...timur°°°
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Moin Leute!
Ich hatte vor zwei Jahren oder so mal einen Thread, wo es darum ging, daß ich mir gerade eine E-Gitarre selbst baue. Ich hatte auch mal eine Website zu dem Thema. Ist eigentlich noch jemand aus der Zeit im Forum? Für alle anderen: Angefangen hat alles völlig dilettantisch mit Schrottwerkzeugen in einem Keller. Da mußten natürlich Kompromisse geschlossen werden, für die mich jeder Gitarrenbauer ausgelacht hätte - ich werde mal die Fotodokumentation von damals aktualisieren und wieder online stellen. Da waren schon abenteuerliche Sachen dabei Und irgendwann ist das Projekt eingeschlafen, da das Studium losging und die Zeit immer knapper bemessen war.
Jedenfalls, nachdem der ganze Kram über ein Jahr halbfertig in der Ecke gelegen hat, habe ich in den letzten paar Monaten mal wieder etwas Zeit gehabt und die Sache zu Ende geführt. Endlich, nach viel viel Zeit, Arbeit, Frust, Spaß, Baumarkt-Frequentierung, Schleifen, Fräsen, anschließendes Aufräumen, Energydrinks und Abenteuer ist es soweit: hier ist sie, meine erste selbstgebaute Gitarre!
- Korpus einteilig Mahagoni
- Hals einteilig Mahagoni, geschraubt, mit Ebenholzgriffbrett
- lange Fender-Mensur
- EMG 81/60, 3-Wege-Minischalter
- Schaller Locking Mechaniken
- Schaller GTM Bridge, in Korpus versenkt, Strings-Thru-Body
und noch ein paar individuelle Zutaten:
- Zusätzlicher ON-OFF Minischalter, der Batterie aus dem Signalweg nimmt (ich vergesse manchmal, den Stecker zu ziehen und dann ist sie leer
- Im Hals zwei eingeleimte, durchgehende Kohlefaser-Stäbe (will mir keine Gedanken um Stabilität des Halses machen müssen)
- Nullbund (ich mag den Klangunterschied zwischen gegriffenen und leeren Saiten nicht)
- Mechanikenknöpfe, Potiknöpfe und PU-Rähmchen aus Ebenholz (ich fasse so ungerne an kaltes Metall)
...den Rest sieht man auf dem Foto. Okay, das Foto ist nicht perfekt, ein besseres kommt noch.
Das erste Antesten -
Spielen lässt sie sich traumhaft... besser als alles was ich bisher in der Hand hatte. Is ja auch klar, habe das Halsprofil und die Korpusshapings extra so angepasst. Gut hingekriegt habe ich auch Dinge wie Bundreinheit und Bundabrichtung. Der Nullbund tut seine Dienste hervorragend: Leersaiten sind vom Klang nicht von gegriffenen zu unterscheiden und nix schnarrt. War also eine gute Idee. Und die Kohlefaserstäbe drinnen haben dazu geführt, daß der Hals so ultrastabil ist daß ich nicht mal die Halskrümmung einstellen musste, als dann Saiten drauf waren. Und die Optik ist umwerfend, auch wenn das auf dem Photo vielleicht nicht 100%ig rüberkommt (schönes Rockinger-Oil&Wax-Finish... gutes Zeug!) Außerdem sind außer dem Graphitsattel und den EMG-Kappen keinerlei Kunststoffteile außen an der Gitarre - alles ist aus Holz (inklusive Dingen wie z.B. E-Fach-Deckel) mit Hardware aus Holz oder Metall. Ich hasse Plastik.
So, das wichtigste ist natürlich der Klang. Ich bin zwar kein Experte, aber ich versuche es mal aus meiner Sicht zu beschreiben. Mit einem Wort, perfekt ist es nicht Als Vergleichsgitarre habe ich eine Les Paul Studio hier und stellte heute folgendes fest: Unverstärkt angespielt hat die Selbstgebaute eine der Les Paul grundsätzlich ähnliche Klangfarbe, hat allerdings etwas weniger langes Sustain, klingt leiser und hat, was am meisten auffällt, deutlich weniger Bass. Dafür klingt alles auf eine schwer zu beschreibende Art deutlicher und klarer, besonders Akkorde, und das Anschlagsgeräusch bei Akkorden kommt geiler.
