Emotionaler Einbruch nach Gigs

  • Ersteller David_MiS
  • Erstellt am
Evt. kennt das der ein oder andere ... in dem Song "Niemand hier" (Arbeitstitel war wohl "Tourblues") verarbeitet bzw. beschreibt Stephan Weidner alias Der W genau diesen emotionalen Einbruch auf Tour/ nach einem Gig.

http://www.youtube.com/watch?v=NNqmt27f_Z0
 
Bei mir läufts meistens so ab.
Autobahn (ca. 1- 4 Std.) --> Soundcheck (ca. 10 min) --> Spielen (ca. 4,5 Std.) -->Equipment auf Seite räumen --> Hotel (dann gehts am nächsten Tag meistens schon um 10 zurück) oder eben heim fahren
Mal abgesehen davon ob der Gig jetzt geil war oder ehr weniger...
Am Anfang bin ich immer top motiviert, gut drauf usw. je länger der Abend geht, desto mehr lässt bei mir die Motivation und die "Fitheit" nach. Die dritte Runde kann sich so schonmal lang hinziehn. Was nicht heißen soll, dass ich das nicht gerne mache. :)
Nach dem Gig, bin ich einer der so schnell wie möglich richtung Heimat fahrn will. Bei Hotelübernachtung is es mir meistens egal, da trinken wir sowieso auf dem Zimmer noch ein Bierchen zusammen um runter zukommen.
Das schnelle heimwollen kommt wahrscheinlich auch daher, weil man erschöpft ist und zumindest bei mir ist es so, weiß nicht wie es bei euch is, hab ich am ende vom Abend die Schnautze voll von besoffenen Leuten, was sicher auch ein Grund ist...
Beim Autofahrn werde ich dann meistens Müde, liegt wahrscheinlich auch mit an der eintönigkeit nachts zu fahrn. Ich halte dann ab und zu mal für ne viertel Stunde an, danach gehts wieder weiter.
Ich steige dann immer Müde aus dem Auto zu Hause aus, aber schlafen kann ich auch nicht sofort, obwohl ich eigentlich Hunde müde bin. Länger wie 12 oder 13 Uhr schlafen ist bei mir auch nicht, brauche auch so nicht mehr schlaf, wenn ich keinen Gig hatte. Ausgepowert oder großmächtig "down" bin ich am nächsten Tag meistens nicht, zum einen weil evtl. am abend schon wieder der nächste Gig ansteht und man gar keine Zeit dazu hat oder weil ich dann meistens irgendwas mit meinen Kumpels mach oder auf Basketball gehe. Wenns mir am nächsten Tag nicht so gut gehn sollte, dann nur, wenn ich NACH dem Gig zu viel Alkohol erwischt habe, was ich aber definitiv nicht mehr machen werde.
 
Wow!

Sehr beruhigend zu lesen, dass es so vielen Leuten genauso geht! Hatte immer den Eindruck, der Einzige zu sein, der so "sensibel" ist.
Was extrem hilft: Ausgeschlafen sein und den Aufbau zeitlich so organisieren, dass man dannach eine Stunde oder mehr Zeit hat, in der man absolut keine Verpflichtungen mehr hat. Also kein Auto mehr fahren, kein Kabelgewirr mehr, kein Computer, keine Steuererklärung und keine Hausaufgaben.

Für mich is diese Zeit enorm wichtig um mich an die Umgebung zu gewöhnen und weil's die einzigen ruhigen Stunden an nem Konzerttag sind.

Hilfreich ist auch, nach nem Gig so lange wie möglich mit der Band zusammenzusein (gibt Geborgenheit und so), ein wenig zu feiern, vielleicht gemeinsam Übernachten und - ganz wichtig - auch nach vorne blicken: Was machen wir als nächstes? :D
 
