Gerhard Eichberger
Also, zum Thema "unpünktlicher Beginn von Konzerten" habe ich auch Vieles zu sagen. Sehr viele Erfahrungen habe ich als Besucher, und einige auch als Auftretender.
In den frühen 80ern besuchte ich viele Konzerte in Wien (in meiner Gegend gab es damals ja keine) und fuhr dazu mit der Eisenbahn. Einerseits waren das Konzerte von internationalen Bands, bei denen eine österreichische Band als Support spielte, andererseits auch Konzerte, wo drei lokale Bands spielten. Als Beginn wurde immer 20 Uhr angegeben. Tatsächlich war der Ablauf meist der Folgende:
20:30 - 21:15 Support-Band
21:15 - 22:00 Umbaupause
22:00 - 23:45 Headliner
Oder:
21:00 - 21:50 (statt angegebener 20:00) 1. Band
21:50 - 22:20 Umbaupause
22:20 - 23:10 2. Band
23:10 - 23:40 Umbaupause
23:40 - 0:30 3. Band
Mein Problem war, daß der letzte Zug zu mir raus aufs Land um 23:35 Uhr fuhr, und zwar von der entgegengesetzten Ecke von Wien. (Die Konzerte waren meistens in der Arena oder in der Szene Wien.) Das bedeutet, ich mußte damals mit 1,5 Stunden Geh- und Fahrzeit von der Location zum Franz-Josefs-Bahnhof bzw. nach Heiligenstadt rechnen und daher gegen 22 Uhr gehen, um den Zug zu erwischen. (Das hat dann dazu geführt, daß ich meist nur die Support-Bands, aber nicht die Headliner gesehen habe.)
Öfters war es aber auch so, daß ich um 19:30 gekommen bin, mir eine Eintrittskarte gekauft habe (ich wußte, daß ich nur die ersten zwei Bands sehen würde und nicht die dritte), jedoch bis 22 Uhr noch nicht mal die erste Band angefangen hat, obwohl als Beginnzeit 20 Uhr angegeben war und ich gehen mußte, ohne irgendetwas gesehen zu haben. Da verlangte ich an der Kasse den Eintritt zurück, aber ich habe ihn nicht zurückerhalten - der Kartenverkäufer sagte, daß er nicht befugt ist, die Karten zurückzunehmen und daß man immer mit Verspätungen rechnen muß. Meine Mutter hat dann mehrmals zornig bei der Arena angerufen, aber nichts erreicht, worauf sie mir verbot, dort nochmal hinzugehen, was ich aber ignoriert habe; schließlich ging ich ja nicht hin, weil's die Arena war, sondern weil ich die Bands sehen wollte. (Die Argumentation des Veranstalters war, daß es meine freie Entscheidung gewesen ist, früher zu gehen und daß es mein Problem ist, wenn ich den Zug erwischen muß; außerdem sagte mir der Veranstalter, daß er nicht davon ausgeht, daß viele Leute von diesem Problem betroffen sind, da seiner Ansicht nach kaum Leute vom Land zu den Konzerten kommen und die Wenigen vom Land mit ihrem Auto kommen. [Ich hatte damals wie auch heute wieder nur ein Fahrrad.]
Als Begründung für den verspäteten Beginn (besonders, wenn nur lokale Bands spielen), wurde bei den Konzerten oft angegeben, daß man noch auf einen Musiker wartet, der leider Überstunden machen muß.
Naja, und jetzt ein bißchen von der anderen Seite her...
Als Akteur von DRAHDIWABERL und als Special Guest bei verschiedenen Bands habe ich festgestellt, daß häufig die Veranstalter wollen, daß mit dem Beginn noch gewartet wird. Einerseits natürlich, wenn noch zuwenig Gäste da sind (da sich die Gäste schon daran gewöhnt haben, daß nie pünktlich begonnen wird, kommen sie oft später), andererseits aber auch, wenn der Saal schon voll ist, denn da geht es um die Gastro - nach dem Konzert gehen fast alle Gäste sehr schnell, und da macht der Wirt (der oft Locationbesitzer und Veranstalter in einem ist, auch bei größeren Locations) kein Geschäft mehr. (Daher wird, wenn in kleinen Clubs nur eine Band spielt, oft vorgeschrieben, daß sie bei einem 2,5-Stunden-Programm eine Pause von 45 - 60 Minuten machen muß.)
Dann gibt's natürlich auch noch die schon beschriebenen technischen Probleme, die zu Verzögerungen führen (siehe auch meine Beiträge in "Change Over - wie am besten" und in "Live Pannen").
Einige Musiker jener Bands, die ich in den 80ern gesehen habe, habe ich mittlerweile kennengelernt. Die sagten mir zum Teil, daß sie tatsächlich oft justament am Tag ihres Auftrittes Überstunden machen mußten, welche der Chef (dem nicht recht war, daß sie privat noch in einer Band spielen) plötzlich angeordnet hat und daher die Konzerte verspätet beginnen mußten, weil der Sänger/Gitarrist/Schlagzeuger noch in der Bude war.
Und beim ersten Auftritt meines Bandprojektes war der Grund für den erheblichen Auftrittsbeginn spektakulär. Das schreibe ich jetzt aber nicht, weil das ein bißchen lange ist, das kommt in ein späteres Posting. (Wer's früher wissen will - ich habe es vor etlichen Monaten im Usenet gepostet, weiß allerdings auswendig nicht, unter welchem Betreff.)
Gerhard