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ich bin sehr stark von Brecht und sachlicher Lyrik geprägt, finde die aber halt auch sehr ansprechend und kann die Kühle und Ratio, mit dem sie oft verbunden wird, nicht so recht nachvollziehen. Neben vielem anderen wahrscheinlich auch Geschmacksache …
Wahrscheinlich reifte Brechts Kunstbegriff gerade in der harten Realität verschiedenen Diktaturen (Hitler-Deutschland, McCarthy-Ära, DDR,)!
Wir leben heute wohl noch von der eingebildeten Realität unbegrenzter Meinungsfreiheit und stellen die Lust des Schwärmens gern über die Last des Denkens. Dabei hatte ich während der Corona Zeit oft zwiespältigen Erinnerungen an die DDR.
Ist nicht überall wieder einmal von einer neuen Epoche die Rede? Was spricht heute gegen eine Drei Groschen Oper?
Du hast die Diskussion jetzt soweit geöffnet und die Textinterpretation soweit ausgeweitet, dass nur noch Inhaltsleere rauskommen wird. Der Ritter wurde von Brecht erschlagen.
Der Text spielt nicht im Mittelalter, aber wir leben noch im Mittelalter. Manchmal hilft Wiederholung.
Na ja - speziell Brecht wollte gar nicht, dass der Zuschauer eingesogen wird und mitgerissen wird im Strudel der Emotionen, er wollte nicht, dass sich der Zuschauer identifiziert - er wollte, dass der Zuschauer um die "Illusion Theater" weiß und hat ihn bewußt in die Rolle eines Betrachters gesetzt. Die Mittel seiner Lyrik sind dazu passend.
Da geht es schon um ein ganz anderes Ziel von Lyrik, Theater und Kunst - die geradezu im Gegensatz steht zu dem klassischen Theater - nicht aber beispielsweise zum Theater der Griechen, bei denen das Publikum auch Betrachter war: Betrachter des Wirkens der Götter, denen die Menschen ausgeliefert waren, ohne es zu wissen - dies Betrachten sollte dem Zuschauer vorführen, welche Illusionen er sich über seine angeblich freien Bewegungen macht.
Dies allerdings ist das Bild, das ich mir gemacht habe, ohne intimer Kenner von Theater und Kunst zu sein - vor allem in der Schule jedoch haben wir uns stark mit dem Kunstbegriff von Brecht (Verfremdung, Lehrstücke etc.) auseinandergesetzt.
Ich will auch gar nicht darauf hinaus, dass der eine Kunstbegriff Recht hat und der andere nicht. In gewisser Weise halte ich beide auch für zeitgemäß - sozusagen als Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen und so ähnlich, wie es in der Musik zeitgleich klassische Musik und Jazz und Blues und Pop und Reggae und Punk etc. gibt.
Ich fürchte allerdings, dass ich jene, die es gewohnt sind und erwarten, dass menschliche Gefühle durch Bilder der Welt oder der Natur ausgedrückt werden, eher nicht bediene: gerade das fand ich persönlich immer sehr äußerlich: Wenn ein Mensch weint, weint er, weil er traurig ist und das kann man zeigen oder beschreiben oder sonstwas - aber dafür muss es nicht vom Himmel regnen, muss keine Erde nass werden, muss keine Blume weinen oder sich Wolken öffnen. Um es mal drastisch auszudrücken: ein solches Vorgehen nimmt die Natur selbst nicht ernst, sondern macht sie ungefragt zu einem dienenden Anzeiger menschlicher Gefühle. Und wozu? Bloß weil jemand nicht schreiben mag: Heiner weinte bitterlich?
Allerdings liebe ich auch Märchen und Träume und weiß um ihre Macht. Und da geschieht genau dies: Bilder drücken Gefühle aus, Dinge werden lebendig, Ratio und Naturgesetze werden außer Kraft gesetzt und es wimmelt von Wunderlichem, Zauberhaften und Übermächtigem.
Was ich aus diesen meinen Widersprüchlichkeiten mache?
Schreiben so gut es geht, versuchen mir selbst begreiflich zu machen, was ich da schrieb und was aus mir floß, so gut ich kann und mit anderen darüber in Austausch zu treten in diesem Forum.
Du hast die Diskussion jetzt soweit geöffnet und die Textinterpretation soweit ausgeweitet, dass nur noch Inhaltsleere rauskommen wird. Der Ritter wurde von Brecht erschlagen.
Der Text spielt nicht im Mittelalter, aber wir leben noch im Mittelalter. Manchmal hilft Wiederholung.
Diese ganzen Debatten über das Schreiben haben natürlich einen Bezug zum vorliegenden songtext, gehen aber weit darüber hinaus. Der Ritter ist so gerüstet wie der Inhalt des Textes - selbst vor dem Brecht in mir.
