
Strato Incendus
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Noch drei Wochen bis zur alljährlichen musikalischen Europameisterschaft. Da es ja immer ein paar frühe Vögel (mich eingeschlossen ^^) gibt, die sich schon vorher den ein oder anderen antretenden Song anhören, mache ich den Thread schonmal jetzt auf, ist ja immer wieder interessant zu lesen, was Leute so für Prognosen machen, wer in den Himmel gelobt und wer in der Luft zerpflückt wird, nur damit am Ende sowieso alles anders kommt
. Wem drückt ihr die Daumen, welchen Song könnt ihr auf den Tod nicht ausstehen, wen haltet ihr für den wahrscheinlichsten Sieger? Und natürlich auch: Wo seht ihr den deutschen Beitrag im diesjährigen Feld?
Mir sind vor allem erst einmal zwei Trends aufgefallen, die sich durch die diesjährigen Songs ziehen:
- eine kleine Retro-Welle: Dänemark, England und Estland schicken allesamt Songs, die vom Gefühl her auch aus dem letzten Jahrhundert stammen könnten. Ich persönlich finde das aber paradoxerweise erfrischend, wenn das "Neue" mal etwas altes ist, neben all dem üblichen Eurodance- und R&B-Kram, den man jedes Jahr sieht.
- Geigen! Lindsey Stirling hat wohl auch beim ESC ihre Spuren hinterlassen - überall wird gefiedelt, und zwar eher in ihrem Stil als in dem von Alexander Rybak. Während es beim ESC ja üblich ist, dass Balladen gerne mit Streicherteppichen zugekleistert werden, sind Sologeigen ja normalerweise nicht so oft anzutreffen, dieses Mal gibt es aber eine Menge (Slowenien, Weißrussland, England, auch dezent bei Mazedonien und natürlich Irland). Das weißrussische erinnert extrem an den rothaarigen Fidel-Flummi ^^, vor allem mit dem Video - ob die Geigerin jetzt in einer Schneekugel oder einer Sanduhr steht macht da auch nicht mehr den Unterschied, das slowenische ist in den Zwischenparts aber auch nicht weit davon entfernt.
Ohrwürmer sind für mich vor allem Estland ("Goodbye to Yesterday"), Slowenien ("Here for You") und Georgien ("Warrior"), das englische Lied ist mit dem Video ganz witzig, kommt hier wahrscheinlich stark auf die Bühnenshow an, wie gut das ankommt. Wirklich gute Chancen räume ich aber nur den beiden erstgenannten ein, die sind eingängig ohne das Gefühl zu erwecken, speziell für den ESC geschrieben worden zu sein, was vor allem auch den Texten zu verdanken ist. Das estnische Lied setzt auf ein ähnliches Rezept wie die Common Linnets letztes Jahr mit "Calm after the Storm", was ja sehr gut funktioniert hat, das slowenische Lied lebt vor allem durch die etwas ungewöhnliche Stimme der Sängerin.
In der Kategorie "ganz nett anzuhören" kämen bei mir hinzu Zypern ("One Thing I Should Have Done"), Island ("Unbroken"), Mazedonien ("Autumn Leaves"), Dänemark ("The Way You Are") und Irland ("Playing with Numbers"). Das irische erinnert mich ein wenig an Vanessa Carlton, aber womöglich nur weil die Dame am Klavier sitzt und den ein oder anderen Ton anscheinend gerne absichtlich ein wenig verunstaltet
. Ist nicht böse gemeint, sie ist ja noch sehr jung, aber der extrem starke Kontrast zwischen den kopfstimmigen "hohen" Tönen (g' und a') und den sehr kehlig gesungenen mittleren (c' bis e') geht mir gegen Ende des Lieds irgendwann auf den Keks, da würden ein bisschen weniger Gesäusel und ein vollstimmiger Refrain als kleine Steigerung am Ende dem Lied schon gut tun.
