Ne, seh ich anders. Bei den Strophen würde ich Dir recht geben, dass Leona einfach mit weniger Masse und Spannung singt, aber hör mal aufmerksam beim gemeinsamen Chorus hin.
Man darf das nicht zu sehr aus der eigenen Perspektive beurteilen. Natürlich ist das, was Du meinst, der Weg für eine schwerer veranlagte Stimme, um auch leichte Passagen passend zu singen. Aber die leichtere Stimme klingt eben bei gleicher Konfiguration schon so.
"Weniger gestützt" empfinde ich sowieso als ungeschickt formuliert. Das muss sogar sehr gut gestützt werden.
Tenellis Video finde ich einfach nicht überzeugend, denn hier höre ich tatsächlich keinen Unterschied in der Stimmqualität, nur technische Anpassungen, die tatsächlich zu unterschiedlichen Facetten führen, aber nicht das Grundtimbre an sich verändern. Das ist für mich nicht das gleiche, wie der Klangunterschied zwischen dramatischen und lyrischen Stimmen. Ich bin kein Klassiker - die Authentizität der Klangannäherung müssen hier also andere beurteilen. Aber zumindest der Baritenor hört sich für mich schwer nach "Fake" an, also eben wie der Versuch eines Tenors, stark abzudunkeln.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass aus dem Kenntnisstand der Logopädie heraus eben sehr wohl die Kehlkopfgröße etwas mit der Schwere der Stimme zu tun hat.
Schwer zu sagen. Für mich hören sich beide Stimmen grundsätzlich sehr ähnlich an, aber ich tue mich da mit Frauenstimmen tendenziell schwerer, deshalb habe ich es auch vorsichtig erstmal auf Männerstimmen eingeschränkt im Eingangspost.
"Weniger gestützt" heißt bei mir einfach nur weniger Körperspannung.
Zu Tenellis Video: Du hörst nur technische Anpassungen, weil der Unterschied lyrisch vs. dramatisch zumindest nach dieser Definition eben ein technischer ist. Das Grundtimbre bleibt gleich, denn die Beschreibung des Timbres ist durch das Stimmfach "Tenor" gegeben. Lyrisch vs. dramatisch beschreibt dann v.a. die "Schwere" der Phonation bei nahezu gleich bleibendem Timbre. Vielleicht gibt es auch noch andere Definitionen, aber das ist die, die ich so kenne.
Anders verhält es sich beim Baritenor, deshalb ist das Video eigentlich ein schönes Beispiel. Der Baritenor hat ein anderes Grundtimbre. Um dieses zu erreichen, muss er seinen Kehlkopf unverhältnismäßig stark absenken und verliert dadurch die Projektion bzw. den Twang. Er sagt ja auch selbst in dem Video, dass sein Baritenor nicht bühnentauglich ist, sondern nur über Mikrofon genügend Projektion besitzt. Der fehlende "Ping" im Klang erzeugt dann auch den Fake-Eindruck. Das zeigt auch schön die Stimmfachgrenze. Innerhalb seines eigenen Fachs kann er zwischen dramatisch und lyrisch variieren ohne dass zumindest ich "von außen" sagen könnte, welche Variante denn nun seine "natürliche" ist, aber über das Stimmfach hinaus muss er zu starke Veränderungen machen, sodass es nicht mehr klingt wie es eigentlich sollte.
Die Schwere der Phonation bzw. lyrisch vs. dramatisch nach dieser Tenelli-Definition ist v.a. die Kompression der Stimmlippen, die ja auch landläufig sinnbildlich "Masse" genannt wird.
Gut möglich, dass sie von der tatsächlichen Masse bzw. Größe des Kehlkopfes beeinflusst wird, aber sie lässt sich eben auch technisch beeinflussen und von außen ist es dann in gewissen Grenzen kaum noch möglich zu sagen, ob die Ursache für eine bestimmte Schwere der Stimme anatomisch oder technisch ist. Das ist es worauf ich eben hinaus will. Da wir unsere Anatomie nicht ändern können, ist für uns als Sänger v.a. der technische Unterschied relevant, wenn es darum geht einen dramatischeren oder lyrischeren Klang zu erlernen. Ob dieser dann "natürlich" ist oder nicht, muss wohl jeder irgendwie selbst entscheiden. Natürlich gibt es gewisse physiologische Grenzen, die uns irgendwie auffallen, aber innerhalb des eigenen Stimmfaches ist der Unterschied zwischen lyrisch und dramatisch, zumindest nach der Definition, die ich kenne, einfach zu gering, als dass man so leicht identifizieren könnte, was man denn "von Natur aus" ist und was man von Prägung oder Gewohnheit, also der intuitiv eingesetzten Technik, aus ist.
Ich kenne auch ein paar Phoniater, die sagen, dass der "Wohlfühlbereich" sowohl beim Sprechen als auch beim anfänglichen Singen vor allem durch Gewohnheit bestimmt ist und weniger durch die eigentliche Anatomie. Das eigentliche Stimmfach zeigt sich manchmal dann erst bei der Ausbildung der Stimme.