Synths: in Grenzen, ja. Wenn das so ein Hybrid-Modeling ist/bleibt, dann gehen einige wenige, spezielle Synths natürlich schon: der D-50 wurde ja schon genannt. Bei sehr vielen anderen Klassikern kommt man mit Sampling nicht weit - oder aber, wenn man die Ansprüche runterschraubt (und auf Modulationen etc. weitgehend verzichtet z.B.) kommt man da auch mit jedem anderen Sampler hin. Sehr viele der klassischen Sounds sind ja auch bereits als freie Samples verfügbar.
Den D-50 braucht man eigentlich noch nicht mal am Stück samplen. Ist bei so Sachen wie "Digital Native Dance" eh witzlos, wenn man sich nicht den Aufwand macht, ein ewig langes Sample pro Halbton zu erstellen. Wenn Software-Emulationen der TR-909 und sogar der volldigitalen TRs möglich sind, gehen die mit dem D-50 erst recht. Die paar kB an Samples fallen nicht ins Gewicht, und dahinter sitzt eine digital-subtraktive Engine. Man muß also nicht mal irgendwelche analogen Sperenzien emulieren, höchstens noch die Wandler. Hätte auch den Vorteil, daß man daran schrauben kann; Bonuspunkte für eine Oberfläche, die wie der PG-1000 aussieht.
Roland selbst hat das schon gemacht, und zwar mit der Originalhardware des D-50 (VC-1, später fest in den V-Synth gegossen). Ich wage zu behaupten, das hätten sie in kürzester Zeit als Plugout am Start. Rechnerbasiert wird's schon schwieriger, aber nicht unmöglich. Wenn man bedenkt, wieviel Rechenleistung in einem D-50 steckt (1987, Leute, 1987), sollte sowas problemlos ohne Qualitätsabstriche unter iOS laufen.
Gedankenspiel: Der Synth Fuhrpark mit den Lieblingspatches von [Insert Synth Legend] als Soundpack für Keyscape. NI hat das ja mit George Duke und Alicia Keys gemacht. Klar, das waren eher akustische Instrumente, aber für die Bühne und für Musiker/Produzenten die eben nicht so schrauben wollen/können hätte das schon was und mMn absolut Potential zum Verkaufen.
Mit was für "Synth Legends" willst du das machen? Ich meine, bei denen aus Soul und Funk – Ausnahme: Stevie Wonder – wird das recht übersichtlich.
Wenn man jetzt einen reinen Elektroniker nimmt, wird's schon schwieriger. Vangelis hatte jetzt nicht unbedingt einen derart überbordenden Synthpark. Aber da steht und fällt alles mit Emulationen (also nicht starren Samples) von Maschinen wie Roland VP-330 und vor allem Yamaha CS80. Vangelis spielt
sehr dynamisch und gern und viel mit Aftertouch. Wenn du da anfängst, Filter und Hüllkurven mitzusamplen, hast du schon verloren.
Jean Michel Jarre ist ein Extremfall. Der Mann ging allein von der ersten bis zur zweiten
Oxygène durch über 100 verschiedene elektronische Klangerzeuger. Einige davon gibt's schon als Software-Emulation, bei anderen sieht's düster aus (RMI Harmonic Synthesizer? RMI Keyboard Computer? EKO Computerhythm? Seiko DS-250 und DS-320? Roland D-50? Kurzweil K2000? Und EMS VCS3 und Synthi A/AKS kannst du nicht authentisch emulieren, ohne daß EMS-Rehberg anfängt rumzumaulen), und etliche gibt's nur von Arturia oder Xils, die es mit der Authentizität nicht so genau nehmen.
Auch hier kommt man mit statischen Samples nicht weiter, hier sind Emulationen gefragt. Nicht nur wegen Hüllkurven, sondern weil Jarre viel mit Hand (und Fuß im Falle des RMI Keyboard Computer) gemacht hat. Das An- und Abschwellen des Analogsopran aus Zinovieffs Plastikköfferchen EMS Synthi AKS z. B. macht keine Hüllkurve, sondern Jarres linke Hand am Cutoff-Regler. Auch sonst sind Filterfahrten bei Jarre nicht unbedingt selten.
Aber selbst wenn du ein Steve-Porcaro-Pack machen willst, brauchst du sehr gute Analogsynth-Emulationen. "Africa" beispielsweise verlangt nicht nur nach einem guten emulierten CS80, sondern außerdem nach der Unterstützung von polyphonem Aftertouch für Cutoff.
Martman