Dann will ich auch mal beitragen.
Wobei so richtig schlimm und bizarr sind bzw. waren die Räume gar nicht, aber mir sind beim Zusammenschreiben viele, zumeist schöne Erinnerungen wieder gekommen...
1. Kellerraum im Wohnhaus
Der Proberaum meiner ersten Band war ein simpler, ungedämmter Kellerraum im Wohnhaus des Sängers. Seine Eltern waren offenbar sehr tolerant und lärmunempfindlich (oder entsprechend abgehärtet), so dass sie uns da unten beliebig Krach machen ließen. Dafür gebührt ihnen rückwirkend ein riesiges Dankeschön.
2. Ehemaliges Fabrikgebäude in der Innenstadt
Bevor es abgerissen und durch einen neuen Wohnblock ersetzt wurde, stand ein ehemaliges Fabrikgebäude mitten in der Innenstadt über einen Zeitraum von anderthalb Jahren der Musikschule als Ausweichquartier zur Verfügung. Dort fanden in verschiedenen Räumlichkeiten (zum Teil ehemals Verwaltung, zum Teil auch ehemals Fertigung) Instrumentalunterricht und auch Proben der Musikschulband statt. Den umliegenden Anwohnern hat diese Phase wohl weniger gut gefallen, denn hinsichtlich Geräuschdämmung wurde rein gar nichts unternommen.
3. Kellerraum einer Grundschule - überflutet beim Pfingsthochwasser 1999
Eigentlich war das ein idealer Proberaum, er war gut ausgestattet, hell und wohnlich, wahlweise gut belüftet oder beheizt und in den Abendstunden hat die unweigerlich entstehende Lautstärke niemanden gestört. Beim historischen Pegelhochstand der Donau im Frühjahr 1999 wurde das Schulgelände von dreckigem Flusswasser überflutet und auch der Proberaum lief wie der gesamte Keller meterhoch voll. Das Musikequipment wurde dabei zerstört oder massiv beschädigt bzw. verschmutzt, einzig die Gesangsmikros überlebten, sie schwammen in einer Kunststoffkiste auf der Wasseroberfläche. Zum Glück hatte ich dort keinen eigenen Verstärker oder gar eine Gitarre stationiert!
4. Schallkabine des Schlagzeugers (umgebaute Sauna?)
Ich spielte eine Zeitlang in einem Bandprojekt mit, bei dem wir uns beim Schlagzeuger im Keller seines Elternhauses in einer von ihm selbst gebauten, schwingungsentkoppelten und mit allerlei improvisierten Materialien gedämmten Schallkabine trafen. Der andere Gitarrist und ich saßen quasi direkt neben dem Schlagzeugset und die Lautstärke und die Beengtheit waren unfassbar. Zum Glück hatte er an eine Lüftung gedacht! Aufrecht stehen war unmöglich; die Kabine machte auf mich eher den Eindruck einer umgebauten Sauna und ähnlich heiß wurde es da drin auch, uff.
5. Geschützkasematte in einem 170 Jahre alten Festungsgebäude
Im Untergeschoß eines Außenforts der Bundesfestung aus dem 19. Jahrhundert, das vom Stadtjugendring verwaltet wird, gibt es mehrere Proberäume in den ehemaligen Geschützkasematten. Das heißt: Ein Gewölbe aus Kalk- und Backstein, ganz klassisch mit muffigen Eierkartons ausgekleidet, um den schrecklichen Sound einigermaßen in den Griff zu kriegen. Bei 3 Meter Wandstärke der Mauer gab's draußen kaum was zu hören, aber innen drin war's trotz Eierkartons kaum auszuhalten
. Seitdem trage ich immer Ohrenstöpsel beim Proben. Das größte Problem waren aber (a) die erhöhte Luftfeuchtigkeit und (b) die vielen Stufen runter ins UG - die Schlepperei vor und nach Auftritten machte echt keinen Spaß.
6. Ehemaliges Fabrikgebäude am Ortsrand
Als Glücksfall hat sich unser aktueller Proberaum erwiesen. Wir sind in einer ehemaligen Fabrik aus der Nachkriegszeit, im ersten Stock eines Verwaltungsgebäudes - der Raum könnte früher auch zu einer Hausmeister- oder Betriebsleiterwohnung gehört haben. Er ist nicht allzu groß, aber trocken, beheizt, hell und einigermaßen wohnlich. Das ganze Gelände steht seit vielen Jahren unter Zwangsverwaltung. Viele Proberäume gibt es dort nicht, hauptsächlich sind es kleine Werkstätten, Ateliers, Lagerräume und so. Es traut sich kein Investor ran, da der Erdboden mit irgendwelchen Chemikalien aus der Produktion verseucht ist und höchst kostspielig ausgetauscht werden müsste, bevor das Areal neu bebaut werden kann. Von daher werden wir voraussichtlich noch eine geraume Zeit dort bleiben können. Einziger Nachteil ist die Nähe zum Wohngebiet, das bedeutet, Proben nach 20 Uhr sind nur bei geschlossenen Fenstern erlaubt - aber damit kann man leben.