Also hier mal mein Erfahrungsbericht, der vielleicht nicht direkt bei deiner Entscheidung hilft, weil jeder ja ein anderes Hörempfinden hat, aber zumindest mit kann ich ein paar Aussagen zur Qualität und grober Richtung des Sounds treffen.
Erstmal habe ich folgende Gitarren angespielt, alle auch in meinem Budget, also auch bei ca. 300 maximal 700 Euro.
Sigma DRC-28E (515 Euro)
Sigma DR-1ST Sunburst (230 Euro)
Taylor BT1 (ca. 300 Euro)
Martin 000X1-RGT Custom (786 Euro)
Seagull S6 Entourage Rustic Q1 (644 Euro)
Art & Lutherie Dreadnought Sunrise (368 Euro)
Ibanez AW3050-LG (439 Euro)
Marke unbekannt (sorry) Jumbo massiv Zeder auf Palisander-Laminat (ca. 500 Euro)
Ok fangen wir einfach mal mit dem Abriss an, der mich wenig beeindruckt hat. Die Baby Taylor wollte ich nur mal anspielen um zu schauen wie so eine Travel Guitar klingt. Alles in allem nicht schlecht, aber eben Bauform bedingt sehr topfig und nach Tröte, also schnell wieder hingehangen. Genauso unbeeindruckt war ich von der Jumbo, der Ibanez und der Art & Lutherie. Allesamt gute Gitarren und bei allen hat die Verarbeitung gestimmt, aber der Sound war einfach nichts besonderes für mich, die Jumbo klang halt schön fett, hat mit aber in der Bespielbarkeit nicht so richtig gefallen, die Ibanez klang irgendwie überhaupt nicht aufregend, sehr mittig, sehr lasch, sehr flach, die Art & Lutherie schneidet hier noch am besten ab, vor allem wegen der guten Verarbeitung und der Sound war auch ok.
Die Sigma DR-1ST hat mich eigentlich geschockt. Der Sound war soweit wirklich schön, aber die Verarbeitung war gruselig (zumindest bei der die ich hatte). Die Mechaniken haben gewackelt, ich konnte schon durch das Schallloch Leimreste entdecken, direkt neben der Rosette waren Lackfehler, an der Zarge war schon Lack abgeplatzt und am Griffbrett waren Späne direkt einlackiert. Am Ende bestimmt ein Montagsmodell, aber gut, hier ging es ja genau um diese. Vielleicht haben andere da mehr Glück.
Kommen wir zu den 3en die hängen geblieben sind: Der Seagull, der Martin und der Sigma.
Die Seagull hat mir von der Bespielbarkeit richtig gut gefallen, durch den 46mm Hals lief das Fingerpicking quasi von allein, hab mich auch sofort wohl gefühlt. Das gleiche bei der Martin, haben halt beide etwas breitere Hälse, was beim Strumming zwar erstmal ungewöhnlich ist, aber beim Fingerpicking wirklich toll. Die Seagull hatte eine perfekte Verarbeitung, da gab es nichts zu meckern, sauber verleimt, toll abgerichtete Bundstäbchen, keine Lackpatzer oder sonstige Gebrechen. Die Saitenlage wurde wohl vom Shop eingestellt, war aber echt toll. Der Sound hat mir ebenfalls gefallen, durch Zeder und Wildkirsche irgendwie recht frisch, mittig und weniger bassig als Mahagoni/Fichte. Für Fingerpicker die trotzdem die lautere Dreadnoughtform wollen meine Empfehlung.
Die Martin 000X1-RGT, die "Plastikgitarre" wie ich sie gern nenne, hat ja gerade mal einen Holzanteil, die massive Fichtendecke. Der Rest ist Kunststoff. Das ist aber recht egal, weil die Verarbeitung perfekt war, die Gitarre sich gut spielen lassen hat, schick aussah und der Sound war auch gut. Vielleicht etwas dumpf und eingeengt, aber ich denke gerade für Singer/Songwriter mit leisen Stimmchen könnte die RGT eine gute Wegbegleiterin sein, weil sie eben nicht so laut und brachial daherkommt.
Am meisten überrascht hat mich (mal wieder, wie schon letztes Jahr wo ich in dem Shop war) die Sigma DRC-1E. Toller, offener Sound, der schön ausgeglichen, aber doch recht "massiv" ist, also der Bass überwiegt schon, ist aber nicht aufdringlich. Sie war schön laut, dürfte sich also auch gegen andere Instrumente durchsetzen und vor allem war sie als einzige Gitarre wirklich vollmundig, also irgendwie die einzige Gitarre, die auch mal...wie drückt man es aus, den Raum eingenommen hat. Meine Kumpels, ein Tontechniker und ein Laie, haben beide gesagt dass die Sigma von allen am besten klang und auch die beiden Verkäufer waren sehr angetan. Dazu kommt noch eine gute Verarbeitung, ich konnte keine Mängel entdecken, die Grover-Mechaniken frei Haus und ein (mMn) tolles Aussehen.
Tonabnehmer habe ich gar nicht getestet, weil mich das ehrlich gesagt nicht so interessiert hat.
So ich hoffe ich konnte ein bisschen weiterhelfen