Mir ist nicht klar, ob bzw. warum die Problemstellung so eng sein muss. Wäre es nicht (auch) sinnvoll, den Zeitraum kürzer zu fassen - die Vertreter der "Einspiel-These" gehen häufig von Monaten aus? Und muss man eine Zwischenposition ausschließen, die an der "Einspiel-These" festhält, ohne die "größere" Bedeutung von Luftfeuchtigkeit und Temperatur zu bestreiten? Die Frage wäre dann, ob bei (weitgehend) unveränderter Luftfeuchtigkeit und Temperatur ein Einspiel-Effekt auftritt. Auch diese Light-Version der These wird ja z.T. vehement bestritten.
Das wohlgemerkt nur zur Problemstellung. Verfahren für die Überprüfung und Ergebnisse lasse ich ersma aussen vor.
Wenn man ein ernsthaftes Interesse daran hätte, einen Effekt nachzuweisen, dann könnte und sollte man das tun.
Aber es gibt hier ja eigentlich nur zwei Seiten bisher. Es gibt diejenigen, die das für Vodoo bzw. Einbildung halten (zu denen gehöre ich) und solche die der Meinung sind dass es den Effekt ohne Einschränkung gebe, er wissenschaftlich nachweisbar ist und dass ihn eigentlich sogar der Laie ohne Hilfsmittel wahrnehmen können sollte sofern er nicht völlig taub ist - denn die eingespielte Gitarre klingt ja objektiv besser.
Es geht mir nicht darum zu widerlegen dass das Spielen die Gitarre verändert. Ich kann mir schon vorstellen dass es einen Einfluss hat, durch kleine Macken, Blessuren, kleinste Risse etc. - alles mögliche kann einen Einfluss haben, immerhin hat jede kleinste Veränderung am Gegenstand Veränderungen in der Eigenschwingung zur Folge.
Was ich mich aber weigere zu akzeptieren ist,
- dass die Veränderungen ohne weiteres durch eine gewisse, bestimmte Anzahl von Spielstunden jederzeit reproduziert werden können
- die Veränderungen genrespezifisch sind
- dass der Unterschied ohne Hilfsmittel wahrgenommen werden kann
- dass die Veränderung immer hin zum wohlklingenderen Instrument stattfindet
- dass die Veränderung unter rellen Bedingungen messbar und damit gegen die spielfremden Einflüsse nicht verschwindend gering ist.
- dass es möglich ist, den Effekt unter Einsatz guter wissenschaftlicher Praxis nachzuweisen.
Einer unserer Mitstreiter hat mitgeteilt, seiner Ansicht nach kann der Unterschied wahrgenommen und wissenschaftlich nachgewiesen werden.
Ich habe mich daraufhin einmal mit dem Gedanken befasst, wie das überhaupt möglich wäre.
Für eine entsprechende Versuchsreihe bräuchten wir bestenfalls einige hundert Instrumente die nicht nur von der Bauart her exakt gleich sind, sondern auch exakt gleich klingen. Einander so ähnlich, dass bei Anspielen gewisser Referenztöne das gesamte System ziemlich exakt gleich schwingt. Alle Instrumente müssten möglichst mit dem selben (ja, dem selben, nicht dem gleichen) Satz Saiten bezogen werden, die ihrerseits keine Abnutzungserscheinung halten dürfen. Andernfalls würde man einige Satz Saiten benötigen die mann alle paar Stunden in exakt der gleichen Weise aufzieht. Dass diese untereinander ebenfalls exakt gleich sein müssen ist ja klar.
Man würde die Gruppe aus mehreren hundert bis tausend völlig gleichen Instrumenten jetzt in mehrere Gruppen aufteilen die ihrerseits in zweiergruppen zusammen gestellt werden. Wir haben nun mehrere Gruppen bestehend aus einigen hundert Paar Gitarren. Jede Gruppe wird nun unterschiedlichen Umweltbedingungen ausgesetzt, jeweils ein Instrument wird über den Zeitraum mehrerer Monate täglich eine Stunde lang gespielt, das andere Instrument erträgt seine Umwelt ohne Berührung. Am Ende der Periode wird einem Testpublikum aus bestenfalls einigen hundert Mann der Unterschied der Instrumente vorgespielt. Diese müssen dann einige Fragen beantworten - nämlich ob es einen wahrnehmbaren Unterschied gibt, welches Instrument ihrer Ansicht nach eingespielt wurde und welches ihrer Ansicht nach besser klingt. Das ganze muss natürlich noch in Relation zu einer Referenzgruppe gesetzt werden, in denen den Probanden immer zwei Instrumente präsentiert wurden, die ihrerseits völlig gleich sind, also beide bespielt und beide unbespielt. Die Placebogruppe sofern mir dieser Ausdruck erlaubt ist.
gleichzeitig sollten natürlich allen Gitarrenpaare einer eingehenden Schwingungsuntersuchung standhalten in denen das Schwingverhalten auf Herz und Niere überprüft wird.
Ich persönlich, ebenso wie einige andere hier, sind der Meinung dass spätestens im Vergleich mit der Placebo Gruppe klar wird dass etwas wahrgenommen wird was überhaupt nicht wahrnehmbar ist.
Leider jedoch ist oben beschriebenes Experiment nicht reell durchführbar. Es scheitert schon in dem Moment, in dem man mehrere Instrumente braucht die in sich völlig gleich sind.
Es gibt leider einige Menschen, die die fehlende Nachweisbarkeit eines Effektes für den Nachweis des Effektes halten. Sofern ein Beweis unmöglich ist, ist der Sacherhalt a priori beweisen. Aber so funktioniert Wissenschaft nunmal nicht. Mir geht es nicht darum, Rahmenbedingungen zu finden unter denen die These - ordentlich geweitet versteht sich - weiterhin Gültigkeit hat. Mir ging es die ganze Zeit nur darum, zu argumentieren warum ich die Thesen a) Effekt ist wissenschaftlich nachweisbar und b) Effekt kann vom geübten Ohr wahrgenommen werden für Unsinn halte.