Erste Zerre! [Kaufberatung]

  • Ersteller Marty94
  • Erstellt am
Tach auch,

ich wärme den Thread noch mal auf, weil ich diesen und viele weitere hier gelesen habe, bevor ich letzte Woche eine Bestellung aufgegeben habe, um ein paar Kandidaten zu vergleichen, und ich jetzt meine Eindrücke zum Besten geben wollte, aber dafür keinen eigenen Thread aufmachen will.

Bei mir ging es genau wie bei TE auch um die erste Zerre, wobei ich noch eher ein "Klangspielzeug" im Sinn hatte, das ein bisschen anzerrt und einen etwas fetteren Sound bringt, aber auch Raum für deutlichere Verzerrung lässt - die Inspiration wuchs aus den vielen positiven Beiträgen über den Tech21 Bass Driver DI, der ja nicht in erster Linie ein Verzerrer ist. Da ich dann aber auch öfter was über das berüchtigte Mittenloch gelesen habe kam zum Vergleich aus der Sansamp-Familie noch der Tech 21 VT Bass DI dazu - obwohl ich eigentlich gar nicht unbedingt auf Ampeg-Sound aus war. Um einen eher klangneutralen Verzerrer mit im Boot zu haben (und weil ich nicht so genau wusste, was ich eigentlich wollte) kam relativ spontan der Rodenberg GAS-808B NG mit in den Einkaufswagen. Und schließlich - als Abgrenzung zwischen Overdrive und Fuzz, und weil der mich fasziniert, seit ich mich mit dem Bass beschäftige - der EHX Bass Big Muff Pi. Also eigentlich drei völlig unterschiedliche Gerätearten im Direktvergleich - gar nicht mal so unspannend :)

Obwohl ich mir von ihm am meisten versprochen hatte ist der Bass Driver DI als erster auf der Rücksendeliste gelandet. Der war mir doch zu sehr auf modernen, knackigen Badewannensound ausgelegt. Das kann der VT Bass auch (allerdings zugegeben nicht so knackig wie der BDDI), und der kann für mich noch mehr - ich habe wohl doch unbewusst nach dem Vintage-Sound gesucht ;) Gerade als Mid-Boost hat der VT wesentlich mehr zu bieten als der BD - aber die Klangausrichtung ist ja auch eine ganz andere, die beiden an ihrem Mittenspektrum miteinander zu vergleichen wird den Geräten überhaupt nicht gerecht. Der VT Bass DI ist sicher kein "BDDI plus Mittenregler". In der Bassbetonung ist der BDDI viel ausgeprägter, für mich allerdings zu viel.

Aber eigentlich ging es hier ja um Overdrive - den finde ich bei beiden gut, aber eher zum Anzerren. Beide können auch Fast-Fuzz-Sounds passabel abliefern, aber ich finde man merkt, dass das nicht ihre Hauptdisziplin ist. Ich stehe noch am Anfang mit den Rumspielmöglichkeiten mit dem VT, aber ein bisschen Drive und dabei den Blend-Regler nicht auf Anschlag, das geht in die Richtung, die ich mir ursprünglich vorgestellt hatte, um einfach einen nicht so trockenen, etwas würzigeren Sound zu bekommen, und Luft für mehr Verzerrung ist reichlich da. Ob man es jetzt eher modern (BDDI) oder vintage (VT) mag, ist dann Geschmacksfrage und kann man am besten im Direktvergleich der Geräte rausfinden. Ich bin wirklich froh, dass ich sie beide gleichzeitig da hatte. Jemandem, der wirklich nur Verzerrung zu seinem Sound hinzufügen will, würde ich die Sansamps nicht empfehlen, aber wer noch eher diffuse Vorstellungen hat und den Gesamtklang mit beeinflussen will, der scheint mir hier echt gut beraten (wobei ich mich gefragt habe, ob die Kombi aus EQ und reiner Zerre nicht vielleicht auch interessant wäre).

