Auch wenn ich spießig rüberkomme, ich bin halt realistisch denkend veranlagt. Daher würde ich niemals jemanden sagen: "Geh los, mach Dein Ding, Du wirst es schon schaffen, wenn Du nur willst!" Das Musikbusiness ist nicht mehr das, was es mal war. Ich hab die guten Zeiten noch erlebt, wo jedes Konzert noch gut besucht war, wo man als Musiker noch was Besonderes war, und jeder einen auch wertschätzend behandelt hat. Heute will jeder was vom immer kleiner werdenden Kuchen was abhaben, und am Ende bleibt kaum noch was für die Band. Und wenn man auch Idealist ist, zufrieden, wenn man ein Publikum erreicht und glücklich gemacht hat, muss man am Ende doch von irgendetwas leben. Selbst wenn es von der Hand in den Mund reicht, was ist mit unvorhergesehenen Dingen? Längerer Ausfall, weil man sich verletzt? Totalschaden Deines Amps oder Diebstahl Deines Equipments? Hast Du Rücklagen, um mal eben ein paar hunderter locker zu machen, um wenigstens weiter machen zu können? Von Altersvorsorge mal ganz abgesehen. Ich kenne einige, die ganz gut über die Runden kommen, teilweise mit Gigs, mit Recording-Jobs, den Rest mit Unterricht. Wie lange macht man das? Wovon lebst Du, wenn Du zu alt dafür bist? In den 60ern hieß es noch "Hope I die before I get old", wobei die von ihren Tantiemen noch in jedem Luxus bis an ihr Lebensende klarkommen, selbst wenn sie 100 werden sollten.
Wenn Du jung bist, motiviert, zielorientiert, unabhängig, talentiert - nimm Dir eine Auszeit, probier Deinen Weg zu gehen, setz Dir aber eine Zeit und ein Ziel, wann und wenn Du die Reißleine ziehst.
Die größte Gefahr ist, wenn man sich hierfür verschuldet, sich zu sehr in Abhängigkeiten begibt, aus denen man möglicherweise nur schwer wieder herauskommt.
Und ja, es schadet nicht, wenn man sich auch einmal mit dem Business und allem, was dazugehört, auseinandersetzt, wenn man weiß, wie das mit der GEMA läuft, was da für einen drin ist, was man beachten sollte, wie das mit dem Fianzamt läuft, wenn man denn mal anfängt die ersten Gagen zu kassieren usw.