Ich frage mich, ob es "das Rezept" gibt. Vielleicht ist mir das zu schematisch, macht mir Angst.
Auszug aus meiner kreativen Welt brandheiß, weil tagesaktuell - ich dachte zwischendurch an euch und daran, euch mit deskriptiver Intention in mein Gedankenboot zu holen.
Setting
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit im Auto - ich gönne mir morgens immer, die Autobahn zu lassen, und die 10 Minuten längere Strecke durch ein relativ unebrührtes Stück Wald zu nehmen - vorgestern bin ich einem Hirsch begegnet - irgendwann habe ich definiert, dass "Hirsch-Tage" aus Prinzip gute Tage sind.
Prozess
Ich hatte nach dem Losfahren den Impuls, die Musik auszumachen, weil etwas kreatives kam. Es stellte sich als kleine Melodie heraus.
Jetzt kommt meine zweite These: die Musik bestimmt die Idee.
Nichts ausgereiftes, eher so ein paar Töne mit Variationen und ein Gefühl dazu. 6/8-Takt, etwas folklorisch, irische Matrosen auf der Rückbank.
Zum greifbar Machen brauche ich kurz ein Textfragment, Platzhalter, das erste, was mit einfällt. "I told you, I told you a thousand times that my love won't go away." Gähn. Bla. Uninteressant.
Aber nichts ist so uninteressant, dass es sich zu blockieren lohnt, also ein Zugeständnis an die kreative Spontaneität.
Inhalt: Herzschmerz, die Liebe die man nicht halten kann. Formal: repititiv.
niemandem schrieb:
Ich suche: Idee ist Inhalt.
Wiederkehrende Enttäuschung, Wirkungslosigkeit, Verzweiflung, nicht erreichbare Ziele, der Wunsch nach einem besseren Leben.
Parallel: "I told you" - klassisch ausgelutscht. Was passt da? "I try"... was versuche ich? Etwas zu verändern? Wirksam zu werden?
Ich entferne mich von der Liebe, von der Individualität. Es geht nicht um Dialog, es geht um den Ichbezug zur Umwelt. Selbstwirksamkeit.
Gesellschaftliche Bezüge tauchen auf... "I vote"... Ich lande bei Politik. Vom Mikrokosmos zum Makrokosmos. Soziale Ungerechtigkeit. Hier bin ich immer interessiert. Nur ein Reflex? Vielleicht nicht.
Und damit bin ich bei meiner ersten These: Idee ist Form.
Ein Refrain darüber wäre vielleicht gut. Die Strophen sollen prägnant bleiben. Je ein Satz oder anderthalb. Wiederholungen. Der Refrain löst das auf: Individuelles Erleben von Unwirksamkeit in der Strophe, kritischer Blick auf die Unveränderbarkeit von gesellschaftlichen Strukturen im Refrain. "Where you end, it usually depends on where you start" hat mal wer gesungen. (Ich war es nicht.).
Vielleicht einen politischen Touch? Protestsong der Arbeiterklasse? Die irischen Matrosen wären dafür.
Schiksal? Vom Mikro zum Makro. Was bleibt? Was fehlt? Gott? "I pray..." Ja, der spirituelle Bezug fällt in seinen Platz (Ach, englische Sprache, wie liebe ich dich!).
Aber schon Ansätze zu vier Strophen, viel. Doppelstrophen. Die Liebe/das Leben - Struktur/Spiritualität - Politik dazwischen.
Was braucht der Mensch? Glaube, Liebe, Verwaltung.
Wut.
...
Was ist die Idee?