kypdurron
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Kürzlich diskutierten wir im Amp-Forum über den Velvet Underground Sound. Es ergab sich, dass VU wohl einen Ausrüstervertrag mit der britischen Firma Vox hatten, denn ihr Equipment bestand im Wesentlichen aus dem Super Beatle Transistoramp, den auch die Fab Four häufig spielten, und dem Vox Tone Bender Fuzz. Diese Amps sind vor allem laut und clean, ist also der Tone Bender das Geheimnis "des"; VU-Sounds?
Wie der Zufall es wollte, erwies sich einer meiner Arbeitskollegen als exzellenter Kenner der Materie. Er baute und sammelte viele Jahre lang Fuzz-Boxen, und hat mir einfach mal so ein Ding geliehen, so dass ich Euch hier darüber berichten kann.
Darum geht's
Es handelt sich beim Vox Tone Bender um ein frühes Germanium Fuzz, bei dem also Germanium-Transistoren statt der heute häufig üblichen Silizium-Transistoren verwendet werden. Denen sagt man heute einen wärmeren, feineren Sound nach. Die Geschichte des Pedals beginnt 1961 oder 1962 in England, als Reaktion auf den Maestro Fuzz von Gibson (USA). Wer darüber etwas lesen möchte, kann das hier tun: http://www.bigmuffpage.com/The_Tonebender_Timeline.html
Äußeres
Der klobige Kasten aus Gusseisen verspricht schädelspaltende Solidität und gleichzeitig ewiges Leben. Obenauf finden sich ein Fusstaster und zwei Drehregler, für Attack und Lautstärke. Eine Status-Anzeige gibt es leider nicht, unsere Helden der Endsechziger mussten also am Geräusch erkennen, ob ihr Pedal an ist oder nicht. Die Stromversorgung erfolgt über einen 9-Volt-Block, zum Wechseln muss die Bodenplatte abgeschraubt werden. Einen Anschluss für ein Netzteil gibt es ebenfalls nicht.
Klang
Die Literatur beschreibt den Tone Bender als harsch und schneidend, und sie hat nicht unrecht. Der Zerrgrad ist überschaubar: Schon mit dem "Attack" Regler ganz links ist da dieses bröselige Brizzeln im Ton, als Cleanbooster untauglich. Wer den Regler nun aufdreht, kriegt Fuzz - aber nicht extrem viel davon. Viel weniger als bei einem Dallas Arbiter Fuzz Face zum Beispiel. Und auch dünner.
Das Klangbild ist insgesamt eher hell, und leider auch etwas pappig, nimmt dem Ton viel von seiner Dreidimensionalität.
Da zeigt sich die hohe Streuung dieser Transistoren - in dem Video hier (nicht von mir) klingts doch etwas netter: https://www.youtube.com/watch?v=Z0GEv8vRkBo
Trotzdem kennt man diesen Sound. Von ganz vielen Soli der 60er Jahre. Sympathy for the Devil wird lebendig, Alvin Lee passt gut, oder auch, ja, Sister Ray.
Markt und Alternativen
Und heute? Für identische oder ähnliche Geräte werden im Internet hunderte (zwischen 250 und 500 ca.) Euro aufgerufen. Das entspricht natürlich in keiner Weise dem Gegenwert des Pedals, denn schon ein Endanwender wie Keef Richards wusste: "Die alten Dinger gingen damals manchmal, und oft auch nicht. Das ist heute viel besser";.
Auch mein fachkundiger Kollege rät vom Kauf eines Originals eher ab, wenn es vor allem um Sound und nicht ums Sammeln und Analysieren geht. Sein Argument: Germanium-Transistoren klingen inkonsistent. In der "guten"; alten Zeit wurden sie trotzdem einfach aus dem großen Karton verbaut, und höchstens bei Vollversagen aussortiert. Deshalb gibt es da draußen ziemlich gute und ziemlich miese Pedale, die äußerlich nicht zu unterscheiden sind.
Die Alternative sind Klone und Boutique-Boxen. Deren Hersteller selektieren heute in den allermeisten Fällen ihre Transistoren, und testen ihre Pedale auf Klangeigenschaften. So erreichen sie die Konsistenz, die den Originalen fehlte. Als Beispiel eines renommierten Herstellers sei das Fulltone Soul Bender Fuzz (ca. 180 Euro) genannt. Das hat auch eine Höhenblende. Es geht aber noch auch viel billiger. Fuzz ist nichts für Schönklang-Feingeister, schließlich.
