Endless Appetite - zu hoch oder nicht?

  • Ersteller broeschies
  • Erstellt am
Nochmal kleines Update: Ich hab den Song jetzt doch einfach runtertransponiert. Es ist nur ein Halbton (von high Note f#' auf high Note f'), aber es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht für mich. Es scheint wirklich so zu sein, dass f' meine absolute Grenze ist, wo es noch Sinn macht Vollstimme zu singen (das mit dem Tilt scheint wirklich ein guter Indikator zu sein).

Vom Stimmfach denke ich nach wie vor, dass ich Bassbariton bin, also genau zwischen Bass und Bariton. Mein Fall liegt ja wie ich schon mal feststellte, ähnlich wie bei dir Kenshi, nur eine Etage tiefer. Für das jeweils tiefere Stimmfach (bei mir Bass, bei dir Bariton) ist das Timbre ein bisschen zu hell, für das jeweils höhere (bei mir Bariton, bei dir Tenor) sind die jeweiligen high notes einfach zu anstrengend, weil sie schon im Tiltbereich liegen.
 
So nochmal ein letztes Beispiel: Diesmal in meiner ganz normalen Gesangseinstellung und eine halbe Note tiefer als das Original. Ist für mich ein wirklich wesentlicher Unterschied die halbe Note. Ich denke man hört jetzt auch ziemlich gut, dass ich ein Bariton-Timbre habe (wenn auch ein tiefes) und kein Bass-Timbre.

 
Meine (unmaßgebliche) Meinung:

Du klingst, im Großen und Ganzen und alle Versionen betrachtet, besser in der HÖHEREN Fassung (und ich stimme Dir mit dem Baritontimbre völlig zu).

Deine Intonation ist m.E. in der tieferen Fassung insgesamt eher schlechter (kann natürlich sein, dass Du nur einen schlechten Tag hast, oder Dich einfach schon auf die höhere Fassung eingestellt hast). Das würde mir persönlich mehr zu denken geben als Probleme mit dem Fis. Ich stimme Kenshi insoweit zu als dass ich das Gefühl habe, Du "machst" Dein dunkles Timbre, indem Du schon in der tieferen und Mittellage mit zu viel hinterer Weite und leichtem Zungenwurteldruck arbeitest. Gerade das Letztere ist m.E. der Grund, warum die Höhe für Dich anstrengend wird. Ehrlich gesagt glaube ich fast dass, wenn DAS Problem sich löst, nach oben für Dich noch wesentlich mehr drin ist. Zungenwurzeldruck ist, wenn der einmal zur Angewohnheit wird, hatnäckig, kann man aber in den Griff kriegen. Ich würde da mit Dir ganz konzentriert an Medialisierungübungen arbeiten (wenn wir jetzt mal bei MT bleiben), also Zunge tendenziell immer hoch Richtung Backenzähne/harter Gaumen, und aus dem Weg.

Was ich als einen unschönen Tick empfinde, und das in beiden Fassungen, ist nicht das Anschleifen von Tönen (obwohl Du das auch machst, und das ggf. auch die von Kenshi beschriebenen Auswirkungen haben kann), sondern das Abstürzenlassen von gehaltenen Noten. Damit meine ich, dass Du am Ende von Noten sehr oft "loslässt" und es dann einen "Oktavsturz" ;) gibt. Klingt m.E. nicht gut, ist eine schlechte Angewohnheit und insbesondere in Musical Theatre verpönt (in Pop und Rock geht das natürlich, aber auch hier wird's für den Zuhörer ermüdend, wenn man's ständig macht). Achte da mal drauf. Das war übrigens gegen Ende auch eine Angewohnheit von Steve (Barton), daher bin ich mir da jetzt nicht ganz sicher, ob Du das einfach nur vom Concept-Album ein bisschen im Ohr hast (timbremässig klingst Du auch ein bisschen wie er, das meine ich in dem Fall allerdings als Kompliment. Die Abstürze und seinen extremen Zungenwurzeldruck gewöhnst Du Dir allerdings besser nicht an, und die Gefahr besteht generell schon).

Deine Stimme gefällt mir insgesamt allerdings echt gut, das ist jetzt alles extrem "picky" und an sich nicht dramatisch :great:
 
Die Experten haben ja schon alles gesagt.

Ich finde du klingst ein bischen wie Ville Valo, also ziemlich geil :)

Du solltest mal ein cover von "join me" oder so machen ;)

Grüße Dug
 
Was ich als einen unschönen Tick empfinde, und das in beiden Fassungen, ist nicht das Anschleifen von Tönen (obwohl Du das auch machst, und das ggf. auch die von Kenshi beschriebenen Auswirkungen haben kann), sondern das Abstürzenlassen von gehaltenen Noten. Damit meine ich, dass Du am Ende von Noten sehr oft "loslässt" und es dann einen "Oktavsturz" ;) gibt. Klingt m.E. nicht gut, ist eine schlechte Angewohnheit und insbesondere in Musical Theatre verpönt (in Pop und Rock geht das natürlich, aber auch hier wird's für den Zuhörer ermüdend, wenn man's ständig macht). Achte da mal drauf. Das war übrigens gegen Ende auch eine Angewohnheit von Steve (Barton), daher bin ich mir da jetzt nicht ganz sicher, ob Du das einfach nur vom Concept-Album ein bisschen im Ohr hast (timbremässig klingst Du auch ein bisschen wie er, das meine ich in dem Fall allerdings als Kompliment. Die Abstürze und seinen extremen Zungenwurzeldruck gewöhnst Du Dir allerdings besser nicht an, und die Gefahr besteht generell schon).
Vielen Dank für deine Analyse. Ich glaube du hast es ziemlich genau erfasst! Steve Barton ist für mich DAS Vorbild bei diesem Song gewesen, gerade weil sein Timbre ein wenig tiefer ist als das der meisten Musical-Sänger und mir damit näher kommt. Dass er viel mit Zungenwurzeldruck arbeitet war mir allerdings nicht wirklich klar, aber genau das habe ich tatsächlich gemacht, um das Timbre etwas dunkler zu machen und es ist extrem schwer das rauszukriegen, weil ich bei dem Song immer die Version von Steve im Ohr habe.

