
mix4munich
Helpful & Friendly User
Ich habe ja schon längere Zeit keine Geschichten mehr zu meinen Mixjobs geschrieben, einfach weil ich die meisten davon unter kontrollierten Bedingungen mit brauchbarem, oft vertrautem Equipment mache. Die Mixes werden dann üblicherweise gut, ergeben aber einfach keine Geschichten, die in irgendeiner Form interessant wären. Neulich allerdings klingelte das Telefon, ein alter Freund und Musikerkollege war dran:
“Ich feiere Geburtstag, Ihr seid eingeladen.”
Cool.
“Meine Band wird spielen.”
Noch besser.
“Kannst Du uns mischen?”
Kein Problem.
“Equipment ist vor Ort.”
Verdammt!
Gestern dann der Tag der Tage. Sicherheitshalber hatte ich ein kleines Pult, passendes Core, ein paar Kabel und Adapter im Auto, brauchte es aber nicht, es war tatsächlich vollständiges und spielbereites Equipment vor Ort:
Als Mischer ein kleiner analoger Mischer mit acht Kanälen, zwei Stereokanälen und Effektgeräte. Leider aber keine Mittenparametrik. Dieser war es wohl, in schon leicht abgelocktem Zustand.
Als Front-PA hingen ca. drei oder vier Meter über der Bühne zwei Pyrit 15/2 mit fest eingebautem Mittenloch. Für DJs und Uffz-Tschack ganz okay, aber weniger für Livemusik.
Zwei nicht identifizierte Subs werkelten unter der Bühne - im positiven Sinne unauffällig, weder besonders gut noch auffällig schlecht. Auch eine Monitorbox gab es - naja, eine auf die Seite gelegte 12/2er unbekannter Herkunft, aber dafür mit leuchtend blauer LED auf der Frontplatte, nur damit man weiss, womit man es zu tun hat.
Von den DI-Boxen der Marke Millennium war ich dagegen ganz angetan, die funktionierten wirklich gut und waren nicht schlechter als die dritte eingesetzte DI-Box Palmer PAN-01 des Bassisten:
Von der Band mitgebracht wurde dann wieder bekanntes Material: Ein Beta 58a und ein Super 55, beide von Shure. Soundmäßig vergleichbar und über jeden Zweifel erhaben. Dazu die besagte DI-Box Palmer PAN-01 für den Bass. Sonst nix. Drums liefen “a la nature” ohne weitere Verstärkung, ein Fender JazzBass direkt über DI-Box ins Pult, dazu zwei Akustikgitarren, eine von Takamine, möglicherweise eine GD30CE-B-2 oder eine EF341SC. Die hatte zwar schon etwas ältere Saiten, klang damit aber immer noch sehr ordentlich. Die andere war möglicherweise eine günstigere Tailor, das konnte ich nicht genau erkennen. Klang aber auch nicht schlecht und hatte dank frischerer Saiten noch etwas mehr “Schimmern” im Sound. Die letztgenannten beiden Gitarren gingen direkt über die Millenium-DI-Boxen ins Pult, und da kam ganz schön Pegel an! Wenn ich so darüber nachdenke, könnte es also auch die aktive Variante der Milleniums gewesen sein, die nur unwesentlich mehr kostet. Phantomspeisung war global an, daran konnte ich es also nicht erkennen, ob die DIs aktiv oder passiv waren, da hätte ich vorher schonmal genauer hinsehen müssen
Jedenfalls ist ein niedrig eingestellter Gain-Regler bei diesen günstigen Pulten vorteilhaft, was das Rauschverhalten angeht, also keine Klagen von meiner Seite.
Alsdann, schreiten wir zum Soundcheck. Erstmal die Bassdrum anhören (wie gesagt, diese wurde nicht abgenommen, brauchte man hier aber auch nicht wirklich) und dann den Bass dazu abstimmen. Zum Glück klingt dieser JazzBass sehr gut, etwas mehr Bass dazu, die Höhen etwas absenken, fertig. Ach ja, das Drumset war äußerst gut gestimmt und bedämpft, das klang wirklich schon von sich aus klasse. Ein Sonor, allerdings weiß ich nicht, welches.
Danach, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, habe ich mich erst den Stimmen der beiden Sänger gewidmet - LoCut aktivieren, etwas den Böllerbass der Topteile bei Ausnutzung des Nahbesprechungseffektes zügeln, indem ich noch leicht den Bassregler zurückgedreht habe, einen leichten Höhenschimmer durch zwei oder drei dB mehr Höhen dazu geben, etwas Raumhall dazu, und gut.
