Eigene Lebenserfahrung in Songtexten wiedererkannt?

  • Ersteller Cosinus
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Martin WPunkt schrieb:
Da fällt mir eine fiktive Entgegnung ein: "Mein Gott, bist du empfindlich!" - "Ja, und das ist auch gut so!" :great:
Ja, da hat der Wowereit mal was gesagt. :D
Interessanterweise übertragen und halten sich ja auch einige Sprüche aus der Werbung hartnäckig im allgemeinen Sprachgebrauch.
"Da weiss man, wass man hat" zum Bleistift. ;)

Geht mir manchmal auch so. Mein Zitatenschatz ist in dieser Hinsicht auch recht gut gefüllt, da findet man auch oft einen recht schnellen und wenig oberflächlichen Zugang zu seinen Mitmenschen. Gewissermaßen verdauliches Hirnfutter in Gestalt von Lebensweisheiten oder Aphorismen.
Man kann und will vielleicht auch nicht jede Erfahrung selbst machen müssen.
Aber die sitzen ja bekanntlich am tiefsten. "First cut ist the deepest" fällt mir dazu ein (dann sind wir nicht ganz OT). ;)

Aber für mich selbst habe ich am liebsten diese kleinen Satzfetzen, die mir ganz starke Bilder ins Herz spiegeln. Das sind dann Dinge, mit denen niemand sonst was anfangen kann, weil es eben sehr persönlich ist und einem schon beim bloßen Drandenken schwere Schauer über den Rücken jagt.
So eine Art Autosugesstion, kenne ich auch.
Positive Vorstellungen helfen beim Einschlafen, wenn man sich auf die konzentrieren kann.

Da möchte ich auch nicht mit einem Menschen, der ich nicht selbst bin, drüber diskutieren.... ;)
Ja, gespaltene Persönlichkeiten haben einen Vorteil - die sind nie ganz alleine. ;)
(wenn man immer mit sich selbst klarkommt)
Assoziation dazu: Ortsgespräche - Ferngespräche - Selbstgespräche.
Dazu ein Bildchen: Telefonzelle, noch mal Telefonzelle, Wandspiegel und eine Flasche Schnaps dazu.
Selbstgespräche haben ja manchmal die längste Leitung von allen ... (wenn man über···haupt verbunden wird) :D
(Kennt eigentlich noch jemand Telefonzellen?)

Der bekannte Allround-Wissenschaftler Manfred v. Ardenne, den ich sehr verehre, hat in seinen Memoiren über ein Schubfach geschrieben, in dem er seit seiner Jugend Aphorismen sammelte und auch eigene Weissheiten hinzufügte. Dieses Schubfach begleitete ihn sein Leben hindurch, sogar bis in die Sowjetunion, wo er auf recht nachdrückliche Bitte von Stalin die sowjetische Atombombe bauen sollte.
Er entschied sich klugerweise für ein Teilprojekt - die Entwicklung der Gas-Ultrazentrifunge, mit der das spaltbare Uran atombombengeeignet angereichert werden konnte (gerade im Iran wieder im Mittelpunkt des Interesses).
Die gesammelten Sprüche hat er dann in den 90ern als Buch herausgebracht - eine Fundgrube und sehr empfehlenswert! (gab's mal im großen virtuellen Gebrauchtwarenladen)

Stichwort Zentrifuge:
Die eigenen Gedanken im Kopf herumwirbeln lassen, bis etwas Verwertbares entsteht, hat so auch im entfernteren Sinne was mit "Kernspaltung" zu tun. (des Pudels Kern?)
Und wenn man's mal wieder übertrieben hat, hilft dann eine Spalt-Tablette. ;)
 

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Prinzipiell bin ich ja Fan von geistreichen Wortspielen oder Zitaten, erfordert allerdings immer einen Gegenüber ...
Martin WPunkt schrieb:
Gewissermaßen verdauliches Hirnfutter in Gestalt von Lebensweisheiten oder Aphorismen.
... das bereit ist zu essen, sonst nützt alle Leichtverdaulichkeit nix. Trifft leider i.d.R. nur auf Leute zu, die Telefonzellen noch aus eigener Benutzung kennen. Wenn wir schon Literatur besprechen, so sei mir mal erlaubt, da noch ein Werk aus meinem Bücherregal vorzustellen: Anthony de Mello - Eine Minute Unsinn. :great: Fantastisches Buch mit netten kleinen Weisheiten aus so ziemlich allen Religionen und verschiedenen Philosophien, neutral reduziert auf Konversation zwischen "Meister" und "Schüler". :)
 
Jay schrieb:
Prinzipiell bin ich ja Fan von geistreichen Wortspielen oder Zitaten, erfordert allerdings immer einen Gegenüber ... ... das bereit ist zu essen, sonst nützt alle Leichtverdaulichkeit nix.