Kategorie "Stimmakrobatik": Georgien ("Warrior"), Albanien ("I'm Alive") und Aserbaidschan ("Hour of the Wolf"). Letzteres dürfte davon wohl die höchsten Erfolgschancen haben, der Kerl war 2008 schonmal da, hat in den höchsten Tönen geträllert ("Day after Day") und den 8. Platz erreicht, also ist davon auszugehen, dass bei ihm auch dieses Mal alles glatt läuft, zumal der Song mir deutlich allgemeinheitstauglicher scheint. Bei den anderen beiden bin ich mal gespannt, die Songs bewegen sich in einer konstant hohen Lage und dürften dementsprechend anstrengend sein, was man davon live auf YouTube sehen kann klingt aber auch recht vielversprechend.
Da beim ESC ja mittlerweile nur noch der Gesang live sein muss und alles andere vom Band kommt, finde ich solche stimmakrobatischen Songs immer schon einmal allein aus dem Grund interessant. Wenn sich sowieso jeder sein Lied von schwedischen oder amerikanischen Komponisten schreiben lässt, kann man ja nicht mehr von einem Komponistenwettbewerb zwischen den Ländern reden, und ein anspruchsvoller Gitarren-, Klavier- oder Geigenpart muss mittlerweile auch nicht mehr live gelingen, weil er vom Playback kommt. Selbst pfeifen muss man nicht mehr live, wie man letztes Jahr beim schweizerischen Beitrag gesehen hat. Damit ist der ESC in erster Linie tatsächlich ein reiner Gesangsperformancewettbewerb geworden, also sollte man die in dieser Hinsicht schwierigsten Stücke imho angemessen würdigen.
Kategorie "irgendwie ganz witzig" wären England ("Still in Love with You") und Israel ("Golden Boy"). Bei dem israelischen dachte ich erst "Oh Gott, die Möchtegern-Zeile 'I'm the king of fun' geht ja mal gar nicht..." dann habe ich mich mal getraut, es bis zum Ende anzuhören und bin beruhigt zu dem Schluss gekommen, dass das Lied nicht ernst gemeint sein kann. "Before you leave, let me show you Tel Aviv" ^^ war zumindest schonmal ein originellerer Reim, als ich es nach der zuvor genannten Zeile erwartet hätte, aber wenn er dann am Ende noch einwirft "Okay, we gotta go, three minutes...!" ist der Sack zu ^^.
Kategorie "auf Sieg getuned" sind Schweden ("Heroes") und Russland ("A Million Voices"). Und auch wenn die Lieder für sich nicht schlecht sind, so entsteht bei mir immer automatisch eine starke Ablehnung gegenüber einem Lied, wenn ich beim ersten Hören merke, dass es speziell für den ESC und speziell für einen Sieg geschrieben wurde. Die zuvor genannten Lieder machen da für mich allesamt einen "ehrlicheren" Eindruck.
Kategorie "Pinkelpause" sind bei mir Finnland ("Aina Mun Pitää") und Belgien ("Rhythm Inside"). Die finnische Band ist noch insofern besonders, als dass alle Mitglieder das Down-Syndrom haben, was sicherlich als Statement mutig ist, nur um mit dem Rezept wirklich effektiv zu sein braucht es Statement + Stimme + eingängigen Song (s. Conchita Wurst, da waren alle drei Sachen vorhanden), und ohne den Herren zu nahe treten zu wollen, die letzteren beiden Komponenten fehlen bei ihnen einfach. Es wirkt ehrlich gesagt eher nach musikalischer Beschäftigungstherapie und kein Stück nach verborgenen Talenten. Meiner vorsichtigen Einschätzung nach leider wirklich nur für Mitleidspunkte gut.
