E-Gitarre über PA fett, über In-Ear kratzig

@Shinoby: Danke für den Hinweis mit Scheinhardt, kannte ich noch nicht, klingt aber durchaus interessant. Ein Bericht, wie's bei Dir gelaufen ist, und ob Du zufrieden bist wäre super!

@Charvelniklas: Das Anpassen Deines Gitarrensounds, damit er auf Deinem Kopfhörer gut klingt, halte ich nicht für zielführend, weil das natürlich auch Einfluss auf den Gitarrensound FOH hat. Es ist natürlich verständlich, dass Du Dich mit dem Sound auch wohl fühlen musst, aber dann würde ich an anderer Stelle suchen.

Der Gitarrist meiner Coverband spielt über Shure 353 mit angepassten Otoplastiken und ist völlig zufrieden mit dem In-Ear- und seinem Gitarrensound darüber.

Dem Gitarristen meiner Tanzmusikband, der bislang zu geizig für vernünftige Hörer und/oder Otoplastiken war, hab ich beim letzten Mal erfolgreich verklickern können, dass ich ihm trotz Digitalpult nicht den Gitarrensound auf dem In-Ear anpassen kann, sondern ich ihm nur insgesamt die Höhen rausdrehen kann. Dann klingt aber der Rest nicht. Und er hat auch verstanden, dass es keinen Sinn macht, wenn er seinen Gitarrensound bereits vor dem Pult anpasst, weil es FOH genaus so klingt, wie es klingen soll. Mittlerweile fahren wir Silent Stage, also ohne Amps auf der Bühne. Damit fehlt ihm der oben beschrieben Anteil Direktsound des Amps, und er hört sich nur noch über die Hörer. Spätestens jetzt sollte allen klar sein, dass auch vernünftige Hörer benötigt werden. Ich hab ihm dann meine 3-Wege FischerAmps Hörer zum testen gegeben, die ich als Reserve immer dabei habe. Und plötzlich klang auch seine Gitarre über Kopfhörer vernünftig!
 
Silent stage bedeutet aber, daß sich die Gitarre selbst nicht hört (also keine Interaktion Speaker-Saite mehr) und das sehe ich problematisch. Man kompensiert dieses fehlende Feedback speziell bei mehr oder weniger angezerrten Sounds unwillkürlich mit mehr Gain, Kompression und Betonung der tieferen Frequenzanteile am EQ. Alles nachteilig für die Durchsetzungskraft der Klampfe im Mix.

Ich habe im Laufe der Jahrzehnte allen möglichen Kram an Gitarrenequipment eingesetzt und habe mittlerweile - trotz IEM - einen Gitarrencombo neben mir stehen. Selbst über einen Floormonitor, auf dem die Gitarre plus restlichem Monitormix liegt, ist die Interaktion nicht vergleichbar mit dem Combo, der eben ausschließlich das Gitarrensignal wiedergibt.


domg
 
Ich sag ja nicht, dass Silent Stage nicht ohne Kompromisse funktioniert. Aber die Vorteile überwiegen nun mal.
In der Coverband steht auch noch ein Gitarrenamp auf der Bühne, genau aus den von @der onk genannten Gründen. Wir werden wohl auch nie unseren Bassisten dazu bewegen, auf in-ear umzusteigen, schon gar nicht, auf seinen Bassamp zu verzichten. Und solange auch noch ein akkustisches Drumset auf der Bühne steht, hat das ganze mit Silent Stage nichts zu tun. Bei Tanzmusik bin ich zu mehr Zugeständnissen bereit, um einen kontrollierbareren FOH-Sound hin zu bekommen.
 
Sollte keine Kritik sein, dr_rollo, sondern nur ein weiterer Grund, warum Gitarre per In-ear mal schnell ganz ungewohnt klingt, wenn der Saitenschinder meint, einfach nur sein Line6 Helix o.ä. ans Pult zu stöpseln...

domg
 
Sollte keine Kritik sein, dr_rollo, sondern nur ein weiterer Grund, warum Gitarre per In-ear mal schnell ganz ungewohnt klingt
Alles gut, ich bin ja voll bei Dir, dass natürlich nichts - auch kein 2000EUR Kemper - gegen den Sound aus einer richtigen Gitarrenbox ankommt, wobei man den reinen Sound schon recht gut simuliert bekommt, aber die Interaktion natürlich nicht. Wir reden hier über mögliche Lösungswege und natürlich Kompromisse.
 
Das Anpassen Deines Gitarrensounds, damit er auf Deinem Kopfhörer gut klingt, halte ich nicht für zielführend, weil das natürlich auch Einfluss auf den Gitarrensound FOH hat.
Selbstverständlich. Ich meinte, dass einige meiner Sounds insgesamt etwas zu viele Höhen hatten - also nicht nur über In-Ear, sondern auch FOH. Meine Hypothese ist, dass die SE215 da einfach ein wenig unbarmherzig sind und das deswegen so deutlich zu Tage tritt.