Verstärkt, clean am Übungsamp, folgende Diagnose: Gegenüber der Les Paul deutliche Abstriche im Bass. Schade. Wenn man nach der Selbstgebauten die Paula spielt, klingt es wie als ob jemand plötzlich den Subwoofer angeschmissen hätte, der Unterschied ist schon sehr groß. Das restliche Frequenzbild klingt bei der Selbstgebauten auch irgendwie dünner, höhere Töne sind zwar sehr klar, Akkorde klingen "aufgeräumter" und sauberer, aber irgendwie klingt das alles etwas kühl, mit einer leichten unangenehmen harsch-metallischen Note drin, besonders beim EMG 81 am Steg. Die Mittelstellung klingt dagegen wieder sehr geil, und was auffällt sind die vielen Obertöne und herrlich hervorquellenden Schmatzer, die bei der Paula nicht da sind. Das gefällt mir dann doch sehr gut, denn die Paula klingt zwar erstmal eindrucksvoll viel "breiter" und voller wegen des Mehr an Tiefen, allerdings auch dumpfer und kann in den Höhen und in der Klarheit des Klangs nicht mithalten. Naja, ich kann mir noch keine deutliche Meinung bilden und auch überhaupt nicht zuordnen, wieviel vom Klang aus der dilettantisch zusammengebastelten Konstruktion und wieviel aus den Pickups kommt. Jedenfalls, wenn man die Paula mal vergisst, klingt die Selbstgebaute doch erstaunlich gut - eine ebenfalls zum Vergleich herangezogene 200-Euro-billig-Yamaha-Strat klang wirklich VIEL schlechter. Ich werde die Tage wohl mal in den Proberaum gehen und mir anhören, was das Ding für Klänge erzeugt, wenn man erstmal einen zünftigen Röhrenamp anschließt und den Gain auf rechts dreht, harr harr harr!!! Wahrscheinlich siehts dann wieder komplett anders aus.
Was soll nun dieser Beitrag? Wahrscheinlich hatte ich einfach nur den Drang, die Freude über meine erste komplett aus drei Holzbrettern und einem Haufen Hardware gebaute Gitarre mit Gleichgesinnten zu teilen. Sagt mal, was ihr von der Sache haltet! Ich erzähle auch gerne und ausführlich Details aus dem Entstehungsprozeß des Instruments und muss wirklich mal die zugehörige Website wieder ins Netz stellen.
Ich hatte vor zwei Jahren oder so mal einen Thread, wo es darum ging, daß ich mir gerade eine E-Gitarre selbst baue. Ich hatte auch mal eine Website zu dem Thema. Ist eigentlich noch jemand aus der Zeit im Forum? Für alle anderen: Angefangen hat alles völlig dilettantisch mit Schrottwerkzeugen in einem Keller. Da mußten natürlich Kompromisse geschlossen werden, für die mich jeder Gitarrenbauer ausgelacht hätte - ich werde mal die Fotodokumentation von damals aktualisieren und wieder online stellen. Da waren schon abenteuerliche Sachen dabei Und irgendwann ist das Projekt eingeschlafen, da das Studium losging und die Zeit immer knapper bemessen war.
Jedenfalls, nachdem der ganze Kram über ein Jahr halbfertig in der Ecke gelegen hat, habe ich in den letzten paar Monaten mal wieder etwas Zeit gehabt und die Sache zu Ende geführt. Endlich, nach viel viel Zeit, Arbeit, Frust, Spaß, Baumarkt-Frequentierung, Schleifen, Fräsen, anschließendes Aufräumen, Energydrinks und Abenteuer ist es soweit: hier ist sie, meine erste selbstgebaute Gitarre!
- Korpus einteilig Mahagoni
- Hals einteilig Mahagoni, geschraubt, mit Ebenholzgriffbrett
- lange Fender-Mensur
- EMG 81/60, 3-Wege-Minischalter
- Schaller Locking Mechaniken
- Schaller GTM Bridge, in Korpus versenkt, Strings-Thru-Body
und noch ein paar individuelle Zutaten:
- Zusätzlicher ON-OFF Minischalter, der Batterie aus dem Signalweg nimmt (ich vergesse manchmal, den Stecker zu ziehen und dann ist sie leer
- Im Hals zwei eingeleimte, durchgehende Kohlefaser-Stäbe (will mir keine Gedanken um Stabilität des Halses machen müssen)
- Nullbund (ich mag den Klangunterschied zwischen gegriffenen und leeren Saiten nicht)
- Mechanikenknöpfe, Potiknöpfe und PU-Rähmchen aus Ebenholz (ich fasse so ungerne an kaltes Metall)
...den Rest sieht man auf dem Foto. Okay, das Foto ist nicht perfekt, ein besseres kommt noch.
