Ich will mich hier auf keine Seite schlagen, weil die "Wahrheit" irgendwo dazwischen liegt. Wenn Privatverkäufer Gitarren als "neu" verkaufen, ist das eigentlich schon ein
Widerspruch in sich. Der Fall, dass diese Gitarre dann auch noch "in nicht geöffneter Originalverpackung" angeboten werden kann, ist praktisch nicht möglich. Ein Auto, das der Erstverkäufer als neu anbietet, ist auch schon ein Gebrauchtwagen, selbst wenn es noch auf dem Hof der Autowerkstatt steht und noch niemand damit gefahren ist.
Und um Fotos von ihr machen zu können, muss die Gitarre ausgepackt werden, dann ist die Verpackung auch geöffnet. Was wäre denn, wenn eine Gitarre einen Schaden hat, der nicht erkannt werden kann, weil sie in der geschlossenen Verpackung ist?
Natürlich kann eine solche Gitarre besser aussehen als eine Gitarre, die als Vorführinstrument gedient hat, aber sicher ist es nicht. Das müsste man direkt vergleichen und das ist nicht möglich.
Die Artikelbeschreibung wird gerne von Verkäufern verwendet, die ihr Angebot für so gut halten, dass es einen höheren Preis verdient hat als die aktuellen Gebrauchtpreise oder die sich einfach einen höheren Erlös davon versprechen. Zu entscheiden, welcher Beweggrund bei einem Angebot vorliegt, ist nicht einfach. Im Zweifelsfall würde ich einen Kauf bei einem Händler vorziehen, schon wegen der Rückgabemöglichkeit. Ansonsten müsste der Preis bei einem privaten Verkäufer schon sehr deutlich unter dem gewerblichen Angebot liegen oder die Gitarre nicht mehr erhältlich sein!
Im vorliegenden Fall war das wohl nicht so. Der Preis war nur unwesentlich günstiger, das wäre mir die Sache nicht wert gewesen, zumal Händler bei Angeboten eher defensiv vorgehen und auch mal Gitarren, die keine Spur aufweisen als gebraucht - oder eben als Vorführmodell - verkaufen, die mancher Privatverkäufer für völlig neu hält.
Falls ich die richtige Auktion gefunden habe, hätte mich auch stutzig gemacht, dass der Verkäufer die gleiche Gitarre wenige Wochen zuvor schon einmal bei einer Auktion nur ein paar Euro unter dem Festpreis des zweiten Angebots verkauft hat - ohne das beim zweiten Angebot zu erwähnen! Wenn ich bei einem Angebot ein ungutes Gefühl habe, dann lasse ich einfach die Finger davon.
Noch einmal zusammengefasst:
Die Geschmäcker sind verschieden, was den einen Gitarristen überhaupt nicht stört, kann für den Erbsenzähler unter seinen Kollegen schon eine Katastrophe sein.
Ein Kauf im Internet ist bei einem Händler in der Regel wesentlich unproblematischer und weniger riskant.
Ebay ist immer für eine Überraschung gut - nicht nur in Form von Schnäppchen. Das kann eine positive Überraschung sein, aber auch eine negative!