Endstufe für mehrere Röhrentypen auslegen

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Hallo,

ich plane gerade, einen Röhren-Amp selber zu bauen. Dabei möchte ich Vorstufe und PI ähnlich dem Gibson GA-40 bauen (also 5879-Röhre und Paraphase-PI, jedoch ohne Tremolo bzw zweiten Channel).

Für die Endstufe spiele ich mit dem Gedanken, den Amp so auszulegen, dass er mehrere Röhrentypen verträgt, indem, dass man die Gleichrichterröhre tauscht (also 5U4 für 6V6, GZ34 für 6L6 etc...).
Mir geht es dabei nicht nur um klangliche Differenzen verschiedener Endstufen-Röhren, sondern um mit wenig Aufwand die Lautstärke des Amps beeinflussen zu können. Ich möchte ihn nämlich zuhause wie auch im Bandraum einsetzen können.

Meine Frage lautet konkret:
Habe ich es richtig verstanden, dass ein Endstufen-Design dazu fähig ist, mit verschiedenen Röhren zu arbeiten, wenn es auf die stärkste Röhre ausgelegt ist?
Wenn ich jetzt also das Design auf KT88-Röhren mit GZ34 Gleichrichter auslege und den Power bzw. Output-Transformer stark genug wähle, kann ich die GZ34 durch eine 5U4 ersetzen und die KT88 durch 6V6/EL84 und so den Output merklich verringern?
Mit Class AB KT88 ergäben sich rund 85 Watt, mit Class AB 6V6 rund 18 Watt. Alles dazwischen (6L6, EL34...) sollte unter Verwendung der korrekten Gleichrichterröhre einsetzbar sein.

Stimmen diese Schlussfolgerungen? Bitte korrigiert mich, wenn ich hier falsch liege.

Was wären die Nachteile von einem solchen Konzept?
Dass das dicke Eisen natürlich Einfluss auf den Klang hat, ist mir klar. Allerdings habe ich im Kopf dass dickeres Eisen -> tightere Bässe und mehr Definition, und das finde ich gut.

Lieber Gruss,
Alex
 
Eigenschaft
 
Zum Thema welche Röhren kann ich dir nicht helfen.

Da es dir aber um die Lautstärke geht:

Ich hab aber in meinen 1959 einen Mod einbauen lassen, den ich nicht mehr missen möchte.

Nämlich einen Class-A, umschaltbar. Sprich ich habe die Wahl zwischen 100W Class AB und ~25W Class A.

Der amp ist bei bedarf immernoch sau laut auf Class A, aber der Sound verändert sich merklich. Harmonischer, dicker, gerade bei niedrigerem Volume-level klingt er besser.
Er hat aber weniger Headroom, sprich er zerrt früher und hat auch etwas mehr Kompression.

Zusammen mit dem PPIMV kriegt man dicke Verzerrung bei sehr, sehr niedriger Lautstärke hin. Auch im AB-Betrieb, da klingt es aber anders. Straffer, härter, etwas weniger organisch. Abhängig von der Musik, welcher Sound mir gerade besser passt.

Das müssen die Trafos aber hergeben, so ohne weiteres kann man das nicht machen.


Nur so als Gedankenanstoss ;)
 
Hallo,


Meine Frage lautet konkret:
Habe ich es richtig verstanden, dass ein Endstufen-Design dazu fähig ist, mit verschiedenen Röhren zu arbeiten, wenn es auf die stärkste Röhre ausgelegt ist?
Wenn ich jetzt also das Design auf KT88-Röhren mit GZ34 Gleichrichter auslege und den Power bzw. Output-Transformer stark genug wähle, kann ich die GZ34 durch eine 5U4 ersetzen und die KT88 durch 6V6/EL84 und so den Output merklich verringern?
Mit Class AB KT88 ergäben sich rund 85 Watt, mit Class AB 6V6 rund 18 Watt. Alles dazwischen (6L6, EL34...) sollte unter Verwendung der korrekten Gleichrichterröhre einsetzbar sein.

Alex

6V6 und EL84 sind mechanisch nicht kompatibel, sprich andere Röhrensockel werden benötigt.

MfG,
MichiK
 
6V6 und EL84 sind mechanisch nicht kompatibel, sprich andere Röhrensockel werden benötigt.

MfG,
MichiK

:facepalm1:...logisch, ja. Danke für den Hinweis!
Sonst sonst meine Schlussfolgerungen richtig?



