Eineinhalb Minuten müssen genügen....

  • Ersteller SoleLuna_m
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Guten Morgen allerseits

Hier noch die (vorerst) finale Version. Besten Dank an alle Beteiligten! Obwohl die Aenderungen klein sind, gefällt er mir wesentlich besser.


Charlie

De Charlie lauft dur dStadt
DHänd im Hosesack
De Chopfhörer im Ohr
So fühlt er sich ganz wohl

Und er gseht dMensche nüme
So er gseht dMensche nüme
Vor luter Lüt

Das macht ihm echli Angscht
Mengmol echli Angscht

Will dLüt sind zu allem fähig
Das weiss me hüt.
 
Hey, ich hatte deinen Song vor ein paar Wochen schonmal angehört und fand ihn echt nicht schlecht... gefällige Melodie, ein simpler Text (aber trotzdem nicht leer)... gestern hab ich ihn dann nochmal gehört und hatte ihn den ganzen Abend im Kopf^^ Hast mir nen Ohrwurm beschert ;)
 
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Hei ihr zwei,

Ich misch mich auch noch ein.

Zum Text:

Ich bin für "und". Die erste Korrektur finde ich etwas problematisch.

De Charlie lauft dur dStadt
D´Händ im Hosesack
D´Chopfhörer im Ohr
So fühlt er sich ganz wohl

So gseht er dMensche nüme

Natürlich muss man sich das im übertragenen Sinn vorstellen, aber die Kopfhörer trägt der Charlie ja auf den Ohren und nicht auf den Augen. ;-)

Im Zweifelsfalle, da Konjunktionen häufig sehr schwierig sind (ich habe daran auch schon Stunden rumgefeilt und mich durch alle möglichen Konsequenzen durchgedacht), lässt man sie einfach weg. Das ist zwar vielleicht nicht besonders eindeutig, aber ich finde es wirkt leichter, als wenn man sie ständig ändert:

und er sieht die Menschen nicht
So sieht er die Menschen nicht
Vor lauter Leuten

Damit würdest du dich auch nicht zum Texter-Psychologen oder Apostel machen. Du bleibst dann in deiner beschreibenden auktorialen Stellung. Dass man über das, was du erzählst nachdenken soll, ist ja wohl schon deswegen klar, weil du es für sinnvoll hältst, darüber zu berichten, nicht? Da brauchst du gar nicht gross zu erklären. Und durch eine neutrale Beschreibung der Szene erwacht das Verlangen nach einer Deutung, die man sich dann als Hörer selber suchen kann.

Es fragt sich ja auch so, wenn ich das richtig verstanden habe, wo das Problem eigentlich liegt? Bei Charlie, der sich hinter seinen Kopfhörern versteckt, oder bei den potentiell gefährlichen anderen Menschen. Das finde ich eigentlich eine an sich interessante Frage, wie stark mitverantwortlich sind wir für das, was andere Menschen tun? Kann nichts tun, also sich nicht kümmern, manchmal schlimmer sein, als irgendetwas zu tun?

Dies Frage wirfst du meiner Ansicht nach aus. Ich würde im Text den Raum frei lassen, für jeden sich diese Frage selbst zu überlegen.

Zur musikalischen Umsetzung:

Ich glaube, da liegt noch mehr drin. Ich weiss jetzt nicht, wie weit fortgeschritten du schon bist, wie endgültig die Melodie und die Begleitung sind. Die Musik spielt am Ende schon die Band und nicht der Computer? Ich lass das vorerst mal aus.

Die Melodie: Du hast ja soweit ich das gehört habe immer dieselben Akkorde für Strophen und Refrain. Das kann man gut machen, aber dann würde ich mir einen Refrain überlegen, der von der Melodie her und den verwendeten Tönen sich deutlich von den Strophen abhebt. Du änderst vor allem nur den Rhythmus. Improvisier da mal noch ein bisschen drüber. Vielleicht fällt dir etwas Spannenderes ein.

Und vergiss nicht, dass die Melodie zur Interpretation und zum Verständnis des Textes beiträgt. Dafür hat man ja das Lied. ;)

Soviel mal. :)

LG Isa
 
Liebe Jezebella

Jezabella schrieb:
Ich bin für "und".

Im Zweifelsfalle, da Konjunktionen häufig sehr schwierig sind (ich habe daran auch schon Stunden rumgefeilt und mich durch alle möglichen Konsequenzen durchgedacht), lässt man sie einfach weg. Das ist zwar vielleicht nicht besonders eindeutig, aber ich finde es wirkt leichter, als wenn man sie ständig ändert:

Ich verstehe noch nicht ganz: beide Konjunktionen weglassen (wie lauten dann konkret die Zeilen) oder 2x "und"?

Jezabella schrieb:
Natürlich muss man sich das im übertragenen Sinn vorstellen, aber die Kopfhörer trägt der Charlie ja auf den Ohren und nicht auf den Augen. ;-)

Damit würdest du dich auch nicht zum Texter-Psychologen oder Apostel machen

Also wenn ich in der UBahn oder beim Zahnarzt meine Kopfhörer aufsetze, wirkt mein Umfeld weniger trist oder bedrohlich.