Ich denke man kann das mit ner guten Party vergleichen. Nach ner guten Party (und allem was zu einer solchen dazugehört) is man auch völlig fertig. Man kommt geradewegs aus einem Sturm positiver Emotionen, zurück in die Normalität. Im Gegensatz zu dem was davor war ist die Normalität eben...normal. Die gute Party kommt einem, nachdem man ein paar Stunden Zuhause ist vor als wär sie schon ne Woche her. Weil solche Erlebnisse (besonders Konzerte, sogar wenn man nur im Publikum steht) ne ganz besondere Magie haben die jeder Anwesende in sich aufnimmt und dann wieder weiter verstärkt. Das ist so unglaublich, dass man es kaum in Worte fassen kann. Und auch reinversetzen kann man sich da nicht aus heiterem Himmel. Es muss einfach tatsächlich passieren und ist schon Sekunden nachdems vorbei ist wieder ungreifbar weit weg. Man kehrt also in die Normalität zurück, aber nicht nur das - der große Vorrat Glückshormone den man sich vorher über was-weiß-wie-lange angespart hat ist aufgebraucht (gilt meist auch für das Geld das man hatte btw :D), eventuell sogar quasi restlos weil man durch diverse Substanzen eventuell auch noch das letzte bisschen Euphorie rausgequetscht hat. Klar, dass man sich da erstmal depressiv fühlt. Und anstrengend ists ja auch. Man hats nur nicht realisiert weils ja auch großen Spaß gemacht hat. Und dann auch noch die blöden Kopfschmerzen wenn der Alkohol sich entschlossen hat, nun lange genug in einem rumgespukt zu haben und sich daher entschließt, zu verschwinden. ;)
 
Hallo, ich sag auch noch schnell meine Erfahrungen.
Dazu muss ich sagen, dass unsere Band noch recht jung ist und wir alle um die 18 sind.
Wir haben 3-4h reine Spielzeit für Jugendpartys, Rockgeschichten, Geburtstage, sonst. kleine bis Mittlere Festivals. Mit Pausen spielen wir dann so 5-6h.
Bei den ersten Gigs war die Nervosität schon zu spüren. Ab dem 4.-5. Gig überwiegte aber klar der Bühensound:great:^, was sich stark auswirkt auf den Fitnesszustand ist die Lautstärke, da wir von unseren Gitarrenstacks usw. auf E-Besetzung umgestiegen ist der Bühensound(echte Fohhn qualität) ein reiner Genuss.
Da wir noch recht jung sind und nicht alle 18 sind versteht auch jeder, dass wir um 12Uhr mit dem Programm fertig sind. Wir sind mit Licht Ton Traversen usw. um 1 Uhr fertig. Im Auto unterhalten wir uns noch über den Gig, um 3 gehts ins Bett, dann kann der nächste Tag kann um 9 Uhr wieder los gehen. Von Erschöpfung am nächsten Tag kann ich dank unser neuen Ausrüstung nicht mehr so stark spüren(meine Ohren werdens mir auch noch danken)
 
Was das Klingeln in den Ohren angeht, so solltest Du wirklich über Ohrstöpsel - die Quali-Dinger für Profis mein ich - nachdenken. Das wird helfen und Du wirst bemerken dass Lautstärke ganz wesentlich zur Belastung beiträgt - & außerdem deine Ohren kaputt macht. Muss nicht sein. Tu Dir den Gefallen - und Deinen Fans auch - taube Musos sind doch nix.
 
ich geh jetzt 5 Tage auf Deutschland Tour und hab schon Bammel wenn ich zurückkomme und ins Loch falle:D
 
Ich glaube das ist ein persönliches Problem, dass man hat oder nicht hat.

MIR ist es fast vollkommen fremd.
Ich kann mich an der Tatsache berauschen auf eine Bühne zu gehen und Musik zu machen.
Auf Festivals und bei gigs habe ich immer das Gefühl wenn ich noch breiter grinse fällt der obere Teil meines Kopfes ab.^^
Und dieses Gefühl hält an und flacht über die nächsten Tage ab.

Das Andere, was du beschreibst ist glaube ich das Zurückkehren auf Normalzustand.
Wenn wir Musik als Droge betrachten ist das der Entzug.
Man hat das Gefühl:
"Das war zwar alles schön und großartig, aber jetzt ist es vorbei."

Und ich könnte mir vorstellen, dass dieser psychologische Aspekt da sehr stark mit reinspielt.
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben