Die Erde stirbt

  • Ersteller Izelion
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Hier mal meine überarbeitete Version.
Metrik, Länge und eine irgendwie persönliche Perspektive waren am meisten in meinem Fokus...

Finde ich insofern gut gelungen, dass du dich stark am Original orientiert hast, aber der Text nun einen guten Flow hat und die sterbende Erde nicht mehr im Fokus steht. Auch gelungen finde ich das sich wiederholende Element "Ja, Umkehr fällt uns schwer".

Demgegenüber stößt mir die letzte Strophe als "Lösung" natürlich etwas auf. Denn das ist keine Umkehr, kein Verzicht, sondern der Alibi-Akt der besserverdienenden Mittelständler. Der SUV steht trotzdem vor der Tür, um die Kinder sicher zur Schule zu bringen. Und das neueste IPhone ist ebenfalls unerlässlich, schließlich sollen die Kinder nicht gemobbt werden.Und wer schwer arbeitet, braucht auch zwei Fernurlaube im Jahr.

Natürlich bringe ich jetzt ungerechterweise Klischees ins Spiel. Aber die Wende am Schluss verleitet durchaus dazu. Ein besseres Gewissen erreicht man nicht durch kaufen, sondern durch nicht kaufen.
 
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Ein besseres Gewissen erreicht man nicht durch kaufen, sondern durch nicht kaufen

Also die Kritik kann ich an dieser Stelle nicht nachvollziehen. Im allgemeinen hast Du natürlich völlig recht, dass auch ein Konsumverzicht zur Verbesserung der Resourcenschonung unseres Planeten beiträgt. Aber wir leben ja nicht mehr nur als Jäger oder Bauern. Und essen müssen wir wenn wir überleben wollen. Also finde ich die Zeile mit dem Kaufen von Bioprodukten völlig in Ordnung.
 
Also die Kritik kann ich an dieser Stelle nicht nachvollziehen

Ist im Prinzip ganz einfach. Ich zB kann mir regelmäßig Bioprodukte schichtweg nicht leisten. Da das Prekariat wächst und die Mittelstand schrumpft, gehöre ich damit keiner Minderheit an, sondern auf längere Sicht sogar einer Mehrheit. Daher ist es ein Weg höchstens für Besserverdiende.

Zumal Bio auch nur ein lukrativer Massenmarkt ist, dessen Ziel Gewinn und Expansion ist. In meinem Kiez verdrängt denn's den Einzelhandel. Wer dort kauft, wird sogar geächtet. Ein weiteres Problem sind die Zertifikate: Es gibt viele Unternehmer, die zwar Bio anbieten, sich aber die Zertifikate nicht leisten können. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, braucht meist mehrere und die sind nicht gratis.

Zudem sind Grenzwerte und Standards nicht so hoch, wie es sich manche beim Bio-Kauf vorstellen:

https://www.welt.de/finanzen/verbra...te-Tiere-Das-Bio-Siegel-gibt-es-trotzdem.html
 
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Demgegenüber stößt mir die letzte Strophe als "Lösung" natürlich etwas auf. Denn das ist keine Umkehr, kein Verzicht, sondern der Alibi-Akt der besserverdienenden Mittelständler. Der SUV steht trotzdem vor der Tür, um die Kinder sicher zur Schule zu bringen. Und das neueste IPhone ist ebenfalls unerlässlich, schließlich sollen die Kinder nicht gemobbt werden.Und wer schwer arbeitet, braucht auch zwei Fernurlaube im Jahr.

Natürlich bringe ich jetzt ungerechterweise Klischees ins Spiel. Aber die Wende am Schluss verleitet durchaus dazu. Ein besseres Gewissen erreicht man nicht durch kaufen, sondern durch nicht kaufen.

Da stimme ich dir zu, und @n****t: Ich finde Mamas Text super, aber das mit der "Lösung" am Ende finde ich unnötig, und es klingt nach einer sehr bequemen "Abkürzung". So einfach ist es ja leider nicht. Ich würde eher mit einer Art Appell schließen. Vorher kam, dass uns die Umkehr schwerfällt, dann könnte man ja weitermachen in dem Stil, dass trotzdem jeder bei sich anfangen muss. Das Geld kann man da wegen des Reims ruhig einbauen, eventuell passt auch "zählt" an der Stelle. Den Abschlusssatz mit dem Schmetterling würde ich drinlassen, weil der ein schönes, stimmiges Bild ist.

