Dorfleben und Musikvereine

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Hi,

Ich wollte mal ein Thread aufmachen und hoffe dabei, dass es diese Problematik nicht schon woanders gab, bzw irgendwo anders ausdiskutiert wurde.

Eigentlich will ich kurz meinen Ärger loslassen und in die Runde werfen, wie ihr dazu steht und ob ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht habt.

Es geht um folgendes: Musikvereine, damit Blasmusik, welche einer Dorftradition angehören. Ich spiele in einer Hard-Rock und in einer Rock/Pop-Band, wo wir für beide Musiker suchen. Aber wir scheitern an diversen Dingen:

Eine Sängerin für die Rock/Pop-Band darf von ihren Eltern aus nicht in der Band mitmachen, da sie sehr viel in ihrer Freizeit tut, darunter verstehe ich den Musikverein + Musikschule, was eigentlich fast die ganzen Wochenenden in Anspruch nimmt, was die Zeit betrifft. Da ich das durchaus nachvollziehen kann, wenn das Mädchen zwei mal am Tag (!!) Musikschule hat, ist eine Band nun wirklich zuviel. Aber wenn man mir weiss machen will, die Eltern bestehen auf Musikverein und halten eine Band für reine Utopie, könnte ich aus der Haut fahren! Nicht einmal den Vorschlag weniger Musikverein und dafür Band gingen die Eltern ein, scheinbar ist mit denen absolut nicht zu diskutieren.

Die Schlagzeugerin der Hard-Rock Band will bei uns anfangen, was hier aber wohl klappt. Jedoch sehen Schwestern und teilweise Eltern sie gezwungen, auch beim Musikverein (natürlich gänzlich gegen ihren Willen) zu bleiben. Aber eine Band wird soweit wohl geduldet.

Unser ex-Schlagzeuger einer früheren Band war auch in einem Musikverein und einem Tambourcorps. In der letzten Zeit (sogar heute noch!) steht er unter Einfluss der Dorfgemeinschaft, da er scheinbar so eingeschüchtert ist denen Leuten zu sagen, dass er gehen will. Er denkt, dass sein Dirigent quasi austicken würde, wenn er ihm das sagen würde.

Irgendwie höre ich nur schlechtes, wenn es um Musikvereine geht: Gruppenzwang, Unterstehung eines dörflichen Images, was besagt man sollte blos in jeden Verein, um vollständig eingegliedert zu sein. :screwy:
Ich weiss nicht wirklich, was ich davon halten soll, aber ständig treffe ich auf jungen Musiker (bin selbst 19, die anderen meistens 16-17) mit solchen Problemen mit Musikverein, die sich entweder durch Dorfgemeinschaft oder Eltern gezwungen sehen, etwas zu tun, was sie eigentlich schon längst nicht mehr wollen. Sicherlich verstehe ich auch die Eltern, die sicherlich nicht mögen, wenn man nach sovielen Jahren soein "Hobby" hinwirft. Aber wenn man doch einer Band oder ähnlichem beitreten will, geht doch in der Hinsicht nicht die Fachkompetenz verloren?

Wozu dienen solche sehr konservativen Musikvereine? Ich höre vorallem aus der Gegend oft nur, dass "Blas"-Musik veraltet sei, und selbst in der mittleren Generation nur wenig Leute solche Musik mögen oder täglich hören. Wer soll sowas in 20 Jahren weiterführen? Erklärt das vielleicht die Aufdringlichkeit mancher Vorsitzender, die zwingend neue Mitglieder brauchen und selbst sehen, dass das Interesse nur noch schwindet?

Das soll absolut kein Anti-Thread gegen Musikvereine sein, um Gottes Willen ^^
Es gibt sicherlich viele Musikvereine die offener mit solchen Situationen umgehen, und modernere Musik spielen, damit neue Mitglieder noch das Interesse haben, aber leider höre ich aus meiner Gegend doch immer nur schlechte Dinge, wie erklärt ihr euch das?

Grüsse
 
Eigenschaft
 
Warum geht man zweimal am Tag in die Musikschule, wenn man nicht bei einer Band mitmachen darf?
 
Gute Frage.
Genau das verstehe ich nicht. Vielleicht, damit man im Musikverein verbleibt?

Habe keine Ahnung.
 
Was mich stört an deinem Post ist, dass du so tust, als ob kein Jugendlicher freiwillig in nem Musikverein ist.

Also alle jugendlichen "Bläser" die ich kenne (aus versch. Regionen) sind da mit sehr viel Spass an der Sache dabei. Vor allem weil eigentlich alle Musikvereine, die ich kenne als zweites "Maingoal" Geselligkeit und Saufen haben.

