PettyMonk
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Ich gehe in weiten Teilen mit @Rude Mood 's Einschätzung der Lage mit. Johnson ist überhaupt nicht zu unterschätzen, schon allein weil er so ganz idiosynkratisch spielt. Die größte Hürde würde ich persönlich beim singen sehen. Gut, ich bin da, bis auf meine Gelegentlich Background-Vocals in der Band, auch nicht so geübt, aber Johnson ist da für mich in einer Liga mit Sting, nämlich in der Liga der Menschen mit 2 Gehirnen von denen eines spielt, das andere singt, und beide scheinbar garnichts miteinander zu tun haben. Da ist ein hohes Maß an unabhängigkeit gefragt, deutlich mehr als bei Broonzy oder Mississippi John Hurt.
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Ich weiß nicht ob das nicht eh schon kennst, aber von Big Bill Broonzy gibt es ein paar wenige Videoaufnahmen, da sieht man das recht gut. Man sieht auch ganz gut, dass er noch größere Hände hatte als Hendrix.... Und man sieht auch dass er ganz schön reinlangt. Das ist Teil des ganzen. So einen Groove wie "Hey Hey" über längere Zeit durchzuziehen ist erstmal ganz schön anstrengend.
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Ich bin gerade erstaunt, dass es da jetzt doch schon Lehrmaterial dazu gibt. Als ich jung war und meine Delta-Blues Phase hatte war da nichts zu bekommen, außer Stefan Grossman Bücher, und die waren auch schwer zu bekommen.
Ich finde den Vergleich zwischen Broonzy und Robert Johnson auch interessant... wobei ich gerade finde dass auch Broonzy viele Stücke hatte, wo er sehr melodisch und schwungvoll singt, während gefühlt oder auch tatsächlich über die Dauer einer ganzen Strophe mit seinem Daumen nur die Basssaiten strummt (mit kleinen melodischen Einsprenkeln) um dann zum Turnaround in ein anspruchsvolles melodisches Lick zu münden. Das Video habe ich unzählige Male gesehen es gibt von ihm sogar eine viertelstündige Klein- bzw. Kellertavernenkonzertaufnahme aus den 50ern, wahrscheinlich in Brüssel oder Paris aufgenommen.
"Just a dream", das zweite Stück ist so ein Beispiel... wie er am Ende immer Fahrt aufnimmt... Und dann auch nochmal "Hey Hey", hier sogar noch schwungvoller.
Ja, eine weitere Gemeinsamkeit von Johnson und Broonzy: Die großen Hände... Die Leichtigkeit, mit der Broonzy den A-Dur als Barreeakkord im zweiten Bund greift und mit dem kleinen Finger ohne Mühe im fünften Bund zwischen 1. und 2. Saite wechselt Als ich das nachmachen wollte hab ich anfangs fast eine Sehnenscheidenentzündung bekommen...
Ich hatte damals gute Fortschritte mit Mississippi John Hurt gemacht und war so richtig im Wechselbass-spielen angekommen. Zurück zu Broonzy kam ich erstmal gar nicht klar... es ist hier ein typischer, für mich als Lernenden ermüdender und irritierender Walking Bass, der erstmal spieltechnisch verinnerlicht werden will. Robert Johnson ist auch einer konstanten Basslinie treu geblieben.
Ich hab Anfang der 2000er Jahre Broonzy über Eric Claptons Unplugged Album entdeckt. Und damals gab es bereits die Website:
https://12bar.de/cms/albums/unplugged/ wo jemand anhand ausgewählter Blues- und Clapton-Alben Grundlagen vermittelt und Tabs anbietet. So kam ich damals auf die Idee "Hey Hey" zu spielen. Die ersten zehn Jahre hab ich das Stück allerdings ganz brachial geschrammelt und die Melodie des Licks ohne Basslinie dazwischen gesetzt. In einem zweiten Anlauf hab ich eine vereinfachte Version mit Basslinie gelernt und mich immer mehr an die Notation des Originals rangetastet...ich glaube dieses Stück begleitet mein Gitarrenspielen wie kein anderes
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