Erfahrungen mit Rautia Pickups? Oder Jess Loureiro?

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Hallo Boardianer,

ich bin gerade auf der Suche nach Charlie Christian Pickups gewesen, die in eher geläufigen Größen kommen, also in ein Humbucker oder Soapbar Spacing passen.
Die üblichen Verdächtigen sind wohl die Seymore Duncans und Lollars, die sich dabei an die alten Rezepte halten und vintagevibes, die wohl einen anderen Draht nutzen.
Von Europäern ist leider nicht viel zu finden.

Jetzt bin ich auf Rautia aus Finland gestossen.
http://www.rautiaguitars.net/
Dort gibts (neben anderen lecker anklingenden PUs und Gitten) eben auch nach dem Originalrezept gewickelte CC PUs.
Der Kontakt, den ich aufgenommen hatte, war sehr nett und auch die klanglichen Unterschiede zwischen HB und Soapbar Size wurden dabei angerissen.
Hat schon jemand Erfahrungen mit denen gemacht? Der Preis ist zwar nicht ganz unsteil, aber wenn man sich die "Konkurrenz" von Lollar und SD dagegen ansieht, schon fast wieder freundlich.

Zudem würde mich interessieren, ob jemand schon Jess Loureiro PUs gespielt hat? Und welche Erfahrungen damit gemacht wurden. Die (insbesondere die P90s und die Humbucker) sind für handgewickelt schon fast Diebstahl...

liebe Grüße

Zwiebler
 
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Hi,

ich hatte drei PUs von Jess Loureiro. Einen Satz für Jazzmaster, wobei der Steg-PU eine Sonderanfertigung war, eine Mischung aus Jazzmaster-PU und P90. Und einen Dogear P90. Mit allen PUs war ich sehr zufrieden. Das Preisleistungsverhältnis wäre auch noch gut wenn die Dinger mehr als doppelt so teuer wären.
Die PUs habe ich nicht mehr. Was aber nicht an den PUs liegt, sondern ich habe die Gitarren verkauft.
Der neue Besitzer der Jazzmaster PUs hat übrigens US-Boutique PUs damit ersetzt (ich glaube Lollars), er findet die Loureiros besser.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass ein Bekannter mal einen P90 von Jess Loureiro hatte, der war wohl etwas mikrofonisch. Wurde aber anstandslos nochmal gewachst.

Grüße
Peter
 
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Hi,

mal ein kleiner Update:
In den letzten beiden Wochen hatte ich Mailkontakt mit Jess und letztendlich auch etwas bestellt.
Für meine Zwecke hat er mir in meiner Dot zu einem A3 am Neck mit ca 7,7k und einem A2 an der Bridge mit ca 9k geraten. So hab ich es dann auch bestellt und harre der Dinge die da kommen.
Zudem hab ich einen WideRangeHB bestellt, den Jess mir ohne Aufpreis in StandardSize fertigt.
In all diesen Fällen hat er das elektrische Umfeld (Potiwerte) erfragt, in das die PUs eingebaut werden.
Natürlich hat er mich gefragt wie es klingen soll und mich sehr sehr geduldig beraten.
Der Kontakt hat sehr danach gewirkt, als wüsste er wovon er spricht und es gab auch einen kleinen Schnack über dies und das der Gitarrenwelt im Vorbeigehen.
Bislang also ein hervorragender Beratungsservice. Ich bin mal gespannt, ob die PUs klanglich bei dem mithalten, was der Beratungsaufwand verspricht. An dieser Stelle aber sei schon einmal gesagt, dass Jess sich wirklich Mühe mit seinen Kunden gibt. Ein Kontakt ist lohnenswert.

Wenn ich die Teile verbaut haben werde (was noch ein paar Wochen hin ist) werde ich mich noch mal melden, vielleicht ein Review spendieren.

