Diskant - Rückenpolster

Akkordeonengel
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Guten Tag,

Einige Instrumente haben neben dem Balgschoner (der oft sekundär montiert wird) auch ein Rückenpolster (das meist schon ab Werk mitgeliefert wird).
Balgschoner.jpg Rückenpolster.jpg

Die Vorteile der Verwendung eines Balgschoners sind für jeden Akkordeonist offensichtlich. Hier im Forum gibt es viele Threads zu diesem Thema, man muss nur die Suchfunktion benutzen.
Aber kann jemand eine Antwort auf die Frage geben, wozu der Rückenpolster eigentlich dient (bzw. wofür es gedacht ist)? Inwieweit ist seine Existenz sinnvoll und inwieweit ist es nur ein gewisses Zeichen für das Image einiger hochwertigerer Instrumente? Ich kenne sehr hochwertige Instrumente, die keinen Rückenpolster haben -wobei niemand vermisst es.

Herzliche Grüße, Vladimir
 
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Hallo Vladimir,

der deutsche Begriff dafür ist Balgschutz und wie der Begriff schon aussagt ist er zum Schutz des Balges montiert. Beim spielen und "anziehen" des Instrumentes kommt man leicht mit der Gürtelschnalle oder einem Reißverschluß vom Puli o.ä. an den Balg oder die Rückseite wobei man dieses verkratzt oder sogar die Balgstreifen beschädigt. Umso höherwertig, umso ärgerlicher eine Beschädigung so daß man die Balgschützer meist an höherwertigen Instrumenten findet. Oft findet man Instrumente bei denen die Balgstreifen von der Rückseite an einer bestimmten Stelle beschädigt sind bzw. soweit durchgescheuert daß der Karton durchkommt. 1. ist der Balgschutz ein Schutz für das Instrument. Und daher sollte ein richtiger Balgschutz auch über den Balg hinüberreichen und nicht so wie bei Deinem 2. Photo sein.

2. finde ich persönlich es auch sehr angenehm ein dünnes Polster aus atmungsktivem Material zwischen mir und dem Instrument an den Berührungsstellen zu haben mit Betonung auf atmungsaktives Material. Die üblichen aus Kunststoffgewebe fallen nicht darunter. Daher mche ich mir für meine Akkordeons ein Schnittmuster und nähe mir Balgschoner selber aus gutem Leder mit einer Filzeinlage aus ca. 3mm festem Filz und zur Stabilität einer 0,5mm dicken Einlage aus PC (Polycarbonat) instrumentenseitig. Also dreischichtig im Aufbau.



Das reine Rückenpolster oder Rückenschutz.... ist nur bedingt nützlich, es schützt natürlich die Rückseite der Klaviatur vor Kratzern, aber wirklich gefährdet ist der Balg. Sicherlich da da meist der Name eingeprägt ist auch etwas von Prestige um zu zeigen "das ist was besonderes"

Liebe Grüße,

Roland
 
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Hallo Roland,

danke für Deine Antwort! Auf dem Bild von hinten habe ich Dein tolles Projekt (Bertone Locatelli) mit ausführlichen spektakulären bildlichen Fotodokumentation sofort wiedererkannt. Ich hatte noch nie zuvor einen so schönen Blauton von Balg gesehen. Großartige Arbeit! Aber zurück zum Punkt: Ja, ich stimme allem zu, was Du über Balgschutz schreibst. Das Fazit ist jedoch, dass trotz der Tatsache, dass: ,
daher sollte ein richtiger Balgschutz auch über den Balg hinüberreichen und nicht so wie bei Deinem 2. Photo sein ...
... Tatsache bleibt, dass viele Instrumente auf diese Weise behandelt wurden. Viele Anzeigen und Fotos mit einem Originalzustand des Instruments zeugen davon. Allerdings in Anbetracht dessen, dass es sich hier um exzellente hochwertige Instrumente eines etablierten (und ältesten) Herstellers aus seiner Blütezeit handelt, mein Unterbewusstsein weigert sich einfach zu glauben, dass es nur aus Effekt war. Hmm. Vielleicht ja:
Sicherlich da da meist der Name eingeprägt ist auch etwas von Prestige um zu zeigen "das ist was besonderes"
...für mich jedoch eher Nostalgie nach meiner Kindheit in einem nicht mehr existierenden Land mit einem wunderbaren Instrument aus einem anderen nicht mehr existierenden Land...:
20230319_085329.jpg

mit Betonung auf atmungsaktives Material.
Leder mit einer Filzeinlage aus ca. 3mm festem Filz und zur Stabilität einer 0,5mm dicken Einlage aus PC (Polycarbonat)
Ich finde es eine tolle Lösung. Viele "kissenartige“ Balgschutz-Modellen haben sich in unserem Land (Slowakei) verbreitet, aber sie hatten einen grundlegenden Nachteil: Sie genügten nicht genau, weil sie zu viel Schweiß absorbierten (übrigens, aus genau dem gleichen Grund bevorzuge ich breite Ledergürtel und nicht solche mit Wildlederpolsterung).

