Ich denke, da wird Dir niemand exakte Kriterien aufzählen können - wenn es "gut" ist, passt es, wenn es "schlecht" ist, ist es halt verhunzt.
Zustimmung. Für mich zählt das Kriterium "Stimmigkeit" noch dazu. Das richtet sich vor allem an die Aussage und die Atmosphäre des songs. Ein gelungenes oder sogar congeniales cover nimmt die Aussage und Wirkung auf, interpretiert es aber neu und steigert damit im besten Fall seine Wirkung. Dazu kann auch gehören, den Original-Song "gegen den Strich" zu bürsten oder ihn musikalisch in einem neuen Genre zu platzieren.
Ob das dann aber gelungen ist, liegt auch im Auge des Betrachtenden - ein Indiz für mich wäre allerdings so etwas wie "Trifft nicht meinen Geschmack, hat aber was." oder "Verleiht dem Stück neuen Glanz.". Letztlich ist eine eigenständige Interpretation wie ein neuer song: Auch da gehört Mut dazu, ebenso wie ein Dahinterstehen. Halbgares erkennt man sofort und ein cover bringt zudem durch das Original eine Fallhöhe mit, die ein neuer eigener song nicht unbedingt aufweist. Dabei kommt es auch auf das Genre an. Im Jazz ist es üblich, songs, die zum üblichen Standard gehören, mit individueller Note zu singen und zu interpretieren. Da ist nichts Bahnbrechendes dabei, das ist das Gegenteil von Tabubruch - das ist das, was erwartet wird. Insofern ist auch die Erwartung daran gemildert: wenn es okay ist, ist es okay.
Bleibt für mich die Frage, ob die Suche nach "objektiven" Kriterien nicht im Wesentlichen eine Entlastungsfunktion hat: Es braucht die innere Überzeugung, vielleicht sogar eine Art innere Notwendigkeit oder zumindest die Lust am Experiment, ein cover anders und neu zu interpretieren. Das läßt sich nicht durch die Überprüfung objektiver Kriterien ersetzen, es braucht diesen Mut, zu springen.
Ich empfinde hier in diesem thread einen gewissen Spalt zwischen dem Wunsch, gesanglich neu zu interpretieren, dabei aber eine Technik zu benutzen, die auf bestehende Backingtracks und generell ein niedriges technisches Level setzt und damit eine wirklich eigenständige Interpretation gar nicht erst zuläßt. Wonach wird gefragt: Nach der "Erlaubnis", den "Kriterien" oder "Grenzen" von "eigenen Versionen" - ohne die Möglichkeit zu haben, tatsächlich welche zu machen? Ist das eine Art Rückversicherung, bevor man überhaupt anfängt? Sich die tatsächlichen Möglichkeiten zu schaffen, wirklich eigene Versionen von Covers anzugehen, ist doch die Voraussetzung, reale Erfahrungen damit zu machen. Um dann konkret zu entscheiden, welche dieser Covers die Qualität der Eigenständigkeit erfüllen. Ich habe das Gefühl, das Pferd wird vom Schwanz her aufgezäumt. Aber immerhin: wenn mittlerweile klar geworden ist, dass es mehr als backingtracks braucht, um eigenständige Covers anzugehen, ist ja auch schon einiges gewonnen.
Herzliche Grüße
x-Riff