Elektronische Musik - Kann man komplexe Melodien erstellen erlernen? Sowie weitere Fragen die damit zusammenhängen.

Ich würde Beginnern empfehlen, mit C-Dur zu beginnen auf Synthies / Klavier ;), und nicht mit E (Moll).

Das ist ja so genial am Klavier: alle weißen Tasten sind die C-Dur-Tonleiter. Und wenn man vom Ton A aus beginnt, sind die weißen Tasten die A-Moll-Tonleiter (A-Moll ist die Parallele zu C-Dur).

Mit diesem Grundsatzwissen kann man m.E. schon sehr viel auf dem Klavier anfangen. Nächster einfacher Schritt: Dreiklänge spielen aufbauend auf den Tönen von C-Dur.
 
Danke für die Berichtigung @turko
Das gleiche kann man natürlich mit jeder Note und jeder Tonleiter machen. C-Dur ist natürlich um den Prinzip zu verstehen am einfachsten.
 
Es fällt mir verdammt schwer, gute bzw Interessante und komplexere Melodien zu erstellen.
William Russo beginnt das Kapitel "Melody" in seinem Buch "Jazz Composition and Orchestration" folgendermaßen:

Eine Melodie wächst und klingt ab, ihre Spannung nimmt zu und ab, sie hat einen Anfang, ein Ziel, einen Höhepunkt und einen Schluss.

All diese Stichpunkte sollten beim Schreiben einer Melodie beachtet werden. Das ist bestimmt nicht einfach. Aber allein der Gedanke, dass eine aufsteigende Melodie eher an Spannung zunimmt und diese dann absteigend wieder verliert; dass der Climax/Höhepunkt meist sich im letzten Viertel der Melodie abspielt; dass nach einem Intervallsprung oft danach die Lücke wieder mit Notenmaterial aufgefüllt wird.
Solche Gedanken sind oft nützlich beim Schreiben einer Melodie. Und dann kommt natürlich noch der zeitliche Aspekt hinsichtlich Rhythmik (Harmonischer Rhythmus) hinzu.
Das alles ist äußerst umfangreich und bildet den Kern einer Komposition.
 
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Noch ein random Zitat, das aber auch oft genug wahr ist:
"Komponieren ist nicht schwer. Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." (Johannes Brahms)
 
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@Funkizide Stoffe, ich fürchte, dass deine Verwendung des Begriffs "Melodie" im Zusammenhang mit dem von dir favorisierten Genre eher für eine gewisse Verwirrung gesorgt hat.
In den von dir in Post #1 verlinkten Musikbeispielen (bzw. den von dir erwähnten Ausschnitten) finden sich praktisch keine "Melodien" im traditionellen Sinne.
Vielmehr setzen sich die Strukturen vorwiegend aus rhythmischen Patterns zusammen, die variiert und mutiert werden, was im Übrigen sehr typisch für dieses Genre elektronischer Musik ist, zumal die üblichen Apps und Programme, die für die Performances genutzt werden, sehr Pattern- und Loop-orientiert sind.
Natürlich können diese fließenden und durchlaufenden Loops und Patterns mit Melodien bzw. melodischen Ebenen kombiniert und überlagert werden (was aber in deinen Beispielen eher weniger bis gar nicht passiert soweit ich sie angehört habe).

Wenn ich es also richtig sehe, sollte es bei dir eher darum gehen, wie du auf solche Patterns kommst und du solche Patterns selber erfinden kannst.
Hier will ich mich der weiter oben schon von anderen gegebenen Empfehlung anschließen, dass du möglichst viel Musik deiner favorisierten Richtung anhörst und auch erst mal versuchst, diese auf irgendeine Weise sozusagen nachzubauen. Was du, wenn ich das richtig verstanden habe, ja auch schon gemacht hast und machst.
Anders als bei Melodien, die sich immer über eine gewisse Anzahl Takte erstrecken (8/16/... usw, wobei sie sich aber aus kleineren Einheiten, den Motiven, zusammen setzen), ist ein Pattern erst mal kurz. Die 8-/16- usw.-Taktigkeit ergibt sich dann aus den Reihungen und Mutationen. Letzteres erfordert natürlich ein gewisses Geschick und Erfahrung, damit es klingt. Aber auch hier kann ich nur dazu raten, dass du einfach viel selber experimentierst.