Und dass Eltern einfach nicht wollen, dass ihre Kinder sich mit Freizeitaktivitäten überladen ist ja wohl auch sehr verständlich.

Und wenn der Musikverein eben wichtiger ist, als das "Experiment Band", dann muss man halt auf das Zweitere verzichten.
 
Also ich Wahnsinnige bin ganz und gar freiwillig in einem Musikverein, mittlerweile im 11 Jahr. Ich gehe dort gerne hin und lass mich nicht mal durch 120km Entfernung zwischen meinem Studienort und dem Probenort von den regelmäßigen Proben abhalten.

Und nicht nur mir geht das so. Alle meine Bekannten die in einem Musikverein spielen sind dort ebenfalls freiweillig, gerne und stolz darauf.

Wir und die meisten mir bekannten Musikverein leiden auch nicht an einer Überalterung oder sonst einem Zeichen das einem die Jungmusiker ausgehen könnten. Ebenso weiß ich von keinem das irgendwelche unlauteren Maßnahmen eingesetzt werden um Musiker zu halten. (wer gehen will geht, und meist liegt das dann einfach nur daran das sich der jenige nicht in die Gruppe integrieren konnte).

Neben dem gemeinsamen Musizieren (von Schlager, Marsch, Polka, Filmmusik, Pop/Rock bis hin zu klassischen Werken und symphonischer Blasmusik) wird auch gemeinsam gefeiert. Ich habe in meinem Musikverein die treuesten und ältesten Freunde gefunden und gehe natürlich auch wegen denen regelmäßig in die Proben.

Sicherlich gibt es auch hin und wieder Kinder/Jugendliche die von ihren Eltern dort hingeschickt werden. Es gibt auch Eltern die ihre Kinder ins Ballett schicken oder zwingen Chinesisch zu lernen. Das da dann wenig Leidenschaft für die Sache dabei ist kann ich auch natürlich nachvollziehen, aber über kurz oder lang muss man ja lernen sich gegen die Eltern durchzusetzen und da wird es so oder so auch noch andere Streitpunke geben. Das ist die normale Entwicklung vom Kind hin zum Erwachsenen.

Und die Eltern kann ich auch verstehen, erstens wollen sie nicht das sich ihr Kind mit Hobbys überläd und andererseits kann ich schon verstehen das die Eltern ihr Kind lieber in einem traditionellen, bekannten Musikverein hocken haben wollen als in einer unbekannten Band die dazu noch böse Musik spielt :D ....So denken viele Eltern nun mal.

Natürlich gibt es das Phänomen das in kleineren Dörfern viel gemacht wird weil es die Dorfgemeinschaft so erwartet. Das hat dann aber weniger explizit mit der Gruppierung Musikverein zu tun, sondern mehr mit der länglich geprägten Lebensweise der Leute. In diesen Dörfern ist oft auch die Kirche noch voll mit dabei, die Pfadfinder finden regen Zuwachs und junge Frauen strömen in den Schützenverein. Das der Mensch im Regefall Anschluß an andere Menschen sucht ist auch Normalität.

Ich würde abschließend sagen, das deine Beobachtungen weniger mit der Gruppierung Musikverein zu tun haben, weit mehr mit dem Phänomen des sich Lösen-Wollens von den Eltern (der Dorfgemeinschaft) und ihren Vorstellungen (dazu mag dann der Musikverein und die Musikschule gehören) und der Problematik das die meisten Eltern dem ganzen gerne Steine in die Wege legen und den Nachwuchs so noch länger versuchen in den "richtigen" Bahnen zu halten.

(nur noch als Anmerkung dazu, das keiner im mittleren Alter die Musik mag: Unsere Egerländer-Besetzung (traditionelle Blasmusik) ist unsere vom Altersschnitt jüngste Besetzung, der älteste Mitspieler hat gerade die 30 erreicht.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiss nicht wirklich, was ich davon halten soll, aber ständig treffe ich auf jungen Musiker (bin selbst 19, die anderen meistens 16-17) mit solchen Problemen mit Musikverein, die sich entweder durch Dorfgemeinschaft oder Eltern gezwungen sehen, etwas zu tun, was sie eigentlich schon längst nicht mehr wollen.

Tja, da ist euch wohl die jugendliche Protestkultur abhanden gekommen.

Früher in den 50ern/60ern haben sich die Jugendlichen gegen ihre Eltern aufgelehnt, wenn ihnen was nicht passte. Wer zwischen 16 und 19 Jahre alt ist, sollte doch wohl Persönlichkeit genug besitzen, seinen Willen auch gegenüber den Eltern durchzusetzen, was die Freizeitgestaltung angeht. Ehrlich gesagt denke ich eigentlich, daß du und die anderen betroffenen Jugendlichen das eigentlich auch können.

