Hallo Kollegen nach langer zeit bin ich auch mal wieder hier und dann gleich so ein interessantes thema da klinke ich mich doch direkt ein..ich bin vor 2 tagen erst von einer mehrwöchigen tournee zurück gekommen ich war als foh tech und soundcrew leader des headliners dabei und wir hatten für die tour eine feste support band mit dabei größenordnung ähnlich wie angesprochen, 500 bis 1500er clubs mit 2,3 kleinen ausreisern nach unten..
Es ging nicht um Cover sondern 2 rockbands, gespielt wurde in venues aller art, clubs hallen etc. also ähnliche bedinungen wie in dem beispiel
ich erzähl einfach mal etwas über meine erfahrungen bzw ansichten mit der situation. zuerst mal meine sicht zu den angeprangerten geschehnissen:
- Support darf beamer nicht benutzen: Natürlich nicht!
- Support darf Funksender (Bass) nicht benutzen: Ebenfalls völlig ok!
- Support darf Funksender (Guit) benutzen: Hätts bei mir nicht gegeben
- Support hat Monitorprobleme: Darf nicht sein, ist aber schwer nachzuvollziehen bei wem das problem lag.
-Support hat Stromprobleme(Stromschläge): Das geht gar nicht egal wie groß oder klein die band ist auf einer bühne müssen alle gängigen vde und bgv vorschriften eingehalten werden. Sowas ist inakzeptabel, das problem dann sogar nicht zu untersuchen wenn man als tech darauf hingewiesen wird ist grob fahrlässig. Egal ob es jetzt der Potentialausgleich oder was auch immer war bei so einem defekt muss die bühne sofort stillgelegt/Gesperrt und das problem behoben werden..
So jetzt mal eine kleine erklärung und einige erfahrungen warum ich so denke wie ichs tue:
In dem fall der oben angesprochenen tour lief es so das alle veranstalter den rider des headliners bekommen haben. der wurde komplett erfüllt. die supportband durfte aus Kostengründen keinen rider stellen( Von seite der Veranstalter)
Travelling: Der Headliner+ Crew fuhren in einem Nightliner, für Support wurden keine plätze freigegeben. Sie haben sich selbst organisiert und sind privat mit sprinter gefahren. Grund: Geld. Nur wer zahlt fährt bequem und da sies nicht zahlen können... usw
Crew: Der Headliner war mit einer Mehrköpfigen Crew unterwegs die Supportband komplett ohne. Grund: Geld.Eine eigene Creqw konnten sie nicht bezahlen oder logistisch handeln. Das wir den job mitmachen war ebenso nicht drin. Auch wir (headliner crew) müssen ja bezahlt werden. wenn ich 2 bands am abend mische und betreue will ich von beiden bezahlt werden. Zudem wäre der zeitliche AUfwand so groß geworden das darunter u.u. die qualität bei der arbeit der headlinershows gelitten hätte und das wäre natürlich für diesen unakzeptabel. Fairerweise boten wir ihnen einen Deal an: wir hatte eine bühnentechnikerin dabei die sich bei unserer produktion noch im azubi status befand. diese überliesen wir der supportband kostenfrei als foh tech. sie hatten also die wahl entwerder anfänger tech aus unserer crew der von uns gecoached und überwacht wird oder jeden abend irgend nen clubtech. sie entschieden sich für die variante mit unserem bühnentech was IMHO die richtige entscheidung war.
Backline: jede band reiste mit eigener Backline. Diese war für die jeweils andere Bandkomplett tabu. Grund: wie immer geld, wert der backline, settings, endorsement deals etc.
