Es sind zwar -zumindest für mich nicht bekannt- immer noch keine Fotos vom Besuch bereitgestellt worden, aber da ich in den nächsten Tagen wenig Zeit habe, schreibe ich nun schon einmal meine Gedanken und Eindrücke nieder. Ausserdem bleibt dann der Thread bis zu den bebilderten Ausführungen der wirklichen "Fachleute" lebendig. Wiederholungen, die sich aus den bereits getätigten Schilderungen meines Vorposters 'Dextra'ergeben würden, habe ich weitestgehend zu vermeiden versucht, es sei denn, ich wollte den einen oder anderen Punkt noch einmal unterstreichen
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ALSO:
Vorwort
Als im Herbst des vergangenen Jahres "hinter den Kulissen" erste Überlegungen Richtung Werksbesichtigung bei Dynacord/EV angestellt wurden, war nicht zuletzt auch aus nostalgischen Schwärmereien heraus schnell mein Interesse geweckt. Dynacord verband ich seit Mitte der sechziger Jahre mit silber glitzernden Frontbespannungen bei Lautsprecherboxen und mit der in einem T1-Bulli installierten mobilen ELA-Anlage des Hans-Dampf-in-allen-Gassen-und-bei-jeder-Veranstaltung-Musik-und Sprach-Übertragungs-Versorgers in meinem Heimatstädtchen. Ich lernte als junger Bengel, dass diese Marke das Non-plus-ultra für Tonübertragung sein sollte, aber nur für den erreichbar wäre, der bereit sei, für die Anschaffung dieses Edel-Equipments seine Familie (oder zumindest das Zusammenleben mit selbiger) zu verkaufen
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Nun, dass Dynacord ein wenig mehr ist und auch heute immer noch ein Schwergewicht u.a. im Veranstaltungsgewerbe und bei Festinstallation ist, hat sich auch mir in den vergangenen Jahren nicht verschlossen. Aber wie sieht sich aktuell das Unternehmen selbst, wie präsentiert es sich, welche Entwicklungen gibt es und welche Marktstrategieen und -Chancen sieht es für sich?
Antworten auf diese Fragen sollte es für uns geben, liess Martin Hofmann hier im MB Anfang Februar verlauten. Kurzentschlossen trug ich mich in die Liste ein und bekam den Zuschlag - PRIMA
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Erwartungen - Rahmenbedingungen
Was kann man von -netto betrachtet- einem Tag in einem Unternehmen dieser Grössenordnung eigentlich genau erwarten? Nun, wohl nicht eine umfassende, und allen gerecht werdende Universalveranstaltung. Die Agenda sah ich für meine Person deshalb erst einmal als grobe Orientierung an. Für mich als eher "kleines Licht" in der Welt der PA-Technik war die Möglichkeit, mir einen kleinen Einblick in die Produktion und das Portfolio von Dynacord vor Ort verschaffen zu dürfen, schon ausreichend. Nach Durchlesen der Teilnehmerliste war ich ziemlich sicher, dass der eine oder andere durchaus detailliertere und speziellere Schwerpunkte für sich gesetzt hatte.
Was erwartet das Unternehmen von uns? Nun, bestimmt nicht, den Laden wie nach einer Art Werbeveranstaltung direkt leer zu kaufen. Aber die Tatsache, dass offensichtlich hohes Interesse an unserem Besuch vorlag, spricht für die Bedeutung, die das Unternehmen dem Board als beratende, meinungsbildende und möglicherweise auch imageprägende Plattform für eine immense Zahl an potentiellen Kunden beimisst. So würde sie sicherlich auf Feedbacks oder auf Anregungen und Kritiken, die sich in den Gesprächen ergeben, gespannt sein, was dann möglicherweise auch für die eine oder andere unternehmerische Orientierung ins Kalkül gezogen werden könnte.
Last but not least war ich natürlich auch gespannt darauf, einige mir noch nicht bekannte Boardmember kennen zu lernen, bekannte Gesichter wiederzusehen und mich einmal abseits von Schrift und Smileys live mit ihnen auszutauschen
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Anreise
- Motor starten
- 'bomberg' aufgabeln
- 105 KM düsen
- ''mhs' aufgabeln
- 555 KM düsen
- Einchecken
- Kaffee trinken
- Auf den Rest der Teilnehmer warten
Ablauf
Dank 'Dextra' s bereits abgeliefertem Bericht kann ich mich hier weitestgehend zurücklehnen und auf seine Ausführungen zum Ablauf verweisen
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Athmosphäre / Wohlfühlfaktor / "Drumherum"
Vom Allerfeinsten, um es kurz und knapp zusammenzufassen! Von der Begrüssung über die Bewirtung, die Räumlichkeiten, den Umgang, die Gespräche, den lockeren Abend, die Führungen bis hin zur Unterbringung über jeden Zweifel erhaben und so perfekt organisiert, dass man sich einfach nur "sauwohl" fühlen durfte
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Theorie / Vorträge / Inhalte
Hier spielten bestimmt die unterschiedlich Erwartungshaltungen mehrerer Gruppierungen eine nicht unerhebliche Rolle. Ich konnte mich manchmal nicht des Gefühls erwehren, dass der Versuch, eine allen gerecht werdende Universallösung zu bieten, hier und da zu einem unbewussten Spagat führte. Mich persönlich störte das nicht, hatte ich mich doch (siehe oben "Erwartungen/Rahmenbedingungen) "geistig ein bisschen darauf eingestellt"
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Wir hatten auf der einen Seite einen Gastgeber, der als "Lieferant" der Erfüllung unserer individuellen Wünsche mit Personal auftritt, das seinerseits im Unternehmen auf dem jeweils speziellen Gebiet unterschiedlichste Interessen und Fachkompetenzen verfolgt bzw. besitzt: Der Tüftler/Entwickler betrachtet ein Produkt eher als kreative Spielwiese, der Ingenieur als Herausforderung des innovativ oder technisch Machbaren, der Produktionsleiter als Fertigungsaufgabe, der Salesman unter dem Aspekt des vorhandenen Potentials für Umsatz- und Gewinnsteigerung und der BigBoss letztlich unter konzernpolitischen Gesichtspunken.
