Die Altklarinette hat die Stimmung in Es und klingt damit einen Ganzton tiefer als das Bassetthorn. Um original für die Altklarinette geschriebene Stimmen auf dem Bassetthorn zu spielen, muss man also alles einen Ganzton tiefer lesen und greifen. Das ist zwar machbar, erfordert aber etwas Einarbeitungszeit und kann für einen Anfänger, der, wenn überhaupt, gerade mal die "Standard"-Transposition von C-Stimmen (also 1 Ganzton höher lesen und greifen) gelernt hat etwas verwirrend sein.
Von den ober gelisteten Klarinettenbauern fertigt nur M. Foag eine Es-Altklarinette in deutscher Griffweise und als Einzelanfertigung in höchster handwerklicher Präzision und Qualität hat sie nun mal ihren (gerechtfertigten) Preis.
Aber auch Bassetthörner sind üblicherweise sehr teuer. Denn es gab und gibt keine Schülermodelle von Bassetthörnern, da sie praktisch nur im Bereich des von vorwiegend professionellen Orchestern gespielten klassischen Repertoire benutzt werden. So u.a. im "Requiem" von Mozart, in seiner Oper "La Clemenza di Tito", der "Grand Partita" und einigen anderen Werken, aber auch bei Mendelssohn-Bartholdy, einigen Opern von Richard Strauss u.a.m. Das Repertoire für Bassetthorn ist recht klein und Opernhäuser halten normalerweise zwei Bassetthörner als Opern-eigene sog. Dienstinstrumente vor für den Fall, dass diese mal zum Einsatz kommen. Die Opern-Klarinettisten brauchen also keine eigenen Bassetthörner zu besitzen. Musikhochschulen haben normalerweise auch Bassetthörner im Fundus.
Deshalb sind Bassetthörner auch gebraucht nur schwer zu finden und dann oftmals noch sehr teuer, vor allem, wenn sie in einem guten, spielfähigen Zustand sind.
Bei der Es-Altklarinette verhält es sich ganz anders. Diese Instrumente werden in einigen Ländern traditionell in sog. Klarinettenchören (also reine Klarinetten-Orchester) besetzt und vor allem auch in sehr groß besetzten sinfonischen Blasorchestern. Ich rede hier von Besetzungen mit ca. 100 Mitspielern und noch größeren Besetzungen. Solche Orchester gibt es z.B. im Süden von Holland, im Raum Maastricht/Heerlen.
Solche Besetzungen haben bzw. hatten in Deutschland keine Tradition weshalb es auch hier nie einen Bedarf an Es-Altklarinetten mit deutscher Griffweise gab. Wenn unbedingt nötig, wurden im Einzelfall vielleicht doch mal Bassetthörner aufgetrieben und wie oben beschrieben transponiert. Auch wenn man alles
einen Ganzton tiefer spielt, fehlt nach unten hin kein Ton, denn die Bassetthörner gehen immer hinunter bis zum "Tief-C", wozu es die zusätzlichen Klappen am Unterstück für den rechten Daumen gibt (die deshalb oft sog. "Bassett-Klappen").
Die Es-Altklarinetten gehen aber normalerweise nur bis zum gegriffenen tiefen E, also genau so wie die normalen Klarinetten, sie sind also trotzdem sie einen Ganzton tiefer klingen als Bassetthörner deutlich kürzer.
Günstig wirst du an eine Es-Altklarinette nur heran kommen, wenn du eine mit Boehm-Griffweise kaufst, sei es neu oder gebraucht. Wegen der deutlich größeren Verbreitung dieser Instrumente kann man gelegentlich gebraucht ein Schnäppchen finden. Allerdings sollte immer ein erfahrener Experte ein altes Instrument vor dem Kauf antesten, denn viele dieser alten ´Schätzchen´ sind einfach abgespielt und klapprig und lohnen nicht mehr eine (teure) Generalüberholung.
Gruß, Jürgen