Zwiebler
 
nächster Update:
mit Veijo aus Finland hatte ich nun auch noch ein paar Mails ausgetauscht. Die Bestellung und Abwicklung lief völlig problemlos und sehr schnell.
Die Beratung war freundlich und sehr sachlich an dem orientiert, was ich gewünscht hatte. Ein bisschen Minigeartalk vielleicht, aber verhältnismässig wenig.
Sein Vorschlag war den CCBar mit 3.1k zu wickeln und die Anzapfung für tapped bei 2.4 zu machen.
Am 28.10. habe ich das Geld überwiesen.
Angekündigt waren zwei Wochen Wartezeit.
Am 01. oder 02.11. war das Geld in Finland (wire transfer, weil ich kein PayPal-Fanboy bin).
Und am 06.11. habe ich eine Mail mit der Trackingnummer bekommen. WOW. Das ging fix für on demand gewickelt. :great:

Heute, 10.11. fand ich dann Folgendes bei mir im Postfach
DSCN5846.JPG

und so wars eingepackt:

DSCN5848.JPG

sieht schon mal vertrauenserweckend aus, dass da von Aussen nix rankommt

DSCN5849.JPG


und so sieht das Ganze ausgepackt aus
DSCN5854.JPG

und von hinten
Rückseite.jpg

und so viel zum Thema "approximately 3mm taller than a vintage P90"
DSCN5857.JPG

Mann, wenn der so tönt wie er tut, dann hab ich einen neuen Helden!

Zwiebler
 
...und um die (Aussen-)Beobachtung zu Komplettieren, auch noch einmal der Direktvergleich zwischen dem wunderbaren (url=http://www.acys-lounge.de/id-1956-1953-p90-pickups.html]1956 P90[/url] von Harry Häussel und dem CCBar von Rautia:
nach Mass
P90Breite.jpg

und nach Augenschein
Vrtgleichsbild.jpg

summa kommen da schon etwa 3mm beim CCBar raus, die er einfach höher ist.
Der Schaumstoff an den HäusselPUs ist eine wunderbare Art die Höhe zu regulieren.
Beim Rautia habe ich beim Einbau jetzt ein wenig Schrumpfschlauch genommen, den ich zur Hand hatte und diesen über die Schrauben gezogen (natürlich nicht erwärmt). Geht auch ganz gut - aber ist weniger effektiv und weniger elegant als die Lösung beim P90.

Grüßle Zwieberl
 
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OK - der Rautia ist jetzt erst mal drin.
Der Klang lässt sich schwer beschreiben. Auf einem amerikanischen Forum habe ich über Charlie Christian PUs gelesen, dass sie ähnlich wie P90 wären, nur irgendwie besser... Das ist natürlich Geschmacksfrage. Aber auf alle Fälle würde ich sagen "vollmundiger".

Im Direktvergleich hatte ich in der selben Gitarre an selbiger Position einen P90 1956 von Häussel, der ganz wunderbar ist. Dieser 1956 ist schon ein weniger aggressiver Geselle unter den P90, also mMn hollowbodyfähig, in der Lage einen schönen, klaren Jazzton zu erzeugen. Aber eben mit P90 Attitüde.
Der Rotz eines P90 fehlt hier. Die Resonanzfrequenz liegt noch mal tiefer als bei dem verglichenen Soapbar.
Die Höhen sind mild, weich, aber dick und kräftig. Die Beschreibung von pianoartigen Bass-Saiten ist leider überstrapaziert. Trifft den Nagel aber wohl auf den Kopf.

Der Klang ist sehr kultiviert, aber laut. Der Output (und das bei 3.4k!) ist merklich stärker, als man es von seinen 7ender-SCs kennt und stellt auch einen P90 klar in den Schatten. Dabei bleibt der Klang aber sehr luftig, kompremiert wenig und lässt sich schön gestalten.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, womit man einen schöneren JazzNeckTon bekommen sollte, als mit diesem PU-Typ. Ein Humbucker klingt im Direktvergleich mittenfixiert und kompressionsstärker. Weniger offen, weniger seidig, weniger definiert als der CCBar.
Ein klassischer californischer SC klingt dünner, nasaler, drahtiger. Ein P90 aggressiver, erheblich weniger feinsinnig.