Ich finde seine Version mit Abstand am besten und ich glaube das Abdunkeln trägt einen erheblichen Teil dazu bei. Die anderen Interpreten, die ich so kenne, klingen in den Höhen viel zu "jugendlich" für die Rolle, die ja immerhin ein "Spielalter" von über 200 Jahren hat. Eigentlich hätte die Rolle mMn allgemein tiefer angelegt werden sollen (für einen Bass). Aber da sind wir wieder bei der seltsamen Seltenheit von tiefen Stimmen (insbesondere Bässen) im Musical-Bereich.

Das mit dem Abstürzen der Töne ist schlicht und einfach Faulheit sag ich mal, das sind ja nur Testversionen in denen es mir erstmal um die generelle Technik ging.

Nachdem ich wieder auf meine normale Technik gewechselt bin, gings auch plötzlich wieder in hoch mit vergleichsweise geringer Anstrengung:



Was allerdings immer noch gilt ist, dass ich in einer klassischen Einstellung (also mit unterer Weite/tiefem Kehlkopf) immer noch nur bis f' komme. Ab da wird der Twang einfach zu stark und ich muss den Kehlkopf wieder mit Gewalt runterdrücken. Es scheint mir wirklich so, dass der Tiltpunkt der Punkt ist, ab dem die Kombination Twang + klassische Weite nicht mehr funktioniert und man muss sich dann entweder für die Weite (ins Falsett gehen) entscheiden, oder für den Twang.

Die Experten haben ja schon alles gesagt.
Ich finde du klingst ein bischen wie Ville Valo, also ziemlich geil :)
Du solltest mal ein cover von "join me" oder so machen ;)
Grüße Dug

Guck mal in meinen YouTube-Kanal :)

http://www.youtube.com/user/arangor82
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo broeschies,

du hast ja wirklich eine tolle tiefe Stimme, sehr schöne Farbe, und vor allem: dir gelingt es, die Wärme der tieferen Töne auch in die hohen mitzunehmen. Das gefällt mir sehr gut!

Mich irritiert nur eines, wenn ich dich höre (hab mir auch deinen YT-Channel zu Gemüte geführt): Du bist irgendwie im Dauer-Legato, ziehst alle gesungenen Silben so stark ineinander, dass es schwer fällt, dabei dem Text zu folgen. Ich würde mich über etwas mehr Klarheit in Artikulation und Phrasierung freuen.

Beste Grüße,
6f
 
Vielen Dank. Ja, das mit dem Dauer-Legato ist ein bisschen eine Marotte von mir. Das Anschleifen der Töne am Anfang und das Runtersliden am Ende hat auch ein wenig damit zu tun. Deshalb versuche ich im Moment meinen Stil ein bisschen Richtung Musical zu lenken, wo es ja viel auf Klarheit und Präsenz der Stimme ankommt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Jo, Musical oder noch intensiver: Zeugs à la Max Raabe. Das alte Liedgut ist zwar sehr tenorlastig, aber die extrem artikulierte Aussprache (historisch ja nur der dürftigen Tontechnik geschuldet) könnte zu Übungszwecken hilfreich sein.

Und ein bisschen von der Marotte solltest du dir auch bewahren. Zu glattpoliert is' auch nicht gut. :gruebel: Ich bin jedenfalls echt ein Fan deiner Stimme! :)

Beste Grüße,
6f
 
So mit etwas Abstand zu der Steve Barton-Version hab ich nochmal eine Aufnahme gemacht und ich glaube es ist auf jeden Fall schonmal besser geworden. Offensichtlich habe ich nicht nur versucht sein Timbre zu imitieren, sondern auch seine Schwere (durch zu starkes Ausdünnen). Ich bin halt doch schon noch eine Ecke schwerer als Steve. Ich nehme mal an er ist ein mittlerer Bariton und klingt nur deshalb tiefer, weil der Graf üblicherweise von hohen Baritonen oder sogar Baritenören gesungen wird. Ich bin aber immer noch der Meinung, dass der Song nicht wirklich in meiner Tessitur liegt. Hab auch gerade gesehen, dass er beim Casting für Tanz der Vampire in Berlin als Baritenor-Rolle ausgeschrieben ist.

Also hier die neue Version:
 
Eine echt super Stimme, bei der ich alle Aufnahmen (die noch da waren) durchgehört habe ;)
Mir gefällt das Legato, und ich find's auch gut verständlich.

Die letzte Version gefällt mir allerdings am besten :claphands:
Ich finde, davon kannst Du gerne noch mehr singen!
 

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