Das belgische Lied hingegen ist qualitativ sicherlich gut gemacht und wahrscheinlich einfach nicht meine Musikrichtung, will mich also mit niemandem anlegen, dem das zusagt. Für mich kommt das Gesamtpaket da einfach unglaublich affektiert und arrogant rüber, vielleicht tue ich dem Herrn da ja Unrecht, aber beim ESC geht eben vieles über erste Eindrücke, und der entsteht für mich durch die Stimme / den Gesangsstil, die Pausen mit den geflüsterten "ah"s, dann vor allem die Körpersprache und die Mimik, das für meine Empfindung pseudo-künstlerische Video und dazu durch den Text über einen "Rhythmus", den man kaum hört (ein bisschen Drummachine, mehr nicht). Ich bin sowieso immer etwas skeptisch, wenn Lieder "von Musik handeln" (außer natürlich bei "Music" selbst ^^), aber wenn dann auch noch so wenig Musik vorkommt - kaum Orchestrierung, kaum Rhythmus - dann frage ich mich doch ehrlich, was das ganze soll. Wenn ich einen Hass-Song auswählen müsste, wäre es "Rhythm Inside".
Mir sind vor allem erst einmal zwei Trends aufgefallen, die sich durch die diesjährigen Songs ziehen:
- eine kleine Retro-Welle: Dänemark, England und Estland schicken allesamt Songs, die vom Gefühl her auch aus dem letzten Jahrhundert stammen könnten. Ich persönlich finde das aber paradoxerweise erfrischend, wenn das "Neue" mal etwas altes ist, neben all dem üblichen Eurodance- und R&B-Kram, den man jedes Jahr sieht.
- Geigen! Lindsey Stirling hat wohl auch beim ESC ihre Spuren hinterlassen - überall wird gefiedelt, und zwar eher in ihrem Stil als in dem von Alexander Rybak. Während es beim ESC ja üblich ist, dass Balladen gerne mit Streicherteppichen zugekleistert werden, sind Sologeigen ja normalerweise nicht so oft anzutreffen, dieses Mal gibt es aber eine Menge (Slowenien, Weißrussland, England, auch dezent bei Mazedonien und natürlich Irland). Das weißrussische erinnert extrem an den rothaarigen Fidel-Flummi ^^, vor allem mit dem Video - ob die Geigerin jetzt in einer Schneekugel oder einer Sanduhr steht macht da auch nicht mehr den Unterschied, das slowenische ist in den Zwischenparts aber auch nicht weit davon entfernt.
Ohrwürmer sind für mich vor allem Estland ("Goodbye to Yesterday"), Slowenien ("Here for You") und Georgien ("Warrior"), das englische Lied ist mit dem Video ganz witzig, kommt hier wahrscheinlich stark auf die Bühnenshow an, wie gut das ankommt. Wirklich gute Chancen räume ich aber nur den beiden erstgenannten ein, die sind eingängig ohne das Gefühl zu erwecken, speziell für den ESC geschrieben worden zu sein, was vor allem auch den Texten zu verdanken ist. Das estnische Lied setzt auf ein ähnliches Rezept wie die Common Linnets letztes Jahr mit "Calm after the Storm", was ja sehr gut funktioniert hat, das slowenische Lied lebt vor allem durch die etwas ungewöhnliche Stimme der Sängerin.
In der Kategorie "ganz nett anzuhören" kämen bei mir hinzu Zypern ("One Thing I Should Have Done"), Island ("Unbroken"), Mazedonien ("Autumn Leaves"), Dänemark ("The Way You Are") und Irland ("Playing with Numbers"). Das irische erinnert mich ein wenig an Vanessa Carlton, aber womöglich nur weil die Dame am Klavier sitzt und den ein oder anderen Ton anscheinend gerne absichtlich ein wenig verunstaltet
Kategorie "Stimmakrobatik": Georgien ("Warrior"), Albanien ("I'm Alive") und Aserbaidschan ("Hour of the Wolf"). Letzteres dürfte davon wohl die höchsten Erfolgschancen haben, der Kerl war 2008 schonmal da, hat in den höchsten Tönen geträllert ("Day after Day") und den 8. Platz erreicht, also ist davon auszugehen, dass bei ihm auch dieses Mal alles glatt läuft, zumal der Song mir deutlich allgemeinheitstauglicher scheint. Bei den anderen beiden bin ich mal gespannt, die Songs bewegen sich in einer konstant hohen Lage und dürften dementsprechend anstrengend sein, was man davon live auf YouTube sehen kann klingt aber auch recht vielversprechend.