Dann die Gitarren, und hier habe ich meine erste Überraschung erlebt. Für sich alleine genommen, klangen beide Gitarren sehr schön, wenn ich die Bässe leicht und die Mitten ganz stark abgesenkt habe bei minimaler Anhebung der Höhen. Was jedoch im Solobetrieb noch ganz ordentlich klang, ging kurz darauf im Gesamttest komplett unter - bei beiden Gitarren musste ich Schritt für Schritt immer weiter die Mitten anheben, bis wir wieder bei fast neutral angekommen waren - vielleicht noch ein dB Absenkung bei der einen, linear bei der anderen. Na gut, irgendwo musste sich das Mittenloch der äußerst günstigen (ich will nicht wirklich "billig" schreiben) 15/2er-Topteile je bemerkbar machen.
Die nächste Überraschung kam, als ich mich so langsam auf Konzertpegel hocharbeitete - wenn ich die Stimmen und Gitarren so aufdrehte, dass sie souverän vor der Band standen, machte der Hochtöner der PA durch unschönes raues Kratzen auf sich aufmerksam. Schon überfordert? Na gut, ich nehme den Pegel zurück - klingt wieder angenehmer, aber ich hätte gerne die Stimmen und (im Solo) die Gitarren noch etwas weiter angehoben.
Noch bescheidener klang der Monitor, die Höhen verhangen, der Mitteltonbereich verwaschen, so dass ich diesen so leise wie möglich fuhr, um die Klarheit im Sound nicht vollständig zu verlieren. Feedbackprobleme gab es nicht, dank der ordentlichen Mikros.
Weiter gab es von diesem Konzert nichts zu berichten - die DI-Boxen waren eine angenehme Entdeckung, die Boxen waren eher nicht so der Burner, und das Pult - naja, man kann so einigermassen was damit machen. Parametrische Mitten hätte ich gerne gehabt, aber wo die Boxen keine deutlichen Mitten wiedergeben, ist deren Wert eben auch eingeschränkt.
Und welche Lehren kann man daraus ziehen? Nun, manchmal sollte man sich mit einem halbwegs ordentlichen Sound zufriedengeben. Hätte ich einen besseren Sound angestrebt, hätte ich den Gesang lauter machen müssen und so die Hochtöner überfordert (wie wir beim anschliessenden lauteren DJ-Betrieb sofort wieder gemerkt haben). So hätte ich ebenfalls die HT überfahren und die ganze Zeit mit einem Kratzen leben müssen. Geht vom ästhetischen Standpunkt her natürlich gar nicht, davon abgesehen, dass es schädlich fürs Gehör ist. Mein Sound jedenfalls wurde vom anwesenden Fachpublikum - alles voller Musiker, dort - als angenehm beschrieben. Im Rahmen der Möglichkeiten anscheinend also keine groben Schnitzer gemacht.
Viele Grüße
Jo
“Ich feiere Geburtstag, Ihr seid eingeladen.”
Cool.
“Meine Band wird spielen.”
Noch besser.
“Kannst Du uns mischen?”
Kein Problem.
“Equipment ist vor Ort.”
Verdammt!
Gestern dann der Tag der Tage. Sicherheitshalber hatte ich ein kleines Pult, passendes Core, ein paar Kabel und Adapter im Auto, brauchte es aber nicht, es war tatsächlich vollständiges und spielbereites Equipment vor Ort:
Als Mischer ein kleiner analoger Mischer mit acht Kanälen, zwei Stereokanälen und Effektgeräte. Leider aber keine Mittenparametrik. Dieser war es wohl, in schon leicht abgelocktem Zustand.
Als Front-PA hingen ca. drei oder vier Meter über der Bühne zwei Pyrit 15/2 mit fest eingebautem Mittenloch. Für DJs und Uffz-Tschack ganz okay, aber weniger für Livemusik.
Zwei nicht identifizierte Subs werkelten unter der Bühne - im positiven Sinne unauffällig, weder besonders gut noch auffällig schlecht. Auch eine Monitorbox gab es - naja, eine auf die Seite gelegte 12/2er unbekannter Herkunft, aber dafür mit leuchtend blauer LED auf der Frontplatte, nur damit man weiss, womit man es zu tun hat.