Licht:die headliner produktion führte eigenes licht mit und riderte noch dazu. unsere lichttechniker entschieden das gesamte konventionell geriderte licht ( pars stufen acl etc) für die vorband freizugeben. konventinonelle specials, das gesamte mitgeführte (blinder mehr acl rampen etc) sowie das komplette bewegte licht waren ausschließlich für den headliner. Grund auch hier das Geld: Der headliner muss das mitgeführte licht+ betriebskosten zahlen. ebenso das geriderte licht, das muss er vor dem veranstalter rechtfertigen und es spiegelt sich auch in seiner gage wieder.. by the way.. die ansage: Support spielt auf weisser bühne wäre auf der kompletten tour von jedem veranstalter voll akzeptiert worden, es war reiner godwill unserer produktion bzw geschäftsführung des headliners ein teillicht zu überlassen. bedient wurde entwerder vom local tech oder unseren lichtleuten je nach lust und laune, geleuchtet und befiltert und programmiert immer nur für headliner.
Ton: Der headliner führte eine komplette mikrofonierung eine umfangreiche funkanlage (in ear und instrumentenfunk) eingene pulte usw mit. dieses gesamte material war für den support absolut tabu. wenn im club tontechnik vorhanden war durften sie diese nutzen (die verhandlungen hierzu mit dem veranstalter haben wir geführt) wenn das local material nicht reichte oder keins da war mussten sie auf eigene kosten zumieten.
Grund: Geld und betriebssicherheit. wie immer headliner zahlt für alles mitgeführte warum sollten andere es runterrocken. bei mikrofonen stativen wedges etc kommt der stress im change over hinzu. wenn beide bands das gleiche material nutzen muss umgebaut werden das kostet zeit und geht aufs material. und wenn dabei schaden ensteht trägt den lediglich der headliner. bei funk kommt dann noch betreibssicherheit dazu. die support band durfte eigenen funk benutzen dieser durfte jedoch nur in von uns vorgegebenen zeitrahmen eingeschaltet sein um unsere funkanalge nicht zu stören.
Bühne: Wir hatten aufwändige riser und deko bauten. diese bleiben komplett stehen wurden mit molton verkleidet. dieser gesamte bereich war für die support band gesperrt. auch auf der vorbühne befindliche stacks blieben stehen. der rest der fronline ( mic stands, floorboards etc) wurden entfernt, dieser bereich durfte vom support act benutzt werden.das fuslicht des headliners blieb ebenfalls stehen. Grund: zeit im change over. wenn wir erst zurückbauen müssen sind kurze change over nicht haltbar bzw die zeit fehlt dann zum checken. wenn wir alles stehen lassen müssen wir lediglich linechecken, haben evtl noch zeit zum nachleuchten usw und unsere show beginnt für uns wesentlich entspannter.
Catering: wir schickten einen hospitallity rider für unser catering sanitäre anlagen alkohol etc. die supportband durfte keinen verschicken. diese entscheidung entstand bei veranstaltern/tourneeagentur da die veranstalter die kosten dafür nicht tragen wollten => support=selbstversorger.
Sanitäre anlagen durften sie natürlich benutzen und wir haben auch keinen von denen verdursten lassen wenn sie mal knapp waren, eine hand wäscht die andere und wir sind ja alles menschen..
soviel mal zu meiner kürzlichen erfahrung. das hier aufgezeigte modell hat sehr gut funktioniert und es gab damit keine größeren probleme. was ich damit jetzt wollte ist aufzuzeigen warum viele der in diesem thread genannten punkte aus meiner sicht völlig ok sind.. grund ist hier wie so oft das geld: nur wer geld einspielt darf welches kosten und wenn der man nur als aufreiser oder rausschmeisser für den headliner gebucht ist kann man nicht verlangen genauso betreut zu werden.
was kann mal also tun um ein harmonisches zusammenarbeiten zu ermöglichen, quasi mein beitrag zum faq:
- Als support band ist man niemals in der lage forderungen zu stellen, man kann höchstens freundlich bitten und das auch nur in einzelsituationen.
