Russland", und dann hieß es "Latvia". Das erste Land, dass Lettland "statt" Russland die Punkte gegeben hat, war Litauen. Das fällt also schonmal nicht in deine Beschreibung rein.
Deutschland hat wie gesagt Russland 12 Punkte gegeben. Haben wir deshalb Angst vor einem Einmarsch?
Natürllch sollte man Musik und Politik auseinanderhalten
Ist ja auch offiziell Regelung beim ESC, aber speziell dieses Jahr war ich schon überrascht, wie weit diese Regel gedehnt werden kann. Armenien, Ungarn und Russland hatten ja nun eindeutig politische Botschaften. Wenn ich denke, dass Georgien 2009 nicht teilnehmen durfte mit einem Titel namens "We don't wanna put in", ist das halt schon erstaunlich, dass Armenien jetzt für alle ersichtlich an den Völkermord erinnern darf.
Andererseits ist beim ESC auch eigentlich "swearing language" verboten und trotzdem durften Serebro 2007 "bitches" und "badass" singen