Hi Stopex, ja, hier werden Sie geholfen.
Kollege Vinterland hat Deinem "Problem" ja schon ein paar Zeilen gewidmet, aber was ich darin vermisse, ist die Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen bei MIDI-Aufnahmen und Audioformaten. Fangen wir zum Verständnis einfach mal mit der Audio-Variante an:
Audio:
- kannst Du
'as-is' aufnehmen und wird auch genauso wie Dein Piano klingen, falls es später über die gleichen Boxen wiedergegeben würde.
- lässt sich nur mit etwas größerem Aufwand korrigieren, falls Dir beim Spiel ein Fehler unterlaufen ist.
- ein Mikrofon brauchst Du nicht, sofern Du keine Klangeinbußen oder -beeinträchtigungen wünschst.
MIDI:
- sind wie bereits dargelegt "Steuersignale", die in einem Raster von 127 Intensitätsstufen Anschlagstärke, Tonlänge und Tonhöhe darstellen können. Bei einem Klavier mit typischerweise 88 Tasten braucht man zur Darstellung der Tonhöhe natürlich keine 127 Abstufungen, sondern nur 88, aber man könnte auch "fordern", dass das Klavier theoretisch um 1 Oktave nach oben und unten erweitert/transponiert wird. Das wären dann 24 weitere Stufen, weil Halbtöne. Klar? 88+24=112 Abstufungen, also sogar noch weniger als das MIDI-Übertragungsprotokoll hergibt. Da könnte glatt noch eine weitere Oktave wertemäßig dargestellt werden (112+12=124 Abstufungen).
Nun überträgt das MIDI-Protokoll nicht nur Daten zur Anschlagsstärke, Tonlänge oder -höhe, sondern jede Menge andere Parameter, u.a. Einstellungen zu gewählten Programm-Parametern, z.B. gewählte Presets am Klavier. Weiter will ich hier nicht ausführen, weil Dich das wohl nur verwirren würde. Ein wesentlicher Vorteil besteht aber darin, dass diese MIDI-Daten ganz leicht nachträglich zu verändern sind, d.h.
- Korrigierbarkeit bei Fehlern, nachträgliche Veränderbarkeit, was z.B. Exaktheit des Spiels (Timing->Quantifizierung) oder Dynamik des Spiels angeht
- den per MIDI gespeicherten Daten lassen sich nachträglich andere Presets oder gar ganz andere Instrumente zuordnen (ja tatsächlich
)
- erfordert einen "Player", der MIDI-Signale in Audiosignale wandeln kann, mithin ein (oder beliebig viele) zusätzliches Programm, welches i.d.R. VSTi genannt wird. VSTi steht für
Virtual Studio Technology Instrument oder auch virtuelles Instrument. Dieses "Instrument" kann also MIDI-Daten abspielen. Sofern Dein Piano einen MIDI-Eingang besitzt, ist es dafür natürlich auch in der Lage, sonst jedoch nicht.
- VSTis sind vergleichsweise sehr günstig im Vergleich zu Hardware und benötigen ausschließlich MIDI-Daten. In dem Zusammenhang schau mal in meine Signatur, wo ich ein Schlagzeug-VSTi von Manda-Audio besprochen habe. Dann wird Dir klar, was man mit MIDI anfangen kann.
- ein Mikrofon brauchst Du für die MIDI-Übertragung nicht.
Datenaufzeichnung:
- erfordert eine DAW, was für
Digital Audio Workstation steht. DAWs sind eine Software, in die man sich durchaus ein bißchen einarbeiten muss. Obwohl auch sehr leistungsfähige DAWs recht günstig erworben werden können, meist auch mit kostenlos erhältlichen (oft abgespeckten) Probeversionen, darf das nicht darüber hinweg täuschen, dass man sie unmöglich binnen 1 Woche verstehen kann. Hier gilt: Übung macht den Meister.
- DAWs sind in der Lage, sowohl Audio- als auch MIDI-Daten aufzuzeichnen. Wenn man will, kann man beides auch gleichzeitig tun
- DAWs sind das, was vor seeligen Zeiten mal große Tonbandmaschinen mit vielen Spuren waren (ach, ich werde ganz wehmütig...
), jedoch geht die Spurvielzahl der DAWs und die Manipulierbarkeit des gespeicherten Materials weit über die Möglichkeiten der (Audio-) Tonaufzeichnung per Tonband hinaus.
Ich kenne etliche DAWs, bin aber letztlich bei
Reaper gelandet und sehr zufrieden damit. Reaper hat den Vorteil, dass es sehr viele Tutorials zur Arbeitsweise damit gibt und es mit ca. 50 € nicht zu teuer ist. In der Anfangsphase kann man sogar mit der Vollversion arbeiten und sie kennenlernen ohne Reaper kaufen zu müssen. Daneben gibt es noch eine Menge anderer DAWs. Die bekannteste dürfte Cubase sein oder auch ProTools.
Audacity wird auch manchmal als DAW gehandelt, ist es aber nicht, denn Audacity ist primär ein Audio-Editor. MIDI-Funktionalität ist dort meines Wissens auch nicht vorhanden - kann mich irren. Erwähnen möchte ich noch
Harrison Mixbus, bzw Harrison Mixbus 32C, welche ein großartiges GUI und an Echtpulte angelehnte Funktionen haben und von einem renommierten Hersteller von Hardware-Studiokonsolen stammen. Diese DAWs laufen auch auf allen gängigen Plattformen (Mac, Linux, Windows) und können gleichfalls VST(i) von Drittherstellern einbinden. Überdies fällt mir an dieser Stelle auch das sehr ähnlich aufgebaute
Ardour ein, das es zuerst auf Linux gab und welches nun auch auf Windows zur Verfügung steht. Zu Ardour sei noch anzumerken, dass es hier den Kollegen
@mk1967 gibt, der sich sehr ausgiebig
mit Ardour und seiner Installation auseinandergesetzt hat, um aufzuzeigen, dass man auch mit einem Mini-Budget eine leistungsstarke DAW betreiben kann.