Sieh es anders herum: wenn die Schlagzeugerin und die anderen Jugendlichen eben aus dem Musikverein nicht zur Band wechseln, ist entweder der Musikverein eine attraktive Mitspielmöglichkeit oder eure Band ist eher unattraktiv. Im Wettbewerb um die Musiker mußt du deine Band attraktiver machen, wenn dir diese Mitspieler wichtiger sind. Wenn es den Mitspielern dann auch wichtig genug ist, in deiner Band mitzuspielen, werden sie sich schon gegenüber ihren Eltern durchsetzen.

Harald
 
Was mich stört an deinem Post ist, dass du so tust, als ob kein Jugendlicher freiwillig in nem Musikverein ist.

Also alle jugendlichen "Bläser" die ich kenne (aus versch. Regionen) sind da mit sehr viel Spass an der Sache dabei. Vor allem weil eigentlich alle Musikvereine, die ich kenne als zweites "Maingoal" Geselligkeit und Saufen haben.

Und dass Eltern einfach nicht wollen, dass ihre Kinder sich mit Freizeitaktivitäten überladen ist ja wohl auch sehr verständlich.

Und wenn der Musikverein eben wichtiger ist, als das "Experiment Band", dann muss man halt auf das Zweitere verzichten.
Lies evtl. nochmal mein Post durch, denn hier steht weder, dass jeder Jugendliche dazu gezwungen wird, noch, dass es keine Musikvereine gebe, die nicht an einem Alterstumprozess leiden!

Ausserdem, wenn die Eltern nicht wollen, dass man sich mit Freizeitaktivitäten zudröhnt, weshalb dann fulltime Musikschule/Musikverein? Das widerspricht sich leicht! Ausserdem: Stell dir mal die Frage, für wen das "Experiment Band" wichtig ist. Für die Eltern oder denjenigen, der es auch wirklich tun will? Was spricht hier für eine Bevormundung durch die Eltern? Oder anders gefragt: Wer tut das Hobby? Die Eltern oder die Tochter? Wenn man schon einen Kompromiss machen will, sollte es nicht am Zeitaufwand liegen, woran dann?
HaraldS schrieb:
Sieh es anders herum: wenn die Schlagzeugerin und die anderen Jugendlichen eben aus dem Musikverein nicht zur Band wechseln, ist entweder der Musikverein eine attraktive Mitspielmöglichkeit oder eure Band ist eher unattraktiv. Im Wettbewerb um die Musiker mußt du deine Band attraktiver machen, wenn dir diese Mitspieler wichtiger sind. Wenn es den Mitspielern dann auch wichtig genug ist, in deiner Band mitzuspielen, werden sie sich schon gegenüber ihren Eltern durchsetzen.
Wie sagt man so schön? Was man nicht kennt, kann man auch garnicht vermissen. Es geht ja schliesslich nicht nur um die Eltern, sondern um soziale Beeinflussung seitens anderer. Wie soll man wohl etwas attraktiv machen, wenn die Leute nicht mal zur einer Probe "dürfen", seitens der Eltern? Mir wurde am Telefon von diesen Eltern klargemacht, dass man nichts auf solche Dinge halte in Sachen Band, und man deshalb absolut gegen eine Probe ist, selbst nicht, wenn diese Eltern sich selbst ein Bild davon machen können.

Und die Eltern kann ich auch verstehen, erstens wollen sie nicht das sich ihr Kind mit Hobbys überläd und andererseits kann ich schon verstehen das die Eltern ihr Kind lieber in einem traditionellen, bekannten Musikverein hocken haben wollen als in einer unbekannten Band die dazu noch böse Musik spielt ....So denken viele Eltern nun mal.

Luvanir schrieb:
Natürlich gibt es das Phänomen das in kleineren Dörfern viel gemacht wird weil es die Dorfgemeinschaft so erwartet. Das hat dann aber weniger explizit mit der Gruppierung Musikverein zu tun, sondern mehr mit der länglich geprägten Lebensweise der Leute. In diesen Dörfern ist oft auch die Kirche noch voll mit dabei, die Pfadfinder finden regen Zuwachs und junge Frauen strömen in den Schützenverein. Das der Mensch im Regefall Anschluß an andere Menschen sucht ist auch Normalität.
Erst einmal danke für diese Anregung. Das klingt für mich sehr sinnvoll.
Allerdings sollte es ja nicht daran mangeln, dass die Band unbekannt ist. Wir gehen immer sehr offen damit um, laden Eltern zu den Proben ein und reden viel mit den Eltern (auch die Relation Eltern <=> Eltern), und wenn dann noch immer ein Vorurteil besteht ist das absolut nicht nachvollziehbar.