Auch für Blues scheint der CCBar wie gemacht. Die Töne atmen tief und offen. Das ist eine Klasse für sich. Der PU klingt einfach "akustischer", ohne zu klingen wie eine akustische Gitarre. Vielmehr ist die Tonübertragung eher so, wie man es von eine akustischen Instrument erwartet, leicht, offen, vollmundig... der Charakter bleibt dabei aber immer der einer elektrischen Gitarre. Ich komme ins Schwärmen...
Wenn ich aus der Honeymoonphase raus bin, gibts noch mal ein echtes Review mit weniger Euphorie im Ton, OK?

Was ich rüberbringen wollte ist, dass Rautia für 140€ einen formidablen Pickup im Programm hat, der einiges anders macht, als es die gängigen PU-Varianten anbieten - und den man, wenn man clean spielt oder nur mit leichtem Crunch, unbedingt mal probieren sollte. Es gibt den Pickup auch in Humbuckermassen. Kann mir nicht vorstellen, dass es eine ES-Typ Gitarre gibt, die nicht durch diesen Ton am Hals eine Auf-/Neubewertung bekommen könnte. :great:

Ein Punkt sei noch erwähnt: Natürlich ist ein Charlie Christian Typ ein Singlecoil. Und natürlich brummt der Geselle. Mit meinem P90 lag er etwas gleichauf. Aber vielleicht kann ich die Verdrahtung meiner Gitarre noch etwas aufwerten - daher möchte ich diesen Bereich noch mit Vorsicht erwähnen. Möglicherweise kriege ich den noch ruhiger...

Wer mich kennt, weiss, dass ich ganz gerne kulinarische Vergleiche anstelle. Dieser PU ist für mich klar ein vollmundig-schwerer Rotwein. Bordeaux.

verblues´d
s´Zwieberl
 
Grund: Ergänzung
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Once again...

Was ich mit Rautia gemacht habe, sollte ich sicherlich auch für Jess tun...
Am 25.11. bekam ich eine Mail, dass die am 15.10. bestellten Pickups fertig sind und in die Post kämen. Inkl. der Ankündigung, dass es eine URL zur Sendungsverfolgung gäbe.
Dazu ist zu sagen, dass Jess mir mitgeteilt hatte, dass es länger dauern würde, wenn ich "Raw" Pickupcover wollte, weil er diese neu aus USA bestellen müsse. Mit einem anderen Cover wäre es schneller gegangen. Er hatte mir auch angeboten, die PAFs früher zu schicken. Also alles im Rahmen des Abgesprochenen - es wäre andernfalls schneller gegangen, aber ich wollte "Raw" Cover und wollte auch nicht einmal Porto an Jess weitergeben - denn er hätte mir die zweite Sendung ohne Portoberechnung zugeschickt!

Leider kam nie eine Trackinginfo bei mir an, was ich aber nicht Jess zuordne, sondern der spanischen Post.
Sei es drum.
Heute, am 02.12. war dann dies in meinem Postfach zu Hause:
DSC_0003.JPG

Wie man sieht, mit Paketpapier eingepackt. Das aber durchaus problemlos und gut verklebt, dass nix verloren geht.

Ausgepackt sah das dann aber so aus:
DSC_0005.JPG

mmmmmh. Lecker.

In der Kiste fand ich dann einen netten Brief, mit den genauen Details zu den bestellten Pickups und der PU jeweils in einem Plastiktütchen, welches noch einmal in Kartonage verpackt war. SEHR GUT! Das sieht dann schon mal sehr boutiquig aus.
Für den Preisrahmen wohl deutlich mehr, als zu erwarten wäre:
DSC_0006.JPG

Beim WideRange (übrigens customized auf Standardhumbuckergröße - ohne Aufpreis) sieht das so aus:
DSC_0007.JPG

und bei den PAFs...
DSC_0010.JPG

so:
DSC_0011.JPG

Die Farben waren natürlich frei wählbar. Die vieradrige Verdrahtung hatte ich gewünscht, gibts auch als Braided-shielded-wire, wenn man mag.

