Also ist es quasi einfach nur ein Klavierauszug mit ein paar instrumentenabhängigen Retuschen
So meinte ich das nicht - schon direkt, ohne erst den Weg über den Klavierauszug zu gehen: Gleich direkt eine Umsetzung angepasst für Akkordeon unter Ausnützung der Möglichkeiten die das Akkordeon bietet.
Aber im Grunde stimmts schon, egal auf welches Instrument man die Version adaptiert. Es ist immer die Frage, wie kann ich ein Werk für ein ganzes Orchester so reduzieren, dass es auf einem Instrument wiedergegeben einen stimmigen Eindruck hinterlässt. Und dann kann man gar nicht anders als einen Teil des Werks vernachlässigen um bestimmte Facetten davon zu betonen. Z.B. die grundsätzliche Frage ist immer, will ich die Fülle der vielen Instrumente darstellen, oder das erhabene einer hervorklingenden Stimme aufzeigen.
Will ich die Fülle mitnehmen, dann bleibts beim Akkordeon nicht aus, dass der Gesamtklang zwangsläufig in Richtung Orgel geht. Will ich das luftig erhabene der Geigen hervorheben, dann geht das m.E auf dem Akkordeon nur, indem man Stimmen reduziert weglässt oder ausdünnt.
Dieses Dilemma hat Akkordeonengel auch mit seinen im Eingangspost beigefügten Beispielen.
Selber habe ich das bislang nur bei einem einzigen Stück gemacht, das ich als Version einer Combo kenne und deren Livefassung mir sehr gut gefällt. Da ich aber keine (Bass)Klarinette spiele und deren Möglichkeiten auf dem Akkordoen nicht habe, musste ich mir einen Ersatz überlegen, wie ich diese Wirkung zumindest in weitgefasster Annäherung nachmachen kann. Das was dann letztlich dabei herauskam ist nun aber im Endeffekt eine eigenständige Fassung geworden, die auf der Combofassung basiert. Das ist aber, denke ich, auch immer der Fall, wenn man ein Orchesterwerk auf ein Instrument zusammenfasst und reduziert. Es kann nicht mehr das gleiche bleiben und muss, wenns nicht nur komisch klingen soll zwangsläufig eine eigene Fassuung werden.
Beim ersten Werk von Akkordeonengels beiden Beispielen liegt hier die Betonung auf dem fulminanten das dieses Werk bietet - besonders bei der Eröffnung, wenn man als Zuhörer noch "frisch" ist. Da passt dann auch , so finde ich, dass man das auf dem Akkordeon darstellt, in dem man das Instrument orgelähnlich bespielt und "volle Kanne" greift und registriert.
Beim zweiten Beispiel dem Poem, habe ich aber meine Zweifel, ob der gewählte Ansatz dem Stück gerecht wird, denn beim Orchesterstück fällt mir als erstes der "luftige" Eindruck auf, den die Streicher hinterlassen. Auch wenn es viele Spieler und etliche Stimmen sind, so kommt der Eindruck auf dem Akkordeon nicht rüber, wenn hier ebenfalls vielstimmig mit kräftigem Register gespielt wird. Dann klingt es ebenfalls wie Orgel und entsprechend gewichtig, eher wuchtig ... und schwer. Der luftige Klangeindruck, den die Streicher im Orchesterwerk erzeugen ist dann hier auf dem Akkordeon nicht da und erzeugt dementsprechend einen ganz anderen Gesamteindruck. Hier würde ich vermutlich, um den leichten Eindruck des Orchesterwerks wiederzugeben sehr stark reduzieren und vieles rausschmeißen -im Extremfall nur einstimmg spielen und sehr sparsam registrieren. Aber das widerum hängt davon ab, was man von dem Stück hervorheben will - einem anderen fällt hier vielleicht was ganz anderes als markantes Element auf und stellt dann dieses in den Vordergrund... und das Stück bekmmt wieder einen anderen Schwerpunkt.
Ein Stück weit ist das Dilemma hier wie bei einem Fußballspiel: das komplette Spiel kann man nur nachspielen, wenn man zwei komplette Mannschaften hat. Wenn man das reduziert auf ein, zwei Spieler, kann man eben bestimmte Passagen nachspielen, aber ncht mehr das ganze Spiel, ohne dass irgendwas weggelassen werden muss. - Es entsteht bei der Reduzierung zwangsläufig ein anderer Fokus. Und wo der liegt, liegt im Interpreten, was er als besonders wichtig und betonenswert hält.