Die Restaurierung eines wirtschaftlichen Totalschadens (2-chöriges Meinl&Herold)

Hallo Musikerclaus. Seitdem das Thema Stimmen aufgekommen war, waren da bis zu meiner Ansage schon 1 - 2 Tage vergangen und außer Dir gibt es auch noch andere, die fleißig mitlesen. Aber gut, wenn man noch nicht den ganzen Tag beschäftigt ist, fehlt einem schon mal das Zeitgefühl.

Grüße

Ippenstein
 
Mal zwischendurch ein Danke an all die Mahner und Ermutiger! Irgendwo dazwischen wird wohl die Wahrheit liegen.
Ich werds mit jedenfalls gut überlegen mit dem Stimmen; vielleicht hoffe ich ja immer noch, es ist zumindest einfacher als das Spielen ;)

Ich denke, die folgende "Abschreckungsanleitung" zu Stimmen ist hier auch hinreichend bekannt?
http://www.akkordeon-service-hoffmann.de/information/faq019-kannichme.html

@Verena:
Was macht eigentlich dein wirtschaftlicher Totalschaden?
 
Hallo, da bin ich wieder!

musste die letzten Tage immer lange Arbeiten, da ist die Restaurierung kurzfristig zum Erliegen gekommen...
Habe Mitte letzer Woche das alte Student IV bekommen, die Stimmplatten klingen auf jeden Fall schöner als die aus dem Meinl&Herold, sind aber in ähnlich grauseligem(sprich angerostetem) Zustand. Von der Breite her täten sie auf die Stimmstöcke des Meinl&Herold passen, nur in der Höhe sind sie ca. 2-3mm zu lang, macht das wohl was? Muss aber nochmal genau messen, war so zwischen Tür und Angel...

Wollte morgen mal Aceton(Kriegt man das eigentlich im Baumarkt?) und Vileda-Fensterleder (Danke, Maxito, sehr sinnvoller Hinweis im Bezug auf die Wirtschaftlichkeit!) besorgen, die Klappen neu bestücken und die Stimmplatten raushebeln und "baden". Um den Rost von den Zungen zu entfernen, empfehlt ihr da auch das feine Schleifpapier? Oder gibts noch schonendere Methoden? Oder gleich wegschmeißen?

So, muss weiterarbeiten...

LG,

Verena
 
Ich denke, die folgende "Abschreckungsanleitung" zu Stimmen ist hier auch hinreichend bekannt?
http://www.akkordeon-service-hoffmann.de/information/faq019-kannichme.html

Klar ist das bekannt, das ist ein ganz hervorragender Fachmann, und das was er schreibt, stimmt hundertprozentig.

Gruß Claus

---------- Post hinzugefügt um 16:46:49 ---------- Letzter Beitrag war um 16:37:28 ----------

Habe Mitte letzer Woche das alte Student IV bekommen, die Stimmplatten klingen auf jeden Fall schöner als die aus dem Meinl&Herold, sind aber in ähnlich grauseligem(sprich angerostetem) Zustand. Von der Breite her täten sie auf die Stimmstöcke des Meinl&Herold passen, nur in der Höhe sind sie ca. 2-3mm zu lang, macht das wohl was? Muss aber nochmal genau messen, war so zwischen Tür und Angel...

Wollte morgen mal Aceton(Kriegt man das eigentlich im Baumarkt?) und Vileda-Fensterleder (Danke, Maxito, sehr sinnvoller Hinweis im Bezug auf die Wirtschaftlichkeit!) besorgen, die Klappen neu bestücken und die Stimmplatten raushebeln und "baden". Um den Rost von den Zungen zu entfernen, empfehlt ihr da auch das feine Schleifpapier? Oder gibts noch schonendere Methoden? Oder gleich wegschmeißen?

Hallo Verena,

Das mit dem Schleifpapier ist ja ganz nett, aber es geht halt nur außen; im Kanal drinnen musst Du ja auch entrosten und da hilft Schleifpapier nichts. Bei den breiteren Kanälen kann man einen Glaspinsel nehmen; wenn's zu schmal wird, hilft ein winziger Schraubendreher, mit dem man den Rost wegschabt.

Das mit der Höhendifferenz von 2..3 mm kann schon kritisch werden; vor allem, wenn es so ist, dass die Stimmzunge an der Kanzellenwand streift, da musst Du noch ein bisschen messen....

Gruß Claus
 
Hallo Claus und alle miteinander,

heute wurde weitergebastelt und eingekauft, es geht in Minischritten voran. Das Verkleben der Zelluloidhaut mit dem Gehäuse hält ganz schön auf - immer für 24h in Schraubzwingen einspannen-da lässt sich am betreffenden Teil nicht mehr viel anderes machen.:(
Aber ich habe heute das Filz unter der Diskanttastatur herausgerupft und dessen Reste und den Klebstoff mit Schleifpapier entfernt (zum Glück lässt sich die Tastatur komplett vom Rest der Diskantseite lösen, so komme ich unter die Tasten ohne die Diskantachse zu ziehen-YES!) und schonmal das schöne dicke Filz zugeschnitten, was dort bald, nach allen groben Arbeiten, seinen Platz findet.:)

Außerdem habe ich Metallpolitur, ganz feines Metallschleifvlies und gaaanz weiches Autoleder gekauft(also das was vorher auf den Klappen war, war auch nicht weicher). Nur Aceton für die Stimmplatten hab ich schon wieder nicht bekommen.:mad: Eine kurze Szenenbeschreibung:
Eine riesige Filiale einer deutschlandweit vertretenen Baumarktkette.