Ein gutes Buch vor Augen lenkt auch von nervenden Telefonaten anderer Fahrgäste ab.

Wecken nicht gerade die Widersprüche im Text Interesse?
Wieso macht es den Autoren gleich zum Sendboten Gottes, wenn er seine Wahrnehmungen reflektiert?

Um Dich besser verstehen zu können: wann oder warum benutzt Du den MP3-Player in der Öffentlichkeit?

Jezabella schrieb:
Und durch eine neutrale Beschreibung der Szene erwacht das Verlangen nach einer Deutung, die man sich dann als Hörer selber suchen kann.


Ich finde es durchaus hilfreich, sich den Unterschied zwischen Autorenstimme und Figurenstimme klar zu machen.

Aber die "neutrale Erzählerstimme" ist mMn ein Phantom. Oder wenigstens eine sehr umstrittene Forderung.

Neutral heißt ja unparteiisch, ausgewogen. Und meint mMn bezogen auf den Autoren lediglich: Er muss, um spannend zu bleiben, von einem Gleichgewicht der Kräfte und Motive ausgehen.. DAS finde ich nicht nur richtig, sondern auch wichtig! - Aber diese Forderung sagt noch gar nichts über den Tonfall der Erzählerstimme!

Ich habe Einwände gegen Deine Argumentation:

1. Wieso wird der Autor allein deshalb schon parteiisch oder unausgewogen, weil er dem Charlie eine Motivation antextet? -

Ich verstehe unter parteiischer Erzählweise, wenn der Autor den Gegenspielern schlecht beobachtete Motivationen andichtet, um den Protagonisten quasi kampflos zum moralischen Sieger zu erklären.

2. Die Gefühle machen den Unterschied: viel wirkungsvoller als eine "neutrale Beschreibung" zieht eine emotionale Darstellung den Zuschauer rein in das Geschehen.

Bevor der Zuschauer Räume "deuten" kann, muss man ihn ja erst mal in einen bedeutungsvollen Raum "locken". Und das schafft eine beschwörende oder ironische Stimme allemal besser als eine "neutrale".

Mal abschließend im Stile SoleLunas nachgefragt: Wie klingt eigentlich eine neutrale Erzählerstimme?:gruebel:

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach, der Jongleur! :) Du nimmst immer alles haargenau! Ist schon gut so. Das fordert mich heraus, aber ich muss immer zuerst meine Faulheit überwinden. ;-)

Aaalso: ich glaube, wir sind uns ein bisschen uneinig über folgenden Punkt:


Ich hab mich ja erst eingeklinkt, als die Aufnahme schon bestand. Dass ich eine unter meinem Begriff "neutrale", oder besser neutraleRE Haltung favorisiere hängt sicher auch mit der Art zusammen, wie das Lied auf mich gewirkt hat. Die Art des Gesangs, der Melodie, der Musik macht auf mich nicht eben einen besonders stark emotional gefärbten Eindruck. Was ich mit "neutral" meinte war eher eben etwas Leichtes, Nachdenkliches, weniger argumentierend und erklärend, weniger rhetorisch, vielleicht? Also weniger abhängig von exakt logischen Konjunktionen. (Wobei ich mir ja da selbst wiederspreche wegen den Kopfhörern auf den Augen, aber das war ja sowieso eher als Witz gemeint. ;) ) Das würde meiner Meinung nach besser zur Stimmung der Musik und des Gesangs passen.

Aber die "neutrale Erzählerstimme" ist mMn ein Phantom.

Jaja, das sehe ich auch so. Aber ich sagte ja schon vorhin: SoleLuna hat sich ja das Thema, die Szene ausgesucht, sie für darstellungswürdig befunden. Man wählt ja immer aus, worüber man berichtet, in einem grösseren oder kleineren Rahmen. Keine Wiedergabe von irgendwas ist neutral, es gibt immer eine Perspektive, es wird immer ein Ausschnitt gezeigt!

Aber

Wieso macht es den Autoren gleich zum Sendboten Gottes, wenn er seine Wahrnehmungen reflektiert?

Ich finde das ganz ehrlich ästhetisch nicht besonders gelungen, wenn man so den Zeigefinger erhebt. Ja, das ist jetzt Geschmackssache, aber man hat ja eben schon einen Ausschnitt gewählt, eine Sicht der Dinge präsentiert. Das reicht doch schon. Muss man das dann wirklich noch gross kommentieren? Ich finde das wirkt dann eben ein bisschen apostolisch. Mir gefällts einfach besser, wenns subtiler ist. Das wäre dann auch meine Antwort auf deinen Punkt 2.

Wecken nicht gerade die Widersprüche im Text Interesse?

