EL84 Endröhren - Fluch oder Segen?

  • Ersteller GRAMMATON
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Also mein Fame/Laboga Studio Reverb ist bei 4xEL84 Endstufenröhren mit 50watt angegeben:D
Der Amp ist schweinelaut und klingt trotz 5jähriger regelmäßiger nutzung, mit den Originalröhren, noch wie am ersten Tag.
 
Moin,

wenn ich mir die Gegentaktschaltungen mit 2x EL84 aus meiner Kindheit so anschaue, dann hatten sie i.d.R. 12 ... 15 Watt bei hohem Klirrfaktor bei Vollaussteuerung. Im Elektor war (in den 90ern?) ein sogenannter Hifi-Röhren-Verstärker drin, dessen Sinusdauerleistung bei 10 Watt angegeben war bei geringem k. Die Anodenverlustleistung der EL84 beträgt - ohje, Daten nicht zur Hand - um die 12 Watt pro Röhre?

Selbst Gitarrenselbstbau-Amps (RIM usw.) kamen nicht über die 12 ... 17 Watt hinaus, ein damaliger Eigenbau schaffte das bei mir auch. Ob die Leistungsmessung angesichts eines nicht mehr vorhandenen Sinus dazumals jedoch korrekt war, wage ich heute zu bezweifeln.

Die Leistungsangaben halte ich für sinnvoll angesichts der thermischen Belastbarkeit der EL84, wie auch Olli völlig richtig schrieb und zwar dahingehend, dass diese Leistungen als Dauerleistungen (kein Sinus!) bei Vollaussteuerung mit ihren Trafos tatsächlich abrufbar waren.

Alles, was man heute als höhere Leistung angibt, sind Leistungen, die u.U. als Impuls kurzzeitig, vielleicht im us- oder ms-Bereich möglich sind, mehr aber nicht. Dieses erbärmliche PMPO oder was in D jeder Hersteller selbst für sogenannte "Hifi-Anlagen" z.B. von Marantz oder gar Bose als Phantasiewerte angeben kann und auch macht, dass sich einem das Gefieder sträubt, wenn man nur mal drüber nachdenkt - denn selbst jede dämliche PC-Tischhupe kann 100 Watt PMPO bei nur 20 Watt Input vom Netzteil :D - ist für mich nichts weiter als Werbe-Marketing, auf welches man schön hereinfallen soll :mad:

Gruß Michael
 
Dem Ganzen möchte ich nur hinzufügen daß die EL84 heutzutage wieder etwas belastbarer sind als sie in den 80er/90ern waren. Wers harsch und bissig im Klang mag greift zu den russischen Derivaten, eher musikalischer klingen die JJ EL84 die auch einen Betrieb in einem 65er AC30 ohne Mucken jahrelang durchhalten. Am göttlichsten waren die EI EL84 (ein Telefunken-Nachbau), allerdings waren die nicht so hart im Nehmen und verschlissen ziemlich schnell deswegen zwar klanglich eine Offenbarung für Vox-Fetischisten aber finanziell ein Desaster. Wer das Geld hat kann sich gerne NOS Telefunken, RFT oder Valvo gönnen, wobei sich der Aufpreis relativiert da die einfach deutlich länger halten als alles was heutzutage am Markt ist...
 
Was man vielleicht leicht verständlich für den TS festhalten kann: Nein, du musst dir definitiv keine Sorgen um deinen Amp / die Endstufen-Röhren machen.
Es liegt ja auch als allererstes im Interesse des Herstellers, dass die Röhren eine "normale" Lebensdauer an den Tag legen, denn wenn zwei Wochen nach Verkaufsstart die ersten Endstufen-Röhren abrauchen, ist das kein gutes Marketing. Auch wenn EL84 in dieser Betriebsart möglicherweise etwas fragiler sind als andere Endröhren-Typen, sollten sie bei "normaler" Beanspruchung doch mindestens 1,5-2 Jahre (oder deutlich länger) halten. Oder anders gesagt: Die EL84 hätte die 50er und 60er mit ihren unzähligen Röhrentypen nie überlebt, wenn die Probleme so gravierend wären.

In äußerst seltenen Fällen kommt es zwar mal dazu, dass ein Hersteller wirklich mangelhafte (keine) "Langzeittests" mit einem Amp gemacht hat und dieser bei starker Nutzung thermische Probleme bekommt, aber das wäre im Falle deines H&K zumindest inzwischen hier ins Forum vorgedrungen.
 
vllt. ein nicht technischer hinweis zur leistung: wie erwähnt, sie halten ja und wenn dir der amp auch so laut genug ist, so what (oder besser so watt:D:rolleyes:)?! ich konnte mich mit meine ac30 und meinen boogie studio (ob die 22 watt class A(!!) aus 2 EL84 nun stimmen, wage ich auch zu bezweifeln) immer auch clean super durchsetzen bzw. war oft sogar noch zu laut. kann auch an der verstärker konstruktion liegen, aber solang der sound und die gitarre im bankontext stimmt, ist mir völlig egal, ob da 5 oder 50 watt drauf stehen.

und zur thermik: das ist wohl eher eine frage des verstärkerkonstruktes, als der röhre. aber Ed hat da ja schon drauf hingewiesen.

grüße
 
Aus 4 EL84 kann man durch Erhöhen der Vorsorgungsspannung und gleichzeitiges Reduzieren der Spannung am G2-Gitter tatsächlich rund 50W Ausgangsleistung herausholen. Habe ich an einer HK VS250 mal nachgemessen. Hierfür sollte man aber Röhren nehmen, die das vertragen (und schon wieder empfehle ich Sovtek ;-)). Letztlich ist aus der Anzahl der Röhren aber wirklich keine Aussage über die Leistung und schon gar nicht über die erreichbare Lautstärke möglich. Im Clipping sind auch 15W oft zu laut...
 
@Andy_
Interessant. Hast du konkrete Zahlen bezüglich der Anoden- und Schirmgitterspannung?

mfG
 

Endlich mal jemand kompetentes hier :)


Ergänzend dazu meine aus dem "Archiv" geholte Leistungsmessung an der Mesa 20/20

Nächstes Objekt: Mesa Boogie 20/20

gemessene Spannung = 11V (Stereobetrieb)

11V : 8 Ω = 1,375 A

11V x 1,375 A = 15,1W

gemessene Spannung = 12,4 V (Mono)

12,4V : 8Ω = 1,55A

12,4V x 1,55A = 19,2 Watt


102092d1241721784-fryette-vht-userthread-mesa_20-20.jpg
 
Danke für die Blumen ;-)

Immer diese Frage nach Zahlen... so aus dem Bauch raus: G2 bei ca. 250...280V, B+ deutlich über 400V, eher 450V. Die Schirmgitterwiderstände müssen das vertragen. Allerdings ist die 50W-Endstufe kaum lauter als eine mit 30W, die die Betriebsparameter der Röhren einhält.

Btw.: Kleine Amps machen an großen Boxen ebenso viel Spaß!

Nochmal zum Threadthema: EL84 sind mMn nach tolle Röhren, wenn man auf Endstufenclipping steht und dann reichen auch 2 meist aus, egal, wie viel Watt sie erzeugen...
 

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