So, aber wie klingt nun ein Overdrive ohne Klangfärbung - der Rodenberg 808B sollte es mir zeigen? Als reiner Verzerrer macht der echt eine gute Form, klanglich sehr neutral, weites Spektrum von ultradezentem Drive bis zu heftigem Fuzz, wenn man den 909-Schalter umlegt. Was mich beeindruckt hat ist, wie dynamisch er auf den Anschlag reagiert. Spielt man sachte, so wird gar nicht bis kaum gezerrt, haut man rein, so knirscht es im Gebälk - extrem organisch und viel ausgeprägter, als bei den anderen Tretern! Bass-Beschneidung hält sich auch in Grenzen und lässt sich notfalls durch einen "Deep"-Schalter ausgleichen. Der schwer zu bedienende weil winzige Tone-Regler greift eher dezent ein. Wenn man wirklich nur Verzerrung sucht, dann kann ich mir gut vorstellen, dass man sich hier in der Oberliga bewegt. Bei mir wird er aber aus zwei Gründen nicht bleiben: zum einen hat mir die Art der Verzerrung nicht so recht gefallen, sie ist irgendwie rauh (ohne kreischend zu sein) und brummelig (aber nicht meine Vorstellung von knurrig); zum anderen ist mir der Rodenberg einfach zu unspektakulär, ich bin noch jung genug am Bass, dass ich mich von heftigeren Effekten beeindrucken lassen darf :D Aber alle, die die "perfekte Zerre" suchen, würde ich auf jeden Fall mal zum 808B schicken.

Apropos spektakulär - enter the Bass Big Muff: also das Teil ist ja einfach geil und genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich finde sogar, dass man im Dry-Mode mit Sustain fast ganz unten auch einen leicht angeknarzten Sound hinbekommt, aber eigentlich fängt der Bass Big Muff da an, wo der Rodenberg in 909-Stellung aufhört - und das auf eine sahnig-cremige Art, die einfach nur schön ist. Dabei rauscht er überhaupt nicht - übrigens anders als der Rodenberg, der als 909 ab 12 Uhr Drive schon merklich zischt. Mich wundert gar nicht, dass so viele Basser das Ding haben, denn bei dem Preis bekommt man wahrlich Crème de la Crème, und das ist mein Eindruck, ohne dass ich je einen anderen Fuzz gehört hätte. Mit dem Tone-Regler hat man auch viele Klangestaltungsmöglichkeiten, so dass man nicht auf einen Sound festgelegt ist. Mein Problem ist gerade nur: eigentlich habe ich gar keinen Bedarf für Fuzz - aber lohnt es sich überhaupt, das Ding wiede rzurückzuschicken? Spätestens zu Weihnachten landet es eh wieder auf der Wunschliste... :rolleyes:

Der VT bleibt auf jeden Fall da, ich glaube das ist echt ein tolles Spielzeug, mit dem ich mal ein paar Klanggestaltungsmöglichkeiten samt Zerre in einer Box geliefert bekomme - die zwar sicher in eine bestimmte Richtung getrimmt sind, aber so lange man nicht genau weiß, was man will, ist man mit den "nackten" Einzelbausteinen (EQ + neutrale Zerre) vielleicht eher überfordert. Ach ja, zur Verarbeitung habe ich bei keinem Gerät was zu meckern: alles solide Metallgehäuse, gut zu bedienende Potis (vom Tone-Regler des Rodenberg mal abgesehen), und jedes hübsch auf seine Art, wobei der Rodenberg mit seiner gelaserten Metallplatte und der zweifarbigen Riesenlampe natürlich am Boutique-mäßigsten rüberkommt.
 
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Reaktionen: 7 Benutzer
Toller Beitrag! :)

Ich bin gerade auch wieder in der VT Bass Wolke... (hab v2). Wirklich ein gutes Gerät.

Das mit der Dynamik empfinde ich am Bass als so eine Sache. Ich arbeite - wie viele andere sicherlich auch - mit der Anschlagsstärke und -position wenn ich einen entsprechenden Sound will. Ich nutze aber die Zerren nie so, sprich, ich spiele nicht den Refrain mit voller Kanne in den Zerrer und dann in der Strophe nur ein leichtes Berühren der Saiten damit es nicht zerrt. Ich schalte den Zerrer ab wenn es ihn nicht braucht. Irgendwie hab ich nie das Bedürfnis so eine dynamisch reagierende Zerre zu besitzen, an der Gitarre mag das sehr wohl Sinn machen, aber für mich beim Bass nicht so.
Eher eigentlich das Gegenteil... ich möchte immer gleich viel vom Gesamtsignal verzerrt haben, ob ich jetzt hart oder weich spiele. Eher eine Regelmässigkeit im Sound als ultradynamische Reaktion.

Big Muff ist gar nicht meins - im Bandkontext geht man imo damit immer unter. Noch schlimmer mit dem BDDI. Aber den hast du ja gottseidank zurückgeschickt :evil:


Ach übrigens: +1 fürs Lama :D
 

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