Eure Verzerrer-Empfehlung

Hi Matt,

eigentlich hast Du mehrere Fragen gestellt die zudem noch in nicht strukturierter Weise miteinander vernetzt sind. So sind z.B. bei den von Dir aufgelisteten Pedalen unterschiedlichste Typen dabei.

Ich würde erstmal vorselektieren. Es gibt Booster, Overdrives, Distortions und Fuzzes. Die gibts dann auch noch als Röhre, Modelling, Feldeffekttransistor und Silizium oder Germanium Transe......und alle wollen zudem noch was Unterschiedliches.

Ein Booster mit Klangregelung, vielleicht sogar mit ner Röhre würde, da schliesse ich mich MiniMay an im Verbund mit Deinem Equipment schon ganz gute Ergebnisse erzielen, jedenfalls dann wenn Du immer Endstufenzerre dabei haben willst. Endstufenzerre ist dicker und schwerer zu kontrollieren als der schlanke Ton aus einem Overdrive- oder Distortionpedal, klingt aber dafür auch erste Sahne.

Fuzz denke ich ist zu heftig. Weiss nicht ob Du mal nen Muff gespielt hast. Der singt zwar wie ne Violine wenn man Single Notes spielt, wird aber auch ratzfatz zur Kreischsäge wenn man die "falschen" Akkorde spielt. Der kleistert schnell alles zu. Ich sehe so einen wie auch den Dallas Arbiter als "Effekt", weniger als dauerhaft in Betrieb befindliches Teil. Zu hören bei Mogwai, Monster Magnet, Chemical Brothers, Santana und auf der EHX Page.

Ein Distortion Pedal, vorzugsweise eines mit einer Röhre drin klingt zwar besser, würde aber aus meiner Sicht zu den von Dir anvisierten musikalischen Stilen nur bedingt passen.

Mit Modelling Pedalen kenne ich mich aus Ablehnung nicht aus. Einzig das von Dirk Baldringer geniesst einen vorzüglichen Ruf. Der Preis dafür soll aber auch nicht ohne sein.

Bleibt nur noch das Overdrive Pedal mit Röhre und Klangregelung welchem ich den Vorzug geben würde. Da Du einen mit 15 Watt verhältnismässig "kleinen" Amp spielst müsstest Du schon bei moderaten Lautstärken einen recht guten Ton hinbekommen. Wenn Du den richtig aufreisst könnte da schon die Endstufe ins Clippen kommen. Du könntest ihm mit dem Overdrive Pedal in mehrfacher Weise den "Rest" geben.

Gain niedrig, Output hoch würde schon die Vorstufe im Amp anpusten und den Ton fetter machen. Mit der Klangregelung passt Du den Klang so an wie er Dir verzerrt passt. Schaltest Du das Pedal auf Standby, hast Du wieder Dein Clean Setting. Mein Amp ist mir zu basslastig wenn ich ordendlich Gas gebe. Mitunter benutze ich mein Pedal fast nur als Equalizer. Damit hättest Du das Booster Prinzip abgefrühstückt. Natürlich wird dieser Job auch von einem gut eingestellten Kompressor erledigt.

Du kannst aber auch den Amp bei leisen Lautstärken stärker zerren lassen indem Du den Amp clean stellst, den Output des Pedals ebenfalls gering hältst dafür aber dem Gain mehr Dampf gibst. Der Ton ist zwar schlanker, lässt sich aber leichter Kontrollieren und auf Zimmerlautstärke einstellen.

Natürlich kannst Du auch beides aufmachen....nämlich Gain und Output...das Brett welches dann rauskommt nennt sich Distortion. Eben wegen dieser Konstellation, nämlich Deinem Equipment, der Soundvorstellung und den sich mit dem Overdrive ergebenden Möglichkeiten wäre dies meine Empfehlung. Mit so ner Kombi würdest Du ne Menge abdecken.....dicke Rocksounds ebenso wie Fusion oder Achtziger Zerre.

Wer sich solche Pedale mal näher angesehen hat wird feststellen dass es eigentlich auch Preamps sind. Mit ner DI Box an einem guten Mischpult liessen sich sogar Recordings machen. Selbst clean wird das Signal mehr crispy. Fast alle cleveren Homerecorder setzen deshalb kleinste Röhrenpreamps ein. Man achtet im Gitarrenlager btw bei solchem Zeug darauf dass es über echtes Standby verfügt.

Ich würde so eine Wahl aber nicht von einem Hersteller abhängig machen. Eher von der eigenen Philosophie. Gute Pedale gibts zuhauf, oder anders gesagt gibts nur noch wenig wirklich schlechte.

Ich selbst puste meinen 22 Watt Deluxe Reverb so wie oben beschrieben an und bin wunschlos glücklich. Ich spiele das Vox Cooltron "Over The Top Boost" welches laut Hersteller dem Kanalzug eines AC 30 entspricht. Ich hatte mich bei der Anschaffung einem Risiko ausgesetzt...ich hab die Kiste bei EBay bestellt. Ich war ziemlich baff dass es auch so klingt wie ein AC 30. Glück gehabt....hätte auch Lehrgeld sein können. Mir ging es bei dem Teil nicht nur darum den Amp anzupusten sondern auch noch um den Vox AC 30 Sound. Von Vox gäbe es noch die Big Bens die vermutlich neutraler zu Werke gehen. Wenn iuch mich recht erinnere gibt es gar einen welcher zwei Modi zur Verfügung stellt.

Die Cooltrons sind aber im Niederspannungsbereich zu Hause. Es gibt Röhrenfreaks die sagen dass eine Röhre gern mit einer Spannung gegen 400 Volt betrieben werden soll. Auch das ist ist so ein Kriterium welches man berücksichtigen darf. Das Cooltron kann man dafür alternativ sogar mit Accus betreiben.

Eine Besonderheit unter den Röhrenpedalen ist das EHX Hot Tubes welches mit zwei 12 AX7 Röhren und einer parametrischen Klangregelung aufwartet. Hierbei wird mit den Reglern bei einer festen Pegelanhebung- bzw. Absenkung die Frequenz verändert (Stichwort Wah Wah). Die Intensität des Effektes geht bis in die Selbstoszillation der Filter. Extreme Sounds sind damit möglich. Der klassische Big Muff Ton lässt sich damit auch mühelos generieren. Allerdings klingt es mir zu hart. Man muss schon sehr weich klingende Röhren in der Schublade haben um das Teil warm klingen zu lassen.....wo wir bei meinem letzten Argument für ein Röhrenpedal wären: Es lässt sich soundtechnisch ohne grossen Aufwand tunen. Dass Experimente mit unterschiedlichen Vorstufenröhren wirksam sind kann man in vielen hiesigen Threads lesen und ich gehe mit dieser Erkenntnis mit.

Einziger Nachteil der Röhre ist vielleicht deren Wartungsnotwendigkeit und man kann solche Gerätschaft nicht ohne Konsequenzen durch die Gegend werfen.

Das beste Transistorpedal welches ich bislang gehört habe war das Fulltone Fulldrive mit Mosfet Transisitoren. Solche Transen verstärken wie eine Röhre die geradzahligen Obertöne was einen harmonischen Ton zu Folge hat.

Ich wünsche Dir eine erfolgreiche Suche und zufriedenstellende Entscheidung.
 

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