Ach so, und @n****t: Das mit den Emotionen war vermutlich blöd ausgedrückt - die Thematik ist ja emotional, man muss die Emotion nur sprachlich geschickt einsetzen, um andere Leute auch emotional abzuholen. "Die Erde stirbt" ist nicht nur nicht stimmig, sondern es klingt (für mich) jammerig und macht mich nicht betroffen, sondern führt eher dazu, dass ich weghöre.

Das Eis der Pole geht zurückr,
und der Meeresspiegel steigt,
das Klima spielt verrückt,
Tiere sterben aus für alle Zeit,
die Erde ist unsere Pflicht
ihre Wunden zu versorgen
für die Zukunft unsrer Kinder
für eine bessre Welt von Morgen

Das gefällt mir schon viel besser - bis auf das Zeilenpaar mit "die Erde ist unsere Pflicht / ihre Wunden zu versorgen". Das ist mir sprachlich zu holprig beziehungweise passt vom Anschluss her nicht richtig. Man könnte daraus machen "Die Erde nimmt uns in die Pflicht (... ihre Wunden...)", das wäre zwar richtig, aber auch nicht besonders schön formuliert. Wenn es um den Reim geht, könnte man auch machen "viel besser für sie zu sorgen", falls das vom Metrum passt. Oder man macht "Wir wären alle in der Pflicht / besser für die Erde zu sorgen" oder so. Jetzt mal so ins Unreine gedacht...

LG

Nicole
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Zumal Bio auch nur ein lukrativer Massenmarkt ist, dessen Ziel Gewinn und Expansion ist. Ein weiteres Problem sind die Zertifikate: Es gibt viele Unternehmer, die zwar Bio anbieten, sich aber die Zertifikate nicht leisten können. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, braucht meist mehrere und die sind nicht gratis.

Das ist jetzt zwar total offtopic, aber "Bio" alleine macht den Kohl wirklich nicht fett, zumal da sehr viel geschummelt wird. Und manchmal ist es auch Blödsinn. Kein Mensch braucht "Meersalz aus biologischem Anbau", Salz ist Salz und wird aus Salinen und Salzfeldern gewonnen, da ist "Bio" nur ein Verkaufsargument und macht das Produkt teurer. "Bio" suggeriert auch vielfach, dass man einfach so weiterleben könnte wie bisher, wenn man nur tiefer in die Tasche greift, das ist genauso Augenwischerei wie die CO2-Umweltabgaben beim Fliegen. Wirklich was für die Umwelt tun, bedeutet Verzicht - auf ein eigenes Auto, auf Flugreisen, auf zu viel Fleisch, auf überflüssige Lebensmittel in Plastikverpackungen, auf ständig neue Outfits, auf Konsum generell. Es bedeutet, mit dem Gedanken im Hinterkopf einzukaufen "brauche ich das wirklich?" Kann ich das nicht auch gebraucht kaufen/tauschen/von jemandem leihen? Und so weiter, und so fort...
 
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@antipasti

Dir schmeckt exakt die Stelle nicht, die mir auch nicht gefällt. :) Hab ich rumsdiebums getextet. Was ich halt irgendwie sagen würde, das der Einzelne schon etwas tun kann. Und da ist sicher nicht kaufen besser als das kaufen im Bioladen.
Was für die allermeisten keine Möglichkeit ist....Ich tue es vor allem deshalb nicht, weil ich die Atmosphäre nicht so mag. Das hat fast was sakrales und man trifft zu viele richtig richtige Menschen.
Das ist immer etwas anstrengend und mich erinnern die Gespräche dort tatsächlich etwas an Gespräche nach der Messe vor der Kirche...;-)
Ich bin allerdings von Zeile 3 und 4 des „ Epilogs“ ziemlich angetan. Die mag ich.

