Corkonian
Registrierter Benutzer
Disclaimer:
Intenationale Geschaefte erfordern ein grosses Wissen ueber die Kultur der Partner und wer nicht weiss, was er will bekommt das, was er nicht will.
Der Versuch einer internationalen Bestellung kann durchaus mit dem Totalverlust des eingesetzten Geldes enden.
Ich lebe in einem "Entwicklungsland" in dem der Zoll nur stichprobenartig prueft oder Zoll erhebt und in dem der Zoellner keinen blassen Schimmer von CITES und sowas hat.
IANAL!
YMMV!
Einleitung:
Ich bin vollzeit Berufstaetig und habe noch Famile, dementsprechend ist meine Zeit beschraenkt und ich werde das hier wohl als Episodengeschichte erzaehlen muessen...
Die Globalisierung hat, so sagt man, auch ihre Vorteile. Manchmal jedenfalls. Ein Forenkollege in einem englischsprachigen Forum hat "seinen" Gitarrenbauer in Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon), Vietnam ueber den gruenen Klee gelobt und auch einige Videotest in seinem Youtube-Channel von diesen Gitarren produziert.
Dabei kamen diese Gitarren immer sehr gut weg und so stelle ich mir die Frage, ob ich nicht auch von der Globalisierung profitieren kann und eine Gitarre, mass- und handgefertigt fuer kleines Geld in Vietnam ordern kann.
Wer hier in Mitteleuropa (oder auf meiner kleinen Insel) zum Gitarrenbauer geht und fragt was eine gute Gitarre aus gutem Holz kostet, wird schnell feststellen, dass es bei vierstelligen Preisen anfaengt und dass man die Preise (und die Wartezeiten) beliebig in die Hoehe schrauben kann.
Dabei sind die Hoelzer nur ein Posten auf der Rechnung, der Lohnanteil aber ist der groesste Posten und der ist in Vietnam um einiges geringer. Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Vietnam liegt bei ca, €1000. Im Jahr.
Kein Wunder also, wenn eine Gitarre in VN um einiges preiswerter kommt, als in Europa.
Handwerklich sind die Vietnamesen sehr gut und viele Markenhersteller lassen in VN produzieren, darunter auch hochpreisige Anbieter wie Baden Guitars.
Warum also nicht auch mal in Vietnam ordern?
Nun, ein Grund ist, dass die Vietnamesen hauptsaechlich Vietnamesisch sprechen, die (ganz) alten sprechen noch Franzoesisch, die (ganz) jungen Englisch, aber die in der Mitte sprechen ... Vietnamesisch.
Ein anderer Grund ist, dass die Gitarrenbauer in Vietnam gut im Nachbauen bestehender Gitarren sind und auch verschiedene Elemente gut kombinieren koennen, aber wirkliche Eigenentwicklungen kann man nicht erwarten. Wenn man ein Vorbild hat, koennte es klappen, hat man nur schwache Vorstellungen, dann geht es unweigerlich in die Hose.
Noch ein Grund ist: Vietnam ist weit weg und der Versand nach Europa kostet um die $250. Eine Ruecksendung ist aus wirtschaftlichen Gruenden nicht machbar. Man hat, was man hat.
Nicht zu verachten ist auch das Zollproblem. Der Gitarrennbauer in VN verbaut das, was er bekommen kann und kuemmert sich in der Regel nicht um CITES oder aehnliche Regularien. Bleibt die Gitarre im Zoll haengen, weil das Holz oder was auch immer vermeintlich auf der CITES-Liste steht, hat man Pech gehabt. Der Gitarrenbauer wird keine CITES Zertifikate ausstellen koennen - er hat ja selber wahrscheinlich keine.
Man muss also einiges bedenken und am Besten hat man jemanden vor Ort, der sich damit auskennt. Ich hatte das Glueck, einen guten Forumskollegen in Saigon zu haben, der mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist und ohne den es warscheinlich nicht geklappt haette. Danke Marcellis, auch wenn Du das hier nicht lesen kannst!