Ich: Haben Sie Aceton?
Verkäufer: Aceton? Was ist das?
Ich: Ein Lösungsmittel?!?
Verkäufer: Dann stehts bei Lösungsmittel in der Lackabteilung.
Ich: Nein, da hab ich schon geguckt.
Verkäufer: Dann haben wir keins.

Ach nee, grad noch nicht wissen was es ist und dann schon sicher sein das mans nicht führt-Arrgh!...
Ich fahr morgen mal zum nächsten Baumarkt...

Mittlerweile hat die erste Bassklappe ihren Belag bekommen- erst ne Lage Filz und darauf das Leder, sieht erstmal spitze aus und fühlt sich auch so an. Gleich gehts weiter mit dem Rest.

Leider hat eine genaue Inspektion der Hohnerstimmplatten ergeben, dass diese sogar noch schlimmer angerostet sind als die vom Meinl&Herold, vielleicht ist die Höhendifferenz eh wurscht...

Das mit der Höhendifferenz von 2..3 mm kann schon kritisch werden; vor allem, wenn es so ist, dass die Stimmzunge an der Kanzellenwand streift, da musst Du noch ein bisschen messen....

Also, versteht ich dich richtig, Claus, dass solange die Stimmzunge NICHT an der Kanzellenwand schleift(das hab ich mir schon denken können, das es in dem Fall nicht funktioniert) eine etwas höhere Stimmplatte keinen Unterschied macht?

Und zur Entrostung:
Das mit dem Schleifpapier ist ja ganz nett, aber es geht halt nur außen; im Kanal drinnen musst Du ja auch entrosten und da hilft Schleifpapier nichts. Bei den breiteren Kanälen kann man einen Glaspinsel nehmen; wenn's zu schmal wird, hilft ein winziger Schraubendreher, mit dem man den Rost wegschabt.

Du kannst Gedanken lesen-ich hab mich nämlich schon gefragt, wie ich den innenliegenden Rost entferne. Für Außen versuch ich es jetzt mal ganz vorsichtig mit dem Schleifvlies, Innen kommt dann sobald ich die Stimmplatten vom Stimmstock runter hab... Sollte ich sie eigentlich erst im Aceton baden und danach den Rost entfernen oder umgekehrt? Oder ist das egal?

Kann man die Stimmzunge eigentlich später noch gescheit stimmen, wenn quasi Material durch rostwegschleifen weggenommen wurde? Ab wieviel Rost ist das alles Unsinn?

Fragen über Fragen...

Euch noch einen schönen Abend,

Verena
 
Also, versteht ich dich richtig, Claus, dass solange die Stimmzunge NICHT an der Kanzellenwand schleift(das hab ich mir schon denken können, das es in dem Fall nicht funktioniert) eine etwas höhere Stimmplatte keinen Unterschied macht?

Kann man die Stimmzunge eigentlich später noch gescheit stimmen, wenn quasi Material durch rostwegschleifen weggenommen wurde? Ab wieviel Rost ist das alles Unsinn?

Hallo Verena,

das mit den Stimmplatten ist halt so: Es sollte von der Stimmstock-Oberkante bis zur Stimmplatte noch ein Abstand von min. 2mm vorhanden sein, damit man noch ein bisschen Wachs dranmachen kann. Außerdem braucht man in der Kanzelle noch ein wenig Abstand von der Stimmzungen-Oberkante zur Wand, weil das Ventil ja den Kanal überlappen soll und auch nicht streifen darf. Aber wenn die Hohner-Zungen eh nicht besser sind, würde ich damit gar nicht rummachen.

Die Fahrt zum nächsten Baumarkt kannst Du Dir wahrscheinlich sparen; bei uns gibt es Aceton in der Apotheke, und das nicht mal teuer. Da kannst Du Dir auch gleich ein Fläschchen Isopropanol (2-Propanol) mitnehmen, ein sehr gutes Reinigungsmittel und auch sehr billig, stinkt auch nicht so arg wie Aceton. Da kostet das Fläschchen beim ersten Mal fast mehr als der Inhalt (kann man immer wieder auffüllen lassen). Aceton ist allerdings wirksamer.

Erst mal Rost weg und dann baden!

Das mit dem Stimmen ist bei Deinem Instrument (mit Verlaub) wohl nicht so kritisch. So angefressen können die Zungen eigentlich nicht sein. Es ist ja nunmal keine Solisten-Konzertkiste.

Gruß Claus
 
Hallihallo,

Aceton gibt es im Sonderpreis-Baumarkt, im Hornbach und im Obi sollte es das auch geben.