Auf der anderen Seite haben wir die "Besteller" von in ihren Augen zu erfüllenden, individuellen Wünschen: Den grundsätzlich und auf breitem Feld Interessierten, den Hobbyisten, den Semiprofessionellen und den Profi. Und diese in all ihren Schattierungen (Anwender, technische Nerds, wissenschaftlich Orientierte, Musiker, Verleiher und all diese jeweils im low-/mid-/high-level-Bereich).
Solche Rahmenbedingungen einer jeden zufriedenstellenden Schnittmenge zuzuführen, ist immer ein verflucht wackeliges Vorhaben. Dass die Leitung der Veranstaltung letztlich in den Händen des Salesman Jürgen L. lag, liess von Beginn an einen grob in diese Richtung driftenden Charakter erwarten. Mich persönlich störte das nicht so sehr; und doch gebe ich zu, mich das eine oder andere Mal auch bei dem Gedanken erwischt zu fühlen: "So, das braucht man mir jetzt nicht mehr gross und breit erklären, zeigt es mir endlich"! Auf der anderen Seite konnte sich der an sehr speziellen bzw. detaillierten technischen Zusammenhängen Interessierte möglicherweise in dem einen oder anderen Punkt um Informationen "betrogen" fühlen
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Das "Switchen" vom täglichen Rentabilitäts-/Verkaufsgedanken auf eine andere Interessenebene gelang tatsächlich nicht immer wirklich reibungslos. Aber mit wem und welchen Interessenlagen genau der Veranstalter es "zu tun bekommen würde", war wohl im Vorfeld zu wenig definiert oder bekannt, konnte es vielleicht auch mangels vorherigem Wissensstand um die exakte Zusammensetzung unserer Truppe gar nicht hinreichend sein.
Ich erinnere hier nur an eine Anmerkung von Martin H. in seinen Schlussworten, er habe erst jetzt in Straubing mit Staunen oder bewusst zur Kenntnis genommen, wie viele der Teilnehmer über ein abgeschlossenes/aufgenommenes Ingenieurs-Studium oder eine fachtechnische Ausbildung verfügten. Und das, obwohl er ja nun wirklich ein Mann der ersten Stunde unseres Boards ist und über einen gewissen Wissensvorsprung gegenüber z.B. einem Evi-Audio Mitarbeiter verfügen müsste
. Übrigens will ich mich da jetzt einmal als allein aufgrund meines (Mining-)Ingenieurstudium hochqualifiziert anzusehender Pro-Audio-Fachmann ausdrücklich herausgenommen wissen
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Es spricht aber für die anwesende "Mannschaft" und damit auch für das Unternehmen, dass in Gesprächen sehr wohl ausführlich, geduldig und "mit Hingabe" zu Detailfragen Stellung genommen wurde und damit viel wieder wettgemacht wurde, was vielleicht in den Vorträgen vermisst bzw. zu ausführlich oder zu knapp behandelt wurde (Stichworte: Agenda-Punkte "DSP" und "Entwicklung").
Produktionsführung
Höchst interessant war die Führung durch die Produktionsanlagen. Das Umsetzen eines Qualitätsmanagements gem. DIN EN iso9000ff war recht beeindruckend. Wir wurden von einem Produktionsleiter durch die Hallen geführt, der mir persönlich hohen Respekt abverlangte. Die Art und Weise seiner Ausführungen liessen mich zu der Überzeugung gelangen, dass er bei den Produktionsabläufen mit grosser Kompetenz, Hingabe und Willensstärke seine und die gesteckten Ziele des Unternehmens verfolgt. Aber wie immer bedeutet auch für ihn Stillstand in den Bemühungen den ersten Rückschritt. Daher sieht auch er auf Ansprache hin "in gewissen Punkten" noch immer Verbesserungspotential.