Dass wir mitten in der Moderne oder deren Post-Post-Postgesellschaft in barbarischen Zeiten leben - da gebe ich Dir unumwunden recht. Die Barbarei dem Mittelalter zuzuschreiben - dagegen würde ich mich verwahren. Die Barbarei der heutigen Zeit wird verdrängt, bis es nicht mehr geht und dann sollen die Menschenrechte und ein internationaler Gerichtshof für Ordnung sorgen, ohne dass sie mit den Mitteln dafür ausgestattet werden. Auch nicht besser als die Inszenierung der Kreuzzüge für das angebliche Heil Gottes.
Aber auch das führt natürlich universumsweit über den Text hinaus und dient weder seinem Verständnis noch soll es das. @Poppotov schieb´s einfach auf meine zeitweilig unbändige Lust, über´s Schreiben nicht zu schweigen, sondern zu reden. Was auch immer dabei herauskommen mag. Und: eher fürchte ich den tatsächlich wohl extrem unwahrscheinlichen Zustand, dass mein Text dereinst in einem Schulbuch landet mit der Aufforderung an die Schüler*innen, sie mögen den Text interpretieren und sich ausmalen, was wohl Brecht dazu sagen würde ...
versuchen mir selbst begreiflich zu machen, was ich da schrieb und was aus mir floß, so gut ich kann und mit anderen darüber in Austausch zu treten in diesem Forum.
Ich fürchte allerdings, dass ich jene, die es gewohnt sind und erwarten, dass menschliche Gefühle durch Bilder der Welt oder der Natur ausgedrückt werden, eher nicht bediene: gerade das fand ich persönlich immer sehr äußerlich: Wenn ein Mensch weint, weint er, weil er traurig ist und das kann man zeigen oder beschreiben oder sonstwas - aber dafür muss es nicht vom Himmel regnen, muss keine Erde nass werden, muss keine Blume weinen oder sich Wolken öffnen.
Ich weiß nicht, wie viele Menschen Freude am weißen Clown haben Und wie viele am Harlekin. Etwas Belächelndes sollte jeder Text haben. Ob nun zärtlich, wehmütig oder überheblich ist gar nicht so wichtig. Hauptsache man merkt wenigstens indirekt menschliches Interesse für Menschen. Und darüber schreibst du hier und auch sonst nicht gerade selten! Also, wie gesagt
@x-Riff, die Rolle des Rezipienten ist ganz schön trickreich, nicht wahr? Allerdings steht mir in diesem Zusammenhang keine andere zur Verfügung. Deine erwähnte Vorliebe für sachliche Lyrik erklärt mir den Stil deines Gedichts. Aber mit den beiden ersten Zeilen legst du wahrhaftig eine Spur in lyrische Gefilde, was durch die Erwähnung von Walter von der Vogelweide und Shakespeare zusätzlich unterstützt wird. Vielleicht läuft es auf ein Zwei-Seelen-wohnen-ach-in-meiner-Brust hinaus. Man kann ja auch verschiedene Stile ausprobieren, mal gucken welcher zu der Aussage, um die es einem geht, gut passt oder welcher Stil gut zu einem selbst passt. Das ist in der Musik ja nicht anders. Das ist für mich Teil von Kunst, dieses Suchen nach Wegen, Denken und Fühlen auszudrücken. Damit erreicht man niemals alle gleichermaßen. Es ist eben Kommunikation, mit all seinen Möglichkeiten und Problemen. Ich wünsche dir sehr, dass du für deine Gedanken und Gefühle eine Ausdrucksform findest, die dich zufriedenstellt und die von den Rezipienten geschätzt wird. Dieser Austausch hier ist ein interessanter Weg dorthin.
LG Tygge
Damit holst Du mich ab ...
Wäre ja schon zufrieden, wenn es nur zwei wären ...
Na - ich habe durchaus songtexte, wo es vor Bildern und lyrischem Überschwang nur so wimmelt - das sind aber vorwiegend Liebeslieder und allzuviele habe ich davon auch nicht ... ist kein großer Garten von mir, in dem solche Blumen blühen ...
Das ist auch sicher wahr. Und ich denke auch, dass Denken, Schreiben und Fühlen sich immer weiter entwickeln - da ist man nie am Ende mit - das will ich jedenfalls schwerstens hoffen.
Sorry, wenn ich noch einhake. Anfangs ging es um einen unreifen Text. Die Verbesserung hat wenig gebracht. Dein dritter Anlauf brachte ein lyrisches Ergebnis. Weil du Butter zu den Fischen getan hast.
Dann ging es kurz um die Textinterpretation dieser dritten Fassung. Da gab es absurde Aussagen im Forum, "Text sei im Mittelalter angesiedelt.
Dann habt ihr die Textinterpretation abgebrochen, besser gesagt, ignoriert. Das war ein Akt der Selbstzensur durch Überfrachtung mit Nebenaspekten. Nicht so viel über die eigene Lyrik reden.
