Hier würde ich mal mit einen Nachtrag beginnen, denn ich war heute nochmal in der Factory von Taylor und hatte mit Andy Powers knapp 2 Stunden Zeit ein intensives Gespräch zu führen. Kern des Themas war die Frage, wie es die Taylor Gitarre aus seiner kleinen Werkstatt hinaus schafft, ohne an Qualität zu verlieren. Dazu später mehr ... auch zum "Turtle-Tempo" welches an der Stelle angesagt ist.
Als Vorhut aber mal ein paar Informationen zum V-Bracing aus der Sicht der Herstellung.
Dafür gibt es in der Werkstatt eine Decke, die auf der einen Seite das klassische X hat ... auf der anderen das V.
Wenn man jetzt versucht sich die Position des Steges einzublenden, so ist dieser im freien Raum platziert. Die unter der Decke liegenden Grundplatte (hier noch nicht eingebaut) kollidiert nicht mit der Verstrebung ... Vergleichen wir dies mit dem V, so sieht das dort anders aus.
Das Bracing muss also an dieser Stelle mit 2 verschiedenen Holzstücken perfekt verbunden werden, damit es seien Funktion erfüllen kann. Andy sagt, dass man um einen "Quantensprung" präziser arbeiten muss, um das hinzubekommen. Hat auch bei ihnen eine Weile gedauert, bis sie die richtigen Maschinen am Start hatten. Insofern ist die V-Bracing Idee auch schon deutlich älter, als die Umsetzung.
Bei der geforderten Präzision sind wir ungefähr bei der Hälfte der Dicke eines Stück Papiers. Für den Metallbauer ein "Klacks" - macht er täglich - für die Bearbeitung von Holz eine echte Aufgabe. Die Teile wären bereits bei der Bearbeitung mit Sandpapier nicht mehr "gut" genug.
Für die richtige Verbindung sind dann auch mehrere Auflageflächen verantwortlich.
Der "Ausschnitt" zur Bridge Plate muss exakt getroffen werden, sonst verliert das Bracing seine Wirkung. (P.S. schlechte, bzw. nicht konstante Klebeverbindungen sind für einen Großteil der Produktionsstreuung bei A-Gitarren verantwortlich - zumindest der "ungewollten" ... )
Auf meine Frage nach Laser oder Wasserjet als "Schneidewerkzeug" hat Andy den Bleistift noch mal ausgepackt. Das Hauptproblem ist, dass es bei Holt immer einen V-förmigen Ausschnitt gibt, da die "Vorderseite" zu lange damit "beschossen" wird. Holz ist zu weich um da nicht drauf zu reagieren.
Und so denkt man bei jedem "Baustein" einer Gitarre intensiv nach, wie man es "richtig" machen kann - und zwar nicht nur zufällig.
More to come ...
Gruß
Martin