Ach, der Jongleur!
Du nimmst immer alles haargenau! Ist schon gut so. Das fordert mich heraus, aber ich muss immer zuerst meine Faulheit überwinden. ;-)
Aaalso: ich glaube, wir sind uns ein bisschen uneinig über folgenden Punkt:
Ich hab mich ja erst eingeklinkt, als die Aufnahme schon bestand. Dass ich eine unter meinem Begriff "neutrale", oder besser neutraleRE Haltung favorisiere hängt sicher auch mit der Art zusammen, wie das Lied auf mich gewirkt hat. Die Art des Gesangs, der Melodie, der Musik macht auf mich nicht eben einen besonders stark emotional gefärbten Eindruck. Was ich mit "neutral" meinte war eher eben etwas Leichtes, Nachdenkliches, weniger argumentierend und erklärend, weniger rhetorisch, vielleicht? Also weniger abhängig von exakt logischen Konjunktionen. (Wobei ich mir ja da selbst wiederspreche wegen den Kopfhörern auf den Augen, aber das war ja sowieso eher als Witz gemeint.
) Das würde meiner Meinung nach besser zur Stimmung der Musik und des Gesangs passen.
Aber die "neutrale Erzählerstimme" ist mMn ein Phantom.
Jaja, das sehe ich auch so. Aber ich sagte ja schon vorhin: SoleLuna hat sich ja das Thema, die Szene ausgesucht, sie für darstellungswürdig befunden. Man wählt ja immer aus, worüber man berichtet, in einem grösseren oder kleineren Rahmen. Keine Wiedergabe von irgendwas ist neutral, es gibt immer eine Perspektive, es wird immer ein Ausschnitt gezeigt!
Aber
Wieso macht es den Autoren gleich zum Sendboten Gottes, wenn er seine Wahrnehmungen reflektiert?
Ich finde das ganz ehrlich ästhetisch nicht besonders gelungen, wenn man so den Zeigefinger erhebt. Ja, das ist jetzt Geschmackssache, aber man hat ja eben schon einen Ausschnitt gewählt, eine Sicht der Dinge präsentiert. Das reicht doch schon. Muss man das dann wirklich noch gross kommentieren? Ich finde das wirkt dann eben ein bisschen apostolisch. Mir gefällts einfach besser, wenns subtiler ist. Das wäre dann auch meine Antwort auf deinen Punkt 2.
Wecken nicht gerade die Widersprüche im Text Interesse?
Em. Ich möchte da eine Grundsatzfrage stellen: Welche Art(en) von Widersprüchen ist/sind denn "erlaubt" in einem Lied? Ich meine, es gibt ja inhaltliche oder grammatikalische Widersprüche, dann gibt es aber auch noch einfach Gegensätze. Da kann ich mir auch musikalische Elemente drunter vorstellen, oder eben einfach textliche. Ist vielleicht eine schwierige Frage. Ich glaube dazu könnte man gleich einen eigenen Thread eröffnen...
Ich bin sehr wohl der Meinung, dass Widersprüche ganz interessant und bedeutungserzeugend sein können. Aber hier gings mir um die Referenz im Text. Das "so" bezieht sich meiner Meinung nach auf die letzte Beschreibung von Chralie, nämlich durch die Stadt laufend, Hände in den Hosentaschen und Kopfhörer in den Ohren. Seine Sicht, seine Augen sind noch nicht thematisiert worden und da muss man dann eben einen Übertragungssprung machen vom faktisch Beschreibenden zum emotional deutenden.
beide Konjunktionen weglassen (wie lauten dann konkret die Zeilen) oder 2x "und"?
Eben entweder oder. "Und" ist ja einfach additiv, wird oft als Lückenfüller benutzt, eine "schwache" Konjunktion. Ich finde, das würde diesen gedanklichen Sprung schon mal erleichtern, aber es würde auch ganz ohne Konjunktion ganz gut funktionieren. Vielleicht sogar besser, weil man dann nicht der Illusion verfällt, es gehe sozusagen mit der Beschreibung in derselben Art weiter, sondern weil man, da dies ja auch ein anderer Teil des Liedes ist, und zwar der Refrain, der ja übergreifend wirkt (wäre wohl auch noch zu diskutieren...), so eher auf die Idee kommt, dass diese Beschreibung nun gedeutet wird!
Was meint denn der Jongleur zur musikalischen Umsetzung?
LG, Isa