- das gleiche gilt für techniker die mit einem support act reisen
- besorgt euch rechtzeitig vor dem gig den kontakt zur technischen leitung des headliners. diesen kann euch in der regel der veranstalter oder booker herstellen, ruft dort an, stellt euch vor und lasst euch erzählen wie der abend aus sicht dieses TLs oder technikers funktioneren sollt. wenn der ablauf für euch handelbar ist dann macht das genau so und gut ist. wenn ihr da probleme seht macht darauf aufmerksam sucht gemeinsam nach lösungen.eine entscheidung werden aber letzendlich nicht ihr treffen sondern headliner bzw die headliner crew.
- in einzelfällen kann so ein telefonat auch mit dem veranstalter angebracht sein.
- wählt EINEN von euch aus der diese telefonate führt. nichts ist nerviger als wegen dem gleichen problem von 5 leuten angerufen zuwerden.
- zeigt dem headliner und der crew das es auch in eurem interesse ist das die headliner show nicht von euch gestört wird. das sollte auch so sein denn das gibt euch die chance wieder gebucht zu werden und geld zu verdienen
- zeigt euch flexibel, der headliner legt den tagesablauf fest nicht ihr.
- oft bekommen die headliner musiker kaum etwas vom tag mit. sie sind zum spielen da für alles andere haben sie eine crew. die enttscheidung dieser crew zählen. oftmals sogar mehr wie entscheidungen der headliner musiker. also akzeptiert diese (wenn möglich ohne diskussionen).
ich weiß das ganze klingt hart und nach einer gewissen devoten grundhaltung. aber es ist fakt.wenns hart auf hart kommt wird die support band nicht der headliner gecanceled selbst wenn der support die besseren musiker, nettern menschen oder tollere live band sind. das zählt dann einfach nicht. deshalb ist ein "Schwanzvergleich" aus sicht des supports auf jeden fall zu vermeiden denn man kann ihn nur verlieren. hier ist punkten durch akzeptanz und toleranz angesagt. als beispiel würde die support band die wir jetzt dabei haben von mir einige rechte mehr bekommen wenn wir nochmal in dieser konstellation unterwegs wären. da sie mir jetzt über einen längeren zeitraum gezeigt haben das sie flexibel sind, meine entscheidungen und die meiner crew akzeptieren und sich gut in den tagesablauf und die bühnensituationen einfügen. also danke gabs dafür nur nen feuchten händedruck und mal nen whiskey nach der show. wenn sie nochmal mit uns unterwegs sein sollten werden sie jedoch wie schon gesagt von ihrem durchweg positiven verhalten profitieren.
Noch eins zu den technischen defekten:
Wenn ihr sowas feststellt wendet euch an die örtliche crew bzw die headliner crew. wenn die euch nicht ernstnehmen oder nicht helfen wollen dann sofort ab zum veranstalter. auch dieser wird ein interesse haben das seine veranstaltung sicher und rechtlich koorekt über die bühne geht und viele sind bei diesem thema empfänglicher als man denkt. wenn ich ne halbe stunde bühnenzeit habe und ein technisches problem feststelle das so groß ist das meine sicherheit oder die meiner musiker/crew/wasauchimmer gefährdet ist dann muss ich mich nicht entscheiden ob ich soundchecke oder die verantwortlichen durchgehe.. ohne soundcheck kann jeder spielen, ohne herzschlag nicht. lasst euch da nicht kleinkriegen. und wenn euch gar niemand ernstnimmt gibts immer noch den tüv die bgv etc die man anrufen kann. auch wenn einem das den gig kostet.. gig gegen leben.. auch hier ist meine entscheidung wieder klar..
Soweit mal hierzu, wie immer hab ich schonwieder soviel geschrieben das es den meisten eh zu ansterngend zu lesen sein wird aber das ist wieder eins der themen über das es sehr schwierig ist schrifltich zu reden da es unheimlich umfangreich und tief ist..
ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt und konnte helfen bzw die diskussion weiter anregen
Locker bleiben
Tobse