Aber, nochmal zurück zum Ritter: wenn jemand Sternchen sehen will, soll er sich mit dem Hammer vor den Kopf schlagen! Ich will die in Texten nicht sehen und die Halbanalphabeten lernen so weder lesen noch rechnen und schon gar nicht werden sie dem Knecht Matti gedanklich folgen wollen. Meine Überfrachtung.
Vielleicht läuft es auf ein Zwei-Seelen-wohnen-ach-in-meiner-Brust hinaus. Man kann ja auch verschiedene Stile ausprobieren, mal gucken welcher zu der Aussage, um die es einem geht, gut passt oder welcher Stil gut zu einem selbst passt.
Ja, vor allem, wenn man hinreichend viele Vorstellungen davon hat, wieviele Stilelemente einem eigentlich seit Jahrhunderten für dieses Spiel zur Verfügung stehen..,
Das ist für mich Teil von Kunst, dieses Suchen nach Wegen, Denken und Fühlen auszudrücken. Damit erreicht man niemals alle gleichermaßen. Es ist eben Kommunikation, mit all seinen Möglichkeiten und Problemen.
Wenn ich da mal einhake:
Ich sehe das durchaus so, dass die letzte Fassung vom Text im Mittelalter angesiedelt ist.
Meine Begründung ist, dass seitdem Rüstungen im Kriegsgeschehen keine Rolle mehr spielen. Nach den Rüstungen kamen Schusswaffen, gegen die es keine Körperschilde gab. Dann kamen Haubitzen, Granaten, Raketen, gegen die nur Bunker halfen oder am ehesten noch gepanzerte Fahrzeuge, sprich Panzer. War aber nichts, was man sich als Person umhängen konnte. Dann kam Giftgas auf und es gab als Schutz Gasmasken. Ein moderner Text über zeitgemäße Waffen würde vermutlich Drohnen, KI, bots, ferngelenkte Waffensysteme sowie Pandemien, ein Text über zukünftige Kriegsführung zusätzlich Kriegsroboter thematisieren.
Rüstungen, wie sie in dem Text der letzten Version vorkommen, kamen zuletzt im Mittelalter vor (jedenfalls bis zur Erfindung bzw. der weiten Verbreitung von Schusswaffen). Das ist für mich eine ähnliche Verortung wie wenn ich in einem Text statt eines Liebesbriefes eine Liebes-email oder SMS verwende - damit ist der Text bzw. das Geschehen im Text zeitlich verortet.
Danke @Jongleur für deine Rückmeldung. Ich freue mich sehr, dass meine Gedanken für dich von Bedeutung sind. Damit hatte ich nicht gerechnet, habe heute morgen auch lange überlegt, bis ich zur Tastatur gegriffen habe. Die Befürchtung, sich zu blamieren, begleitet einen ja doch. Aber Kommunikation und die Wirkung von Sprache und Bildern hat mich schon immer fasziniert und beschäftigt. Ich werde wohl in dieser Rubrik „Eigene Texte, Lyrics“ zukünftig häufiger lesen. Bisher war mir dieser Teil des MB nie aufgefallen. Was so zwei Zeilen eines Gedichts und der Zufall so alles bewirken
LG Tygge
Ein Exkurs über die Entwicklung der Waffentechnologie zur Textinterpretation einer Ritter-Parabel? Dein Ernst, x-Riff?
Näher am Text zu arbeiten wäre vielleicht doch sinnvoll?!
Ich, als Leser des inzwischen halb vergessenen Textes, habe nun den Eindruck, dass es im Text nicht um ein "Lyrisches Ich" geht, sondern um ein "Lyrisches Huhn". Es trägt den im Mittelalter typischen Hühnerhelm mit extrem stark eingeschränkter Sicht! Das heruntergelassene Visier wirkte hinderlich bei der Nahrungssuche, schützte aber vor den zahlreichen Hühnerdieben, die im Mittelalter üblich waren.
Viel Spaß noch an alle!
@A-Ri schreibt einen Text. Und hat dabei Bilder im Kopf. Das ist menschlich !
@W-to hat abweichende Bilder zu diesem Text. Das ist menschlich.
@W-to erwartet, dass @A-Ri den eigenen Text bearbeitet, bis @W-tos Bilder ihn prägen. Das ist menschlich.
@W-to verlangt nun 50% der Tantiemen Das ist mehr menschlich als recht.
@A-Ri lehnt dieses Angebot freundlich dankend ab, Arbeitet weiter am Text. Das ist sein Recht.
@W-to verspottet und beleidigt @A-Ri. Das ist Musikgeschäft.
Spannender Thread.
Die dritte Version finde ich deutlich am stärksten.
Wenn die Rüstung nun der Anzug ist, der den Träger in die Reihen den Anzugträger einreiht und ihn deshalb dort davor schützt, dass ihn andere Anzugträger angreifen, dann ist das nicht mehr Mittelalter, sonder top-aktuell. So kann dann auch dieser eine daran zweifeln, dass das, was er da tut, richtig ist. Ein anderer Krieg, aber die Interpretation in diese Richtung fällt mir leicht!