Eure Ansätze zur Modalen Improvisation

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Hallo zusammen.

Hab in letzter Zeit immer wieder gelesen, dass die Modale Improvisation die "Köigsdisziplin" sei.

Jetzt möcht ich gerne mal wissen, wie ihr an so ein Modales Stück herangeht, was ihr für wichtig haltet, bsp. für gelungene Improvisation usw.

Gruß,
Philipp
 
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Ich bin leider am Instrument (Git., Klavier) weit davon entfernt, das in Echtzeit halbwegs umsetzen zu können, und möchte daher nicht den Eindruck erwecken, ich würde das, was als hier „Königsdisziplin“ bezeichnet wurde, wiklich beherrschen ... aber GEDANKLICH und SINGEND geht das schon ... meine persönliche Herangehensweise ist die folgende:

Zuerst sollte man definieren, was man unter „modal“ verstehst ... denn ich fürchte, das ist so ein Begriff, den jeder für sich anders interpretiert ...

Für mich bedeutet das: Modal wörtlich genommen, als der MODUS steht im Vordergrund. Das muß nicht heißen, daß es nur EINER in einem ganzen Stück ist ... lang klinende und gleichbleibende Akkorde als „Klangflächen“ ... „möglichst“ keine funktonalen Beziehungen zwischen ihnen ... keine im Vordergrund stehenden kadenziellen Vorgänge, bzw. nur solche, die in der Diatonik des Modus vorgesehen sind ...

Als Werkzeuge und Stilmittel für die Herangehensweise einer Improvisation bieten sich nun (für mich) an:

Das Abschalten meiner Akkord- und Kadenzreflexe im Hirn
In größeren (Spannungs- und Melodie-)Bögen denken
Jeden neuen Akkord als lange Tonika vorausempfinden
Aus dem Tönen des MODUS sinnvolle und wenn möglich dennoch spannende Melodien, zumindest aber melodische Sequenzen basteln und damit arbeiten. Die charkteristischen Töne des Modus besonders betonen (erst so WIRD es ja erst als ein bestimmter Modus wahrgenommen)
Superimpositions sind ein besonders elegantes Stilmittel über langanhaltenden Akkordflächen, wie ich finde ...
Bewußt mit den mouds-eigenen Kadenzen arbeiten
Bewußt rhythmische Elemente, bzw. rhythmische Figuren kreieren, die sich auf die wesentlichen Töne des Modus stützen. Diese Figuren rhythmisch und melodisch variieren und sie so als kreatives Sprugbrett benutzen ...
Kurz: Man muß es schaffen, Spannung zu schaffen, ohne dabei auf „herkömmliche“ Kadenzen und Leittonbeziehungen zurückgreifen zu können ... Das ist schwer, erfordert viel Kreativität und läßt sich schwer in Worte fassen. NOCH schwerer, als das Skalen-Abrakadabra ...

LG, Thomas
 
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Ich würde in keinster Weise die modale Improvisation als Königsdisziplin ansehen.
Es gibt wohl genauso viele Stimmen die bahaupten würden, dass man bei der modalen Improvisation ja sowieso nicht wirklich was falsches spielen kann.

Also meiner Meinung nach ist keines der der beiden Improvisationskonzepte besser, schlechter oder leichter und schwieriger.
Man muss sogar sagen, dass ein Anfänger wohl viel leichter über einem modalen Stück bestehen kann als über einem stark funktionalem Stück.

Bei funktionalen Stücken muss man einfach seine Hausaufgaben gemacht haben. Da kann man sich nicht einfach irgendwie durchschummeln. Die Basics müssen sitzen (Tonartwechsel, Appregien, Ruhpunkte, Guidetonelines, Tonleitern etc. ).

Bei einem modalen Stück muss man darauf achten dass man kreativ mit den jeweiligen Sounds umgeht. Ein modales Stück kann bei einer sehr einfallslosen Improvisation halt sehr eintönig wirken. Beliebte modale Klangfarben sind ja meistens dorisch und lydisch. Wenn man da diese Modi langweilig durchnudelt kann das für den Hörer sehr ermüdend sein.
Bei der modalen Improvisation bekommt man halt wenig vorgegeben. Man hat im Prinzip sehr viele Möglichkeiten das die Improvisation zu färben, muss allerdings aufpassen das man sein inneres Konzept dabei nicht verliert.
In funktionalen Stücken sind klare Tonzentren zu erkennen und zum größten Teil vorgegeben. Da kann man viel genauer sagen was der Zuhörer da erwartet und was nicht.
 