Da beim ESC ja mittlerweile nur noch der Gesang live sein muss und alles andere vom Band kommt, finde ich solche stimmakrobatischen Songs immer schon einmal allein aus dem Grund interessant. Wenn sich sowieso jeder sein Lied von schwedischen oder amerikanischen Komponisten schreiben lässt, kann man ja nicht mehr von einem Komponistenwettbewerb zwischen den Ländern reden, und ein anspruchsvoller Gitarren-, Klavier- oder Geigenpart muss mittlerweile auch nicht mehr live gelingen, weil er vom Playback kommt. Selbst pfeifen muss man nicht mehr live, wie man letztes Jahr beim schweizerischen Beitrag gesehen hat. Damit ist der ESC in erster Linie tatsächlich ein reiner Gesangsperformancewettbewerb geworden, also sollte man die in dieser Hinsicht schwierigsten Stücke imho angemessen würdigen.
Kategorie "irgendwie ganz witzig" wären England ("Still in Love with You") und Israel ("Golden Boy"). Bei dem israelischen dachte ich erst "Oh Gott, die Möchtegern-Zeile 'I'm the king of fun' geht ja mal gar nicht..." dann habe ich mich mal getraut, es bis zum Ende anzuhören und bin beruhigt zu dem Schluss gekommen, dass das Lied nicht ernst gemeint sein kann. "Before you leave, let me show you Tel Aviv" ^^ war zumindest schonmal ein originellerer Reim, als ich es nach der zuvor genannten Zeile erwartet hätte, aber wenn er dann am Ende noch einwirft "Okay, we gotta go, three minutes...!" ist der Sack zu ^^.
Kategorie "auf Sieg getuned" sind Schweden ("Heroes") und Russland ("A Million Voices"). Und auch wenn die Lieder für sich nicht schlecht sind, so entsteht bei mir immer automatisch eine starke Ablehnung gegenüber einem Lied, wenn ich beim ersten Hören merke, dass es speziell für den ESC und speziell für einen Sieg geschrieben wurde. Die zuvor genannten Lieder machen da für mich allesamt einen "ehrlicheren" Eindruck.
Kategorie "Pinkelpause" sind bei mir Finnland ("Aina Mun Pitää") und Belgien ("Rhythm Inside"). Die finnische Band ist noch insofern besonders, als dass alle Mitglieder das Down-Syndrom haben, was sicherlich als Statement mutig ist, nur um mit dem Rezept wirklich effektiv zu sein braucht es Statement + Stimme + eingängigen Song (s. Conchita Wurst, da waren alle drei Sachen vorhanden), und ohne den Herren zu nahe treten zu wollen, die letzteren beiden Komponenten fehlen bei ihnen einfach. Es wirkt ehrlich gesagt eher nach musikalischer Beschäftigungstherapie und kein Stück nach verborgenen Talenten. Meiner vorsichtigen Einschätzung nach leider wirklich nur für Mitleidspunkte gut.
Das belgische Lied hingegen ist qualitativ sicherlich gut gemacht und wahrscheinlich einfach nicht meine Musikrichtung, will mich also mit niemandem anlegen, dem das zusagt. Für mich kommt das Gesamtpaket da einfach unglaublich affektiert und arrogant rüber, vielleicht tue ich dem Herrn da ja Unrecht, aber beim ESC geht eben vieles über erste Eindrücke, und der entsteht für mich durch die Stimme / den Gesangsstil, die Pausen mit den geflüsterten "ah"s, dann vor allem die Körpersprache und die Mimik, das für meine Empfindung pseudo-künstlerische Video und dazu durch den Text über einen "Rhythmus", den man kaum hört (ein bisschen Drummachine, mehr nicht). Ich bin sowieso immer etwas skeptisch, wenn Lieder "von Musik handeln" (außer natürlich bei "Music" selbst ^^), aber wenn dann auch noch so wenig Musik vorkommt - kaum Orchestrierung, kaum Rhythmus - dann frage ich mich doch ehrlich, was das ganze soll. Wenn ich einen Hass-Song auswählen müsste, wäre es "Rhythm Inside".
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