Nachdem also der Gedanke da war, sich mal eine Gitarre fertigen zu lassen, war die Frage: Was will ich? Martin-artige Gitarren habe ich zu genuege, aber eine Guild, ds waere schon was. So eine Guild D60... bis man dann mal schaut, was eine Westerly Guild D60 so kostet... Aua!
Also eine "Guild" soll es werden.
Von der D60 nehmen wir also die Decke und die Zargen, von der D50 den Boden und von der D55 den Hals und die Kopfplatte, fertig ist der Guild-Mix.
Die Decke wird aus Fichte, die Zargen, der Boden und der Hals aus geflammten Ahorn, das Griffbrett und der Sattel aus Ebenholz gebaut, das ganze mit ein bisschen Paua-Abalone und Perlmutt garniert, alles soweit wie es geht naturbelassen ... eigentlich ganz nett angedacht.
In Form gegssen, an den Gitarrenbauer gemailt, Hin- und heruebersetzt und ohne Marcellis vor Ort waere das nicht so schnell klar gekommen. Herausgekommen ist - bei Verwendung der feinsten verfuegbaren Hoelzer ein Preis von $600 fuer die Gitarre, plus Versand.
$600 - also €500 ist nicht die Welt und hier bekommt man gerade mal eine Yamaha FSX720 oder etwas vergleichbares "von der Stange", aber auf keinen Fall vollmassive Hoelzer und alles so, wie man es sich wuenscht.
Abgemacht waren auch Bilder vom Baufortschritt und mit einigen dieser Bilder moechte ich den ersten Teil meines Berichtes beshliessen:
Die Kopfplatte - Ebenholzfurnier ueber Ahorn
Der Boden. Gut zu erkennen der geflammte Ahorn und die Fraesnuten fuer das Binding
Die Decke. Man erkennt die Freaseungen fuer die Schallochverzierung und die feine Struktur der Fichtendecke. Nein, eigentlich erkennt man die Struktur nicht, denn die Decke ist feiner und gleichmaessiger gemasert als die Decke meiner Martin D40.
Korpusrueckseite und Hals.
Nachdem mich diese Fotos hoechst befriedigt haben, habe ich die Erlaubnis zum Weiterbau gegeben...
Intenationale Geschaefte erfordern ein grosses Wissen ueber die Kultur der Partner und wer nicht weiss, was er will bekommt das, was er nicht will.
Der Versuch einer internationalen Bestellung kann durchaus mit dem Totalverlust des eingesetzten Geldes enden.
Ich lebe in einem "Entwicklungsland" in dem der Zoll nur stichprobenartig prueft oder Zoll erhebt und in dem der Zoellner keinen blassen Schimmer von CITES und sowas hat.
IANAL!
YMMV!
Einleitung:
Ich bin vollzeit Berufstaetig und habe noch Famile, dementsprechend ist meine Zeit beschraenkt und ich werde das hier wohl als Episodengeschichte erzaehlen muessen...
Die Globalisierung hat, so sagt man, auch ihre Vorteile. Manchmal jedenfalls. Ein Forenkollege in einem englischsprachigen Forum hat "seinen" Gitarrenbauer in Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon), Vietnam ueber den gruenen Klee gelobt und auch einige Videotest in seinem Youtube-Channel von diesen Gitarren produziert.
Dabei kamen diese Gitarren immer sehr gut weg und so stelle ich mir die Frage, ob ich nicht auch von der Globalisierung profitieren kann und eine Gitarre, mass- und handgefertigt fuer kleines Geld in Vietnam ordern kann.
Wer hier in Mitteleuropa (oder auf meiner kleinen Insel) zum Gitarrenbauer geht und fragt was eine gute Gitarre aus gutem Holz kostet, wird schnell feststellen, dass es bei vierstelligen Preisen anfaengt und dass man die Preise (und die Wartezeiten) beliebig in die Hoehe schrauben kann.
Dabei sind die Hoelzer nur ein Posten auf der Rechnung, der Lohnanteil aber ist der groesste Posten und der ist in Vietnam um einiges geringer. Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Vietnam liegt bei ca, €1000. Im Jahr.
Kein Wunder also, wenn eine Gitarre in VN um einiges preiswerter kommt, als in Europa.