Jess, Chapeau :hat::great:

s´Zwieberl

PS - Details, und vielleicht ein paar PU Nahaufnahmen, liefere ich noch nach, wenn ich die Teile einbaue...
 
Weil der Rautia seinen Weg in die weite Welt antreten darf, habe ich auf Anfrage eines Interessenten noch einmal versucht ein paar klärende Worte über diese Variante des Charlie Christian zu verlieren.
Ich kopiere sie hier rein, falls es in den kommenden hundert Jahren mal interessieren sollte:

"...natürlich hört Jede*r auch ein bisschen anders, aber "schwammig" passt für mich gar nicht zur CC Beschreibung. Der PU ist in seiner Übertragungscharakeristik schon sehr klar. Das Mittenspektrum liegt einfach hörbar anders als bei P90 oder Humbuckern. Es fehlt sicher nicht an Saitentrennung und Klarheit. Also nicht verwechseln mit dem jazztypischen Handschuhton. Für den braucht es auch mit dem CC das Tone-Poti an der Gitarre.

Ich würde versuchen es so zu beschreiben. Ein P90 im Vergleich schiebt dreckiger in den Hochmitten, ist dort präsenter - im Direktvergleich mit dem CC. Aber er riegelt auch nach oben früher ab, was ihn weniger lufig und offen im Klangbild macht als den CC. Der CC hat einen FETTEN Magneten unten dran (statt zweier schlankerer, Humbucker-Style Magneten beim P90) und ein Klinge statt einzelner Schrauben/Stifte. Man würde ja erst mal nicht auf die Idee kommen, dass der Klingen-PU eine der frühesten Entwicklungen in der Pickupgeschichte war - noch vor dem P90... ist aber so.

Der CC hat also eine weitere Übertragung was das Frequenzband angeht, aber keine deutliche Überhöhung in den Hochmitten wie die typischen P90 (als nächster Verwandter) oder Humbucker. Das ist sehr, sehr cool clean. Sehr, sehr, sehr cool, wenn der Amp komprimiert. Ziemlich cool, wenn sich erste Zerre zeigt... und dann wird es sehr ungewöhnlich (ich will jetzt nicht gut oder schlecht sagen), weil die Offenheit mit den vielen Obertönen auch Artefakte durch die zusätzlichen Obertöne erzeugt. Das ist sehr eigen und sehr altmodisch.

Ich weiß nicht ob das hilft - aber der PU ist nicht dunkel im Sinn von muffig, sondern eher im Sinn von großer Übertragung der Bass und Tiefmitten. Sehr rund klingen. Er ist aber gleichzeitig sehr offen und wenn man die Bässe rausdrehen würde, bliebe ein sehr klarer, fast akustisch anmutender Sound. Dafür sind die Mitten weniger straight forward und drängend wie man es vielleicht mit PUs im Ohr hat, wenn man an die Trademark-Sounds seit den 60ern denkt.
Ich hoffe, das hilft irgendwie."
 
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Ich hatte mir Jess Loureiro "Surf" Pickup jetzt gebraucht gekauft . Sitzt nun in Halspostion. Zusammen mit einem Curtis Novak von 2005 in Stegpostion. In einer Squier FSR Jazzmaster mit Hermanns-Guitar Hals, roasted, und - nicht mehr ganz frischen - GHS Boomers 12-52 Saiten.
Das klingt bei mir so:
 

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  • verzerrt_Beide.mp3
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  • verzerrt_Hals_ Jess Loureiro.mp3
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  • verzerrt_Steg_Curtis Novak.mp3
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