Als die "Urahnen" dieser kompositorischen Strukturen und zur weiteren Anregung will ich beispielhaft die Altmeister der "Minimal-Music" Steve Reich und Philipp Glass erwähnen, die Reihungen und Mutationen von kurzen Patterns zu ihrem kompositorischen Prinzip gemacht haben (damals aber ganz ohne Elektronik, sonder als Komposition für menschliche Musiker).

Hier ein Beispiel von Steve Reich "New York Counterpoint" (1985):


View: https://www.youtube.com/watch?v=RwhE8RfopBM


Hier ein Beispiel von Philipp Glass "Etude Nr. 6" (1991):


View: https://www.youtube.com/watch?v=J9_fYPGRPuo


Legendär auch seine Filmmusik zum Bilder-Collagen-Film "Koyaanisquatsi" (1982):


View: https://www.youtube.com/watch?v=j3q7bT0v9IE
 
Grund: Typo
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Hallo Funkizide Stoffe,
wenn ich ohne Vorkenntnisse am Klavier Melodien schaffen will, dann setze ich mich an die Tasten und spiele mit der zb linken Hand einen oder 2 Akkorde ( Vielleicht C Dur und Em, oder irgendwas anderes). Dann spiele mit der linken Hand Töne. Erst 2-3, dann nehme ich welche hinzu. Nach einigem Herumprobieren entstehen kleine Melodien.
Diese kannst Du dann ausbauen.
So funktioniert das bei mir.
Komischerweise nur am Klavier und auf der Gitarre ( mein Hauptinstrument) schlecht. Liegt vermutlich daran dass ich mich bei den Tasten an einfacheren Melodien erfreue da ich eigentlich auch nicht Klavierspielen kann bei der Gitarre immer gleich ein tolles Solo basteln möchte…
Dazu sind natürlich alle oben genannten Tipps sehr wertvoll aber loslegen und machen was gefällt ist eher meins - Ich schieße eben meist eher schnell aus der Hüfte als dass ich lange an einer Sache tüftle.
Was gut ist, sollte man rasch aufnehmen bevor man vergisst was man gespielt hat
Lieben Gruss, Sven
 
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"Jetzt soll eine Melodie hinzu kommen " heißt es im einleitenden Beitrag auf der Startseite - und ich denke, da ist oft das Problem. Wenn man mit der rhythmischen Struktur, Akkorden, Sounds, also dem Begleitarrangement beginnt, will am Ende keine Melodie so richtig passen.

Und so habe ich es früher auch immer probiert.

Meine musikalischen Ideen lasse ich inzwischen anders entstehen: ich gieße z.B. die Blumen und summe oder singe dabei leise eine Melodie. Danach versuche, ich das auf einem Instrument meiner Wahl nachzuspielen und festzuhalten. Welche Sound und Instrumente, Akkorde usw. dazu kommen sollen, weiß ich zu dem Zeitpunkt oft noch nicht.
 
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summe oder singe dabei leise eine Melodie
genau so. Mir kommen die Ideen beim Arbeiten und Radfahren. Die Musik reift dann über Wochen und Monate und teilweise Jahre im Kopf, bis ich es endlich mal eintrage. Manchmal kommen auch sehr spät neue Ideen hinzu. Manchmal probiert man auch etwas aus und lässt sich von einem ARP aus einem Synth inspirieren.
Und: Es gibt auch den Fall, dass Melodien und Rhythmen durch Programmierfehler entstehen:

Der thread dreht sich eigentlich um Grafikfehler, aber in dem Fall war es ein Unfall in meinem Synthie -> siehe das mp3.
Ganz am Ende hört man eine inverse Hi-Hat. Und ich glaube, dass die auch einstmalig genau so entdeckt wurde: Da hat einer ein Sample rückwärts abgespielt und gemerkt, dass das cool klingt.
 
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