Zum Thema welche Röhren kann ich dir nicht helfen.

Da es dir aber um die Lautstärke geht:

Ich hab aber in meinen 1959 einen Mod einbauen lassen, den ich nicht mehr missen möchte.

Nämlich einen Class-A, umschaltbar. Sprich ich habe die Wahl zwischen 100W Class AB und ~25W Class A.

Der amp ist bei bedarf immernoch sau laut auf Class A, aber der Sound verändert sich merklich. Harmonischer, dicker, gerade bei niedrigerem Volume-level klingt er besser.
Er hat aber weniger Headroom, sprich er zerrt früher und hat auch etwas mehr Kompression.

Zusammen mit dem PPIMV kriegt man dicke Verzerrung bei sehr, sehr niedriger Lautstärke hin. Auch im AB-Betrieb, da klingt es aber anders. Straffer, härter, etwas weniger organisch. Abhängig von der Musik, welcher Sound mir gerade besser passt.

Das müssen die Trafos aber hergeben, so ohne weiteres kann man das nicht machen.


Nur so als Gedankenanstoss ;)

Ich hatte tatsächlich an etwas ähnliches gedacht, inspiriert vom neuen Super S6420+ Thunderbolt. Dieser hat einen Switch um zwischen Cathode-Bias Class A, tube rectified grid bias Class AB und silicone rectified Class AB umzuschalten. Allerdings müsste ich dann wohl für den Cathode Bias noch einen Schalter einbauen, um verschiedene Röhren nutzen zu können. Vielleicht wird das alles zu kompliziert...

Ich habe mich ein wenig umgesehen im Internet. Aiken Amplification scheint den Mod, den du verbaut hast, folgendermassen zu beschreiben:


"Q:Is there any way to turn a push-pull amplifier into a single-ended amplifier, like pulling all the tubes on one side?
A: The output transformer in a single-ended amplifier must be gapped to prevent DC offset in the primary from saturating the core. A push-pull output transformer is not gapped, so if you try removing the tubes on one side, there will be an offset DC current that will saturate the core and cause a loss of low end (or worse!). The easy way to do this is to leave both sets of tubes in, but remove the signal going to one side, but leave it biased the same current as the other side. This will cause the primary DC currents to cancel out, so you don't get transformer saturation. This will effectively result in single-ended operation of the push-pull output stage. Note that this will only work if you bias the amp into class A, because you will only be running one side, and it will clip if biased at class AB or class B. You will also have to reduce the signal level going to the output tubes compared to the level at class AB, otherwise it will clip too soon. The best candidate for this type of mode switching is a true class A push-pull amplifier, because then you can easily switch from push-pull to single-ended simply by removing the signal drive to one of the sides."



Kannst du mir ein paar Details zu deinem Mod nennen? Wie hast du das bei dir gelöst? Was für einen Transformer hast du verbaut? Merkst du mit dem Mod einen tonalen Unterschied im Class AB-Betrieb?


Lieber Gruss,
Alex
 
Zuletzt bearbeitet:
Den AÜ legt man idR für einen bestimmten Röhrentyp aus, d.h. wählt den passenden Raa und natürlich die Leistung (zuviel schadet nicht, ist aber nicht zwingend ideal). Wichtiger noch, die Anoden- und Schirmgitterspannung muss ebenfalls passen. Eine Design für 85Watt aus zwei KT88 lässt 6V6 sofort sterben, und einen Design für 20Watt aus 2x6V6 holt ebenfalls nur ca. 20Watt aus zwei KT88, mit demselben Trafo.
Gleichrichterröhren braucht mE kein Mensch (ausser man will unbedingt keinen Standby-Schalter), Siliziumbrücke + Serienwiderstände machen das gleiche. Und auch dieser Supply-Sag muss auf die Leistung (bzw den Anodenstrom) angepasst werden.
Jedoch, der Lautstärke-Unterschied zwischen 20Watt und 100Watt ist im Clipping fast vernachlässigbar. 20W sind immer noch ca. 70% so laut wie 100W. Ohne Attenuator nutzen 20Watt oder auch schon 5Watt garnichts wenn man die Endstufe bei erträglicher Lautstärke kitzeln will.
Für echte Skalierbarkeit einer Endstufe die man von weit unter 1 Watt bis Max jeweils in die Sättigung fahren können will, mit wenig Klangunterschied, und die auch gleiches Sag-Verhalten aufweist usw, muss man fünf Parameter skalieren:
- Anodenspannung
- Schirmgitterspannung
- Bias
- Versorgung der Vorstufe bzw des PI
- Impedanz der B+ Versorgung
Bis auf letzteres macht das zB das London Power Scaling (gibts als Kit).
 
@elAwesome

Wie das genau gelöst ist, kann ich dir leider nicht erklären. Aber es werden alle 4 Röhren angefahren, und nicht nur die Hälfte wie von Aiken beschrieben.
Tonalen Unterschied habe ich doch bereits beschrieben.

Trafo etc. ist alles original Marshall anno 1979. Den Mod kann man bei allen 100W Modellen bis ca. 1982 machen, oder bei den Reissues von 1989-1992 bzw. den aktuellen, also seit 2006 oder so. Die anderen gehen NICHT.
 
Den AÜ legt man idR für einen bestimmten Röhrentyp aus, d.h. wählt den passenden Raa und natürlich die Leistung (zuviel schadet nicht, ist aber nicht zwingend ideal). Wichtiger noch, die Anoden- und Schirmgitterspannung muss ebenfalls passen. Eine Design für 85Watt aus zwei KT88 lässt 6V6 sofort sterben, und einen Design für 20Watt aus 2x6V6 holt ebenfalls nur ca. 20Watt aus zwei KT88, mit demselben Trafo.
Gleichrichterröhren braucht mE kein Mensch (ausser man will unbedingt keinen Standby-Schalter), Siliziumbrücke + Serienwiderstände machen das gleiche. Und auch dieser Supply-Sag muss auf die Leistung (bzw den Anodenstrom) angepasst werden.
Jedoch, der Lautstärke-Unterschied zwischen 20Watt und 100Watt ist im Clipping fast vernachlässigbar. 20W sind immer noch ca. 70% so laut wie 100W. Ohne Attenuator nutzen 20Watt oder auch schon 5Watt garnichts wenn man die Endstufe bei erträglicher Lautstärke kitzeln will.
Für echte Skalierbarkeit einer Endstufe die man von weit unter 1 Watt bis Max jeweils in die Sättigung fahren können will, mit wenig Klangunterschied, und die auch gleiches Sag-Verhalten aufweist usw, muss man fünf Parameter skalieren:
- Anodenspannung
- Schirmgitterspannung
- Bias
- Versorgung der Vorstufe bzw des PI
- Impedanz der B+ Versorgung
Bis auf letzteres macht das zB das London Power Scaling (gibts als Kit).

Danke für die vielen Infos!
Welche Auswirkungen hat denn die Impedanz der B+-Versorgung? Bezieht sich diese RBX-Erweiterung vom Power Scaling auf diese?
Jedenfalls wird das Power-Scaling Kit sowieso Verwendung finden. Für mein Vox AC4TV habe ich mir ein VVR-Kit geholt, dass auf seinen Einabau wartet. Der Attenuator vom Werk ist einfach Schrott.

Der Grund, warum ich trotz Power Scaling verschiedene Röhren wenwenden wollte, ist, da ich einerseits bei den 6L6 Richter-Amps gesehen habe, dass man sie nur bis 3 Watt skalieren konnte - was, wie du sagst, für zuhause immernoch ziemlich viel ist. Bei 6V6 wären es folglich 1.5W- das sollte gerade so gehen.
Zweitens vermute ich, dass auch Power Scaling seine Einflüsse auf den Klang haben wird, ergo je weniger ich reduzieren muss umso besser. Deshalb hatte ich den plan, mehrere Röhrentypen in Verbindung mit Power Scaling zu nutzen.
Ist das Overkill?


@elAwesome

Wie das genau gelöst ist, kann ich dir leider nicht erklären. Aber es werden alle 4 Röhren angefahren, und nicht nur die Hälfte wie von Aiken beschrieben.
Tonalen Unterschied habe ich doch bereits beschrieben.

Trafo etc. ist alles original Marshall anno 1979. Den Mod kann man bei allen 100W Modellen bis ca. 1982 machen, oder bei den Reissues von 1989-1992 bzw. den aktuellen, also seit 2006 oder so. Die anderen gehen NICHT.

Ok, vielen Dank!
Wer hat dir den Mod eingabut? Vielleicht kann ich dort ja mal anfragen.
 

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