Viele Grüße

Ippenstein
 
Hallo zusammen,
ich habe Aceton im örtichen Baumarkt (nicht Obi , Hornbach oder max Bahr) in der Farben-Abteilung gefunden - 1 Liter ca. unter 5,- Euro.
Wird man aber auch in jedem einigemaßen gut sortierten Farbenhandel finden - ev. gehen auch andere Lösungsmittel z.B. Nitroverdünnung, Kunstharz verdünnung oder Pinselreiniger.
Im Notfall auch über Ebay, da kommt natürlich noch das Porto drauf.
Der Kauf in einer Apotheke kommt für mich nicht in Frage wegen der bekannten "Apothekerpreise".

freundlichen Grüsse
Heinz1975
 
Der Kauf in einer Apotheke kommt für mich nicht in Frage wegen der bekannten "Apothekerpreise".

Hast Du das jemals echt verglichen? Ich meine, dass das mit den "Apothekerpreisen" ein weit verbreitetes Vorurteil ist, zumindest was Chemikalien anbetrifft. Unser Apotheker ist bei Aceton und Isopropanol keinen Cent teurer als der Farbenhändler.

Gruß Claus
 
Das mit dem Stimmen ist bei Deinem Instrument (mit Verlaub) wohl nicht so kritisch. So angefressen können die Zungen eigentlich nicht sein. Es ist ja nunmal keine Solisten-Konzertkiste.

:great: Cool-das macht Mut weiterzumachen!


Also was das Aceton betrifft - Apotheken sind, zumindest bei mir ums Eck- teurer und haben maximal 200ml auf Lager, ich denke da eher an 500ml-1l,(ich hab die Hohnerplatten noch nicht aufgegeben! - die sollen mitschwimmen). Also doch nochmal zum Baumarkt.

Was mich wirklich gefreut hat, war der erste Test des Schmirgelvlieses auf einer Stimmzunge-der Rost löst sich auf sehr schonende Weise. Wenn man dieses nun um ein dünnes Stäbchen packt, könnte man unter Umständen (zumindest bei den großen Stimmplatten) auch die Zunge "von hinten" erreichen...

Bevor ich jedoch alle Stimmplatten raushole, brauche ich erst mal ein Lagersystem, bevor sie alle durcheinanderfliegen(sind leider z.T. gleich groß).
Das Akkordeon hat ja eine Tremolostimmung, ist es da eigentlich egal, welche Stimmplatte vorne und welche hinten auf dem Stimmstock saß? Soweit ich weiß, sind die beiden ja ein paar Cents unterschiedlich gestimmt, um die den schwebenden Ton zu erzeugen(Hab ich das richtig verstanden?) :gruebel:

So zum Abschluss noch ein paar Bilder und ein Geheimtipp für alle LowBudget-Restaurierer(für den Rest zumindest hoffentlich was zum Schmunzeln):

Wenn ehemals weiße Bassknöpfe nicht mehr zu Reinigen sind(und es wie in meinem Fall die Größe nicht nachzubestellen gibt) lassen sich diese wunderbar mit hellem Nagellack anpinseln(gibt auch eine schöne Perlmuttoptik) - und wenn's nicht hält kann man ja immer wieder mit den Farben der Saison überpinseln...;)


Bassknöpfe vorher-nachher.jpg

Bassmechanik vorher-nachher.jpg

Die Bassmechanik sieht doch gar nicht so schlecht aus, oder?

IMG_1244.JPG

Meine neu befilzten Klappen


Grüße,

Verena
 
Sehr schön, mach so weiter!

Kommt da eine dünne Lage Leder noch auf den Filz?

Ich würde mir die Stimmplatten von der einen Seite mit einer Ahle oder so, ganz leicht übereck markieren, (nicht da wo das Ventil hinkommt) damit ich dieselben wieder an dieselbe Seite kriege, denn beim Stimmen wäre es schön zu wissen welche Reihe die höhere ist.
Und wo Rost wegkommt, wird bestimmt gestimmt werden müssen, nicht?

Es sollen die GlasfaserRadierstifte gut sein den Rost drinnen an den Stimmzungen zu reinigen. Dagegen könnte das Schmirgelpapier vielleicht auch an der Platte mitschmirgeln?

Gruss, Stefan
 
Danke Stefan!

Auf der ganz linken Klappe ist schon dünnes Fensterleder auf dem Filz, sieht man nur nicht so gut, weils gelb ist.

Gestimmt werden muss es auf jeden Fall, also werd ih schön aufpassen, dass ich die Platten reihenweise lagere.

Ich hab zwar so ein Schmiergelvlies, kein Papier(sieht aus wie so ein kleiner Ballen Wolle), den man ganz hervorragend biegen, abschneiden und um Stäbchen drumtüddeln kann, ich nehm nach mehrfachen Hinweisen jetzt aber den Radierer.

Grüße nach Kanada,

Verena
 
Noch eine Info zur Essigessenz (Vernichtung von Schimmel): Die Essigessenz darf die Stimmplatten und Zungen nicht berühren. Die Säure läßt das oxidieren und rosten. :(

Viele Grüße

Ippenstein
 

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