Das erste Antesten -
Spielen lässt sie sich traumhaft... besser als alles was ich bisher in der Hand hatte. Is ja auch klar, habe das Halsprofil und die Korpusshapings extra so angepasst. Gut hingekriegt habe ich auch Dinge wie Bundreinheit und Bundabrichtung. Der Nullbund tut seine Dienste hervorragend: Leersaiten sind vom Klang nicht von gegriffenen zu unterscheiden und nix schnarrt. War also eine gute Idee. Und die Kohlefaserstäbe drinnen haben dazu geführt, daß der Hals so ultrastabil ist daß ich nicht mal die Halskrümmung einstellen musste, als dann Saiten drauf waren. Und die Optik ist umwerfend, auch wenn das auf dem Photo vielleicht nicht 100%ig rüberkommt (schönes Rockinger-Oil&Wax-Finish... gutes Zeug!) Außerdem sind außer dem Graphitsattel und den EMG-Kappen keinerlei Kunststoffteile außen an der Gitarre - alles ist aus Holz (inklusive Dingen wie z.B. E-Fach-Deckel) mit Hardware aus Holz oder Metall. Ich hasse Plastik.
So, das wichtigste ist natürlich der Klang. Ich bin zwar kein Experte, aber ich versuche es mal aus meiner Sicht zu beschreiben. Mit einem Wort, perfekt ist es nicht Als Vergleichsgitarre habe ich eine Les Paul Studio hier und stellte heute folgendes fest: Unverstärkt angespielt hat die Selbstgebaute eine der Les Paul grundsätzlich ähnliche Klangfarbe, hat allerdings etwas weniger langes Sustain, klingt leiser und hat, was am meisten auffällt, deutlich weniger Bass. Dafür klingt alles auf eine schwer zu beschreibende Art deutlicher und klarer, besonders Akkorde, und das Anschlagsgeräusch bei Akkorden kommt geiler.
Verstärkt, clean am Übungsamp, folgende Diagnose: Gegenüber der Les Paul deutliche Abstriche im Bass. Schade. Wenn man nach der Selbstgebauten die Paula spielt, klingt es wie als ob jemand plötzlich den Subwoofer angeschmissen hätte, der Unterschied ist schon sehr groß. Das restliche Frequenzbild klingt bei der Selbstgebauten auch irgendwie dünner, höhere Töne sind zwar sehr klar, Akkorde klingen "aufgeräumter" und sauberer, aber irgendwie klingt das alles etwas kühl, mit einer leichten unangenehmen harsch-metallischen Note drin, besonders beim EMG 81 am Steg. Die Mittelstellung klingt dagegen wieder sehr geil, und was auffällt sind die vielen Obertöne und herrlich hervorquellenden Schmatzer, die bei der Paula nicht da sind. Das gefällt mir dann doch sehr gut, denn die Paula klingt zwar erstmal eindrucksvoll viel "breiter" und voller wegen des Mehr an Tiefen, allerdings auch dumpfer und kann in den Höhen und in der Klarheit des Klangs nicht mithalten. Naja, ich kann mir noch keine deutliche Meinung bilden und auch überhaupt nicht zuordnen, wieviel vom Klang aus der dilettantisch zusammengebastelten Konstruktion und wieviel aus den Pickups kommt. Jedenfalls, wenn man die Paula mal vergisst, klingt die Selbstgebaute doch erstaunlich gut - eine ebenfalls zum Vergleich herangezogene 200-Euro-billig-Yamaha-Strat klang wirklich VIEL schlechter. Ich werde die Tage wohl mal in den Proberaum gehen und mir anhören, was das Ding für Klänge erzeugt, wenn man erstmal einen zünftigen Röhrenamp anschließt und den Gain auf rechts dreht, harr harr harr!!! Wahrscheinlich siehts dann wieder komplett anders aus.
Was soll nun dieser Beitrag? Wahrscheinlich hatte ich einfach nur den Drang, die Freude über meine erste komplett aus drei Holzbrettern und einem Haufen Hardware gebaute Gitarre mit Gleichgesinnten zu teilen. Sagt mal, was ihr von der Sache haltet! Ich erzähle auch gerne und ausführlich Details aus dem Entstehungsprozeß des Instruments und muss wirklich mal die zugehörige Website wieder ins Netz stellen.
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