Da ich den Amp nun besser kenne, schreib ich mal was ausführlicheres.
Ich werde versuchen so objektiv zu bleiben, wie es nur geht, und werde es vermeiden Lobeshymnen zu verbreiten. Soll ja nicht Sinn und Zweck eines Reviews sein.
Es gibt in diesem Foraum zwar schon zwei, aber vielleicht fehlt dem einen oder anderem etwas an irgendeiner Info. Außerdem ist Bierschinken in seinem Review nicht auf den Sound eingegangen, sondern hat vorzüglich die technische Seite des Amps erklärt.
Ich werfe mich mal an den Sound.
Eins noch vorneweg, den Herbert habe ich bis jetzt an folgenden Boxen gehört:
Alle waren Marshalls. Die einen waren die Boxen von Joeweb. Eine gerade und eine schräge, jew. mit der Bogner Bestückung. Also zwei G12T75 und zwei V30 überkreuz.
Dann eine gerade, die bei mir steht Bj. 78, bestückt mit G12M25 aus dem gleichen Jahr.
Und dann noch meine AX in der bis vorgestern noch ein Greenback/V30 Mix drinnen war. Jetzt sind nur noch die V30er drinn.
Wie er über die verschiedenen Boxen klingt, darauf komme ich später. Es sind zwar Unterschiede dabei, die aber mehr oder weniger marginal sind.
Den Amp werde ich auch mit ein paar Marshalls und zwei Boogies vergleichen. Denn das sind doch eher die Amps, die das Soundbild der heutigen Zeit prägen. Ich denke, in diesem Punkt sind wir uns im großen und ganzen einig?! Und somit denke ich, daß man sich das besser vorstellen kann.
Dann gehts mal los.
Umfassend für alle drei Kanäle gilt, der Amp hat schier unerschöpfliche Bass, Gain und Lautstärkereserven. Der Herbert ist ein Amp, bei dem man sich ertappt, Gain und Bass runterzuregeln. Klar ist es gut zu wissen, daß man ohne weiteres noch draufpacken kann. In der Praxis ist das wohl eher unnötig.
Er ist auch alles andere als höhenlastig. Lässt sich aber alles einstellen. Also damit will ich nur sagen, daß z.B. ein Marshall bei "gleicher" Treblestellung viel mehr Höhen hat. Also "gleich" habe ich absichtilch in Gänsefüßchen gesetzt. An all die, die gleich aufschreien werden.
Und nun die Kanäle der Reihe nach.
Ch1 - Clean
Warm, voll und knackig. Dieser drei Sachen fallen einem spontan auf, wenn man ihn das erste Mal spielt. Jenach Einstellung ändert sich der cleane Charakter, wobei man mit einem heißeren PU ein ganz leichtes anzerren ermöglichen kann.
Hier gilt nicht zu viel Mitten und Bässe. So einen fetten Cleankanal braucht kein Mensch.
Schaltet man den MidCut hinzu, kann man sowas ähnliches, wie diesen sterilen, HiFi-artigen Cleansound der 80er produzieren. Eine feine Sache, vor allem weil ich mir dachte, wozu man den im Cleankanal braucht.
Ch2 - Stellung "-"
Diese Variante könnte man als den "klassischen Marshallkanal" bezeichnen. Wobei kein Marshall bis zum 6100 und JMP-1 so einen Zerrumfang besitzt. Ein 2203/04 kann das nicht. Bei den Zweikanalern evtl. schon, dafür kenne ich die aber zu wenig, um daß beurteilen zu können.
Für die Stellung "-" gilt, glasklarer Ton, sehr perkussiv und ideal für SC´s. Zusammen mit dem Cleankanal versorgt er die komplette Liga der SRV, Hendrix und seventies Sounds. Der Ton ist sehr offen und direkt, hat aber wegen der verhältnissmäßig geringen Zerre nicht so viel Sustain. Eben so wie ein JCM800.
Ch2 - Stellung "+"
Das ist DER Kanal!
Hier ist alles drinn. Trotz immenser Zerre, die dieser Kanal an den Tag legt, kann man ihn hervorragend mit dem VolPoti der Gitarre steuern. Dieser Kanal ist der Hit.
Er klingt zwar nicht so offen wie in Stellung "-", dafür röhrt es gewaltig.
Auch Stellung "+" hat einen sehr mittigen Charakter und es erinnert, je nach Einstellung, stark an die 80er Sounds.
Und jetzt greift das Mastervolume!
Je lauter man den Amp macht, desto höhenreicher wird das Klangbild, die Bässe werden straffer (Hilfe, noch mehr
) und man bekommt schon so ein dermaßen heftiges Metalbrett, daß alles zu spät ist. Die Zerre ist schon bei 13 Uhr mehr als ausreichend, man hätte sich den restlichen Regelweg sparen können....aber man weiß ja nie
....