@Swingaling

Bio macht den Kohl nicht fett, aber wohl ganz nett adrett.
Ja, die Zeilen 1 und 2 sind etwas käsig...:)
 
Ich bin allerdings von Zeile 3 und 4 des „ Epilogs“ ziemlich angetan. Die mag ich.

Yep, die solltest du auch drinlassen, finde ich auch. Und was das "Sakrale" angeht: Ich komme ja aus Ökohausen, meine Kinder besuchen ein Gymnasium, das direkt an das Vauban angrenzt, unseren autofreien Vorzeigestadtteil. Dort findest du viele dieser "heiligen" Ökos und Anthros. Ich will jetzt nicht noch mehr Klischees bedienen, und es ist schon wieder offtopic, aber eine Kollegin von mir ist von dort regelrecht "geflüchtet", weil sie die Scheinheiligkeit nicht mehr ausgehalten hat.

LG

Nicole
 
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Ich finde sehr gut, dass hier eine Diskussion entsteht, in der alle Aspekte auf den Tisch kommen.

Ein Text, zumal ein songtext, muß zwar auch Mut zur Lücke haben und es würde in die Irre laufen, alles anzusprechen, was des Ansprechens wert wäre - aber die Auswahl will sorgsam getroffen sein.

Ausgangspunkt ist ja hier kein Text, der eine persönliche Geschichte erzählt (zum Vergleich die von Mama muht über ein Flüchtlingsschicksal) und Bezüge zum Großen und Ganzen aufleuchten läßt. Sondern Ausgangspunkt ist ein Nachdenken über Mensch und Natur, das zunächst mal das, was uns alltäglich bekannt ist benennt. Die sorgsame Auswahl besteht hier schon darin, ob man sich auf die Entwicklungen beschränkt, bei denen die Einwirkungen des Menschen hoch ist. Sonst würde ein: "Achte darauf, was Du tust" keinen Sinn machen. Die Furcht vor einem einfallenden Kometen, was durchaus ein Ereignis sein kann, das die ganze Erde ebenfalls vernichtet, macht hier also überhaupt keinen Sinn.

Dann kann man es bei diesem reinen Nachdenken lassen - die Zuhörer ziehen selbst ihre Schlüsse (welcher Art auch immer) oder lassen es bleiben.
Oder man ruft zu etwas bestimmtem auf: Tue dies, tue das. Wirkt oft verkürzt und hat nicht selten eine kurze Halbwertszeit - kann aber zumindest auch etwas konkretes bewirken.
Oder man kombiniert das Nachdenken mit einem Weckruf, der eher in Richtung "Umkehr", "Achte darauf, was Du tust" etc. mit einer berechtigten Hoffnung verbindet, tatsächlich noch etwas zu bewirken, das zur Veränderung beiträgt.

Das sehe ich in dem Text von Mama muht mit der Umkehr, was ich gut finde, dem Bild von dem Schmetterling, aber auch mit dem Zukunftsgedanken, dem Gedanken an die eigenen Kinder und Enkel (was wiederum Emotionen weckt).

Letztlich gibt es Dinge, die grundsätzlich nicht im Lot sind und die einer grundsätzlichen Änderung bedürfen:
> der Verbrauch der natürlichen Ressourcen der Erde geht viel zu schnell und wird darüber hinaus noch von einem Bruchteil der Menschen in Anspruch genommen
> die Wirkungen des Verhaltens (Gentechnik z.B.) spielt eine viel zu kleine Rolle angesichts der möglichen Schäden (und zwar ist es auch hier nur ein Bruchteil der gesamten Menschheit, die aber die ganze Erde bedroht),
> es wird nicht nachhaltig genug gedacht, gehandelt, geplant,
> die Energie und Dynamik der Wirtschaft richtet sich nicht auf die Bedürfnisse der Menschen sondern nach Profit, die ungerechte Verteilung von Reichtum, Eigentum und Ressourcen ist Ursache und beschleunigt diese Vorgänge in ungeheurem Maße.

Ohne eine Änderung in diesen Bereichen, wie immer auch dann die konkreten Maßnahmen zu ihrer Änderung (konkrete Forderungen) sein mögen, wird nicht zu einer Umkehr führen.