Naja, im negativen Fall entsteht doch meist ein kurze Pause, in der das essensmüde Gegenüber in oft erfolgloser Nachdenkerei versinkt. Hat auch seine Qualität.... ;)

Trifft leider i.d.R. nur auf Leute zu, die Telefonzellen noch aus eigener Benutzung kennen.

Wo wir grade bei Telefonzellen sind: Schon mal das Gesicht eines 15-18jährigen gesehen, wenn man ihn mit dem Begriff "Wählscheibe" konfrontiert? Panisches Entsetzen ist noch lieblich formuliert. Ganz brav hat mich letztens ein Sechsjähriger gefragt: "Das war dann aber schwierig, früher, mit dem SMSsen, oder...?"

Nicht, dass ich mich in solchen Momenten sonderlich "alt" fühlen würde, aber ein leichtes Frösteln geht schon mal den Rücken runter, und man fragt sich, was man die letzten zehn Jahre eigentlich so gemacht hat. Quasi "der Ewigkeiten Schauer". Auch so ein Halbsatz, der bei mir etwas tiefer wirkt als vieles andere, vorgeblich Wortweise. Danke, Theodor Heuss....
 
Martin WPunkt schrieb:
Wo wir grade bei Telefonzellen sind: Schon mal das Gesicht eines 15-18jährigen gesehen, wenn man ihn mit dem Begriff "Wählscheibe" konfrontiert? Panisches Entsetzen ist noch lieblich formuliert. Ganz brav hat mich letztens ein Sechsjähriger gefragt: "Das war dann aber schwierig, früher, mit dem SMSsen, oder...?"
Er kann ja eigentlich nichts dafür, von den sich ihrer Verantwortung entziehenden oder nicht bewussten Medien bekommt er ja nichts anderes vorgelebt. Über die ihn diesen Medien aussetzenden Eltern wollen wir erst gar nicht reden. :p Unsere Entsprechung des SMS-Spruchs ist wohl sowas wie: "Stromausfall? Dann müssen wir ja bei Kerzenlicht fernsehen ...."

Martin WPunkt schrieb:
Nicht, dass ich mich in solchen Momenten sonderlich "alt" fühlen würde, aber ein leichtes Frösteln geht schon mal den Rücken runter, und man fragt sich, was man die letzten zehn Jahre eigentlich so gemacht hat.
Diese Erkenntnis steht mir noch bevor, wird aber sicher nicht mehr lange dauern. Auf jeden Fall bin ich der Meinung, dass die Unwissenheitskurve sich in den letzten Jahren ziemlich progressiv entwickelt hat. :rolleyes:
 
Martin WPunkt schrieb:
Naja, im negativen Fall entsteht doch meist ein kurze Pause, in der das essensmüde Gegenüber in oft erfolgloser Nachdenkerei versinkt.
Oje, da war ich wohl mal wieder zu ausführlich. :redface::redface::redface:
Vielleicht sollte ich meinen Salm mal in mehrere leichtverdaulichere Happen teilen, dann schluckt sich's leichter. ;)

Zum Thema "Zeit vergeht" fällt mir aber ( :redface: ) gleich wieder was ein: bei den Puhdys hiess es dazu mal: "Still sinkt der Tag in der Zeiten Grab."
Und ein anderer Satz geht mir in diesem Zusammenhang öfter durch den Kopf: "Die Einschläge kommen näher."

Was die Sache mit den SMS angeht, der Gedanke war wohl gar nicht so abwegig ...

waehlscheiben-telefon.jpg


Wo man bei meinem Fernseher die Kerze reinstellt, da muss ich allerdings erst mal nachsehen. :D

Jay schrieb:
Auf jeden Fall bin ich der Meinung, dass die Unwissenheitskurve sich in den letzten Jahren ziemlich progressiv entwickelt hat. :rolleyes:
Relativ gesehen ja kein Wunder, wo es doch heisst, das sich das Wissen der Menschheit alle soundsoviel Jahre verdoppelt.
Wem wächst schon so schnell ein Doppelkopf?

Einstein war's (glaube ich) der einmal feststellte:
"Die Intelligenz eines Planeten ist eine Konstante. Die Bevölkerung wächst."
 
Tangled up in Blue, von Bob Dylan:

We drove that car as far as we could
Abandoned it out West
Split up on a dark sad night
Both agreeing it was best.
She turned around to look at me
As I was walkin' away
I heard her say over my shoulder,
"We'll meet again someday on the avenue,"
Tangled up in blue.