Von den DI-Boxen der Marke Millennium war ich dagegen ganz angetan, die funktionierten wirklich gut und waren nicht schlechter als die dritte eingesetzte DI-Box Palmer PAN-01 des Bassisten:
Von der Band mitgebracht wurde dann wieder bekanntes Material: Ein Beta 58a und ein Super 55, beide von Shure. Soundmäßig vergleichbar und über jeden Zweifel erhaben. Dazu die besagte DI-Box Palmer PAN-01 für den Bass. Sonst nix. Drums liefen “a la nature” ohne weitere Verstärkung, ein Fender JazzBass direkt über DI-Box ins Pult, dazu zwei Akustikgitarren, eine von Takamine, möglicherweise eine GD30CE-B-2 oder eine EF341SC. Die hatte zwar schon etwas ältere Saiten, klang damit aber immer noch sehr ordentlich. Die andere war möglicherweise eine günstigere Tailor, das konnte ich nicht genau erkennen. Klang aber auch nicht schlecht und hatte dank frischerer Saiten noch etwas mehr “Schimmern” im Sound. Die letztgenannten beiden Gitarren gingen direkt über die Millenium-DI-Boxen ins Pult, und da kam ganz schön Pegel an! Wenn ich so darüber nachdenke, könnte es also auch die aktive Variante der Milleniums gewesen sein, die nur unwesentlich mehr kostet. Phantomspeisung war global an, daran konnte ich es also nicht erkennen, ob die DIs aktiv oder passiv waren, da hätte ich vorher schonmal genauer hinsehen müssen
Alsdann, schreiten wir zum Soundcheck. Erstmal die Bassdrum anhören (wie gesagt, diese wurde nicht abgenommen, brauchte man hier aber auch nicht wirklich) und dann den Bass dazu abstimmen. Zum Glück klingt dieser JazzBass sehr gut, etwas mehr Bass dazu, die Höhen etwas absenken, fertig. Ach ja, das Drumset war äußerst gut gestimmt und bedämpft, das klang wirklich schon von sich aus klasse. Ein Sonor, allerdings weiß ich nicht, welches.
Danach, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, habe ich mich erst den Stimmen der beiden Sänger gewidmet - LoCut aktivieren, etwas den Böllerbass der Topteile bei Ausnutzung des Nahbesprechungseffektes zügeln, indem ich noch leicht den Bassregler zurückgedreht habe, einen leichten Höhenschimmer durch zwei oder drei dB mehr Höhen dazu geben, etwas Raumhall dazu, und gut.
Dann die Gitarren, und hier habe ich meine erste Überraschung erlebt. Für sich alleine genommen, klangen beide Gitarren sehr schön, wenn ich die Bässe leicht und die Mitten ganz stark abgesenkt habe bei minimaler Anhebung der Höhen. Was jedoch im Solobetrieb noch ganz ordentlich klang, ging kurz darauf im Gesamttest komplett unter - bei beiden Gitarren musste ich Schritt für Schritt immer weiter die Mitten anheben, bis wir wieder bei fast neutral angekommen waren - vielleicht noch ein dB Absenkung bei der einen, linear bei der anderen. Na gut, irgendwo musste sich das Mittenloch der äußerst günstigen (ich will nicht wirklich "billig" schreiben) 15/2er-Topteile je bemerkbar machen.
Die nächste Überraschung kam, als ich mich so langsam auf Konzertpegel hocharbeitete - wenn ich die Stimmen und Gitarren so aufdrehte, dass sie souverän vor der Band standen, machte der Hochtöner der PA durch unschönes raues Kratzen auf sich aufmerksam. Schon überfordert? Na gut, ich nehme den Pegel zurück - klingt wieder angenehmer, aber ich hätte gerne die Stimmen und (im Solo) die Gitarren noch etwas weiter angehoben.
Noch bescheidener klang der Monitor, die Höhen verhangen, der Mitteltonbereich verwaschen, so dass ich diesen so leise wie möglich fuhr, um die Klarheit im Sound nicht vollständig zu verlieren. Feedbackprobleme gab es nicht, dank der ordentlichen Mikros.
Weiter gab es von diesem Konzert nichts zu berichten - die DI-Boxen waren eine angenehme Entdeckung, die Boxen waren eher nicht so der Burner, und das Pult - naja, man kann so einigermassen was damit machen. Parametrische Mitten hätte ich gerne gehabt, aber wo die Boxen keine deutlichen Mitten wiedergeben, ist deren Wert eben auch eingeschränkt.
Und welche Lehren kann man daraus ziehen? Nun, manchmal sollte man sich mit einem halbwegs ordentlichen Sound zufriedengeben. Hätte ich einen besseren Sound angestrebt, hätte ich den Gesang lauter machen müssen und so die Hochtöner überfordert (wie wir beim anschliessenden lauteren DJ-Betrieb sofort wieder gemerkt haben). So hätte ich ebenfalls die HT überfahren und die ganze Zeit mit einem Kratzen leben müssen. Geht vom ästhetischen Standpunkt her natürlich gar nicht, davon abgesehen, dass es schädlich fürs Gehör ist. Mein Sound jedenfalls wurde vom anwesenden Fachpublikum - alles voller Musiker, dort - als angenehm beschrieben. Im Rahmen der Möglichkeiten anscheinend also keine groben Schnitzer gemacht.
Viele Grüße
Jo
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