Fazit: Alle "Zahnräder" griffen blitzsauber, ergonomisch, ablaufoptimiert und logisch ineinander
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Auf der Heimfahrt kam bei uns im Wagen kurz das Thema Entwicklung bei Dynacord/EV auf, sowie wo und wie diese denn nun realiter stattfindet (
"Wo standen die Rechner/Lötkolben/Oszillographen/Computer/CAD-Terminals, wie sehen die Messprotokolle aus" etc.pp ??). Wir kamen zu der Überlegung, dass an irgendeinem Punkt vielleicht auch eine Grenze zu ziehen und zu akzeptieren sei, an der sich ein Unternehmen unter Berufung auf den Wettbewerb das Recht auf einen sehr sensiblen Umgang und eine Weitergabe ihrer Entwicklungsdaten und -Informationen einräumen muss und wird
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Test-Vorführungen
Für mich ist das "kurze"
Dynacord VA 312-200 (2x TS 200, 2x PowerSub 312) - System ein nicht uninteressantes "Gebinde für die 50-100PAX-Kategorie". Leicht, kompakt, "warm" und transparent klingend und doch für diese Zielgruppe (aber bitte keine Mörder-Tiefstdröhnung!) druckvoll genug.
Der neue Koax-Monitor AXM 12A überzeugte durch kompakte Baumasse, sehr gute Verständlichkeit, und Durchsetzungskraft. Das eingebaute DSP-Gimmick "guitarcab" (Verwendung als Monitor für Gitarren-Preamps) ist zwar recht ordentlich klingend, würde aber imho erst richtig Sinn machen, wenn auch ein paralleles Mikrofon-Monitoring möglich wäre.
Bei dem Direktstrahler-System 2 x 12" Top / 2 x 18" Sub empfand ich das Abstrahlverhalten recht bemerkenswert. Klang und Lautstärke blieb in einem weiten Radius ziemlich gleichbleibend. Klang: Nichts, was mit ein (ganz!!) wenig EQ-ing nicht korrigiert bzw. auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen wäre. Lautstärke: GENUG !!
Die im Rahmen der Vorführungen durchgeführten A/B-Vergleiche empfand ich persönlich als nicht so glücklich. Solche Vergleiche, die nicht von mir selbst vorbereitet/geprüft sind, betrachte ich grundsätzlich immer als etwas "bauchschmerzig"
("Traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast!"). Aus diesem Grund messe ich diesem Besuchs-Kapitel auch keine für mich übermässig aussagekräftige Bedeutung bei. Mag sein, dass ich hier und in Einzelfällen nicht richtig liege, aber das ist eben meinem mittlerweile biblischem Alter und den gemachten Erfahrung geschuldet
. Aber ich glaube auch, dass sich Dynacord hiermit nicht unbedingt einen Gefallen täte
(oder war das nicht sogar aus unserem Kreis als Wunsch geäussert worden?). Man sollte sich eher auf die eigenen -und wirklich vorhandenen- Qualitäten berufen und darauf setzen
("Gegner und Umfeld beobachten ist o.k., aber letztlich müssen wir unser Spiel machen"). Und da ist Potential satt vorhanden
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Grundsätzliches / Schlussbemerkung
Für mich persönlich war dies eine rundum gelungene Veranstaltung. Die Einblicke, die ich im Rahmen dieser Veranstaltung gewonnen habe, lassen mich bei Dynacord von einem gesunden, keineswegs angestaubten, aber doch ein wenig nach (noch?) mehr Akzeptanz strebenden Unternehmen sprechen. Man spürt hier und da ein etwas neidvolles Schauen auf den "In-Status" der Mitbewerber und das Bemühen, Wege zu finden, wie auch für die eigene Marke da etwas "herauszuholen" sein könnte. Dass Dynacord bei den traditionell verwurzelten Verbrauchern sowieso eine "Hausnummer" war, ist und bleiben wird, genügt der Unternehmensstrategie nicht. Wenn da tatsächlich das Streben nach mehr Marktakzeptanz bei den "Nicht-Traditionalisten" vorhanden ist, so könnten sicherlich auch solche Veranstaltungen diesem Ziel dienlich sein
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Wie man für zukünftige Events ähnlichen Umfangs ein allgemeingültiges Prozedere oder eine hieb- und stichfeste Vorgabe zu einem mehrheitlich zufriedenstellenden Ablauf zimmern kann, weiss ich nicht wirklich. Für mich allein gesprochen, kann ich sagen, dass ich auch zukünftig mit ähnlich/gleich ablaufenden Events sehr gut klar kommen kann. Aber das wahrscheinlich auch deswegen, weil mein Erwartungs- und Wissens-Level eher (noch!) vom Typ "kann man nur übertreffen" gestrickt ist
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Der Name Dynacord stand für mich seit den 60-ern für zwar hochpreisige, aber sehr gute, solide und verlässlich funktionierende Gerätschaften
("Kauf wertig, dann biste fertig" und nicht "Kaufste billig, kaufste zweimal"), die aber für mich und meine Avancen eben letztlich doch zu investiv waren. Dieser Eindruck fand durch den für mich nach wie vor als grossartig empfundenen Besuch wieder Bestätigung. Und dies meine ich im positiven Sinne
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LG Lenny
P.S.: Ggfs. mehr, wenn Fotos online sind...