Dem Gitarristen meiner Tanzmusikband, der bislang zu geizig für vernünftige Hörer und/oder Otoplastiken war, hab ich beim letzten Mal erfolgreich verklickern können, dass ich ihm trotz Digitalpult nicht den Gitarrensound auf dem In-Ear anpassen kann, sondern ich ihm nur insgesamt die Höhen rausdrehen kann.
Wenn am Pult Kanäle frei sind, wäre es natürlich möglich, Kanäle zu doppeln und die einen nur zur FOH und die anderen nur auf die IEMs zu geben, aber irgendwann hört so was auf, praktikabel zu sein, denk ich. Wobei es für euch mit dem immer gleich bleibenden System natürlich eine Möglichkeit wäre. Ich persönlich will aber keine Diva sein, die so was verlangt.

Silent stage bedeutet aber, daß sich die Gitarre selbst nicht hört (also keine Interaktion Speaker-Saite mehr) und das sehe ich problematisch. Man kompensiert dieses fehlende Feedback speziell bei mehr oder weniger angezerrten Sounds unwillkürlich mit mehr Gain, Kompression und Betonung der tieferen Frequenzanteile am EQ. Alles nachteilig für die Durchsetzungskraft der Klampfe im Mix.
Ich weiß, was du meinst. Aber ich denke, dass das eine Sache der Gewohnheit ist. Die Vorteile bei Verzicht auf einen Amp, dafür Monitoring über IEM oder sogar über einen Wedge sehe ich darin, dass man eher einschätzen kann, wie man im Bandgefüge klingt. Wenn das Publikum keine Gitarrenbox hört, sondern eine mikrofonierte und verstärkte Gitarrenbox (oder eben eine Emulation davon), dann lebe ich als Gitarrist doch in einer anderen Welt, solange ich immer noch meine Gitarrenbox höre. Ich finde im Übrigen, dass das mikrofonierte Signal angenehmer klingen kann (nicht muss) und glaube deswegen, dass es zu 100% eine Frage der Gewohnheit ist.
 
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Zum einen hörst Du auch via IEM bzw. Klampfe auf dem Floormonitor nicht dasselbe wie das Publikum, weil letzteres über ein anderes System hört (PA) und andere Raumakustik und Umgebungsschall mit rein spielen.
Zum anderen ging es mir vorrangig um die Interaktion Klampfe-Speaker. Der Ton steht besser mit Lautsprecher, der wiederum die Saiten anschubst, als wenn die Klampfe nix mitbekommt vom Sound, weil IEM. Das merkt man schon bei gering verzerrten Sounds, von kontrolliertem Feedback ganz zu schweigen...

domg
 
...Der Ton steht besser mit Lautsprecher, der wiederum die Saiten anschubst, als wenn die Klampfe nix mitbekommt vom Sound, weil IEM. Das merkt man schon bei gering verzerrten Sounds, von kontrolliertem Feedback ganz zu schweigen...
Na ja, damit er das tut, musst Du aber auch schon einen gewissen Grundpegel auf der Bühne fahren, den ich heute nicht mehr haben möchte. Könnte dem Gitarristen vielleicht egal sein, weil er in-ear fährt, oder wie viele andere einfach nur Ohrstöpsel, um die Lautstärke für sich selbst runter zufahren. Aber für den Bühnensound und den dadurch beeinflussten FOH Sound ist das nicht sonderlich zuträglich. Am Ende geht's doch um den gesamten Band-Sound, der beim Publikum ankommt, und der ist bei einer Silent Stage ohne Frage besser kontrollierbar. Aber wir driften vom Thema ab...
 
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Bin ich ganz bei Dir, aber es kommt halt auf die Größenordnung bzw. Art des Gigs an. Eine Hochzeits- oder Gala-Band, die z.B. während der Nahrungsaufnahme der Gäste den Pegel quasi auf Null fahren muß hat natürlich mehr Druck hinsichtlich leiser Bühne als eine Bierzeltkapelle vor 3000 mitgröhlenden Bierfetischisten, zumal noch ein Rudel Blechbläser auf der Bühne den Mindestpegel vorgeben... ;-)

domg
 
Klar, ab ner gewissen Größenordnung ist das was anderes. Der Einfluss des Bühnensounds auf den FOH Sound nimmt ja ohne Frage mit der ansteigenden Größe der zu beschallenden Fläche oder PAX ab. Und in den meisten Fällen steht immer noch ein akkustisches Drumset auf der Bühne. Aber auch ein Drumset vernünftig abzunehmen, ist ohne Amps und Wedges auf der Bühne viel einfacher. Da reichen dann theoretisch sogar 3-4 Mikros für's gesamte Drumset.
 

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