Trotzdem hört man jede Saite einzeln. Wobei man den Amp, je nach Gain, auch zum matschen bringen kann. Also das kann er auch.
So und jetzt noch den Midcut...jetzt kommen die Boogies ins Spiel. Ich kenn ja da nur den Rectifier und den Roadster. Der herbert kann nicht so klingen wie die. Das hat er anders drauf. Die Boogies haben da was spezielles im Ton, was der Herbert nicht hat. Jedoch kann ich behaupten, daß der Herbert es mehr untenrum hat. Da kommt wieder die Frage auf: "Braucht man das denn wirklich?"
Jeder wie er mag, mir gefällts!
Also der Midcut klingt so, wie man sich das eben vorstellt. Oder doch nicht?!?!?!
Ne, so einfach ist das nicht. Man könnte meinen, daß das so klingt, als ob der Midcut ein zweiter Mittenregler wäre, denn man fernbedienen kann. Ist aber nicht so. Er klingt auf einmal richtig böse, man wird sogar verleitet den Mittenregler im EQ weiter aufzudrehen, denn dann wird er noch heftiger.
Wenn man den heftigen Sound vom Boogie kennt, ist der Midcut Sound vom Herbert ähnlich dem Orange Channel in der Stellung Modern. Das ist mein Höreindruck.
Ach ja, der Midcut ist im zweiten Kanal in der Minus Stellung nicht zu gebrauchen. Passt ja auch irgendwie nicht so - crunch und midcut.:screwy:
Ch 3 - ... Da fällt mir nur die erste Szene von Spaceballs ein, als als das Raumschiff vorbeifliegt und man dann dieses Banner unter den Triebwerken lesen kann: "We break for nobody!"
Ja, das ist der dritte Kanal.
Mein lieber Scholli!
Hat die Zerre vom zweiten nicht gereicht? Dann probieren sie doch mal den dritten?!
Ok, unterstützt wird das ganze auch noch durch eine mittigere Auslegung und Kompression. Letztere fehlt im zweiten fast völlig.
Hier muß man sich ja nicht mal eine fette Paula umschnallen..man schält einen Ton an, sucht sich echt den schwächsten auf seine Gitarre raus - das ist dem Amp egal! Der schwingt bei Bedarf stundenlang. Wohlgemerkt bei Gain etwas über die Hälfte.
Soviel ist schon mal sicher, mein Tubefactor, den ich bei den Marshalls permanent an hatte, ist beim Herbert fast arbeitslos. Ab und zu im Cleankanal - ja, aber sonst...for what?
Das schöne an diesem Kanal, der wirklich nur als Solokanal Sinn macht, ist, daß auch die Diskantsaiten immer schön voll und fett klingen. Das ging bei den Marshalls nie. Außer eben mit einem Zerrer davor. Hatte zwar mehr Substanz, aber nie diesen Schmatz.
Und dann noch der Midcut..
:screwy: Also das ist dann wirklich fies! Und dann noch auf B runterstimmen.
Und denn Deepregler kitzeln...
Aber nochmal: Braucht kein Mensch! Aber schön zu wissen, daß man könnte.
Als Effektloop benutze ich nur den schaltbaren. Der parallele ist nicht mein Fall.
Außer ich schleif da eine externe Vorstufe ein oder sonstiges...
So und nun zu den eindrücken mit den Boxen:
Mit Joewebs Boxen klangs ausgesprochen
FETT. Mit meiner, als die Mischkombi drinnen war, klang es nett. Die alte gerade mit den alten G12M25 klingt mit den klassischen Sounds ausgesprochen gut, ist aber für den Midcut unbrauchbar. Hätte ich echt nicht gedacht. Klingt aber wirklich übel!
Und in meiner sind jetzt eben nur die V30 drinnen. Find ich echt ganz dufte. Ich war echt erstaunt. Ok klar, sie ist lauter geworden, logisch! Es hat sich auch das Klangbild ergeben, wie ich es mir vorgestellt habe, aber daß es dann so schön kernig klingt, hätte ich nicht gedacht. Ein wirklich schöner, vielseitiger und musikalischer Sound, ohne in eine spezielle Richtung abzudriften. Ich mag es ja gerne vielseitig.
Ich bin deswegen so erstaunt, weil mir die AV mit meinem Marshall nicht so gefallen hat. Da fand ich die Greenback besser. Aber so ist es der knüller.
Trotzdem würde es mich reizen, mal andere mit dem Amp zu testen.
So, und mehr fällt mir nicht ein.
Wie gesagt, es zählen hier nur noch die eigenen Soundvorstellungen. Ich möchte auch noch betonen, daß viele Leute den spezifischen Klang eines Diezels ansprechen. Ich finde diese Bemerkung allerdings sehr abschreckend und würde dieses Statement so nie und nimmer unterschreiben. Das wird vor allem diesem Amp nicht gerecht.
Danke fürs lesen!