Em. Ich möchte da eine Grundsatzfrage stellen: Welche Art(en) von Widersprüchen ist/sind denn "erlaubt" in einem Lied? Ich meine, es gibt ja inhaltliche oder grammatikalische Widersprüche, dann gibt es aber auch noch einfach Gegensätze. Da kann ich mir auch musikalische Elemente drunter vorstellen, oder eben einfach textliche. Ist vielleicht eine schwierige Frage. Ich glaube dazu könnte man gleich einen eigenen Thread eröffnen...

Ich bin sehr wohl der Meinung, dass Widersprüche ganz interessant und bedeutungserzeugend sein können. Aber hier gings mir um die Referenz im Text. Das "so" bezieht sich meiner Meinung nach auf die letzte Beschreibung von Chralie, nämlich durch die Stadt laufend, Hände in den Hosentaschen und Kopfhörer in den Ohren. Seine Sicht, seine Augen sind noch nicht thematisiert worden und da muss man dann eben einen Übertragungssprung machen vom faktisch Beschreibenden zum emotional deutenden.

beide Konjunktionen weglassen (wie lauten dann konkret die Zeilen) oder 2x "und"?

Eben entweder oder. "Und" ist ja einfach additiv, wird oft als Lückenfüller benutzt, eine "schwache" Konjunktion. Ich finde, das würde diesen gedanklichen Sprung schon mal erleichtern, aber es würde auch ganz ohne Konjunktion ganz gut funktionieren. Vielleicht sogar besser, weil man dann nicht der Illusion verfällt, es gehe sozusagen mit der Beschreibung in derselben Art weiter, sondern weil man, da dies ja auch ein anderer Teil des Liedes ist, und zwar der Refrain, der ja übergreifend wirkt (wäre wohl auch noch zu diskutieren...), so eher auf die Idee kommt, dass diese Beschreibung nun gedeutet wird!

Was meint denn der Jongleur zur musikalischen Umsetzung?

LG, Isa
 
@Jezabella

Ach, der Jongleur! :) Du nimmst immer alles haargenau!
Ich meine, diese Fähigkeit sollte jeder Texter haben. Du nicht?

Das fordert mich heraus
Was ist "das"? Prägnanz?
aber ich muss immer zuerst meine Faulheit überwinden. ;-)
Na, dann sollten wir es aber auch nicht übertreiben:D.......;)

Es ist, wie es ist:)

macht auf mich nicht eben einen besonders stark emotional gefärbten Eindruck .... Was ich mit "neutral" meinte war eher eben etwas Leichtes, Nachdenkliches, weniger argumentierend und erklärend, weniger rhetorisch ...
aber das war ja sowieso eher als Witz gemeint ... ich finde das ganz ehrlich ästhetisch nicht besonders gelungen, wenn man so den Zeigefinger erhebt. Ja, das ist jetzt Geschmackssache, aber .... Das reicht doch schon. Muss man das dann wirklich noch gross kommentieren? Ich finde das wirkt dann eben ein bisschen apostolisch. Mir gefällts einfach besser, wenns subtiler ist. ....
Und so weiter. Und so fort.

Ja klar. Warum auch nicht. Die Geschmäcker sind frei:)

Ich habe deine Argumente wirklich sehr langsam gelesen. Aber außer: ja. so kann man das auch sehen, ging mir nix durch den Kopf. Bei mir kommt trotz ausgefahrener Antennen kein deutlicheres Signal rüber. Leider.

Je länger ich über unseren Gedankenaustausch nachdenke, um so mehr fühle ich, dass sich hier RATIO mit EMOTIO unterhält. Beide mögen sich vielleicht, sprechen aber leider ausländisch : Das eine spricht nachdenklich, das andere mitfühlend ...:gruebel:

Gut. Also ich akzeptiere unsere wortreiche Sprachlosigkeit.

Obwohl DAS für mich ein wunderbares Forenthema wäre...

Aber welche Sprache sollen die Teilnehmer dann reden: gedanklich oder gefühlisch...:gruebel:

So. Noch Fragen? ...Ach ja. Da war ja noch die etwas rhetorisch klingende:

Welche Art(en) von Widersprüchen ist/sind denn "erlaubt" in einem Lied? Ich meine, es gibt ja inhaltliche oder grammatikalische Widersprüche, dann gibt es aber auch noch einfach Gegensätze. Da kann ich mir auch musikalische Elemente drunter vorstellen, oder eben einfach textliche. Ist vielleicht eine schwierige Frage. Ich glaube dazu könnte man gleich einen eigenen Thread eröffnen...
Meine Meinung: Je mehr Widersprüche ein Song aushält, ohne in seine Einzelteile zu zerbrechen, um so besser.
Eine Harmonie, aus dem Kampf der Widersprüchen erwachsen, ist nicht zu toppen. Sozusagen die Zigarette danach. :)

Und die noch:

Was meint denn der Jongleur zur musikalischen Umsetzung?
Gefällt mir.

Wie sagtest Du doch:

Muss man das dann wirklich noch gross kommentieren?
Eben:D

Allerliebste Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:

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