Ui, ein Preamp-Thread! Da muss ich natürlich mitmachen!
Name: Buzz Audio MA 2.2
Typ: Zweikanaliger Vorverstärker
Preis: heute ca. 2.900 €
Spezifikationen: Der MA 2.2 ist ein zweikanaliger Vorverstärker, der speziell für akustische Instrumente entwickelt wurde und größtmögliche Linearität und Impulstreue bieten soll. Daher kommt er standardmäßig auch ohne potenziell färbende Übertrager aus. Die neuseeländische Firma Buzz Audio bietet allerdings auch einen Ausgangsübertrager als Option an. Einen DI Input gibt es nicht. Man kann in jedem Kanal Phantomspeisung zuschalten, ein -20dB Pad aktivieren und die Polarität drehen. Außerdem kann man zwischen Hi-Z (3kOhm) und Lo-Z (1k2Ohm) umschalten und es gibt einen Mute-Schalter. Eine kleine rote LED zeigt Übersteuerung an.
Verstärkung: Ein fein gerasterter Gain-Knopf ist bei 65dB am Rechtsanschlag.
Anwendungsbereich: super-transparent und schnell. Er fügt keine Verzerrung hinzu und macht den Klang nicht fetter oder komprimierter.
Anwendungsbereich: Für Akustik-Gitarre ein Gedicht! Für E-Gitarre oder Gesang klingt er zu sauber und irgendwie blutleer. Hier wird nichts geschönt. Hier geht es um Klarheit und Details. Sehr gerne nehme ich diesen Preamp auch für Percussion oder für Drum-Overheads.
Qualität/Haptik: Sehr hochwertig und sauber aufgebaut. Alle Schalter und die Knöpfe sind mechanisch wackelfrei und elektrisch ohne knistern oder knacken. Eine Besonderheit mag sein, dass die Schalter alle nach unten einschalten. Da merkt man, dass Neuseeland im Ursprung eine britische Kolonie war.
Alternative: Ich habe mir diesen Preamp für die Verstärkung von akustischer Gitarre und anderen akustischen Instrumenten ausgesucht. Andere Preamps, die ich damals in die engere Wahl stellte, waren: Cranesong Flamingo (~3.500€), GML 8302 (~$3000), John Hardy M-1 (~$2200)
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Name: API 512c
Typ: Einkanaliger Vorverstärker im VPR Format (aka 500er Einschubmodul)
Preis: MSRP $895, 1099€ bei thomann
Spezifikationen: Der Klassiker unter den 500er Preamps. Ein kleiner leichtgängiger Knopf stellt die Verstärkung ein. Er ist nicht mit einer Zahlenskala versehen. Man kann mit Drucktastern die Polarität und die Phantompower umschalten. Außerdem gibt es ein -20dB PAD und die Möglichkeit zwischen Mikrofoneingang und DI umzuschalten. Eine 7-teilige LED-Kette gibt Orientierung, wie es um die Aussteuerung bestellt ist. Auf der Vorderseite gibt es eine zusätzliche XLR-Buchse fürs Mikrofon und ein 1/4"-Klinkeneingang für den DI.
Verstärkung: 65dB für den Mic-Eingang, 45dB für den DI. ACHTUNG! Das Ausgangssignal fällt sehr hoch aus! Bei Drums braucht man gerne noch ein zusätzliches PAD.
Anwendungsbereich: Das ist der API-Konsolen-Sound. Also generell für alles geeignet. Eine besondere Stärke hat der API wenn was mit Kraft durch die Mitte gehen soll. Sehr punchy. Für Rock- oder Funk-Snare praktisch alternativlos. Cleane und verzerrte E-Gitarre profitieren auch sehr. Ein gut positioniertes SM57 und der API Preamp bilden ein unschlagbares Gespann für Rockgitarren. Es gibt den Preamp auch in 4-facher Ausfertigung als 19"-Rackgerät (API 3124). Das macht auch Sinn, denn am Schlagzeug ist dieser Preamp völlig in seinem Element. Viele mögen ihn auch für Strumming bei der A-Gitarre. Ich hab da lieber den Buzz MA 2.2, aber das ist Geschmackssache und kommt auch sehr auf den Song an.
