Mich würde interessieren, was die User hier im Board - überwiegend aktive Musiker - von einer Musik-Wettbewerbsveranstaltung halten, wo z.B. ein schwedischer Sänger auf Englisch für Lettland auftreten darf (Beispiel).
Das würde ich eher für ein politisches denn ein musikalisches Problem halten

Von mir aus könnte auch ein englischer Musiker für Schweden antreten und auf Lettisch singen

(so er es denn könnte, und neben dieser sprachlichen auch noch eine gute musikalische Begabung + Ausbildung hätte).
Aber was Vereinheitlichung vs. Vielfalt angeht überschneiden sich Kultur und Politik dann auch wieder. Und das nicht nur hier beim ESC. Hmm...
Oder eine "Band" auftritt, die Kostüme anhaben, die ein Gitarrespielen nicht erlauben (Lordi - oder so ähnlich). Hat das Ganze überhaupt noch einen vernünftigen Wert?
Ja, das ist leider so das Problem, so 'ne richtige
battle of the bands war das halt noch nie. Das ist auch schwierig, aufgrund nur eines Songs die Qualitäten der Leute wirklich zu beurteilen. Insofern bringt auch der provokante Vergleich zu "The Voice of Germany" o.dgl. nicht wirklich was.
Conchita Wurst scheint ja nun eine Kunstfigur, vllt. mal dann doch Travestie
kunst (worunter sonst ja eher nur dick aufgetragene Playback-Performances bis strippende Transvestiten zu fallen scheinen, wo man sich fragt, wo da die "Kunst" sein soll).
Genauso
Dana International, die vor "Viva la Diva" schon besseres abgeliefert hatte.
Ich glaube auch nicht, daß egal ob in Österreich oder Israel "tolerante" Haltungen gegenüber "Homosexuellen" als der
default gelten dürfen. Mit dem Thema wird für meinen Geschmack zu viel politisch herumkokettiert. Es ist immer wieder beliebt, andere als sexistisch zu diskreditieren zu versuchen, wie eben auch im hierein mal wieder erwähnten Falle der "heterolympischen Spiele". Aber es glaubt ja doch wohl keiner ernstlich, daß Svoboda und Pravyj Sektor sich nun in der Ukraine für sowas wie homosexuelle Emanzipation einsetzen werden! Besten Dank für gar nix!!
Und
Lordi mit ihrem Klamauk-Metal fand ich damals vor 8 Jahren eh' schlimm (auch das Video mit den kreischend aus der Turnhalle flüchtenden Schulmädchen war so lächerlich dick aufgetragen). Die haben zwar nicht Metal einen Bärendienst erwiesen, wie manche Kritiker das auch nur überschätzten. Und ok, den Schnack von "sich selbst nicht zu ernst nehmen" mußte ich mir schon von vielen Musikern auch in 3D anhören. Aber besser als die anderen Nichtigkeiten, die man so beim ESC oder sonstwo auf die Ohren kriegt, war's halt dann auch nicht.
In Südamerika gibt's mWn auch recht viele, da nennt man sie "Muxe", wenn ich mich recht erinnere.
Muxe ist eine dieser altehrwürdigen circumpazifischen
co-gender Kategorien, hier bei den
Zapoteken. Den Begriff über seinen spezifischen kulturellen Kontext hinaus auszudehnen scheint mir doch eher fraglich. Es scheint dann eher ein abschreckendes Beispiel was in Thailand aus กะเทย /krətʰɤˑy/ geworden ist, was längst zu einer Papierkorbkategorie degeneriert ist, die alles mögliche von Transsexuellen im westlichen völlig durchmedizynisierten Stile bishin zu Sexarbeitern aller Art bezeichnen kann. Die ebenfalls andeutungsweise erwähnten
Hijra ( हिजड़ा
hijṛā) in Indien halte ich sogar für so ziemlich das schlimmste, wie diese Leute da mit sich umgehen lassen müssen sollen (
vgl. stellvertretend etwa die hier verlinkte Studie).
Aber das ist auch in Europa und N-Amerika eher nur so ein "pan-queerer" politisch-korrekter Automatismus geworden, statt nur "homosexuell" gleich LesBiSchwulTransQueerZwitter zu sagen, aber wahrscheinlich nichtmal zu wissen, was damit denn nun so genau gemeint sein sollte

Zudem ist Transphobie unter Homosexuellen, Interphobie unter Transsexuellen etc. etc. leider sogar äußerst weit verbreitet. Insofern bringt es leider auch das einfach nicht.
Da ist dann alle 16 Jahre mal so'n ESC-Gewinn eben kein Durchbruch für "Freiheit und Toleranz", wie Frau Wurst in ihrer wenn auch verständlichen Euphorie meinte. Aber den Gesang fand ich überraschend gut, auch wenn so 'ne Art von Song noch nie meine Mucke war.