Okay, wir sind mit dem Bus gefahren, aber sonst paßt es in etwa...
 
A Plague of Lighthouse Keepers von Van der Graaf Generator

Und noch einen (, wie ich finde, sehr trffenden) Satz aus einem Lateinbuch:

DONEC ERIS FELIX, MULTOS NUMERABIS AMICOS;
TEMPORA SI FUERINT NUBILA, SOLUS ERIS.

(auf Wunsch kann ich auch noch die Übersetzung reinscheiben)
Gruß,

Roman
 
Mir spricht auch Peter Hammill aus der Seele. Besonders in "House with no Door" und "w".
 
Ein Songtitel, der heute wie damals passt, ist von City "Gute Gründe" Der Text ist von Alfred Rössler und Scarlett Kleint. Erschienen ist er auf der Platte Casablanca und in der DDR stellte man die Frage:Dürfen die denn das?
 
Ein Songtitel, der heute wie damals passt, ist von City "Gute Gründe"...
... und in der DDR stellte man die Frage:Dürfen die denn das?
"Zum Beispiel Susann" ging doch auch ab wie Schmidt's Katze.
Da gab es die eine Geburtstagsparty (Kollege wurde Vater) fast nur mit Musik von dieser Scheibe (also "Casablanca", z.B. "Wand an Wand", "Pfefferminzhimmel" usw.), lediglich Gianna Nannini kam bei dieser genialen Fete neben der damals scheinbar verpönten "DDR-Musik" mit auf den (Platten-) Teller.
Überhaupt hatten DDR-Titel oft trotz oder gerade wegen der Zensur viel Tiefgang, im Gegensatz zu vielen "unschlagbaren" Scheiben aus dem Westen.
Texte wie "Da da da" oder "Laß mich rein, laß mich raus" wäre bei uns wegen latenter staatsfeindlicher Hetze wohl nie durchgegangen :D
 
Die nachfolgende Platte (erschienen 1990) war auch sehr gut. "Keine Angst" heisst sie und ist auf ähnlich hohem Niveau wie Casablanca. Für mich waren das die Wendelieder und nicht dieser Medienzauber. Was mich auch persönlich berührte war das Lied"geht`s allen schlecht" von Stefan Stoppok. Ich hörte den Titel als vierzehnjähriger(1985), unverstandener und zum totalen Aufbruch bereiter Mensch in einer ach so langweiligen Umwelt. Durch das Nachahmen der quäkigen Sangesstimme des Rockbarden habe ich wohl meine Gesangskarriere ruiniert. Tja, das sind die Lieder, die meine Welt bewegten... damals..;)
 
Die nachfolgende Platte ...
..."Keine Angst" heisst sie und ist auf ähnlich hohem Niveau wie Casablanca...
... Was mich auch persönlich berührte war das Lied"geht`s allen schlecht" von Stefan Stoppok. Ich hörte den Titel als vierzehnjähriger(1985)...
...Tja, das sind die Lieder, die meine Welt bewegten... damals..;)
"Angst" kenne ich nicht ;) , werde es mir aber mal vormerken.
An einen Titel mit Glas oder Eis von City kann ich mich aber wage erinnern.
Vielleicht war der da mit drauf. Die Zeit müßte ja in etwa hinkommen.
"Stoppok" hab ich irgendwann auch mal auf nem Platten-Cover gelesen, aber nicht angehört.
1985/86 durfte ich als 24/25-jähriger mit dem Lenkrad in der Hand die Heimat gegen den Rest der Welt verteidigen und glaube, zu dieser Zeit einen Aufbruch in der DDR-Musikscene verpaßt zu haben.
Offenbar war die "Neue deutsche Welle" endlich auch in den Osten übergeschwappt.
Da gab es dann plötzlich locker-flockige Titel von neu aufkommenden Bands wie Keks (Komm auf mein Schloss), Jessika (Ich beobachte dich), NO55 (Kurzschluss!) und Pankow (Rock'n Roll im Stadtpark, Wetten, du willst).
Tschernobyl brannte ab und Katharina Witt begeisterte in Jägerkostüm und auf Kufen die Fernsehzuschauer...
Das waren Zeiten *schwelg* :D
Und wir hörten Manuel von Senden mit Electra (Nie, nie zuvor) und dachten immer wieder im wahrsten Sinne des Wortes an die "Zeit, die nie vergeht..." (Perl)
Der war und ist genial und war dann auch Titel des Jahres.
... und auch wieder so eine Lebenserfahrung.
 

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