Hi,
ich stand selber lange auf Kriegsfuß mit Delay bei HiGain, heute benutze ich es öfter mal und mag es. Ich bin allerdings kein Freund davon, es "laut & immer" laufen zu lassen, das nutzt sich mMn schnell ab.
Vor allem halte ich es für Käse, dass mit so einer Einstellung Riffs "fetter" klingen sollen, was auch immer man darunter verstehen mag. Dazu braucht es schon viel mehr als nur ein paar Echo-Wiederholungen. Eddie Van Halen hat gerne diesen Breitwand-Sound gefahren, indem er links und rechts vom trockenen Signal weiter Amps und Boxen mit einem Signal ansteuerte, das 1. leicht verzögert war und 2. mit dem Pitch Shifter ganz leicht verstimmt, auf einer Seite nach unten, auf der anderen nach oben. Ja, richtig, das waren drei (3!) Kanäle... Das mit dem einfachen, nur kurz verzögerten Signal funktioniert mit einem Mono Delay nicht besonders gut, denn durch die geringe Verzögerung noch unterhalb eines wahrnehmbaren Slapback handelt man sich nur eine Phasenverschiebung ein, die dann eben auch so klingt, sprich etwas hohl wie Out of Phase geschaltete PUs. Deshalb auch Eddies Trick mit dem Pitch Shifter - durch die leicht unterschiedliche Tonhöhe werden die Auslöschungen verhindert, und zugleich klingt es ein bisschen wie eine zweite Gitarre, die ja auch nie zu 100 % exakt gestimmt ist. Der Aufwand ist halt beträchtlich.
Für Deinen Aufbau würde ich eher folgendes probieren: Delay in den Einschleifweg, Modulation ganz raus und die Verzögerung auf etwa 200 -300 ms (Einstellung Short, Time auf 3 - 4 Uhr), Feedback im unteren Bereich (10-11 Uhr), so dass Du etwa 3-4 Wiederholungen bekommst, und dann: Level so weit absenken, dass Du das Delay gerade so wahrnimmst. Ist es zu sehr bewusst wahrnehmbar, reibt es sich mit der Rhythmik, weil die Wiederholungen nie so ganz passen. Leiser eingestellt gibt es dem Sound dagegen mehr Tiefe, die "chaotischen" Wiederholungen (also exakt das Gegenteil vom U2- oder auch Queen-Sound, der die Delay-Wiederholungen gleichberechtigt einbindet) nimmt man eher unbewusst wahr. Für das Gehirn werden sie als Echos interpretiert und gaukeln ihm zwar keinen komplexen Raum vor, aber eben einzelne reflektierende Flächen.
Am Anfang habe ich solche längeren Delays recht laut und dramatisch eingestellt, was aber nur für einen gelegentlichen Akzent in einzelnen Soli taugte. Ich musste auch erst lernen, dass weniger dabei mehr ist. Mit meinen jetzt bevorzugten Einstellungen spiele ich schon auch mal Rhythmus; allerdings lasse ich dann das Reverb lieber weg, das sonst eigentlich permament (wenn auch eher leise) zugemischt war. Mit dem sparsamen Delay klingts nun auch nicht mehr furztrocken, aber hat für mein Gefühl etwas mehr Direktheit und Punch.
Gruß, bagotrix