Und die Velvets? Seien wir ehrlich, die haben sich vermutlich nicht im Geringsten für klangliche Feinheiten interessiert, die heute den Gitarristen das Geld aus der Tasche ziehen sollen. Wenn es richtig verzerrt klang, war meist einfach im Studio die Bandmaschine im roten Bereich. Und: Die Band hatte eine Vision und Originalität. Das gibt es leider noch nicht als Pedal …
Wie der Zufall es wollte, erwies sich einer meiner Arbeitskollegen als exzellenter Kenner der Materie. Er baute und sammelte viele Jahre lang Fuzz-Boxen, und hat mir einfach mal so ein Ding geliehen, so dass ich Euch hier darüber berichten kann.
Darum geht's
Es handelt sich beim Vox Tone Bender um ein frühes Germanium Fuzz, bei dem also Germanium-Transistoren statt der heute häufig üblichen Silizium-Transistoren verwendet werden. Denen sagt man heute einen wärmeren, feineren Sound nach. Die Geschichte des Pedals beginnt 1961 oder 1962 in England, als Reaktion auf den Maestro Fuzz von Gibson (USA). Wer darüber etwas lesen möchte, kann das hier tun: http://www.bigmuffpage.com/The_Tonebender_Timeline.html
Äußeres
Der klobige Kasten aus Gusseisen verspricht schädelspaltende Solidität und gleichzeitig ewiges Leben. Obenauf finden sich ein Fusstaster und zwei Drehregler, für Attack und Lautstärke. Eine Status-Anzeige gibt es leider nicht, unsere Helden der Endsechziger mussten also am Geräusch erkennen, ob ihr Pedal an ist oder nicht. Die Stromversorgung erfolgt über einen 9-Volt-Block, zum Wechseln muss die Bodenplatte abgeschraubt werden. Einen Anschluss für ein Netzteil gibt es ebenfalls nicht.
Klang
Die Literatur beschreibt den Tone Bender als harsch und schneidend, und sie hat nicht unrecht. Der Zerrgrad ist überschaubar: Schon mit dem "Attack" Regler ganz links ist da dieses bröselige Brizzeln im Ton, als Cleanbooster untauglich. Wer den Regler nun aufdreht, kriegt Fuzz - aber nicht extrem viel davon. Viel weniger als bei einem Dallas Arbiter Fuzz Face zum Beispiel. Und auch dünner.
Das Klangbild ist insgesamt eher hell, und leider auch etwas pappig, nimmt dem Ton viel von seiner Dreidimensionalität.
Da zeigt sich die hohe Streuung dieser Transistoren - in dem Video hier (nicht von mir) klingts doch etwas netter: https://www.youtube.com/watch?v=Z0GEv8vRkBo
Trotzdem kennt man diesen Sound. Von ganz vielen Soli der 60er Jahre. Sympathy for the Devil wird lebendig, Alvin Lee passt gut, oder auch, ja, Sister Ray.
Markt und Alternativen
Und heute? Für identische oder ähnliche Geräte werden im Internet hunderte (zwischen 250 und 500 ca.) Euro aufgerufen. Das entspricht natürlich in keiner Weise dem Gegenwert des Pedals, denn schon ein Endanwender wie Keef Richards wusste: "Die alten Dinger gingen damals manchmal, und oft auch nicht. Das ist heute viel besser";.
Auch mein fachkundiger Kollege rät vom Kauf eines Originals eher ab, wenn es vor allem um Sound und nicht ums Sammeln und Analysieren geht. Sein Argument: Germanium-Transistoren klingen inkonsistent. In der "guten"; alten Zeit wurden sie trotzdem einfach aus dem großen Karton verbaut, und höchstens bei Vollversagen aussortiert. Deshalb gibt es da draußen ziemlich gute und ziemlich miese Pedale, die äußerlich nicht zu unterscheiden sind.
Die Alternative sind Klone und Boutique-Boxen. Deren Hersteller selektieren heute in den allermeisten Fällen ihre Transistoren, und testen ihre Pedale auf Klangeigenschaften. So erreichen sie die Konsistenz, die den Originalen fehlte. Als Beispiel eines renommierten Herstellers sei das Fulltone Soul Bender Fuzz (ca. 180 Euro) genannt. Das hat auch eine Höhenblende. Es geht aber noch auch viel billiger. Fuzz ist nichts für Schönklang-Feingeister, schließlich.
Und die Velvets? Seien wir ehrlich, die haben sich vermutlich nicht im Geringsten für klangliche Feinheiten interessiert, die heute den Gitarristen das Geld aus der Tasche ziehen sollen. Wenn es richtig verzerrt klang, war meist einfach im Studio die Bandmaschine im roten Bereich. Und: Die Band hatte eine Vision und Originalität. Das gibt es leider noch nicht als Pedal …
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