Noch einmal: Der Thread soll nicht gegen Musikvereine allgemein sein (hat Luvanir gut zusammengefasst!). Die Frage war nur, welche Erfahrungen ihr bezüglich solcher Probleme schon hattet, wenn überhaupt? Vorallem war es bei unserem ex-Schlagzeuger ja so, dass er keine Eltern mehr hat und machen darf was er will. (volljährig) Dennoch steht er unter zwanghaftem Einfluss diese "Dorfgemeinschaft", wenn ich das Verhalten selbst nicht kennen würde, würde ich glatt von einer Sekte reden :D

Grüsse
 
Ich denke ein Schlagzeuger hat es immer schwerer Aufzuhören, denn er ist sehr schwer ersetzbar.

Von den Registrern kann man schon mal einen "aufhören lassen", aber schlagzeuger gibt es meist nur einen im verein...

Vielleicht interpretieren auch die Eltern die Band als "Flausen im Kopf" der bald wieder weg ist, und ein Musikverein ist da schon was beständigeres, wo man oft lebtag hingeht, und nicht nur eine Band, wo man zw. 15 und 30 Jahren mitmacht, und wenn man dann richtig erwachsen ist, das wieder bleiben lässt, weil es zu aufwendig ist....
 
Also alle jugendlichen "Bläser" die ich kenne (aus versch. Regionen) sind da mit sehr viel Spass an der Sache dabei. Vor allem weil eigentlich alle Musikvereine, die ich kenne als zweites "Maingoal" Geselligkeit und Saufen haben.

Geselligkeit und Saufen, die beiden Grundpfeiler der deutschen Kultur und Gesellschaft. Nun ja....


Wohne auf dem Dorf, alle Musiker meiner bisherigen Bands kamen im Prinzip auch aus verschiedenen "Dörfern", z .T. wohnten/wohnen wir 100km auseinander, im örtlichen Musikverein ist keiner, Probleme gabs nie, nur ganz am Anfang als alle jung waren und Mobilität ein Problem :nix:
 
Was mich stört an deinem Post ist, dass du so tust, als ob kein Jugendlicher freiwillig in nem Musikverein ist.
Seh ich genauso, ich selbst war 1 Jahr dabei... als Posaunist. (oh wie peinlich:D)
Aufgehört habe ich weil ich probleme mit meinem damaligen Lehrer hatte und auch umgezogen bin.
In denn neuen Verein wollte ich dann nicht wegen der schlechten erfahrung mit meinem ersten lehrer.
Dabei hab ich echt was verpasst, unser Orts verein spielt von Pop bis hin zur klassik alles mögliche durch, es sind lustige leute und grade auf nem dorf (wo es ja meistens ne "eingeschworene Gemeinschaft" ist) findet man nirgends so leicht kontakt wie in einem Verein jeglicher art.

Und speziel Musikverein geben für einen geringen Obulus jeden Kind eine gute Musikalische Bildung mit auf den weg.
Bei uns in der nähe gibts viele Balssverein aber auch einen Mandoline verein....
Dort kann man gerne mit ner Western Gitarre aufkreuzen, mit machen und spaß haben.
Das man von dennen keinen "Gitarristen" abwerben kann liegt vielleicht daran das es wirklich denn Jugendlichen spaß macht....

Auch sollte man beachten das die "lehrer" der Vereine das alles freiwilig (soweit ich weiß) tun und ihre Freizeit "opfer" damit die Vereine auch weiterhin ein hohes niveau halten können.

Für mich steht ganz klar fest das, wenn mein kind interesse an Musik bekommt auch das thema Musikverein auf denn Tisch kommt.
 
Geselligkeit und Saufen, die beiden Grundpfeiler der deutschen Kultur und Gesellschaft. Nun ja....

Der deutschen Vereinskultur und die ist wiederum überbleibsel von preußischem milit. Tralala, speziell Schützen und Gesangsvereine.. auch die freiwillige Feuerwehr fällt darunter. Oh du glorreiches, uniformiertes, schießwütiges, Marschmusik spielendes, Völkchen.


Was ich nicht kapiere, wenn so ein "Druck herrscht", warum bewegt man die Leute nicht zum freiwilligen Austritt?! Sicher, wenn die Eltern selber in dem Murks verwurzelt sind sehen die das nicht gern, aber ein bischen Rebellion muss schon sein. :rolleyes:
 

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