Und ja: jeder einzelne kann etwas bewirken. Aber das kann nicht nur im stillen Kämmerlein beim Nachdenken über die Welt und beim Trauern über ihren Zustand geschehen.

x-Riff
 
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@alllll

So isses vielleicht schon besser?

Ich verzichte jetzt auf vieles,
zähl auf das, was wirklich zählt.
Der Flügelschlag des Schmetterlings
verändert auch die Welt.

Das mit dem zählen finde ich insofern wichtig, weil darin auch angedeutet wird, das es nicht nur um Kaufen oder nicht Kaufen, sondern auch um eine Haltung zum Leben überhaupt geht. Das immaterielle „Güter „ die höchsten Güter sind...
 
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auf ein eigenes Auto, auf Flugreisen, auf zu viel Fleisch, auf überflüssige Lebensmittel in Plastikverpackungen, auf ständig neue Outfits,

Gut zusammengefasst. Und genau das fehlt mir in Izelions Ansatz. Und warum? Veilleicht weil jeder, der sowas ausspricht, damit selbst in der Pflicht steht.

Schwierig ist so was natürlich. Solche Dinge auszusprechen, ohne dabei als mahnender Schamane und Spaßbremse rüberzukommen.

auf Konsum generell

Konsumieren müsen wir natürlich. Allerdings hat die Konsumgesellschaft so groteske Formen angenommen, dass zumindest eine Neuregulierung dringend notwendig ist.

Ich bin allerdings von Zeile 3 und 4 des „ Epilogs“ ziemlich angetan. Die mag ich.

Ich auch ;)

Ich verzichte jetzt auf vieles,
zähl auf das, was wirklich zählt.

Jou.
 
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Ich zB kann mir regelmäßig Bioprodukte schichtweg nicht leisten

Das ist ein Aspekt, den Du vorher nicht erwähnt hattest. Ich hab das mit dem Bio einkaufen auch nur als ein Beispiel verstanden, was getan werden kann von einem einzelnen Menschen, gerade auch im Hinblick auf die Zeilen danach mit den Schmetterlingen. Es heißt ja, der Einzelne kann den Lauf der Dinge nicht verändern, hatte ich ja schon oben geschrieben. Der Text von Mamabuuht weistdarauf hin, dass es doch geht. Natürlich ist es nur ein Beispiel, was vielleicht nicht so gut passt, weil solche Produkte noch teuer sind und sich das nicht jeder leisten kann. Aber der Hinweis auf die Atmosphäre in Bioläden als Grund, von dem Kauf abzusehen, lasse ich nicht gelten. Ich kaufe oft bei Netto oder andere n Discountern, und dort gibt es, ganz ohne Bioläden-Atmosphäre - immer mehr Bio- Nahrungsmittel zu kaufen. Gut, preislich ist das immer noch teurer, aber s.o., ist ja nur ein Beispiel. Man könnte die Zeile doch ersetzen mit Umstieg von Auto auf Bahn und Bus. Das Reimen überlasse ich jetzt mal Anderen.
Die neue Fassung von MachMuuht finde ich nicht gut, weil zu unbestimmt und abtörnend. Ein Verzicht ist in der Regel ja etwas was dem Einzelnen schwerfällt. Wer will das schon. Da ist das Beispiel mit Bahn und Bus statt Auto mMn doch schon besser: endlich keine Staus ( zumindest beim Bahnfahren, okay dafür gibts dort Verspätungen ), keine Promillegrenze, keine selbstverschuldeten Unfälle usw.
Ökologisch nachhaltig handeln muss jedenfalls nicht nur Verzicht sein, es kann auch ein Gewinn bedeuten.
 
Ach so, und @n****t: Das mit den Emotionen war vermutlich blöd ausgedrückt - die Thematik ist ja emotional, man muss die Emotion nur sprachlich geschickt einsetzen, um andere Leute auch emotional abzuholen. "Die Erde stirbt" ist nicht nur nicht stimmig, sondern es klingt (für mich) jammerig und macht mich nicht betroffen, sondern führt eher dazu, dass ich weghöre.
Da stimme ich Dir natürlich vollinhaltlich zu!
 

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