Ich würde modale Improvisation in ihrer grundsätzlichsten Form eigentlich als simpel bezeichnen. Der wichtige Unterschied zur Bebop-Improvisation besteht eben darin, dass man das Solo weder durch Virtuosität noch durch Licks zum Laufen bringen kann sondern dass man sehr genau auf die bewusste Melodiegestaltung achten muss, was wiederum eine ganz grundsätzliche Fertigkeit für einen Jazzmusiker darstellt. Wichtig ist dann im nächsten Schritt, sein Spiel durch zusätzliche Kleinigkeiten wie Approach-Notes, Ghost Changes und Scale Design interessanter zu gestalten.
 
Was ich sehr wichtig bei der modalen Improvisation finde ist wie gesagt schon die Melodiebildung während des Solos.
Ich habe früher immer bei 2 aufeinander folgenden Akkorden mir
1. klar gemacht welchen Skalen diese Akkorde zugrunde liegen, und
2. welche gemeinsamen töne diese Skalen haben, und wie ich geschick über die neue "Skala" improvisieren kann.

Beispiel: Maiden Voyage:

D7sus4 -- F7sus4

D7sus4 --> also D-Mixolydisch
F7sus4 --> also F-Mixolydisch

gemeinsame töne währen: g-a-c-d

Natürlich sollte man das nicht nur machen, weils einfach Langweilig wird ;)
 
Was ist eigentlich mit funktionalen und modalen Stücken genau gemeint?
 
Funktionale Stücke haben ein oder mehrere klare Tonzentren und die Akkorde sind in harmonische Beziehung zu einander.
Mir fällt es schwer in 2 Sätzen diese beiden Begriffe wirklich griffig zu erklären - praktisch gesprochen erkennst du funktionale Stücke an Dominantfunktionen. Changes leiten zu anderen Changes und haben Leitfunktionen (Dominantseptakkorde tauchen auf). In Modalen Stücken wirst du in der Regel fast keine Dominantakkorde finden. Meistens trifft man auf m7 und Maj#11 Akkorde. Man will vermeiden, dass das Stück dem typischen 2-5-1 Verbindungen entsprechen und man möchte den Modalen Charakter der einzelnen Akkorde gerecht werden. Hierbei ist es meist dem Spieler selbst überlassen in welcher Modalität er die Changes umspielt. Maj#11 Akkorde fordern in der Regel die lydische Klangfarbe. Bei den Moll Akkorden gibt es schon wesentlich mehrere Möglichkeit sie modal zu färben (Dorisch, Harmonisch Moll, Phrygisch, Äeolisch etc. ) .

Um Modale Stücke trotzdem zu analysieren verwendet man das Verfahren, dass man für alle Changes einen gemeinsamen Ton sucht, welchen man in den Bass legt. Wenn man diesen Ton gefunden hat, kann man nun schauen in welche Modalität welcher Akkord sein kann und Beziehungen zwischen den Akkorden herstellen. Hierbei tauchen so Sätze auf wie " Das Stück wird 3 Stufen heller, dann wieder 2 Stufen dunkler etc. ".

Schau dir einfach mal Stücke wie So what oder Maiden Voyage an. Die Akkorde haben keine klar erkennbare funktionale Funktion, es sind einfach nur Klangfarben, Klangteppiche die auf einander folgen und das Stück heller oder dunkler erklingen lassen.

Aber ich glaube wenn man kein Harmonielehrebuch zu diesem Thema liest, verursacht mein Post wohl eher Verwirrung als ein "Aha- Erlebnis".

Hoffe ich konnte trotzdem helfen

Viele Grüße
 
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Ich behaupte, dass man mit modalen Stücken einfach schneller als Anfänger Erfolgserlebnisse hat, da sie bestimmte Skalen lange etablieren und man so nicht immer so schnell umschalten muss. Zumindest ging es mir so, habe damals mit Cantalupe Island oder Chameleon angefangen.
Auf der anderen Seite ist es wiederum ab einem bestimmten spielerischen Anspruch schwer, interessant zu bleiben, dass es sich eben nicht nur nach Skalendudel anhört. Scale Splitting, chromatische Umspielungen und Arpeggios werden dann ebenso auch verwendet.
Bei funktionalen Stücken ist es vielleicht Anfangs schwerer, aber wenn man die Arpeggios und Umspielungen mal in den Fingern hat ist es finde ich wiederum leichter, interessant zu bleiben, einfach weil harmonisch soviel passiert. Hier merke ich dass man dann damit kämpft, erstmal weniger zu spielen und Soli langsam und melodisch aufzubauen.

Königsdisziplin würde ich daher keine der beiden nennen. Je länger ich mich damit befasse finde ich jedoch modale Stücke etwas schwerer wenn es darum geht, lange interessant zu klingen.
 

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