Eigene Band-PA lohnenswert? Erfahrungsbericht und Rechenbeispiel

Ich mach seit über 30 Jahren Musik, und war es von Anfang an gewohnt, eine eigene PA Anlage zu haben. Das hab ich auch nie als ein Problem angesehen, eher als Herausforderung. Meine erste "Gesangsanlage" hab ich mit 16 gehabt, ein 6-Kanal Mischpult von MThree mit eingebautem Bandecho plus selbstgebaute 12/2er Boxen. Dann ab 18 auf der Semi-Professionellen Dienstleister-Schiene, wo es ohne eigene Anlage gar nicht gegangen wäre, wurde die Technik dann immer ausgefeilter und mehr. wir haben alles mitgebracht von Ton über Licht, mit dem wir PAX 100-3000 selbst beschallt haben. Das ganze in zwei Tandem Anhängern verstaut, wo es auch drin gelagert wurde, also kein nerviges Ein- und Ausladen. Wir haben aber auch 50-100 Gigs im Jahr gespielt, waren als GbR offiziell beim Finanzamt gemeldet, wo auch die Ausgaben den zu versteuernden Umsatz reduziert haben. Da hat sich das ohne Frage auch gerechnet. Heute spiele ich noch 20 bis max. 25 Gigs im Jahr. Im Dienstleistungsbereich hat sich nichts geändert. Dass die Band eine Anlage mitbringt ist selbstverständlich. Es kann mal passieren, dass wir in einer Location spielen, wo eine Anlage vorhanden, fest installiert ist. Da lassen wir dann unsere PA im Auto, bauen nur unsere Backline auf und gehen von unserem Pult in die lokale Anlage. So was sind aber meistens Ausnahmen. Wenn ich Technik anfordern würde, bekäme ich diese Gigs überhaupt nicht.
Da für uns aber durch das Stellen der Anlage, was wir nicht gesondert in Rechnung stellen, ein Mehraufwand ergibt, nehmen wir keine Gigs an, die weniger als 6 Stunden betragen (7-10 sind der Normalfall), oder lassen uns mindestens 6 Stunden bezahlen, auch wenn wir weniger spielen.

Bei anderen Bands, in denen ich spiele, die zwar auch Covern, aber nicht unter den Dienstleistungssektor fallen, ist das i.d.R. anders. Erstens haben wir hier Spielzeiten von 45min bis max 4 Stunden. Da steht dann der Aufwand mit einer eigenen PA gar nicht im Verhältnis, oder wir müssten das extra in Rechnung stellen, wo man dann auch wieder über einen externen Techniker nachdenken könnte. Dann spielen wir hier auch meistens in Clubs, wo eine ausreichende Anlage vorhanden ist, oder halt auf Veranstaltungen, wo Technik sowie gestellt wird, z.B. Stadtfeste, die über mehrere Tage gehen und wo mehrere Bands spielen.
Aber auch hier kommt es vor, dass wir Anfragen bekommen, wo keine Anlage vorhanden ist, wo wir entweder etwas mitbringen müssen, oder eine Technikfirma beauftragt werden müsste, was gleich wieder so in's Geld geht, dass dies für den Veranstalter nicht mehr lukrativ ist. Klar, draußen für 500 und mehr Pax braucht man eine PA, die sich für Amateur-Bands nicht rechnet. Wer so was veranstaltet, dem ist auch klar, dass er was stellen muss. Aber kleinere Veranstaltungen, Bikerfeste, Geburtstage etc., da kann man schon was arrangieren. Vieles hat sich bei mir in meinem Fundus angesammelt, diverse Pulte, Effekte, Endstufen, Boxen, und wenn mehr benötigt wird, weiß ich auch, wo ich es günstig herbekommen könnte. Unser ehemaliger Drummer hat z.B. unsere alte PA übernommen, eine große Seeburg Accustic mit bis zu sechs Subs a 2x18" und acht 2x15er plus 2" er Hörner und die passenden Amp-Racks, mit denen man einiges an Luft bewegen kann. Die kann ich mir für schlankes Geld leihen, muss mir halt nur was für den Transport überlegen.

Kurzum, ich war es eigentlich immer gewohnt, autark zu sein, was ich persönlich super finde.
a. weiß ich, was ich hab und muss nicht mit Überraschungen leben (ist unglaublich, was da teilweise an Technik angeboten wird. Mein eigenes Mikro plus Stativ ist immer dabei, weil für mich selbstverständlich. Ich bringe sogar zu Gigs, wo Technik gestellt wird, nachwievor meinen eigenen Aktivmonitor mit)
b. ist ein Aufbau in kürzester Zeit erledigt, weil man jedes Kabel und jeden Stecker schon mit Namen kennt und jeder Handgriff sitzt. Wir hatten früher zu viert ohne zusätzliche Hands unsere komplette PA plus reichlich Licht in 45min aufgebaut. Wenn neue Sachen, Erweiterungen dazukamen, wurde an anderer Stelle optimiert, dass wir trotzdem bei den 45min geblieben sind.


Letztlich hat mich die Geschichte mit eigener PA über die Jahre gezwungen, mich mit dieser Technik auseinanderzusetzen, wovon ich natürlich auch profitiere, wenn ich über eine gestellte Anlage spiele, weil ich die Möglichkeiten realistischer einschätzen kann, der Technik-Firma bzw. dem Veranstalter im Vorfeld die nötigen Informationen zukommen lassen und dem FOH Mann vor Ort gezielte Anweisungen geben kann.
 
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