Herzliche Grüße, Vladimir
 
Bei meinen Instruenten habe ich verschiedene Modelle an Balgschonern:

Die neueren Morinos ab der S-Serie haben einen Balgschoner aus Leder dick gefüttert. Die finde ich völlig unpassend. Diese Konstruktion verhindert dass diese Instrumente beim Spielen mit mir 'verschmelzen'. die Morinos der M-Serie haben keinen Balgschoner, die passen mir einfach besser. Noch dazu kommt, dass ab der N-Serie hinten auch noch dieser Keil eingesetzt ist, um die Fläche gerde zu bekommen. Das ist IMHO alles Murks. Zeitweise, als die Morino noch mein Hauptinstrument war, habe ich den Balgschoner auch abgemacht.
Aber das war halt so.

Bei meiner Gola aus 1961 ist noch der originale Balgschoner dran. Der besteht aus Gewebe mit einer ehemaligen Kunststoffeinlage, nur die Ecken sind lederverstärkt. Die Einlage hat sich im Laufe der Zeit aufgebröselt und sich zu einem Knubbel im unteren Bereich verdichtet. Die große Fläche ist also ganz dünn. Seit Jahren will ich schon das Gebrösel entfernen, aber irgendwie stört es auch nicht so besonders. Das ist das Balgschoner-INstrument, mit dem ich den 'innigsten' Kontakt beim Spielen spüre.

Die Gola aus 1993 hat auch keinen Leder-Balgschoner sondern einen sehr weichen aus Velur. Der ist auch ok.

Und jetzt kommt die Frage nach dem Sinn des Balgschoners!
Warum ist der nur hinten und nicht unten, wo eigentlich die größere Belastung auf den Balg stattfindet?
 
Warum ist der nur hinten und nicht unten, wo eigentlich die größere Belastung auf den Balg stattfindet?
Vermutlich richtet er sich nur an "Stehspieler" ;). Hier sehe ich den Vorteil darin, dass das Instrument nicht so arg auf Hemd/Pullover/Weste rutscht bzw. keine Kratzer bekommt, und letzteres nicht nur am Balg, sondern hauptsächlich auf der Rückseite. Tatsächlich stehe ich beim Spielen zu 80%, außer wenn meine Morino VI N zum Einsatz kommt.

Die neueren Morinos ab der S-Serie haben einen Balgschoner aus Leder dick gefüttert. Die finde ich völlig unpassend.
Ich mag genau diese Bauart und habe genau so einen Schoner deshalb bei der VI N nachrüsten lassen.
Bei meiner Helipolka ist das Futter dünner und das Obermaterial Velours - letzteres auch bei meiner Haupt-Steirischen, aber ungefüttert.

Zumindest reichen aber alle meine Balgschoner bei geschlossenem Instrument bis mindestens zur Balgmitte, und das halte ich persönlich auch für sinnvoll. Nylon (so wie aktuell oft angeboten) gefällt mir nicht (zu glatt), und so ein Polster wie auf Vladimirs zweitem Foto halte ich für deutlich zu klein - offensichtlich gehört da wohl ursprünglich mal ein größerer Schoner dran, wie man an den nicht genutzten Druckknöpfen am Rand des Diskantgriffbretts sieht ;).
 
Vorab, ich spiele seit langem fast nur im Sitzen.

A propos Spielgefühl: Für mein Spielgefühl ist es völlig unerheblich, ob mein Instrument einen Balgschoner hat oder nicht - ich habe drei 120-Bass-Akkordeons, 1 ohne, 2 mit Balgschoner. Und ich spiele alle drei Instrumente regelmäßig im Wechsel und habe die Instrumente dicht am Körper. Ich fühle, anders als @morigol, alle Instrumente gleich gut, jedes natürlich auf seine Weise. Keinesfalls kann ich sagen, dass das Spielgefühl wegen des vorhandenen oder nicht vorhandenen Balgschoners besser oder schlechter wäre. Wenn mich ein Knopf oder ein Reißverschluss meiner Kleidung beim Spielen drückt, dann hilft dagegen auch kein Balgschoner.

