Hi Vester,
-wenn das Griffbrett bundiert ist, muss doch durch Verschiebung des Stegs die durch die Bundierung vorgegebene Mensur eingestellt werden. Selbst wenn die Positionierung des Stegs bei allen Geigen gleich sein sollte, so hat doch jeder auch seine individuelle Saitenhöhe.
Anders herum: ich habe eine fixe Mensur und danach werden die Bundabstände berechnet.
Bei einer klassischen Gitarre kannst du auch keinen Steg verschieben - vielleicht die Sattelkerben der Stegeinlage
einen halben Millimeter vor oder zurück legen. Die Saitenhöhe hat keinen großen Einfluß auf die bundreinheit oder Oktavreinheit.
Die Saitenhöhe wird nur durch die Steghöhe eingestellt: zu hoch - niedriger schneiden, zu tief - neuer Steg
Einschub: das Niederdrücken am ersten Bund erfordert mehr Kraft als weiter oben. Das ist (auch) ein Grund, warum man
den Nullbund etwas höher zum Kopf setzt. Bei der Geige denke ich, kann man das fast vernachlässigen.
Dadurch ergibt sich doch je Geige eine unterschiedliche Spannungszulage - die wiederum der Mensur entsprechend
durch Verschieben des Stegs ausgeglichen werden muss? (wie bei einer Gitarre)
Der Steg wird maximal an der Oberkante etwas verschoben, die Füße bleiben dort wo sie sind.
Im Optimalfall steht der Steg senkrecht zur Decke (Mittellinie). Da der Steg auf der Vorderseite eine stärkere
Wölbung hat, als hinten (meistens gerade), erscheint es so als würde er etwas nach hinten geneigt stehen.
Das ist in geringem Maße ok, da winkelhalbierend zu den Saiten.
Bei einer bundierten Geige müßte man viel öfter die Stegposition wieder korrigieren (oben),
da der Steg sich im Laufe der Zeit meist nach hinten neigt (durch die Feinstimmer).
Die Veränderung der Saitenspannung durch die Verkürzung der Mensur um +-1mm ist marginal und hat auf den Klang
keinen merklichen Einfluß. Auf die Oktavreinheit dann aber schon.
Ist das Griffbrett denn auch gewölbt (ähnlich der Halskrümmung der Gitarre) damit die Saiten nicht schnarren? Und wie wirkt es sich aus, ob ich näher am Steg oder näher am Hals spiele - bzw. mit unterschiedlichem "Bogendruck". Es entsteht ja auch hier bei (gleichem Ton) eine unterschiedliche Saitenhöhe bzw. Spannungszulage. Die Unterschiede sind ja gering - aber durch die Bundierung fehlt ja jedwede Möglichkeit, intuitiv die Differenz auszugleichen?
Das Griffbrett hat auch eine Höhlung in Längsrichtung wie bei einer Gitarre. Im Verhältnis sogar deutlich mehr.
Das weiß bloß kaum jemand
. Einfach mal ein Lineal drüber legen.
Der Bogendruck an der Kontaktstelle drückt die Saite etwas niedriger - das erhöht die Spannung und der Ton wird höher.
Je stärker man streicht (Druck+Geschwindigkeit), umso höher wird der Ton. Deshalb stimme ich meine Geige so, daß
G und D Saite immer etwas zu tief sind. Ein Kompromiß - klar - denn piano ist dann unsauber mit leeren Saiten.
Aber piano geht garnicht auf ner Rock-Bühne. Wie sagte unser Gitarrist: "Den Verstärker darf ich nicht leiser stellen, der
geht sonst kaputt."
(..übrigens stimmt der seine Gitte auch nach diesem Prinzip)
Die Saite läßt sich am Griffbrett weiter herunterdrücken, als am Steg. Es heißt ja aber auch: Am Steg mehr Druck und
weniger Geschwindigkeit und am Griffbrett umgekehrt. Mit etwas Übung fällt das in der Praxis garnicht auf.
Du hast recht: Einen Geigensteg kann man nicht so komfortabel einstellen wie bei einer E-Gitarre.
Diese Spieltechnischen Unterschiede müßten theoretisch mit einberechnet werden.
Auch die Saitenmasse kann nicht wirklich durch die Mensur korrigiert werden. Gitarre: die Tiefen Saiten haben eine
längere Mensur, da sie träger sind.
An meiner Elektrischen Mandoline habe ich eine deutliche Schrägstellung der Bridge. Das müßte man also bei einer bundierten Geige auch leicht so einrichten. Ich denke, wenn man den Stegfuß der tiefen Saiten etwas zurück setzt, kommt man ganz gut hin. Wichtig ist jedenfalls, daß bei der E-Saite der Stegfuß so bleibt wie er ist (Stimmstock-Zusammenspiel). Bei einer elektischen wäre das wurscht, da ja auch kein Stimmstock da ist.
Bei einer E-Geige ist sowieso alles anders, von daher kann man da auch mehr machen mit der Einstellung.
Du darfst nicht vergessen, daß das eine sehr kurze Mensur ist. Hier passiert nicht so viel.
Bei einem Cello müßte man viel mehr korrigieren. z.B. den Nullbund -> Obersattel etwas nach oben setzen. Vgl. E-bass. (Streichholzbreite)
cheers, fiddle