Handwerklich sind die Vietnamesen sehr gut und viele Markenhersteller lassen in VN produzieren, darunter auch hochpreisige Anbieter wie Baden Guitars.
Warum also nicht auch mal in Vietnam ordern?
Nun, ein Grund ist, dass die Vietnamesen hauptsaechlich Vietnamesisch sprechen, die (ganz) alten sprechen noch Franzoesisch, die (ganz) jungen Englisch, aber die in der Mitte sprechen ... Vietnamesisch.
Ein anderer Grund ist, dass die Gitarrenbauer in Vietnam gut im Nachbauen bestehender Gitarren sind und auch verschiedene Elemente gut kombinieren koennen, aber wirkliche Eigenentwicklungen kann man nicht erwarten. Wenn man ein Vorbild hat, koennte es klappen, hat man nur schwache Vorstellungen, dann geht es unweigerlich in die Hose.
Noch ein Grund ist: Vietnam ist weit weg und der Versand nach Europa kostet um die $250. Eine Ruecksendung ist aus wirtschaftlichen Gruenden nicht machbar. Man hat, was man hat.
Nicht zu verachten ist auch das Zollproblem. Der Gitarrennbauer in VN verbaut das, was er bekommen kann und kuemmert sich in der Regel nicht um CITES oder aehnliche Regularien. Bleibt die Gitarre im Zoll haengen, weil das Holz oder was auch immer vermeintlich auf der CITES-Liste steht, hat man Pech gehabt. Der Gitarrenbauer wird keine CITES Zertifikate ausstellen koennen - er hat ja selber wahrscheinlich keine.
Man muss also einiges bedenken und am Besten hat man jemanden vor Ort, der sich damit auskennt. Ich hatte das Glueck, einen guten Forumskollegen in Saigon zu haben, der mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist und ohne den es warscheinlich nicht geklappt haette. Danke Marcellis, auch wenn Du das hier nicht lesen kannst!
Nachdem also der Gedanke da war, sich mal eine Gitarre fertigen zu lassen, war die Frage: Was will ich? Martin-artige Gitarren habe ich zu genuege, aber eine Guild, ds waere schon was. So eine Guild D60... bis man dann mal schaut, was eine Westerly Guild D60 so kostet... Aua!
Also eine "Guild" soll es werden.
Von der D60 nehmen wir also die Decke und die Zargen, von der D50 den Boden und von der D55 den Hals und die Kopfplatte, fertig ist der Guild-Mix.
Die Decke wird aus Fichte, die Zargen, der Boden und der Hals aus geflammten Ahorn, das Griffbrett und der Sattel aus Ebenholz gebaut, das ganze mit ein bisschen Paua-Abalone und Perlmutt garniert, alles soweit wie es geht naturbelassen ... eigentlich ganz nett angedacht.
In Form gegssen, an den Gitarrenbauer gemailt, Hin- und heruebersetzt und ohne Marcellis vor Ort waere das nicht so schnell klar gekommen. Herausgekommen ist - bei Verwendung der feinsten verfuegbaren Hoelzer ein Preis von $600 fuer die Gitarre, plus Versand.
$600 - also €500 ist nicht die Welt und hier bekommt man gerade mal eine Yamaha FSX720 oder etwas vergleichbares "von der Stange", aber auf keinen Fall vollmassive Hoelzer und alles so, wie man es sich wuenscht.
Abgemacht waren auch Bilder vom Baufortschritt und mit einigen dieser Bilder moechte ich den ersten Teil meines Berichtes beshliessen:
Die Kopfplatte - Ebenholzfurnier ueber Ahorn
Der Boden. Gut zu erkennen der geflammte Ahorn und die Fraesnuten fuer das Binding
Die Decke. Man erkennt die Freaseungen fuer die Schallochverzierung und die feine Struktur der Fichtendecke. Nein, eigentlich erkennt man die Struktur nicht, denn die Decke ist feiner und gleichmaessiger gemasert als die Decke meiner Martin D40.
Korpusrueckseite und Hals.
Nachdem mich diese Fotos hoechst befriedigt haben, habe ich die Erlaubnis zum Weiterbau gegeben...
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