A propos Schutz des Balges: Dafür mag ein Balgschoner gut sein. Aber ich hatte in grauer Vorzeit eine Atlantik ohne Balgschoner. Diese Atlantik habe ich nach etwa 10-jährigem strengem Bühneneinsatz, vorwiegend Stehendspiel, abgegeben, ohne dass am Balg eine nennenswerte Abnutzungsspur zu sehen gewesen wäre.

Aber heute gehören die Balgschoner halt irgendwie dazu.
 
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ein Polster wie auf Vladimirs zweitem Foto halte ich für deutlich zu klein - offensichtlich gehört da wohl ursprünglich mal ein größerer Schoner dran, wie man an den nicht genutzten Druckknöpfen am Rand des Diskantgriffbretts sieht
Ach, mea culpa!
Bitte um Entschuldigung. Ich habe vergessen zu schreiben, dass beide Fotos in meinem Eröffnungsbeitrag das gleiche Instrument zeigen (hier Weltmeister Cantus V). Rechts ist der Originalzustand (ab Werk), links ist zudem noch ein Balgschutz zu sehen der zusätzlich montiert wurde. Dass der Balgschutz nachträglich angebracht wurde, belegen die beiden Druckknöpfe (gelbe Pfeile), die am Rückenpolster sekundär angebracht sind:
Rückenpolster 2.jpg

Herzliche Grüße, Vladimir
 
Aber kann jemand eine Antwort auf die Frage geben, wozu der Rückenpolster eigentlich dient (bzw. wofür es gedacht ist)? Inwieweit ist seine Existenz sinnvoll und inwieweit ist es nur ein gewisses Zeichen für das Image einiger hochwertigerer Instrumente?
Ich hab mir jetzt länger überlegt warum das eine Rückenpolster nur unterhalb der Diskantseite liegt und nicht über den Balg greift. 100% sicher wissen tu ich ´s nicht - aber ich habe einen Verdacht!

In meiner Sammlung habe ich mehrere Instrumente mit einem Rückenpolster das auch den Balg im geschlossenen Zustand mit abdeckt und ich habe mehrere Instrumente, die haben kein Rückenpolster. Und ich habe auch Instrumente mit so einem kleinen Polster.

Persönlich bin ich ein Fan der großen Rückenpolster, denn das vermeidet sicher, dass man irgendwelche Hemdteile, Knöpfe etc im Balg einklemmt. Das passiert mir gelegentlich wenn ich mit meiner Tango spiele und ein Hemd trage - die hat nämlich kein Rückenpolster.

Ansonsten liegt die Tango gut am Körper. Die baut mit ihren 3 Chören relativ flach und hängt nicht stark vom Körper weg sondern liegt eher gut an. Von daher habe ich bei dem Instrument keine Probleme (außer mit dem Knöpfe einklemmen eben).

Wird das Instrument größer und hat mehr Chöre, dann wird die Bautiefe größer und die Instrumente liegen dann meist nicht mehr so gut am Körper an. Und das führt dann dazu dass die Instrumente nicht mehr so ruhig liegen bleiben, sondern sich gerne nach links und rechts etwas mehr mitbewegen. Und da hilft dann das kleine Rückenpolster indem das ja in aller Regel eine deutlich rauhere Oberfläche hat als das Zelluloid, oder sogar samtartig bezogen ist. Und das bewirkt dass die Haftung am Körper besser wird und das Instrument nicht so leicht nach links und rechts verschoben werden kann, was das Spielen erleichtert.

Die Knöpfe des Hemdes kann man aber immer noch einklemmen - weswegen dann als ganz große Lösung dann die großen Balgschoner ins Spiel kommen, die einerseits den gleichen Effekt haben, wie die kleinen und dann zusätzlich noch obendrein das Einklemmen von Kleidungsteilen verhindert. Welche Ausführung man da dann wählt- dünn mit Textilbezug, in Leder oder mit Samtpolster - das ist dann Geschmackssache.

Aber so grundsätzlich habe ich den Verdacht, dass der Grund für die verschiedenen Polstergrößen zunächst im Verhindern des seitlichen Verschiebens des Akkordeons liegt (kleines Polster) und obendrein dann auch das einklemmen im Balg verhindern soll ( die große Version)
 
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