Kann mir nur vorstellen, dass die Soundeinstellung per Maus weniger komfortabel ist, als die Bedienung von echten Knöpfen direkt auf der Workstation, stimmt das?
Es kommt ein wenig darauf an, was für Sounds man erstellt, und mit welchem Hardware-Synthesizer man vergleicht.
Generell ist es so, dass man bei einem dicken Synthesizer (wie in einer Workstation enthalten), ähnlich wie bei großen Softwarepaketen wie Komplete, sehr viele Einstellungsmöglichkeiten hat. Insbesondere sind es viel viel mehr, als man den (vergleichsweise wenigen) Knöpfen auf der Bedienoberfläche eines Keyboards zuordnen könnte. Deshalb arbeiten die meisten aktuellen Workstations mit großen Farbdisplays, teilweise mit Touch-Unterstützung, die dann tief verschachtelte Menüstrukturen anbieten, in denen man seine Einstellungen suchen muss. Einen Wert verändert man dann meist durch drehen eines einzelnen Knopfes, nachdem man durch Touch oder durch Cursor-Buttons das zugehörige Feld ausgewählt hat. Manchmal gibt es auch Nummernblöcke, um Zahlenwerte direkt einzugeben. Tatsächlich ist das also kein sonderlich großer Vorteil gegenüber einer PC-Lösung, denn dort hat man ja im Prinzip die selbe Situation.
Betrachtet man die Knöpfe, die am Keyboard selbst angebracht sind, ist es bei Workstations so, dass die zumeist frei zuweisbar sind. Das bietet einerseits natürlich Flexibilität, führt aber andererseits dazu, dass der selbe Knopf bei jedem Sound irgendwie was anderes macht (oder zumindest machen kann). Insofern unterscheidet es sich dann nicht mehr wirklich von einem Masterkeyboard, das natürlich auch nicht weiß, welche Parameter durch einen bestimmten Knopf beeinflusst werden. Du musst also in beiden Fällen den Sound mehr oder weniger in den Tiefen der Menüs einstellen und kannst dann anschließend einige ausgewählte Paramter, die du während des Spielens brauchst, auf die verfügbaren Knöpfe rausführen. Wenn dein Masterkeyboard also über entsprechende Controller verfügt, ist auch das kaum noch ein Unterschied.
Schöner sind, da hast du völlig Recht, Bedienpanels, bei denen es für möglichst viele Funktionen einen eigenen Knopf gibt, der dann idealerweise auch passend beschriftet und gemäß des Signalflusses angeordnet ist. Das gibt es aber nur bei Spezial-Keyboards, z.B. (virtuell-) analogen Synthesizern. Voraussetzung für ein solches Bedienkonzept ist nämlich, dass der Funktionsumfang des Gerätes entsprechend beschränkt ist.
Meine persönliche Meinung: Für Standardsounds ist es eigentlich egal. Ich würde im Studio-Kontext vermutlich Software-Synthesizer bevorzugen, weil sie bei gleichem Preis meist besser klingen als Hardware. Die Bedienung am Rechner fühlt sich zwar nicht wirklich nach "Musik machen" an, aber das tut die Bedienung großer Workstations auch nicht, weil diese Geräte selbst immer mehr zum Rechner werden und die Bedienkonzepte übernehmen. Für Spezialfälle, wie z.B. analoge Synthesizer, würde ich jedoch Hardware bevorzugen, um in den Genuss der spezialisierten Bedienoberfläche zu kommen. Wenn man andere Hardware-Synthesizer hat (z.B. irgendwelche Klassiker mit charakteristischem Sound), kann man die natürlich auch einsetzen. Man kann ja beliebig mischen.
Einen weiteren Vorteil der Softwarelösung sehe ich darin, dass man die gesamte Arbeit an einer Stelle macht. Sowohl die Erzeugung des Klanges als auch die Aufnahme als auch "Ear-Candy" mit nachträglichen Effekten passiert vollständig in der DAW und kann dort "am Stück" abgespeichert werden - fertig. Zugegeben, das gilt theoretisch auch für die reine Arbeit mit einer Workstation, aber das würde ich mir niemals antun, weil das Recording viel zu unkomfortabel ist.
Und schlussendlich gibt es noch den Vorteil, dass man bei Softsynths genauer auswählen kann, was man braucht bzw. haben möchte. Hardware bekommt man üblicherweise nur als großes Gesamtpaket, bei dem man (beispielsweise) die Gitarrensounds auch mitbezahlen muss, obwohl man sie nie braucht. Bei Software hat man an der Stelle einfach mehr Möglichkeiten, wobei man natürlich nicht auf die großen Pakete á la Komplete schauen darf.
Das alles ist aber, wie gesagt, nur meine persönliche Meinung und hat ganz sicher keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Naja ich könnte es sonst auch so machen, dass ich mir erstmal wie gesagt eine der 2 Workstations besorge. Das wird denke ich für den Anfang reichen an Möglichkeiten. Und sollte ich dann doch irgendwann merken dass mir das zu wenig ist/wird, könnte ich mir ja immer noch einen Software Synthesizer besorgen. Wäre dann zwar um einiges teurer, aber abgesehen vom preistechnischen Nachteil hätte ich dadurch sonst keinen oder? Also im Vergleich dazu, dass ich mir gleich ein Masterkeyboard besorgt hätte?
Du kannst, wie gesagt, Hardware und Software beinahe beliebig mischen. Beinahe deshalb, weil es ein paar Einschränkungen gibt: Wenn du mit der Workstation aufnimmst, kannst du beispielsweise meist keine "Fremdsounds" (weder aus anderen Hardware-Synths, noch aus Software) nutzen. Davon abgesehen ist es aber egal, mit welcher Variante du anfängst und wie du das später mal erweiterst.
Ich möchte trotzdem nochmal darauf hinweisen, dass du dir die Aufnahmemöglichkeiten in der Workstation genau ansehen solltest. Meiner Erfahrung nach sind es schon total einfache Problemstellungen ("Hm, vielleicht lasse ich das Schlagzeug doch zwei Takte später einsetzen..."), deren Lösung um ein vielfaches komplizierter ist als am Computer. Das wäre mir viel zu anstrengend, und deshalb würde ich immer für die Aufnahme zum Rechner gehen. Die Klangerzeugung kann man ja davon unabhängig wählen.