Der DI-Eingang hat 400 kOhm und mag mir für E-Gitarre nicht so recht gefallen (1 MOhm wäre eigentlich richtig). Mit dem E-Bass geht es besser.
Qualität/Haptik: Das Modul ist offen und man muss evtl. ein bisschen aufmerksam sein, den Slot im 500er-Rahmen zu treffen. An den Bedienelementen gibt es nichts auszusetzen. Potiknöpfe fallen bei 500er-Geräten ja immer ein bisschen kleiner aus. Das ist dem Format geschuldet. Die zusätzlichen Eingänge auf der Vorderseite finde ich sehr praktisch. Von all meinen Preamps rauscht dieser am wenigsten! Das Herzstück ist der berühmte diskrete 2520 Operationsverstärker, der leicht austauschbar auf Sockeln steht. Ich hatte einmal Defekt und bekam vom API-Vertrieb für einen realistischen Preis einen neuen 2520, den ich einfach statt des alten reinstecken konnte.
Alternative: Es gibt mittlerweile zahlreiche Nachbauten von Boutique-Schmieden (
Brent Averill) wie auch aus Fernost (
Warm Audio) oder
Bausätze zum selber löten. Meiner Erfahrung nach gibt es aber keinen 100% Nachbau des 2520 Opamps. Vielleicht ist es nur die bessere Selektion der Teile, vielleicht doch noch unentdeckte Feinheiten in dem schwarz vergossenen Gehäuse. Außerdem ist die Schaltung des 512c auch ein kleines bisschen anders als die meist auf dem alten 312 Konsolenmodul basierenden Clones.
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Name: Avedis MA-5
Typ: Einkanaliger Vorverstärker im VPR Format (aka 500er Einschubmodul)
Preis: MSRP $775, 999€ bei digitalaudioservice
Spezifikationen: Eine Variante des klassischen Neve-Class-A-Designs. Die Verstärkung wird in 5dB Schritten an einem schönen griffigen Marconi-Knopf eingestellt. Ein kleinerer Knopf lässt den Output wieder stufenlos zurückregeln. Es gibt drei Druck-Knöpfe, mit denen man Phantompower einschalten und die Polarität wechseln kann. Zusätzlich gibt es noch einen mit "28k" beschrifteten Schalter, der die hohen Höhen
sanft anhebt. Das spielt sich aber natürlich schon im hörbaren Bereich ab. Das Gerät hat selbst keine Buchsen. Man muss mit dem auskommen, was der eigene 500er Rahmen mitbringt.
Verstärkung: Der Gain-Knopf ist mit 70 dB beschriftet. Laut Hersteller sind 71,2 dB drin.
Klangbild: Von einem Neve-Preamp erwartet man normalerweise angedickte Mitten und seidige Höhen. Der MA-5 scheint mir etwas mehr die seidigen Höhen zu verfolgen und das macht er sehr schön. Ich habe leider kein Vergleich mit einem originalen Neve 1073 aus der guten alten Zeit, aber mit einem
Selbstbau-Neve-Klon. Die Verwandschaft ist nicht zu leugnen. Der MA-5 klingt in meinen Ohren etwas feiner.
Anwendungsbereich: Der MA-5 ist sehr universell einsetzbar. Er dürfte mit den meisten Sängern eine gute Figur machen. Gerade auch solchen, die von den schönen Höhen Vorteile haben.
Qualität/Haptik: Das Modul ist rundherum geschlossen. Alles ist wertig und stabil. Die Druckknöpfe haben kleine LED-Beleuchtungen, wenn sie gedrückt sind und das auch noch in verschiedenen Farben. So kann man sogar aus einiger Entfernung gut erkennen, was eingeschaltet ist. Meine Version ist schwarz mit weißer Beschriftung, die sich ausgesprochen gut ablesen lässt.
Alternative: Für die Neve-Richtung gibt es zahlreiche Variationen. Sehr gut hat mir z.B. auch der Great River ME-1NV gefallen, den ich mal zum Test da hatte. Leider verbraucht die 500er-Version 2 Slots im Rahmen. Andere Alternativen sind natürlich alle Neve-Clones, von
Golden Age bis
Aurora Audio und das
Original selbst.