Ein imho wichtiger Hinweis zu Beginn:
Viele Wege führen nach Rom. Das Problem ist, dass man ein schlüssiges Konzept für seine Arbeitsumgebung braucht. Wenn man da willkürlich von verschiedenen Leuten, die jeweils für sich ein in sich schlüssiges Konzept haben, einzelne Elemente herauspickt und das dann zusammenwürfelt muss nicht zwingend was Sinnvolles herauskommen, das Gegenteil ist genauso wahrscheinlich.
Meine Meinung zu den besprochenen Themen:
- Die Monitore sind erstmal völlig ausreichend.
- PC vs. Mac: *Kreisch* Nicht das Thema bitte!
Ich mach's kurz: PC!
- Ich habe keine Ahnung wie der Stand der Dinge ist, aber ProTools war nie primär ein Sequencer und was die Midi-Funktionalität anbelangt immer mächtig hinterher. Ich habe als Cubase-Nutzer nicht wirklich den Marktüberblick, aber Cubase ist da defintiv ganz vorne dabei und hat meines Wissens einige interessante Alleinstellungsmerkmale. Schon alleine VST-Expression ist, wenn man sich mal die erhebliche Mühe gemacht hat, alles sinnvoll einzurichten, ein wahrer Segen. Cubase hat zwar auch wirklich bescheuerte und unerklärliche Defizite (warum kann ich eine Midi-Spur nicht auf mehrere Ziele routen?!), aber Kompromisse wird man immer eingehen müssen.
- RAM: Also ich hab' nicht das allergeringste Problem 12 GB RAM mit großen Templates voll zu bekommen. Da sind eben viele - beileibe nicht alle - Instrumente spielbereit vorgeladen. Aber auch hier gilt, es kommt auf die Arbeitsweise an. Wer vielleicht schon eine praktisch fertige Partitur hat, bevor er den Sequenzer überhaupt aufmacht und exakte Vorstellungen von der Orchestration hat, wird natürlich mit weniger auskommen. Da gäb's noch viel zu sagen, aber in Anbetracht der Tatsache, das RAM heute wirklich sehr günstig ist muss man das imho nicht bis in's Detail ausdiskutieren. Ich würde als Minimum 12 GB wählen, aber 24 GB empfehlen. Also ich würde wirklich 100mal eher 100 EUR oder 200 EUR mehr in RAM investieren, als z.B. in die Monitore. Was noch gar nicht angesprochen wurde, ist das Thema SSD-Festplatte, die wiederum auch eine erhebliche Performance-Steigerung mit sich bringen kann.
- Interface: Selbst einfache Interfaces haben heute von den Wandlern her wirklich weit mehr ausreichende Qualität für dieses Anwendungsszenario, das ist hier absolut kein Kriterium. Viel wichtiger ist hier die Performance, d.h. möglichst niedrige Latenzwerte und CPU-Belastung! Hier hat RME einen sehr guten Ruf. Es braucht kein Fireface, Stereo-Ausgang und Stereo-Eingang reichen doch völlig (evtl. dann halt noch ein externer Mic-Preamp und ein einfacher Monitor-Controller), also etwa eine HDSP 9632.
- Libraries: Ich verstehe die "Kritik" von Tonfilter, was die "Problematik" trockener Libraries anbelangt. Es ist schlicht nicht das Gleiche, ob ich einzelne trockene und nahmikrofonierte Mono-Quellen mit künstlichem Hall zusammenmische oder ob ich die Instrumente in Stereo und mit Raumklang aufnehme. Das sind Welten. Am Beispiel VSL: Selbst mit Vienna MIR funktioniert das nicht wirklich, obwohl da sogar das instrumentenspezifische Abstrahlverhalten miteinbezogen wird. Vienna MIR arbeitet mit Impulsantworten im Ambisonics-Format. Das bietet große Flexibilität, was das Ausgabeformat anbelangt, ist aber reine Intensitätsstereofonie. Wir haben also, im Gegensatz zum absoluten Standard moderner Orchesteraufnahmen, keine Laufzeitstereofonieanteile, d.h. es fehlt der typische, räumliche Umhüllungsklang. Es findet genau das statt, was in Tonmeisterkreisen gerne und nicht ganz zu unrecht abfällig als Knüppelstereofonie bezeichnet wird. Die Instrumente sitzen nebeneinander "wie die Hühner auf der Stange", wie das Eberhard Sengpiel gerne treffend formuliert. Ich habe nun oben "Problematik in Anführungszeichen" geschrieben, da ich persönlich da nicht zwingend ein Problem sehe, im Gegenteil, das kann auch Vorteile haben. VSL ist daher z.B. natürlich extrem transparent und "durchhörbar". Wenn jemand z.B. komplexe polyphone Strukturen möglichst klar darstellen will, sehr detailiert orchestrieren möchte und/oder für "echte" Aufführungen bzw. Aufnahmen komponiert, dann würde ich nur VSL empfehlen. Wer aber eher "mit breiten Strichen" komponieren will oder muss und/oder gleichzeitig produziert, der mag wohl mit EastWest und Co. wesentlich besser bedient sein, v.a. wenn auch noch ein gewisses "Hollywood"-Klangideal angestrebt wird. Man mag es ja hassen, aber "Sound" hat nun mal auf dem Markt eine gewisse Bedeutung, oft genug eine weit gewichtigere, als gewisse Inhalte. Also letztlich ist das ein Vergleich von Äpfeln und Birnen, Los Angeles und Wien...
Ein Tip zum letzten Punkt noch: Soweit ich weiß, kann man nur bei EastWest Produkte ausführlich testen. Es gibt das TeraPak, da bekommst Du eine Festplatte mit allen Produkten vorinstalliert und das zum Preis der Festplatte (80 EUR). Da kannst Du dann alles zu einem beliebigen Zeitpunkt freischalten und 10 Tage testen. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen.